Der Tag war gekommen. Fela erstrahlte hell über dem Firmament, wie ein drohendes Omen. Seit den frühen Stunden war Bewegung in der Stadt. Es hatte aufgehört zu schneien und die Legionäre waren aus ihrer Starre erwacht. Jetzt konnte man jedem von ihnen eine grimmige Entschlossenheit ansehen. Der Legionär der die Nacht am Rathaus verbracht hatte erhob sich nun ebenso langsam und begann die Riemen seiner Rüstung enger zu schnüren. Es klapperte und schepperte leise. Sein Blick fiel auf die Palisaden die vor dem Tempel aufgestellt waren. Bald würde sich alles entscheiden. Gruppen von Legionären gingen im Laufschritt an ihm vorbei während er den Sitz seiner Ausrüstung kontrollierte und sich den Schwertgurt umschnallte. Auch in ihm war eine Entschlossenheit gereift die er vorher nie für möglich gehalten hatte. Als er diese Stadt betrat, da war sie nicht viel mehr als ein wertloser Schutthaufen. Eine verlassene Erinnerung an das Versagen der galadonischen Fürstenhäuser. Doch jetzt, jetzt war diese Stadt Angamonis und die rote Legion war ihr Verteidiger. Wie oft hatten sie sich darauf vorbereitet. Auf diesen einen Tag. Vor den Toren stand das Heer der angeblichen Fürsten. In den Mauern stand das Herr des wahren und einzigen Fürsten. Langsam trat er zu der Palisade hin und legte nachdenklich eine Hand auf das Holz, dieser kleine tödliche Abstand der Sieg von Niederlage trennte. Er setzte seinen Helm auf und atmete tief durch.
„Schniefnase?“ Erklang es hinter der Palisade vorsichtig. Der Legionär blickte auf, die Brauen hoben sich langsam.
„Birnenfrau?“ erwiderte der Legionär, eine Begrüßungsformel die sich zwischen den beiden entwickelt hatte seit der Zeit in der die Seuche Angamonis heimgesucht hatte und die Bellumsanwärterin hinter der Palisade ihm eine Birne herübergeworfen hatte. Sie war jung, das erkannte er an ihrer Stimme. So oft hatten sie sich über diese kleine Palisade hinweg unterhalten dass er es gar nicht so recht glauben konnte dass es bald vorbei sein würde.
„Wir werden uns bald von Angesicht zu Angesicht sehen, Birnenfrau…“ sprach der Legionär, nicht ohne eine Spur Wehmut in der Stimme.
„Die Frage ist nur unter welchen Umständen, nicht?“ erklang die sanfte Stimme der jungen Frau hinter der Palisade.
„Das werden wir schon sehr bald herausfinden.“ Antwortete ihr der Legionär und sah nochmals einen Moment auf den Markt der nun schon unter ständigem Beschuss der Malthuster Katapulte stand. Er war längst geräumt, auch die umliegenden Häuser. Alle Kräfte konzentrierten sich jetzt auf die Mauern der Stadt.
„Ich habe etwas für dich… warte!“ riss die junge Frau den Legionär wieder aus seinen Gedanken. Kurz darauf flog ein kleines Beutelchen über die Palisade dass der Legionär nur mit Mühe auffangen konnte. Er blinzelte etwas verwirrt, zog das Beutelchen auf und sah darin in Stoff eingewickelte Fleischstücke. Ein Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen und er sah zur Palisade.
„Danke Birnenfrau… Ich wünsche dir viel Glück und alles Gute. Mögen deine Götter über dich wachen und dich beschützen.“ Ehrliches Mitgefühl klang in der Stimme des Legionärs.
„Denk an dein Versprechen, Schniefnase.“ Sie klang amüsiert, zuversichtlich. Kurz darauf hörte er ihre Schritte, wie sie im Tempel verhallten. Auch seine Zeit war jetzt gekommen. Der Hauptmann hatte ihn zu sich befohlen. Kaum dass er sich vom Tempel wegdrehte sah er in der Ferne zwei weitere schwere Gesteinsbrocken in hohem Bogen durch die Luft sausen die von den Katapulten bei Dunquell stammen mussten. Er zog die Brauen zusammen als er versuchte ihre Flugbahn nachzuvollziehen. Einen Wimpernschlag später spurtete er los um sich an die Hauswand des Rathauses gegenüber zu ducken. Kurz darauf schlugen die Geschosse an den Außenseiten der Tempelanlage ein und brachen große Stücke aus der Mauer.
„Verdammte Narren! Ihr riskiert das Leben eurer eigenen Leute!“
So gierig waren die Malthuster darauf einen jeden von ihnen zu töten dass sie keinen Unterschied mehr machten und kaum mehr darauf zu achten schienen wo ihre Geschosse einschlugen. Er nutzte die Gelegenheit in seiner kleinen Nische um den Beutel wieder aufzuziehen. Voller Hunger und Genuss verschlang er das Fleisch förmlich und fühlte sich nach seiner gefühlten Henkersmahlzeit deutlich gestärkter und bereit für den Tag. Er erhob sich wieder und seine Schritte führten ihn zum Westtor. Der Angriff würde bald beginnen. In der Ferne konnte man die Banner von Malthust sehen die bedrohlich im Wind flatterten…
*In den Wirren der Schlacht*
Hektisch rannte der Legionär die Straße gen Süden der Stadt, vorbei an den zerstörten Häuserruinen. Wie war es geschehen? Wie konnten sie so schnell in die Stadt eindringen? Verrat! Überall hörte man die Stimmen der Legionäre.
„VERRAT!“ schallte es durch die Stadt. Der Feind hatte die Tore im Handstreich genommen und nun waren die wohlgeordneten Truppen der Legion versprengt, mach einer bereits gefangen genommen, andere lagen tot in den Straßen. Sein Herz pochte unablässig und obgleich ihm jede Ausdauer bereits genommen war rannte er weiter während die schwere Rüstung schepperte. Er dachte an die Befehle des Legaten.
„Bei der Burg sammeln!“ hieß es und so suchte er sich seinen Weg durch die Gassen und Straßen der Stadt. Endlich sah er das Torhaus das zur Brücke führte die die Stadt mit der Burg verband. Es war bereits im Begriff sich zu schließen und er hetzte mit letzter Kraft hindurch, brach hinter dem Gitter zusammen bevor es sich ratternd schloss. Er nahm den Helm vom Kopf und keuchte schwer um zu Atem zu kommen. Sein Blick ging umher und seine Augen weiteten sich. War das der Rest? Eine Hand voll Legionäre, der Hauptmann und der Legat, fast alle verwundet und am Ende ihrer Kräfte und jene schwarzen Gestalten in ihren dunklen Roben die sie schon seit Tagen begleiteten. Die Schattenhand. Dieser Name blieb ihm im Gedächtnis. Die Akademie hatte sie im Stich gelassen so hieß es. Auch ein dunkler Streiter war unter ihnen. Seine Präsenz auf dem Schlachtfeld war beeindruckender als 100 Mann. Eine solche Ausstrahlung ging von ihm aus dass es dem Legionär schwer fiel zu atmen. Im Gegensatz zu den Truppen stand der Tardukai still auf seinem Platz und beobachtete den Schlachtverlauf. Langsam zogen sich die Legionäre zur Burg zurück, über die Brücke der Stadt wo sich ihre Truppen sammelten. Riesige Dämonen standen und saßen hier auf den Trümmern der Mauer, bereit sich ins Gefecht zu stürzen auf den Befehl ihrer Herren.
Für einen Augenblick schien ungewiss was geschehen würde. Dann ergriff der Hauptmann das Wort.
„Männer! Es steht schlecht um uns doch unsere Sache ist noch nicht verloren! Niemand von euch wird gezwungen hier zu sterben! Doch wenn ihr kämpfen wollt, steht an meiner Seite und kämpft!“
Es dauerte kaum einen Wimpernschlag bis aus den Kehlen der Legionäre einstimmig die Rufe der Treue und der Loyalität erklangen.
„Wir kämpfen, Hauptmann!“
„Wir haben geschworen die Stadt zu verteidigen!“
„Sieg oder Tod!“
Sie erhoben ihre Waffen und brüllten aus vollen Hals heraus als wäre es der letzte Ansporn den sie sich erhoffen konnten. Kurz darauf sahen sie das Tor am anderen Ende der Brücke brechen. Die Truppen waren im Anmarsch. Einer der Legionäre kletterte auf einen brüchigen Mauerabschnitt auf dem sie in den vergangenen Tagen ein notdürftig zusammengeflicktes rotes Banner aufgestellt hatten. Die Standarte der roten Legion. Vorsichtig nahm er die Standarte von der Mauer und trug sie mit sich herunter.
Schon kurz darauf öffnete einer der Magier ein Portal. So leicht würden sie es dem Feind nicht machen. Kurz bevor die ersten Soldaten des Feindes die Brücke überquerten verschwand der letzte Legionär in dem glimmenden Tor das sich kurz darauf schloss. Während man kurz darauf in der Stadt die Siegesschreie der Malthuster hörte marschierte die Legion Seite an Seite mit den schwarzen Magiern und dem dunklen Streiter am Westtor der Stadt auf. Man hatte sie in den Rücken eines Feindes gebracht der sich seines Sieges gewiss war. In schnellen Schritten und so leise es ging marschierte die Kolonne gen Norden, im Schatten der großen Mauer bis sie das Nordtor erreicht hatten. Es stand weit offen und die Stimme des Legaten erschallte: „Stürmt, Männer! Stürmt! Für die Legion! Für den Gottkönig!“
Als hätten sich die Schleusen der Niederhöllen geöffnet strömten die Legionäre in die Stadt und stürmten die lange Hauptstraße gen Süden herunter. An ihrer Seite und in ihrem Rücken Dämonen die dreimal größer waren als sie selbst, Gargylen, Skelettkrieger und alles was die Niederhöllen nur ausspucken konnten. Heute aber, waren es Alliierte. Der Legionär war in der ersten Reihe der Truppen und tatsächlich, ihr Plan war geglückt. Als sie die lange Hauptstraße entlang stürmten trafen sie genau in den Rücken der Truppen die gerade ihren Sieg feiern wollten. Die Reihen der Legion preschten durch die verstreuten Truppen der Allianz der Fürsten hindurch und ein Bellumsgeweihter der zu vorderst an der Front stand wurde völlig überrascht und von der Übermacht der Legion niedergerungen. An seiner Seite, eine junge Frau, eine Anwärterin Bellums…
Dort stand sie. Unvorbereitet. Der Legionär wurde langsamer in seinen Schritten und stockte, sah sie durch die Schlitze seines Helmes an. Er umklammerte sein Schwert kampfbereit doch schaffte er es nicht es gegen sie zu erheben. Sie war nicht der Feind … obgleich sie der Feind war. Neben dem Legionär rannten seine Kameraden nach vorn und in dem Kampfgetümmel sah er die junge Frau schon bald schwer verwundet zu Boden gehen. Er riss die Augen auf und während die Legion die Truppen der Alliierten Fürsten auf den Markt zurückdrängte kämpfte er sich durch die Reihen der Kämpfenden nach vorne durch. Ohne wirklich von dem Kampf etwas mit zu bekommen packte er die junge Frau an den Schultern und zog sie unter den Leichen der Kämpfer hervor zurück in die eigenen Reihen. Er blickte sich hektisch um, sah eine enge Gasse die kaum einsehbar war und zerrte sie unter lautem Schnaufen in eben selbige. Kurz darauf, aus dem Kampfgetümmel entkommen, rammte er sein Schwert in den kalten Boden und beugte sich vorsichtig über sie. Sie war so jung und unschuldig. Warum kämpfte sie hier? Warum schickten die Bellumsdiener jemanden wie sie in solch eine Schlacht? War sie freiwillig hier?
Der Legionär griff an seinen Gürtel und entkorkte eine kleine Phiole die ihm der Legat gegeben hatte. Es war ein starker Heiltrank, sagte er. Vorsichtig setzte er die Phiole an den Lippen der jungen Frau an und flößte ihr den Trank ein mit den leisen Worten: „Stirb nicht, Birnenfrau… sonst kann ich mein Versprechen nicht einhalten…“
Er erhob sich wieder nachdem er sich versichert hatte dass ihr Herz schlug und sie leise atmete, zog sein Schwert wieder aus dem Boden und rannte die kleine Gasse entlang um wieder an die Front zu kommen. Er blickte von der Hauptstraße gen Süden, zum Markt. Dort sah er sie, die Standarte der Legion, hoch erhoben zu beiden Seiten, davor und dahinter die Legionäre in ihren Blutroten Tuniken die tapfer gegen den Feind kämpften. Er blickte zur Seite, der Legat stand neben ihm und blickte auf die Schlacht die vor ihm tobte. Ein Malthuster Banner nach dem anderen sank zu Boden und verschwand und für einen Moment da schien es als ob…
„Sie sind geschlagen… wir werden siegen!“ Sprach der Legat und deutete voran. Jetzt sah auch der Legionär es. Sie waren den zerstreuten Truppen überlegen und Der kleine Abschnitt zwischen Markt und nördlicher Hauptstraße entwickelte sich zu einem blutigen Schlachtfeld dessen Boden von Toten und Gefallenen beider Seiten bedeckt war.
Hoffnung… da war sie. Sie konnten siegen. Sie hatten sie im Rücken erwischt, sie waren geteilt und unvorbereitet. Sie konnten es schaffen. Der Legionär packte sein Schwert und stürmte nach vorne in die erste Reihe der Schlacht. Mit Eifer und Kampfesmut kämpften sie gegen die Truppen der Alliierten Fürsten und es schien als würden sie die Oberhand gewinnen können. Doch plötzlich hörte man die verzweifelten Rufe der Legionäre wieder durch die Straßen hallen.
„Die Ritter kommen! Sie kommen von Süden!!“ schallte es durch die Straßen. Der Legionär hob den Blick und sah gen Süden, die Hauptstraße der Stadt entlang. Tatsächlich. Sie waren durch das Südtor gekommen… Dort wehten sie die Banner und Flaggen der Ritter der Sieben Winde voran, direkt hinter ihnen die Banner der Garde der Ritterschaft und an ihrer Seite dutzende Fahnen in den Farben des Löwenordens. Einen Augenblick starrte der Legionär starr auf die heranrückende Verstärkung des Feindes als der Kampfeslärm ihn auch schon wieder einholte. Wütend prallten die beiden Schlachtreihen aufeinander und auch die Malthuster stürmten von Westen her mit neuen Truppen den Markt. Ein Aufschrei ging durch die Stadt als einer der Dämonen unter den Pfeilen und Schwerthieben zu Boden ging. Kurz darauf fiel der zweite. Unsicherheit machte sich breit bei den Legionären die immer weiter und weiter zurückgedrängt wurden. Dieser kleine Abschnitt, jener kleine Punkt zwischen Markt und Nördlicher Hauptstraße der zuvor noch Ort der Niederlage für die Malthuster war .. wurde jetzt zu ihrer eigenen Blutmühle und schon bald stapelten sich über den Gefallenen des Feindes die eigenen Gefallenen…
Er konnte kaum mehr erfassen was um ihn herum geschah, seine Kameraden fielen, kurz darauf begann die blutrote Standarte an der Front zu schwanken und versank im Kampfgetümmel.
„Rückzug! Rückzug!“ Erklangen die Stimmen des Legaten und des Hauptmanns zugleich und die Legionäre begannen sich kämpfend wieder gen Nordtor zurück zu ziehen. Einen kurzen Blick warf der Legionär noch auf die schmale Gasse in der die junge Bellumsdienerin immer noch lag. Nun würde der Feind sie finden und sie würde weder Folter noch Tod erleiden müssen. Ein kurzes Lächeln zog sich über seine Lippen, dann machte er wieder langsame Schritte zurück, Seite an Seite mit seinen Kameraden, die Schilde vor sie gestemmt und dem Ansturm der feindlichen Truppen trotzend.
Plötzlich brach ihre Linie auf und der Feind stürmte ihre Reihen, durchbrach sie und es herrschte totales Chaos. Die Legionäre versuchten auf sich allein gestellt fort zu kommen, wandten der Front den Rücken zu. Im Norden konnten sie erkennen dass die Magier erneut ein Portal geöffnet hatten durch dass die Männer in den schwarzen Roben sich jetzt zurückzogen. Einige Legionäre schafften es noch bis zu diesem Portal, andere gingen unter den Schwerthieben ihrer Feinde zu Boden. Der Legionär blickte die Straße entlang die er nun mit letzter Kraft hinauf rannte um das Portal zu erreichen. Er sah wie der Legat eingeschlossen wurde von Feinden und zu Boden ging, direkt neben ihm der Hauptmann. Es war vorbei… sie hatten verloren… es war alles vorbei… Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Es wurde schwarz vor seinen Augen und der Kampfeslärm wurde zu einem undurchdringlichen lauten Rauschen als direkt neben ihm eine explosive Mischung detonierte und ihn samt seiner Rüstung über die Straße schleuderte … es wurde dunkel…
Langsam öffneten sich die Augen des Legionärs. Er konnte kaum atmen und spürte das warme Blut dass aus seinem Mund über seinen Hals hinunter rann. Der Helm lag ihm schwer auf dem Kopf und er spürte den kalten Stein der Straße unter sich. Verschwommen blickte er durch die Sehschlitze des Helmes und hörte die Stimmen der Männer um ihn herum nur dumpf. Unvorsichtig zerrte man ihm nun den Helm ab und ein Mann stand über ihm. Ein Bellumsnovize offensichtlich. Der Legionär hustete wieder und ein stechender Schmerz durchzog seinen ganzen Köfper.
„Wer ist der Mann?“ – „Wir wissen es nicht, aber er ist einer von der Legion.“ – „Nehmt ihn gefangen. Fesselt ihn.“ Erklangen die Worte dumpf die er hören konnte. Wieder durchzogen ihn Wellen von Schmerz und er krümmte sich auf dem Boden, kniff die Augen wieder zusammen.
„Nehmt das… vielleicht macht es das Ende … erträglicher.“ Die Worte von Fräulein Baldasti hallten ihm im Kopf. Er erinnerte sich an ihren Kuss, den sie auf seine Wange gesetzt hatte. Mit letzten Kräften hob er seine Hand zitternd und versuchte sie zu dem kleinen Beutelchen an seinem Gürtel zu führen als ihn jemand am Handgelenk packte. Wieder krümmte er sich leicht und sah den Mann der über ihm stand verschwommen und hörte die dumpfen Worte: „Keine Bewegung!“. Mit letzter Kraft versuchte er an das Beutelchen zu kommen dass Mara ihm gegeben hatte, doch der Mann hielt ihn davon ab und kurz darauf erschlaffte sein Körper wieder.
Er wachte wieder auf, sah sich schmerzverzerrt um. Er lag auf dem Bauch, auf der Straße. Sie hatten ihm die Hände hinter dem Rücken gefesselt. Ein Bellumsgeweihter trat zu der kleinen Gruppe um ihn herum. Er fragte wer der Legionär sei. Ein kurzes Gespräch entstand. Man sagte, die Malthuster wurden jeden Legionär den sie gefangen nehmen sofort hinrichten. Einige der Sieger … Spötter, liefen durch die Straßen und riefen den Mannen um ihn herum zu sie sollen kurzen Prozess machen. Doch der Bellumsnovize stellte sich vor ihn. Immer wieder hörte er ihn die gleichen Worte sagen: „Er wird nicht ermordet! Wir töten keine Gefangenen! Es ist nicht der Weg des Schwerherren!“. Innerlich war er froh diesen Mann neben sich zu haben, auch wenn er es nie laut aussprechen würde. Man half ihm auf die Beine und der Bellumsnovize brachte ihn auf Befehl des Geweihten zum Makrtplatz. Man beriet darüber was man mit ihm machen sollte. Eine Weile sah der Bellumsgeweihte ihn an und sprach dann so kalt und erbarmungslos wie er es nie für möglich gehalten hatte: „Übergebt ihn den Malthustern…“
Es war klar was das bedeuten würde. Die Malthuster würden ihn hinrichten, ganz gleich was passieren würde. Der Bellumsgeweihte wusste es, jeder wusste es. Er schob die schmutzige Tat jemand anderem zu, verbot ihm doch sein Herr einen Gefangenen zu töten. Aber war seine Tat so viel ehrenvoller als wenn er ihn direkt getötet hätte? Einen bezwungenen Feind an jemanden auszuliefern von dem man weiß dass er ihn sofort hinrichten wird? Der Bellumsnovize erhob leise Einspruch, wurde jedoch von dem Geweihten sofort unterbrochen. Was war nun mit seinem Versprechen gegenüber der Birnenfrau? Wie sollte er es einlösen wenn er tot wäre. War sie noch am Leben? Angst machte sich in ihm breit.
„Birnenfrau…“ flüsterte er leise, dann sah er sich langsam um auf dem Marktplatz auf dem nun die Toten aufgesammelt wurden.
„Birnenfrau!“ sprach er nun etwas lauter in der Hoffnung sie würde ihm vielleicht antworten, doch es kam keine Antwort. Der Geweihte blickte ihn feindseelig an und wies seinen Novizen an den Legionär fort zu bringen.
„Birnenfrau!!“ rief er nun über den Marktplatz, seine letzten Kräfte mobilisierend. Doch es half nichts… Sie antwortete nicht. Vermutlich war sie tot … und er würde es bald auch sein.
*kurz darauf in Brandenstein*
Wieder lehnte er den Kopf zurück an kalten Stein. Doch diesmal nicht an den Stein ihrer Stadt Angamonis, die der Feind nun wieder Falkensee nannte. Es war Brandensteiner Mauerwerk. Er blickte sich in dem kleinen Raum um in den sie ihn gebracht hatten. Es war die Folterkammer, sie hatten ihn mit den Händen an Ketten gefesselt. Die blutigen Werkzeuge der Malthuster lagen auf dem Tisch vor ihm und er wusste dass es nicht lange dauern würde bis sie ihr schändliches Werk beginnen würden. Als er an den Zellen vorbei in die Folterkammer gezerrt wurde, sah er den Legaten und den Hauptmann. Sie standen am Gitter und neigten ihm gegenüber den Kopf in einer Geste der Ehrerbietung.
„Ehre der Legion, ehre dem Erbauer. Sterbt in Gedenken daran, Legionär.“ Sprach der Legat mit einer seltsamen Ruhe in der Stimme.
„Es war mir eine Ehre mit euch dienen zu dürfen, Legionär!“ rief ihm der Hauptmann hinterher.
„Ich werde es nie vergessen, Legat, Hauptmann! Ehre der Legion!“ rief der Legionär noch gen der Tür als diese von den Malthuster Soldaten zugeworfen wurde.
Nun saß er hier und wartete auf sein Ende. Ein Soldat kam herein, ein Mann. Er sah nicht aus wie ein Kämpfer. Eher wie ein Feldscher. Ein Heiler. Er brachte ihm Essen und eine Decke auf der er sitzen konnte. Der Legionär wusste nicht warum der Mann so freundlich war, dessen Namen, Torbren, er später erfahren sollte. Als der Soldat die Folterkammer wieder verlassen wollte hob der Legionär die Stimme.
„Könnt ihr mir einen Gefallen tun, Herr?“
Der Soldat wandte sich herum und sah zu dem Legionär in Ketten. „Welchen?“ antwortete er voller Mitleid.
„Könnt ihr … Fräulein Baldasti ausrichten dass es mir leid tut?“ Der Legionär blickte zu dem Soldaten auf in der Hoffnung wenigstens diese wenigen Worte würden sie erreichen. Der Soldat nickte, kam kurze Zeit später mit einem Stück Pergament wieder. Leise diktierte der Legionär die Zeilen, die er an Fräulein Baldasti richtete. Der Soldat fragte ihn, ob er sich nicht von ihr verabschieden wolle. Doch der Legionär schüttelte den Kopf.
„Kein Abschied … lasst uns einfach so tun als würde ich sie irgendwann wiedersehen …“
Die Tür schloss sich hinter dem Soldaten wieder und der Legionär schloss seine Augen.
„Ehre der Legion … Ehre dem Erbauer …“ sprach er leise, flüsternd…