Ehre der Krone, Freifrau Aurora.

Es erscheint mir schwer, Euch in der Burg zu erreichen, da man Euch zuweilen auf den Straßen Seebergs nicht anzutreffen vermag und es nebst mir auch anderen schwerzufallen scheint, in Kontakt mit Euch zu treten.
So werde ich einen Gardisten darum bitten Euch dieses Schreiben zu überreichen, sollte er Eurer einmal sichtig werden.

Wie für viele andere Handwerker wurde es zu gefährlich weiterhin in Falkensee auszuharren und nach Eurer Flucht aus der Stadt suchte man nun nach mir auf den Straßen, was mich davon abhielt, weiter den Tempel zu versorgen oder nach meinen Handwerkern zu sehen. So weile ich nun schweren Herzens ebenso in den Mauern Seebergs und habe meine Krankheit auskuriert, die mich in der Zeit der Dunkelheit erfasst hatte.

Aus diesem Grund konnte ich bisweilen kaum aktiver auf Euch zukommen.
Doch bin ich, trotz aller Ausschließung aus allen aktuellen Geschehnissen, wieder einmal der Ansprechpartner für die Bürger, die ihre Kreise auf den Straßen ziehen und jemanden suchen um Frust und verständlichen Ärger abzuladen.

Da Ihr Euch als Lehenskanzlerin vorgeschlagen habt und nur Ihr zum Kriegsrat geladen seid, fehlt mir die Einsicht in die Geschehnisse und auch die Legitimation von anderen erwünschte Beschlüsse zu fördern. Die Verantwortung sehe ich bei Euch, nun ein ersehntes Schreiben an die Flüchtlinge Falkensees zu verfassen, die sich von der eigenen Garde und dem Rat im Stich gelassen fühlen.
Und ich muss ihnen recht geben, wenn sie sich als Vergessene sehen.
Viele sind mit dem kleinsten Hab und Gut und dem Nötigsten aus der Stadt geflohen und finden in Seeberg nur gering Unterkunft und keinerlei Zeichen einer noch bestehenden Ersonter Regierung.
Und mehr denn je bin ich in diesen Tagen mehr eine von ihnen, als eine der Euren.

Wir müssen sehen, wie unsere Stadt von den Malthuster beschossen und vernichtet wird und ich fürchte das Entsetzen, wenn die Bürger erfahren, dass unter Eurem Beisitz im Kriegsrat der Entschluss öffentlich wird, dass Ihr die Regierung des Ersonter Lehens an das Malthuster Lehen und den Löwenorden abzugeben gedenkt!

Es steht außer Frage, dass das Ersonter Lehen versagt hat, was den militärischen Schutz ihrer Städte und Dörfer angeht. Doch wäre es nicht auch eine Lösung gewesen, eine Absprache mit dem Löwenorden zu suchen, damit die Malthuster erst gar keinen abscheulichen Grund finden unsere Stadt zu besetzen?
Denn es ist wohl sicher, dass sie dies nicht aus reiner Königstreue tun oder um Ersont zu helfen sich zu stabilisieren. Sie werden sich wieder in jeder einzelnen Nische festsetzen, wie eine wuchernde Seuche unter Tuljows Machtgier.

Ich wünsche dass Ihr mit mir persönlich oder schriftlich in Kontakt tretet, ansonsten fürchte ich, dass sich meine Neigung zur Niederlegung meines Amtes und die daraus womöglich resultierende Abreise zum Festland schlichtweg verstärken wird.


Gezeichnet
Awa Aldorn