Das kleine Flämmchen züngelte sich den Docht empor und zehrte begierig von der dünnen Wachskerze. Fast klare Tropfen sammelten sich am oberen Rand, je näher das Feuer kam, flohen vor der Hitze.. Doch die Kälte holte sie all zu rasch ein und fror sie wieder in ihrem harten Dasein an der Kerze ein, wo sie zu späterer Zeit der Flamme erliegen würden.
Das Licht brach sich in dem Glas, welches sie in der Hand hielt und die goldgelbe Flüssigkeit des durchsichtigen Weines schimmerte in einem satten, warmen Ton, als sie den Inhalt leicht schwenkte. Der hölzerne Stuhl auf dem sie saß knarzte leise, als sie ihre Haltung minimal änderte und nur all zu rasch wurde ihr Blick zur Person am Boden gelenkt. Ähnlich eines Hundes, welcher sich freimütig zu seinem Herren legte, hatte sie sich dort halb über ihren Füßen nieder gelassen. Besorgt, wachsam und forschend wurde sie betrachtet, doch regte sie sich weiterhin keinen Fingerbreit von der Stelle. Wäre nicht das leichte Heben und Senken des Brustkorbes gewesen, hätte man ihn auch für tot halten können. Er strahlte keine Wärme aus und die dunkle Kleidung verlieh seinem Äußeren eine noch uneinladender wirkende Erscheinung, als er ohnehin schon war. Für die meisten.. Das Weinglas hob sie an ihre Lippen, benetzte sie mit dem kühlen Traubensaft und lies ihn mit dem einhergehend leichten Prickeln die Kehle hinab rinnen, während ihr Blick weiter auf dem von grünlichen Schuppen bedeckten Haupt des jungen Mannes ruhte. Seinem Gesicht fehlte fast jede emotionale Mimik, die Nase war nur im Ansatz erkenntlich und glich in Form von zwei dünnen Atemschlitzen doch mehr dem eines Reptils. Sie konnte die Angst der anderen verstehen.. Teilte sie aber nicht.
Und auch wenn ihr Blick voll Hoffnung und Liebe war für dieses Kind, welches nie eines sein durfte und in den wenigen Monden seines Lebens mehr Leid und Schmerz ertragen hat als so manche in ihrem ganzen Dasein.. So nagte doch diese bitterböse Ungewissheit an ihr, fras sich langsam in jeden Nerv ihres Bewusstseins. Sie hatte Schuld daran, kein Zweifel. Unverzeihbare Schuld, dass man aus ihm machte, was er nun ist. Sie war nicht da, hatte nicht verhindern können, dass die Sammler seiner habhaft wurden und ihre widerlichen Experimente durchführten. Das die Leute ihn nun angewidert ansahen, als wäre er irgend ein Untier oder Monster, gar missgebildet und es nicht wert, ihm eine Seele zuzuschreiben. Selbst ein Großteil der Kirche, an die sie sich in den letzten Monden vertrauensvoll gewandt hatte, um Hilfe bat, hätte ihn lieber gleich tot gesehen. Sie musste einfach irgendeinen Weg finden, ihm zu helfen, ihn schützen vor weiterem Unrecht und selbst wenn es bedeuten würde, ihr eigenes Leben dafür zu lassen. Es wäre nur gerecht..
Ob die Freifrau ihm wirklich helfen konnte? Die Viere seine Seele bewahrten? Ihre Expedition in die Tiefen des Baus in wenigen Tagen vielleicht sogar Erfolg brachte..?
_________________ Aktive Chars: Marnie Ruatha(2004 - open end) - Freifrau zu Brandenstein, Vogt der Provinz Brandenstein (ehemals Vogt des Freihafens Brandenstein, Patrizierin des Lehen Brandenstein unter der Flagge Malthust), leihweise Kanzler der Baronie Siebenwind Sevilla Silbereich - since 2005 - Gib mir dein Geld, dein Rauchkraut, dein Bier und wir kommen gut miteinander aus!
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