Leuchtfeuer & Leichenblässe
...irgendwo tief unter der Erde
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"... Hynanlin, Botschafter?", drang die zischelnde Stimme als wäre sie weit entfernt an sein Ohr. Hynanlin war das überhaupt sein Name? Was war die Tage geschehen? Es kam ihm wie ein Traum vor. Wie schon so oft die Tage fasste er sich an die seltsame Erhöhung in seinem Nacken, man hatte ihm zwar versichert dort sein Nichts aber gerade in solchen lichten Momenten war er sicher dort lebte etwas in seinem Nacken.
Nur mühsam konnte er sich aus diesen Gedanken losreissen und erst als er aufsah erkannte er wo er sich befand. Der große Raum rings um aus rötlich-braunem Sandstein erbaut erschien im Vertraut und doch seltsam fremd. Als ob er hier nicht am richtigen Ort sei und doch flüsterte ihm etwas zu das sein Unsinn, hier sei er genau am richtigen Ort, dem einzig richtigen Ort. Er schlug die Augen nochmals zu und dann wieder auf, er durfte die Geduld seines Meisters nicht unnötig auf die Probe stellen - also sammlete er seine Gedanken.
"Verzeiht, Meister Razzin ich habe die Tage wohl nicht geung geschlafen", er spürte förmlich wie ihn der Blick von Fer'Darun, dem Heermeister durchbohrten. Der kräftige Sammler war ausgesprochen muskolös, anders als die meisten anderen der höheren Sammler bei denen man massig eher mit fett gleichsetzten konnte, war massig bei diesem eine Bezeichnung für Muskelmasse. Mühsam zwang er sich seinen Blick von der kunstvollen Kettenrüstung, des Heermeisters abzuwenden und auf Razzin zu richten. Der massige, eher fette Körper des vierten Schülers war wie immer mit unzähligen Ketten, Anhänger und anderm Schmuck behangen und seine grünen, bösartigen und reptillienartigen Augen hatten ihn fixiert. Unmittelbar musste er Schlucken ehe er sich von seinen Gedanken losriss und weitersprach:
"Die Stadt Falkensee oder Angamonis, wird noch immer durch die Diener des dunkeln Gottes Angamon gehalten. Der Statthalter Meister Padmos sieht das aktuelle Hauptproblem der Stadt in der Versorgung der Truppen und der Bevölkerung", er machte eine Pause um die warme, schwüle Luft einzuatmen, doch selbst das Atmen fühlte sich hier auf eine seltsame Weise falsch an.
"Ich persönlich teile jedoch Zar'Reschs Ansicht, dass die Truppen der Verblendeten das größere Problem sind. Marschall Tuljow und die Ritterschaft werden diesen Zustand sicherlich nicht lange zulassen", sein Blick glitt zu Zar'Resch, welcher ihm von allen hier noch am sympatischsten war. Sofern man hier von Sympatie sprechen konnte, denn das alles fühlte sich seltsam an - war es nur ein schlechter Traum?
"Wir sollten Truppen verlegen falls ein Angriff stattfindet, damit wir die Besatzer notfalls...", sehr viel weiter sollte er nicht kommen den aggersiv zischelnd fiel im Fer'darun ins Wort.
"Die Niederlage in der Sssiedlung der Nordleute hat mich viele Resssourcen gekosstet, ich bin nicht bereit die Truppen weiter ausssszzzudünnen, nicht wenn es aussssichtlosss erssscheint."
"Fer'Darun hat recht", zischelte Razzin nach dieser Ausführung, für eine der Riesenschlangen erstaunlich ruhig wirkend dazwischen und beendete so diese umgehend.
"Wenn du Gefangene machen kannsssst Hynanlin zu akzeptablen Verlussssten, dann mach Gefangene. Ansssonsssten wenn esss zzzzuviele Feinde sind für das was dort ssstationiert issst wird die Botssschaft umgehen evakuiert", damit lies Razzin seinen massigen Körper wieder in die Kissen zurückgleiten und jedem im Raum war klar, dass damit jede Diskussion beendet war.
"Gibt es sonst noch Punkte die besprochen werden sollten?", säußelte die mit eine Robe und Kapuze verhüllte weibliche Gestalt neben Razzin. Bei ihrer Stimme lief es ihm immer kalt den Rücken hinunter, wenn er es so überlegte ihm war ihre Aufgabe hier gar nicht bewußt. Wie auch die der übrigen Schlangen ausser jenen drei die er kannte.
Er schloss die Augen und durch seinen Geist zuckten Erinnerungen als glücklichere Tage, wie er am Fluss einst gespielt hatte oder einem schönen Mädchen nachgeschmachtet hatte, deren tiefschwarze Haare sanft im Wind wehten. Doch das wurde jäh durch einen Schmerz der seinen ganzen Körper durchzuckte unterbrochen, der ihn wieder in die Wirklichkeit (oder dem Traum?) zurückriss.
"Ich habe in der Tat noch etwas, ein Anliegen einer", er blickte auf das Hadernblatt vor ihm und sein Blick suchte hastig die gewünschte Information, "eine Adepta Vaness der Akademie zur Linken sprach heute in der Botschaft vor..."
Der Rest verschwand wie im Nebel und im nächsten Augenblick trat er auf die Plattform und etwas riss und zerrte an seinem Körper, er schloss die Augen und hohlte tief Luft. Es fühlte sich an als würde sein Körper in viele Fetzen gerissen würde und dann unglaublich schnell durch das endlose Nichts gezogen. War er tot? Er öffnete die Augen und das warme Felalicht verriet ihm, dass dem nicht so war. Für einen Augenblick hatte er gehofft erwacht zu sein. Doch dann glitt sein Blick auf das einst prachtvolle Schloss zu seiner Linken das nach immer leicht schwellte und den Geruch von verbranntem Holz herran trug. Der Alptraum war noch nicht zuende und langsam zweifelte er, dass er je enden würde. Er fasste sich an den Nacken und die seltsame Erhöhung was noch immer dort...
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