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 Betreff des Beitrags: Fliehende Schatten
BeitragVerfasst: 12.09.11, 19:19 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 12.09.11, 18:34
Beiträge: 4
[Prolog]
„Meister?“ mit einem fragend, gekonnt demütigen Unterton ruft ein junger Mann dies mit tonloser, fast jugendlich heller Stimme in das Halbdunkel einer Bretterhütte an der Nordküste Siebenwinds. Keine Reaktion. Ein tiefes Durchatmen seitens des Jungen ist hörbar zu vernehmen, dann spricht dieser mit mehr Nachdruck und ohne das Anzeichen einer Frage erneut: „Meister!“

Der angesprochene Mann wendet sich herum: „Ich habe dich bereits beim ersten Mal vernommen, doch schien es nicht von Bedeutung. Was hat sich in jenen zwei Augenblicken verändert?“ „Nichts....verzeiht“, beschämt schaute er zu Boden. Erneut hat er seinem Meister bewiesen, dass es ihm an Willenskraft und Nachdruck fehlt. Der mit 'Meister' benannte ältere Herr wendet sich nun vollends zu dem Jüngling herum und macht eine gelangweilt auffordernde Geste. Mit einem sich versicherndem Blick nach oben spricht er dann wieder gedämpft und fast scheu: „Es scheint wirklich so zu sein, dass der Orden der Viere Marnie Ruatha in Falkensee in Gewahrsam halten. Mir war es aber nicht möglich den genauen Modus dieser Unterkunft zu erfahren...“.

Eine harsche Geste des Herren lässt den jungen Mann verschweigen: „Ja,Ja. Was geht nun in Brandenstein vor?“ fragt er den Jüngling abkürzend. „Ich...ich hab noch keine genauen Informationen aber wie es scheint, rotten sich die Intriganten der zweiten Reihe zusammen um die Macht neu zu verteilen.“ Ein leises Zischen: „Langweile mich nicht mit Mutmaßungen! Geh und finde es heraus.“ Der so gescholtene junge Mann nickt mit dem Gesichtsausdruck eines geprügelten Hundes und verlässt eiligen Schrittes die zugige Hütte.

Der ältere Herr wendet sich derweil wieder dem Fenster zu, welches nur mit einem Fell notdürftig verhangen, kaum geeignet war Wind und Kälter abzuhalten. Mit einem kurzen Ruck wurde es zu Boden gerissen und gab so den Blick über das Meer frei, in welches sich gerade wie allabendlich Fela stürzte. Dies war also der sinkende Stern von dem gerade sein Schüler berichtete, dachte er bei sich und betrachtete mit einem wohligen Schaudern wie langsam Maquira Fela umarmte. Langsam erlosch das Lebenslicht und das blauschwarze, brokatene Leichentuch der Nacht legte sich über Tare und die ersten Gestirne und Monde prangten darauf.

Ein Stück Kreide knirrscht über eine Schiefertafel. Gestirne wurden mit ihren alten Zeichen auf dieser Tafel in Konstellationen zueinander abstrakt abgebildet. Mit jedem Blick in den Nachthimmel wird dieses Schema komplexer. Dann werden mit weiteren Kreiden verschiedenster Farben Linien und Winkel zwischen jenen Punkten markiert, so dass am Ende der Prozedur der Betrachter ein komplexes Kaleidoskop buntester geometrischer Figuren von aberwitziger Ästhetik zueinander erkennen könnte. Ruhig legt der Mann die Schiefertafel vor sich auf den Fenstersims und fixiert die Formen.

„Die sinkende Fela gekrönt durch die Schale Vitamas. Der sinkende Stern wird wieder aufsteigen...“
der Mann nimmt die Tafel auf und verwischt das komplexe Mandala „...wieso haben manche Menschen soviel Glück...“ verebbten als letzte Worte noch in dem Hütteninneren, als sich jener Mann entmaterialisiert und im Astralstrom verschwindet.


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 Betreff des Beitrags: Re: Fliehende Schatten
BeitragVerfasst: 13.09.11, 20:20 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 12.09.11, 18:34
Beiträge: 4
[Einweihungen]

Einige Zeit standen sie vor dem schmiedeeisernen Tor. Dahinter erstreckte sich die friedliche Landschaft eines verwilderten Morsanacker, mit Efeu überwucherte Gräber und Statuen, dunkel säuselnde Weiden im Wind und verwitterte Inschriften auf marmornen Steinplatten. „Sie täuscht dich!“ murmelte der Mann zu seiner Begleitung und schwang den Umgang über die Schulter nach hinten und vollführte mehrere Fingerzeige in geübter Manier vor sich. Der Blick des Mannes ist auf die friedvolle Idylle vor sich gerichtet während sein Körper kurz von einem blauen Schimmern durchwirkt wird. „Tu es mir gleich und folge mir nach!“ sprach er noch als er durch das Tor mit energischen Schritt trat und verschwand.

Irritiert schaute sich der Jüngling um, um dann mit einem verunsichertem Seufzen, die gezeigte Geste zu wiederholen und den Schutzzauber ebenso zu wirken. Dann trat er durch das Tor und als würde ein Vorhang zerreißen, zerfloss das Bild des geruhsamen Morsansacker zu einer Fratze dessen. Auf aschfahlen Boden stand der junge Mann nun, es roch nach Verwesung, süsslich schwer und den Atem verschlagend, die bleich verwitterten Grabmale ragten aus dem ausgelaugten Boden wie knochige Finger hervor. Einige dieser Knochenfinger schienen sich sogar zu bewegen. Nein. Sie bewegten sich. Erschrocken schaute er sich suchend um und mit einiger Erleichterung sah er seinen Lehrmeister wenige Schritte entfernt ruhig stehen. Schnell wandte er sich ihm zu und ging so schnell es möglich war und es dennoch abgeklärt wirkte.

Langsam wankten jene Knochenkrieger auf die beiden Gestalten zu. Der Ältere zog aus einem Lederranzen, den er neben seinem rechten Fuß abgestellt hatte, ein schwarzes Langschwert, hob es über seinen Kopf und lies es mit beiden Händen gegriffen kreisen. „Wir müssen zu jener Gruft!“ sprach er lauter und deutlicher als sonst. Er wusste, dass die anfliegende Angst den Jüngling schwerhöriger oder begriffsstutziger machen würde, und zeigte mit der Schwertspitze zusätzlich in jene Richtung. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er dann los und führte das schwarze Schwert gegen die Skelette mit Streichen und Paraden, wie es schien. Nur das nie Knochen und Stahl sich trafen, sondern jene Kreaturen wie an einem magischen Wall schon vorher ab- und zurückgedrängt wurden. Der Jüngling blieb dicht, viel zu dicht, ihm auf den Fersen; war jenem doch weder Wirkungsweise noch Schutzradius dieses Zaubers bekannt. So dass der Jüngling unsanft gegen den Alten prallte, als dieser vor dem Eingang der Krypta unvermittelt stehen blieb.

Ein wütender Blick traf den Jüngling, „Sei achtsam, so nützt du mir hier nichts!“knurrte er ihn an. Sie traten ein und sogleich verriegelte der Alte die Tür von Innen mit einem schweren Holzriegel. Dann erst lies er einige Fackeln entflammen. Das blakige Licht zeigte einen kargen Raum auf, der von grob gemauerten Wänden fensterlos umschlossen wurde und durch das löchrige Dach den Sternenhimmel preisgab. Dennoch war der Boden nun frei von Unrat. Denn er wurde gefegt vom Jünglig. In Gedanken noch die letzten Worte '...so nützt du mir nichts.' fand er sich als Strassenkehrer wieder. Dafür nützte er also. Ssein Lehrmeister erscheint nicht nur manchmal penibel und kann unter anderem nur an physisch gereinigten Orten Ritualmagie vollzieht. Nach diesem anspruchsvollen Dienst bestand der Rest des nächsten Dunkelzyklusses für den Jüngling darauf zu achten, dass die Fackeln nicht ausgingen und die Tür von keinem unerwarteten Besuch durchbrochen wurde. Gelangweilt lehnte er sich gegen die Wand und versuchte so interessiert wie möglich dreinzuschauen und döste.

Der so mit Blicken Bedachte löste eine Bodenfliese im Raum und lies darunter einen kleinen Hohlraum zum Vorschein kommen. In diesen Hohlraum platzierte er einen Kristall, welcher zu einem Tetraeder geschliffen und von roter Farbe war. Dann setzte er sich in Schneidersitz vor diese Vertiefung und flüsterte leise Worte, wobei er mit ausladenden Gesten immer wieder seitlich ausgriff. Müde folgte der Jüngling den Bewegungen und versuchte sich an die Erklärungen seines Meisters zu erinnern und was sie eigentlich bedeuten sollten...der invertierte Anker einer um die elementare Komponente degenerierte Translokationsthesis. Manchmal zweifelte der Jüngling an dem Sinn dieser Ausbildung. Dann schlief er ein.


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 Betreff des Beitrags: Re: Fliehende Schatten
BeitragVerfasst: 14.09.11, 18:12 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 12.09.11, 18:34
Beiträge: 4
[Suche]

Es gestaltet sich schwieriger als er Anfangs gedacht hat. War es etwa Hybris, als er annahm, dass er seine ureigensten Matricen von persistierenden Cantionen im astralen Fluss wiederfinden würde. Das konnte doch nicht sein. Er kannte seine Magie. Jeder Magier hat seinen eigenen Stil die Matricen in das Geflecht einzuweben. Da gibt es die Künstler unter den Magiern, detailverliebt und ineffizient. Dann die Visionäre, die mit vermeintlichen einfachen Strukturen arbeiten, erstaunlicherweise meist auch noch erfolgreich. So können Magier das Werk von Kollegen durchaus identifizieren, wenn sie sich gut genug mit dessen Arbeitsweise auseinandergesetzt haben. Manche Magier haben so ein defizitäres räumliches Vorstellungsvermögen, dass ihre Matricen immer etwas Verkrüppeltes haben. Gerade Eleven...

Magier hingegen, die mit Intuition, Tollkühnheit oder einfach Glück sein Wirken, was von beharrlichem Streben und effektiven Ausnützen von Raum und Kraftfluss geprägt war, übertrumpften, ließen ihn stets mit dem Gefühl der Demütigung zurück. Doch er sucht hier nach seinen ureigensten Matricen im magischen Geflecht und was viel frustrierender ist, er wusste genau, wo in der materiellen Welt diese Matrix zu finden sein müsste. Eine Ahnung nährt seinen Verstand nach nunmehr einem Zyklus des konzentrierten Suchens, dass es sich um das was auf dem Morsansacker zu Tiefenbach liegt, von ihm unterschätzt wird. Vielleicht muss er seine Pläne modifizieren.

Lange kann er die Scharade nicht mehr aufrecht erhalten, dass ist sicher. Die Nacht geht dem Ende zu und langsam wird die Stadt wach. Einige Augenblicke nachsinnend, schätzte er, dass ihm noch ein viertel Dunkelzyklus bleibt. Ein leises Fluchen zischt über seine Lippen, dann strafft er die Haltung, um ein letztes Mal anzurennen gegen diese chaotischen Strukturen. Die laue Sommernacht wird durch eine stete Brise von der See her aufgefrischt. In der Ecke im Schneidersitz auf einer Strohmatte an die locker mit Brettern vernagelte Wand gelehnt, sitzend, meditiert er. Die Haltung wirkt auf den ersten Blick entspannt, als würde ein Saufbruder, den Weg zu seinem Heim nicht mehr geschafft haben und dort ein Nickerchen machen. Dennoch ist der gersamte Körper unter Anspannung.

Ein schmales Lächeln umspielt nun seine Mundwinkel. Endlich. Er öffnet die Augen und reibt mit den Händen die steifen Knie. Nach einiger Zeit richtet er sich dann gemächlich auf, sich dabei an der Wand abstützend. Die Königin der Spiegelsäle ist ihm immer noch die Liebste. Ihn machte die Gewissheit stolz und lies das Lächeln in seinem Gesicht etwas breiter werden. Die Gewissheit, dass die Wenigsten auf dieser Insel sich auf einen Tanz mit jener einlassen würden.
Nun ist es vollbracht. Er schlug eine kleine Schatulle zu, in der sich ein weiterer roter, kristalliner Tetraeder befindet. Dann griff er nach einer kleinen Gartenschaufel, mit der er sonst seine endophalischen Rosen umtopfte, und vergrub das Kästchen in dem gestampften Boden. Nach mehreren sorgsamen Blicken und dem Verwischen jedes noch so kleinen Hinweises verstaut der Mann seine Gerätschaften in einem Lederranzen und verlässt mit dem Morgengrauen die Stadt.


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