Es war geschehen. Sie hatte genug gehabt. genug von diesem Treiben. Von diesem gekünstelten Lachen in der Taverne, von diesem Taugenichtsen. Warum war sie hier? Um Informationen zu sammeln? Worüber? Über eine Insel, die sich darüber streitet, wer den schöneren Vorhang hat? Wer den besten Teppich verlegt? Es war furchtbar gewesen. Sie hatte dieses Trauerspiel ertragen, niemals einen gleichgesinnten getroffen. Es war jeden Tag das Gleiche: Aufstehen, in der Taverne arbeiten, sich angrabschen lassen. War das der Sinn gewesen?
Würde sich hier, auf diesem Schandfleck nicht das Schicksal der Welt entscheiden? Und warum war dieses Schicksal damit verbunden, vor Langeweile zu sterben? Es musste sich etwas ändern. Und es hatte sich ein Tor aufgetan, in diesem Schandfleck. Sommerläufe lang hatte sie sich zurück gehalten, ihre Kraft unterdrückt, im Stillen dahin vegetiert. Jetzt war es soweit, gewesen, alles erneut zu entfesseln. Wie gerne hatte sie diese Frau, die offenkundig der Magie mächtig war, vom Pferd gezerrt. Wie gerne hatte Sie gesehen, wie der Ork sich über sie gestürzt hatte... Aber Moment, ein Ork? Warum ein Ork? Wenn sie die Menschen hasste, sollte sie dann nicht den Ork viel mehr hassen?
Für einen Gläubigen der Vier, wäre dies durchaus logisch. Für sie.. war es das nicht. Es gab hier nur ein Ziel: Krankheit, Hass und Verdammnis. Und der Tod. Ein jeder sollte den Tod finden. Sie ließ sich langsam in ihren Gedanken in die Vergangenheit fallen. Was für ein Taugenichts am Wall, sie hatte NICHTS gemacht, sie wollte nur einmal das Ödland sehen, aber unerkannt. Sogleich hatte er sein Schwert gezogen, bereit sie zu erschlagen. Vollkommen perplex hatte sie gewirkt, Sommerläufe entlang so gut wie keine Magie gewirkt. Niedergestreckt von diesem armseeligen Wicht. Aber er würde sich noch wundern. Das hätte er lieber nicht getan. Sie konnte sich noch gut entsinnen, wie sie wutentbrannt ins Viertel gestürmt war, voller Versager und widerwärtigen Kreaturen. Dazwischen hatte sich der Ork aufgetan. Widerwärtiger als jeder andere im Viertel, aber mit den gleichen Idealen. Tod und Verdammnis. Er würde ihr helfen und heute, da hatte er geholfen.
Voller Sehnsucht erinnerte sie sich zurück an den Moment, als es das Erste Mal geschah... Sie hatte die Runen hinausgeschrien, mitten in die Nacht, voller Hass, der Hass auf die Menschheit. Und er hatte sich bezahlt gemacht, gemeinsam hatten sie die Frau niedergerungen, ausgeraubt, ihr Gesicht entstellt. Es war der perfekte Tag gewesen. Ungeduldig saß sie in ihrer kleinen Kammer, den Morgen konnte sie schon gar nicht mehr erwarten. Es würde weiter gehen. Irgendwann würden die Leute einsehen. Siebenwind ist kein Kurort. Siebenwind ist der Abgrund. Für jeden.
Mit einem zufriedenen Grinsen schlief sie ein, das vereiterte Gesicht der Frau vor Augen...
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