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 Betreff des Beitrags: Geschichte eines Fremden
BeitragVerfasst: 2.07.09, 22:02 
Einsiedler
Einsiedler

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Beiträge: 86
Auffallend plump und sorglos stapfte die Gestalt durch das Unterholz des dicht bewachsenen Waldes am Rande Südfalls. Laut zerbarsten die trockenen und morschen Zweigen unter den Sohlen seiner Stiefel, immer wieder schien sich der Fremde dabei paranoid nach links und rechts zu drehen. Es war ein kalkuliertes Risiko. Schon seit einigen Tagen durchstreifte er immer wieder das Waldstück, hatte dabei einen imposanten und zugleich idyllischen See entdeckt, an dem er kurz gerastet hatte. Einige Zyklen später, in der Dunkelheit, hatte er dann diesen gespenstischen Höhleneingang gefunden und sich sogleich an den Abstieg in die Tiefen gemacht. Merkwürdige Pflanzen wuchsen hier, die runde laternenartige Auswüchse besaßen und die Umgebung in ein diffuses Licht tränkten. Er folgte den Lichtern die ihm einen Weg durch die Höhle zu weisen schienen und er bemerkte nicht, wie der zuerst trockene Erdboden unter ihm, immer feuchter wurde, bis er schließlich in einer sumpfartigen Masse stand, umgeben von langen spindeldürren Höhlengräsern, die ihm bis an die Hüfte reichten. In der Ferne erspähte er eine Formation schattenartiger Gebilde, offensichtlich Teil der ungewöhnlichen Fauna dieses Ortes. Doch kaum hatte er sich den Baumreihen, denn das waren sie offensichtlich, einige Schritt genähert hörte er etwas durch die Luft surren und dicht neben ihm auf eine der glitschigen Höhlenwände aufschlagen. Kurze Zeit später sah man einen Mann hektisch den Höhlenausgang hinaufrennen, während nur kurz hinter ihm einige bolzengroße Dornen in den Boden schlugen.
Kalter Schweiss lief ihm von der Schläfe als er keuchend wieder auf der Lichtung stand durch die er die Höhle betreten hatte.

Er schüttelte benommen den Kopf als wollte er die Gedanken an diesen Ort vertreiben, den er vor ein paar Tagen aufgesucht hatte und schritt weiter durch den Wald, während sein Blick geduldig durch die Baumreihen glitt. Schließlich war er auf der Jagd, aber an solch einem lebensfeindlichen Ort, würde er sie … wohl kaum finden. Langsam kamen ihm Zweifel, ob dieses Geschöpf überhaupt existierte. Dabei hatte er einen Plan, alles was fehlte war die Hexe, die Hexe von Südfall.


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 Betreff des Beitrags: Re: Geschichte eines Fremden
BeitragVerfasst: 6.07.09, 12:49 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 22.04.09, 12:57
Beiträge: 86
Der Pfeil durchschlägt mit voller Kraft die Rüstung des Mannes. Er spürt einen stechenden Schmerz der sich geradewegs durch seine Schulter bohrt, dann wird alles schwarz.
Das erste was wiederkehrt ist das Gehör. Er hat sich bereits daran gewöhnt. Dumpf und weit entfernt, als würde ihm jemand etwas aus weiter Entfernung durch einen dichten Nebelschleier
zurufen, dringen die Worte eines Mannes an sein Bewusstsein. „Geht es dir wieder gut, Junge?“ Das letzte Worte hallt immer wieder in seinen verworrenen Gedankengängen wieder, er hat es bereits zu oft gehört. Benommen legt er den Kopf von der einen auf die andere Seite, kalter Schweiss rinnt sturmflussartig über seine Stirn, durchtränkt jede seiner Gliedmaßen. Auch daran hat er sich bereits gewöhnt. Langsam öffnet er die Augenlider, es ist noch alles verschwommen, wie durch eine matte Glasscheibe betrachtet er etwas, dass im Schein der umstehenden Fackeln aussieht wie eine Sonne, aber ist es nicht Nacht, oder spielt ihm seinen Gedächnis wieder einen Streich? Wie lange hat er geschlafen? Für einen langen Moment schließt er die Augen und fährt mit der Hand über den Boden. Er kennt dieses Gefühl, er hat es schon oft gefühlt. Mit den Fingerspitzen streift er über die Gräser des kühlen Waldbodens. Es ist Nacht, er fühlt es.

Er atmet einmal tief aus, wischt die nasse Handfläche beiläufig an seiner Tunika ab, dann öffnet er die Augen. Dieses Mal ist der Blick klar. Gedankenverloren starrt er in die goldene Maske welche sich über ihn beugt. Warum liegt er hier? Dann hört er wieder die Worte, wie sie dieses Mal klar und laut in sein Bewusstsein stechen. „Geht es dir wieder gut, Junge?“ Schlagartig erinnert er sich, will vor Schmerzen schon aufschreien und fasst sich an die Stelle seine Schulter, wo der Pfeil des Orks Fohpaz sie durchschlagen hat. Doch dort ist nichts, kein Schmerz, keine Wunde, nur ein winzige Rissstelle in der schwarzen Lederrüstung, kaum größer als der Umriss einer Dukate, nein ganz gewiss nicht größer. Er blinzelt erneut und drückt sich wieder auf die Beine.

„Mir fehlt nichts.“

Warum hat er sich nur mit diesen Leuten eingelassen. Er hätte sich heraushalten sollen, das hier ist nicht sein Kampf. „Selber Schuld“ , sagte er sich.
„Du siehst wie verlässlich die Orks als Verbündete sind“ , hört er die Worte des Geweihten der nun regungslos neben ihm verharrt.
Er wendet seinen Blick von der Palisade ab, auf der noch immer der Ork steht, seinen knochenverzierten, schädelübersäten Bogen bedrohlich in der rechten Pranke haltend.
Speichel trieft dem Untier von den großen Hauern in seinem Maul herab, sammelt sich in einer trüben Pfütze auf dem Geländer der Aussichtsplattform und tropft in widerwärtiger Regelmäßigkeit, die mindestens zwei Fuß langen, angespitzten Pfosten der Palisade herunter, nur um sich dort unten wieder in einer kleinen Pfütze zu sammeln. Fast kommt es dem Blonden vor als würde die kleine Pfütze sich immer weiter ausbreiten, den Wald überschwemmen, schließlich Falkensee, Vänskap, Brandenstein, das Zwergental und schlußendlich die ganze Insel in einer Flut aus Rotz und Galle ertränken. Er reißt seine Gedanken von dieser Vorstellung los, doch der blutrünstige und gierige Blick des Orken zieht ihn immer tiefer in seinen Bann, wie die Fratze eines entstellten Bettlers von der man sich nicht abwenden kann.

Mit gierigem, blutrünstigen Blick in den Augen steht er da, immer wieder schmatzend und gurgelnd als würde ihm die kommende Schlacht das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Einen kurzen Moment erinnert ihn das Tier, denn nichts anderes ist es in seinen Augen, an die Adligen, wie er sie aus Draconis kannte. Korpulente Herrschaften, gekleidet in reich verzierte Brokatmäntel, die in Reih und Glied aufgereiht an langen Tischen saßen, und ihre Gier in Erwartung auf das kommende Festmahl nicht zügeln konnten. Sie hatten denselben gierigen Blick in ihren Augen, während sie die Lenden des Spanferkels mit ihren Blicken verschlangen, das Fett von ihren wulstigen Fingern lutschten wobei ihnen der Speichel aus allen Mundwinkeln rann. Es ist derselbe Blick mit dem der Ork zu den Geweihten des Ordo Belli schaut. Für ihn sind sie nur ein Stück Fleisch.

Er schaut die Reihe der Streiter entlang. Keiner zeigt Furcht, alle verharren sie dort still. Haben sie den Blick des Orks denn nicht bemerkt? Einen Moment starrt er sie unverhohlen an. Nein sie wissen es.
Dann schaut er erneut zu dem Geweihten, der seine goldene Maske zu jeder Tages und Nachtszeit zu tragen scheint. Wie ist sein Name? Er hat ihn vergessen. Er atmet einmal tief durch und erwiedert dann recht knapp.

„Sie sind nicht meine Verbündeten“

Erneut zögert er, dann fügt er jedoch noch hinzu.

„Ich werde jetzt gehen, hätte ich mich von Anfang an von euch fernhalten sollen. Dann wäre es nicht
soweit gekommen“

Er nimmt die Zügel seines Pferdes und will sich in den Sattel selbigens ziehen. Doch soweit kommt es nicht. Aus den Augenwinkeln nimmt er wahr, wie ein Mann in einem brauen Kapuzenmantel herumfährt. Er richtet den langsam knorrigen Stab welchen er in seinen Händen hält auf den Jüngling und schlagartig werden ihm die Zügel aus der Hand gerissen, und er wird durch eine unsichtbare Kraft dumpf auf den glücklicherweise recht weichen Waldboden geschleudert. Zauberer...

„Zügel deine Zunge oder der Pfeil war für dich wie ein lieblicher Kuss. Verstanden?“, dröhnt die Stimme des Alten in seinen Ohren. Wut schäumt in ihm auf, als er sich aufrichtet und den Dreck
von seiner Hose klopft. Er lächelt dem alten Mann mit einem freundlichen Grinsen entgegen, dass er unzählige Male vor einem Spiegel geübt hatte.

„Verstanden“, sagt der Jüngling, doch ein Blick in seine Augen verrät etwas anderes.

Wenig später geht eine Gestalt, mit blasser Miene, durch die Gassen Falkensees, biegt zur Brücke
die zur alten Finiaswacht führt ein und verschwindet dort.


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 Betreff des Beitrags: Re: Geschichte eines Fremden
BeitragVerfasst: 10.07.09, 23:10 
Einsiedler
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Beiträge: 86
Immer wieder war er in den vergangenen Wochen durch den Wald gestreift und hatte sie gesucht. Doch jedes Mal wurde er von Neuem enttäuscht, begann sogar zu glauben das es sich bei der sagenumwobenen Südfallhexe nur um eine Mär handelte. Die Einen erzählten ihm von ihrer schrecklicken Macht, die sogar die eines Dämon bei weitem übersteigen sollte. Andere wiederum behaupteten es handelte sich bei der Hexe um einen Waldgeist der im Grunde seines Herzens friedlich war. Auch sollte sie in der Gestalt eines kleinen Mädchens auftreten und ihrem Charakter auch dem Geist eines solchen entsprechen. Und wieder andere behaupteten das alles zugleich auf sie zutreffen sollte. Doch bisher waren das alles nur Gerüchte gewesen.

Seit Stunden stapfte er heute durch den großen Wald am Rande Südfalls. Es hatte geregnet und er schleifte seinen nassen Mantel mühsam durch das moosbewachsene Unterholz. Irgendetwas schien heute anders zu sein. Es zog ihn nach Süden immer weiter über die Grenzen des Waldes hinaus. Er durchquerte das verschlafene Dorf Südfall, indem wie immer keine Menschenseele zu sehen war. Einige Rehe grasten nahe einer der Hütten, doch ehe er sich ihnen mehr als 30 Fuß genähert hatte, hatten sie auch schon seine Fährte aufgenommen und waren in den dichten Baumreihen, die sich nun vor ihm ausbreiteten verschwunden. Der Wind stand heute ungünstig, das hatte er schon zu Anfang seiner Suche bemerkt. Nichtsdestotrotz wollte er noch nicht aufgeben, irgendwann musste seine Suche doch endlich Erfolg haben. Mühselig schlängelte er sich durch den Wald. Sträucher und Äste schlugen ihm ins Gesicht, während er sich weiter vorarbeitete. Der Wald, oder besser gesagt das Wäldchen war nicht sonderlich groß und bald erreichte er einen Pfad der einen Berg hinaufführte, auf dem eine alte verwitterte Ruine stand. Dem Umriss nach zu urteilen musste es eine Burg gewesen sein, auch die Überreste einiger Wehranlagen waren noch deutlich auf dem Felsvorsprung auszumachen. Plötzlich war es ihm als vernähme er ein Kichern, das Lachen eines Kindes, doch im selben Moment verhallte es auch schon wieder im Wind der scharf durch die zerklüfteten Schluchten des riesigen Felsbrockens pfiff. Er wischte sich den Schweiss von der Stirn und begann den kleinen aber steilen Bergpfad zu erklimmen. Er fand sich auf einem Plateau wieder in dessen Mitte ein See lag. Er rief die Hexe erneut, so wie er schon viele Male getan hatte … und sie antwortete.

Als er einige Zeit später den Bergpfad wieder hinunter trottete, sah man ihm die Unzufriedenheit an.
Die Hexe hatte seine Pläne gehörig durcheinandergebracht. In seiner Fantasie hatte er alles bis ins kleinste Detail geplant, jede Geste geübt, jeden Gesichtszug geprobt, doch wie so oft, hatte ihn die Realität mit einem Schlag auf den Kopf auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Er hielt sich wehleidig den Hinterkopf, sie hatte genau die Stelle getroffen, an der ihn gestern die beiden Bastarde aus dem Armenviertel niedergeschlagen hatten. Aber immerhin war er nun einen Schritt weiter den Fluch zu brechen. Er lächelte selbstherrlich in sich hinein. Ohne zu merken hatte die Hexe ihm ihren schwachen Punkt offenbart, der wenig später von Toran Dur, auch wenn er dies nicht wusste, bestätigt wurde. Insgeheim hoffte er davon nicht Gebrauch machen zu müssen, um den Fluch endlich zu brechen, doch wenn es notwendig war, würde er es tun. Das stand zweifelsohne fest.


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 Betreff des Beitrags: Re: Geschichte eines Fremden
BeitragVerfasst: 13.07.09, 16:33 
Einsiedler
Einsiedler

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Langsam trabte der Reiter den Pfad entlang. Durch den Schlachtenpass führte ihn sein Weg, entlang an der felsigen Küste des Malthuster Lehens. Gemächlich folgte er dem Lauf des Weges, der sich nun wie eine Sichel bog und ihn direkt auf das gräserne Plateau führte. Dorthin wo sein Ziel lag. Sein Blick streifte das Firmament und er konnte sehen wie sich die Sonne langsam dem Ende ihres Weges näherte. Bald würde die Nacht hereinbrechen, ganz so wie er es geplant hatte. Er ritt zu einer nahen Baumreihe, glitt aus dem Sattel und band die Zügel um den Stamm des Baumes. Er hatte sich gut vorbereitet und allerhand Dinge klimperten unter dem weitläufigen Mantel während er zu dem weißlichen Marmorblock schritt. Das Gebilde war etwa 2 mal 2 Fuß lang und nach eingehenderer Betrachtung makellos. Geräuschlos lies er die schwere Spitzhacke auf den Boden ab und umfasste sie mit beiden Händen. Er hob das schwere Werkzeug an und mit einem lauten Hämmern krachte die Spitzhacke auf die Kante des Marmorblocks. Doch schon beim ersten Versuch ließ sich nach einem prüfenden Blick seinerseits erahnen, dass er damit nichts weiter als Kratzer auf dem harten Felsblock hinterlassen würde. Gerade als er die Spitzhacke zu Boden gleiten ließ, nahm er aus den Augenwinkeln eine schattenhafte Gestalt wahr, die sich zwischen den nahen Baumreihen manifestierte. Sofort sprang seine Hand zum Schwertgriff.

Der alte Mann war in der hereingebrochenen Dunkelheit kaum auszumachen, nur der feuerrote Bart stieß in prägnanter Art und Weise aus dem Gesicht hervor. Misstrauisch beäugte er den Kerl. Was wollte er hier? War er der Wächter dieses Gefängnisses? Wollte er seine Pläne vereiteln? Der Fremde begrüßte ihn freundlich, wollte ihm weismachen das keine Gefahr von ihm ausginge. Dann fiel der Blick des Fremden auf die Steinsäule. Blitzartig fuhr die Hand des Jungen unter die Robe und umpackte einen Gegenstand, ebenso behutsam wie auch fest. Wenn der Fremde die Inschrift lesen würde, müsste er handeln. Der Alte las die Inschrift, seine Augen weiteten sich. Schon im nächsten Moment zog der Junge die Hand unter dem Mantel hervor und ein rosafarbener Gegenstand flog durch die dunkle Nacht auf den Fremden zu. Mit einem Hechtsprung brachte dieser sich in Sicherheit, doch noch während er dies tat zog der Junge das Schwert vom Rücken und rannte auf ihn zu. Niemand würde ihm hier länger im Weg stehen, dachte er während, das zuvor geworfene Objekt noch durch die Luft flog, bevor es dann mit einem dumpfen Klatschen ins nasse Gras aufkam. Doch nichts passierte. Nein nichts war der falsche Ausdruck hierfür. Noch während er mit gezogener Klinge auf den alten Mann zugestürmt war, hatte dieser seine Hände erhoben. Ruckartig verharrte der Junge in seiner Position, als würde ihn eine fremde Macht lähmen. Nur einen kurzen Augenblick später dröhnte das ohrenbetäubende Krachen des explosiven Gemisches, welches er zuvor geworfen hatte an seine Ohren.

Dreck und Gras flogen unkontrolliert durch die Luft, dann erfasste ihn die Druckwelle der Explosion und löste die Starre die ihn eben zuvor noch an Ort und Stelle verharren ließ. Ohne darüber nachzudenken, was da gerade geschehen war und warum er sich plötzlich wieder bewegen konnte, raste er erneut auf den Wächter zu, doch nur einen kurzen Augenblick später, fühlte er von neuem wie eine lähmende Kälte durch seine Glieder floß und jegliche Bewegung zu unterbinden schien. War das sein Ende, würde er nun sterben?

Als sich die Starre löste, war der alte Mann verschwunden. Warum er noch lebte, wusste er nicht, auch nicht warum der Magier einfach gegangen war. Vielleicht hatte ihm der Ruf der Schattenjäger heute sein Leben gerettet, vielleicht hatte der Narr die Situation auch einfach nicht erkannt oder es war ihm schlichtweg gleich gewesen. Er löste eine Flasche von seinem Gürtel, während er mit dem Blick seinen Mantel betrachtete, der an beiden Seiten angesengt und mit Ruß bedeckt war. Als er sich das gänzlich schwarze Gebräu den Rachen herunterkippte leuchteten seine Augen kurz hell auf, dann schienen sich die Pupillen seiner Augen unnatürlich zu weiten, während sich das Licht des Mondes in ihnen zu verfangen schien. Aufmerksam blickte er durch die Baumreihen um sich zu vergewissern das der alte Mann wirklich verschwunden war.
Es war nichts zu sehen, er konnte mit der Arbeit beginnen.

Kurze Zeit später schien die Erde an der Küste einen Augenblick zu beben und ein lauter Knall, fegte vom Wind getragen durch das Malthuster Lehen. Der Junge lag in Deckung hinter einem Abhang. Die Reiterin welche sich von Westen genähert hatte und durch die Explosion aus dem Sattel gerissen worden war bemerkte er zunächst gar nicht. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Marmorblock. Langsam schien sich der Rauch zu legen und mit einigen hastigen Schritten war er auch schon in der Ruine. Er brauchte nicht lange unter den Brocken zu wühlen, bis er die Urne gefunden hatte. Ein Anflug von Erleichterung war ihm anzusehen als er sie in einer seiner zahlreichen Taschen verschwinden ließ.

Erst jetzt bemerkte er die Reiterin. Die Dunkelheit, welche durch das alchemistische Gebräu, für ihn zu hellem Tag geworden war, trieb ihm einige Schweißperlen auf die Stirn. In der Ferne erkannte er eine Gardistin Malthust´s. Er konnte nur hoffen, das sie ihn in der Dunkelheit nicht erkannt hatte. Doch schon zog sie einen Bogen und er sprang mit einem Satz hinter einen der größeren Felsbrocken. Er blickt über den Felsrand zu der Gardistin, die ihn nunmehr aufforderte sich zu ergeben. Fieberhaft überlegte er was zu tun sei. Doch schon hörte er das laute Geräusch von Hufen und sah in der Ferne, einen weiteren Reiter der sich ihnen näherte. Er hatte keine Wahl. Sein Pferd zurücklassend, und mit der Urne als Geisel, rannte er im Schutze der Dunkelheit und des Felsbrockens los. Er spurtete die Wiese entlang ohne sich umzusehen, preschte über den Pfad und verschwand im Wald.

Immer tiefer wanderte er in das Gestrüpp, bis er schließlich eine geeignete Stelle am Berghang entdeckt hatte. Hinter einigen Büschen, verkroch er sich schließlich bis er gänzlich unter den Zweigen und Blättern verschwunden war. Einige Zeit sagte er kein Wort, krümmte keinen Finger, ja nicht mal zu Blinzeln wagte er. Dann hörte er plötzlich wie etwas die Stille und gleichsam das Unterholz durchbrach. Ein weiterer Gardist ritt nur einige Schritt an seinem Versteck vorbei. Vor lauter Anspannung wagte er nicht einmal zu atmen, als die funkelnden Augen unter dem Helmschlitz, den Busch hinter dem er saß passierten. Der Reiter ritt weiter, kehrte noch einmal zurück und fluchte: „Wo ist nur diese verdammte Spurenleserin?“ Heute war wahrlich nichts sein Glückstag, eine Spurenleserin?!? Was konnte den noch schiefgehen? Der Reiter verschwand im Dickicht und begann seine Begleiterin zu rufen, die ihn wohl auf seine Fährte locken würde. So leise wie möglich begab er sich aus seinem Versteckt, dann rannte er. Er rannte immer weiter, aus seinem ausgeklügelten Plan war eine chaotische Flucht geworden. Keuchend hechtete er den schmalen Bergpfad hinauf, überquerte die sich unter seinen schnellen Schritten schwankende Hängebrücke, bis er schließlich das Niemandsland erreicht hatte. Jetzt fühlte er sich sicher und solange ihn nur eine der beiden Wachen gesehen hatte, würde er sich noch immer herausreden können.. Es war nun Zeit den letzten Akt einzuleiten. Er würde sich den Kopf der Hexe holen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Geschichte eines Fremden
BeitragVerfasst: 20.07.09, 13:55 
Einsiedler
Einsiedler

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Beiträge: 86
Drei Tage Folter. Drei Tage voller Demütigungen. Die Wundkanäle der langen gebogenen Nadeln hatten sich tief in seinen Körper gebohrt. Immer noch rissen ihn die Erinnerung an die Schmerzen und Qualen die er hatte erleiden müssen nachts aus dem Schlaf, trieben ihn dem Schweiss und Blässe ins Gesicht. Diese verdammten Malthuster hatten ihn ohne der geringsten Beweis verurteilt vor ihrem Scheingericht, das nichts weiter als eine Fassade war. Die Geweihten der Viere hatten nicht mehr als ein wohlwollendes Lächeln für die Folterungen übrig die er ihnen schilderte, die Wunden an seinem Körper nicht einmal weiter beachtend. Er ballte die Faust zuckte jedoch unmerklich dabei zusammen und sofort versteifte sich die gebrochene Hand wieder. Nicht zuletzt war da noch Seeberg gewesen.
Dieser Ritter Rondragon, wie sich der Aufschneider nannte. Auch seine höfliche Umgangsform war nichts weiter als eine Fassade, die in dem Moment anfing zu bröckeln als er ihn an die Malthuster ausgeliefert hatte. Das ER Bürger im Ersonter Lehen war, kam dem Ritter nur um so gelegener, gab es ihm doch die Möglichkeit, sich für die in seinen Augen schlechte Behandlung durch einige Gardisten der Ersonter entsprechend zu revanchieren. Seinen Schmerz der ihn noch lange Zeit begleiten würde, hatte er dabei in Kauf genommen, nun würde er es ihm entsprechend vergelten.

Sie würden alle bezahlen, mit tausendfacher Münze würde er ihnen seine Qualen heimzahlen. Das einzige was er noch nicht wusste war mit wem er anfangen würde.


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 Betreff des Beitrags: Re: Geschichte eines Fremden
BeitragVerfasst: 26.07.09, 23:31 
Einsiedler
Einsiedler

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Beiträge: 86
Er stand regungslos auf dem Hof der Finiaswacht, zu jeder seiner Seite stand ein Gardist, in der Ferne auf den Zinnen konnte er noch dutzende weitere erkennen. Es verschlug ihm fast die Sprache als der Hauptmann die Worte aussprach "Bringt ihn in die Zelle". Sein Verstand setzte aus und in seinem Inneren machte sich eine lähmende Angst breit, doch nach Außen hielt er die wohlgeübte Fassade bei. Er merkte wie das bisschen was noch von seinem Verstand übrig geblieben war, gegen die "Untersuchung" protestierte, doch insgeheim wusste er was sie wirklich vorhatten. Sie waren auch nicht besser als Malthust. Ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken als er der Gardistin folgte. Plötzlich keimte Hoffnung in seinen verworrenen Gedaneken auf und ruckartig drehte er den Kopf zum Burgtor, eine Möglichkeit zur Flucht?! Schon wollte er losrennen als er um die Ecke bog, doch dann schwand alle seine Hoffnung und seine Knie wurden weich...es war verschlossen. Man brachte ihn in das Untergeschoss, Ratten wuselten wild über seine Füße, und ihre Blicke trafen sich, verzweifelte Blicke während seine Schritte dumpf in den Kerkerhallen widerhallten. Ein Schloss würde geöffnet nur um wenig später mit einem lautschen Kreischen wieder zuzufallen. Er musste nich lange warten und wurde hinaufgeführt, wo eine Heilerin und die Stadthalterin verweilten und sich bereits einem Verletzten annahmen. Er schnaubte innerlich vor Empörung, doch es galt keine Blöße zu zeigen. Es kam ihm vor als hätte sich der halbe Hofstaat der Burg hier versammelt um den angeblich Kranken, der so wie Vitama ihn geschaffen hatte vor ihm stand. Würde er der nächste sein den man so behandelt um ihm auch den letzten Rest Menschenwürde den er noch besaß zu nehmen? Um ihn zu brechen? Nein das würde nicht zulassen er sagte der Heilerin sie solle allein in den Keller kommen und ging dann selbst die Treppe hinunter.

Lächerlich, anders konnte er es nicht beschreiben. Er hatte sich unten im Keller auf ein Pdoest gesetzt, zu seiner rechten standen eine Gardistin und die Stadthalterin mit dem Gesicht zur Wand gerichtet.
Sein Oberkörper war entkleidet worden und vor ihm stand die sogenannte Heilerin, welche gerade seine Hand schiente. Was glaubten diese Leute eigentlich hier zu tun, fragte er sich. Sein Kontakt mit dem angeblich Kranken war kaum einen Zyklus her und schon untersuchten sie ihn auf körperliche Veränderungen? Was glaubten diese Leute zu finden, in so kurzer Zeit und warum brauchte man dafür eine ganze Kompanie Leute die mit der eigentlichen Heilung nichts zu tun hatten. Er schaut erneut zur Heilerin, als sie mit dem Schienen fertig geworden war forderte sie ihn dann aufzustehen.
"Gut Hose runter, Beine breit", sprach die Frau mit aller Gelassenheit und ging vor ihm die Hocke. Noch bevor ihm die Kinnlade vor Empörung herunterfallen konnte, um dieser Hafendirne die sich hier als Heilerin versucht die Meinung zu sagen, sprang jedoch unerwartet eine Ratte an den Hals der Frau. Er saß perplex da und sah zu wie sich die Ratten auf die Frau stürzten, während er hinter sich bereits die Schreie der Stadthalterin vernahm. Feuerbälle flogen umher. Rauch stief im Kerker auf. Dann waren die Ratten tot, die Stadthalterin und die Heilerin lagen bewusstlos auf dem Kerkerboden und der Gardist,
der die Hochelfin kurz zuvpr abgelöst hatte, war ins obere Stockwerk geflohen. Nur er saß in aller Ruhe auf seinem Podest, rührte keinen Muskeln. Es hatte ihm die Sprache verschlagen.

Als eine ganze Kompanie Wachen angeführt von dem Hauptmann in den Keller stürmten, kehrte seine Sprachfähigkeit zurück und mit ihr die Schadenfreude, die nun alle anderen, vielleicht sogar gruseligen oder beängstigenden Aspekte dieser Situation überdeckte. Während sich die anderen um die Verletzten kümmerten, stand er auf wobe er sich die eine oder andere Bemerkung nicht verkneifen konnte.
Unbekümmert hob er eine der Ratten am Schwanzende hoch und betrachtete sie von allen Seiten. Eine einfache Ratte, sicher würden sie wieder vermuten das er dahintersteckte, aber sie hatten keine Beweise, jede Schuldzuweisung ihrerseits wäre vollkommen absurd gewesen. Dann sprach der Hauptmann die Worte aus, und jeder Funken Heiterkeit wich in diesem Moment aus ihm. Er fluchte, warf dem Hauptmann haltlose Drohungen an den Kopf, die er jedoch sicher wahrmachen würde wenn er es könnte, und warf mit der toten Ratte nach ihm. Unter einem Schwertstreich fiel das Tier zu Boden und der Junge wurde in eine Zelle gebracht. Nach Außen hin wirkte er ruhig aber in ihm tobte es.

Wenig später saß er geschunden an der Mauer. Sein Arm schmerzte immer noch und sein Magen fühlte sich auch nich besonders gut an. Aber im Vergleich zu Malthust ... war das Nichts gewesen. Er hatte es gewusst, von Anfang an hatte er es gewusst. Erst jetzt als alle aus dem Kerker verschwunden waren und er ganz alleine in der Dunkelheit saß, bemerkte er die Ähnlichkeit mit dem Raum in dem er einst auf dem Foltertisch gelegen hatte. Keine Kerze, kein Licht brannte in diesem dunklen Loch und so sehr er auch versuchte seine Gedanken an einen anderen, schöneren Ort zu lenken so blieben doch in der Wirklichkeit hängen, wo Schatten zu einst bekannten Gesichtern verschwommen, Gesichtern die ihn mit einem irren Lachen auf den Lippen ankeiften, während sie sich an seinem Schmerz labten. Gesichter die ihn noch heute in seinen Albträumen heimsuchten und wie ein dunkler undurchdringlicher Nebel über all dem lagen was ihm einst Freude bereitet hatte. Er zuckte unwillkürlich zusammen und zog die Beine dicht an den Bauch heran. Er durfte keine Schwäche zeigen ... sie würden jeden Funken Menschlichkeit gnadenlos ausnutzen ... nein soweit würde es nicht kommen ...


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 Betreff des Beitrags: Re: Geschichte eines Fremden
BeitragVerfasst: 5.11.11, 13:39 
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Beiträge: 437
Ashrun-Mahid, im Jahr des Schakals – 20 nach Hilgorad

Mit aller Macht fegte der Herbststurm über die turmalingrüne See. Vom dröhnenden Donner und prickelnden Tosen der gegen die Keilmauer peitschenden Gischt war hier unten jedoch nichts zu hören. Die große Halle war beinahe in vollkommene Dunkelheit getaucht. Nur einige Fackeln säumten die schwarzen Marmorwände des Saales und tauchten die gigantischen Stützpfeiler in ein düsterrotes Halbdunkel, dass die archaischen Schlangenornamente noch lebendiger und grausamer wirken ließ. Ein kalter Schauer lief ihm über den Nacken den Rücken herunter und er zog die Kapuze mit zitternden Fingern noch etwas tiefer ins Gesicht. Traditionen. Sollten die Dämonen sie doch holen, er hasste diesen Ort, ganz gleich was die Alten sagten.

Schnellen und bestimmten Schrittes, doch nicht ohne die der Situation angemessenen Nervosität trugen ihn seine Stiefel seinem Ziel entgegen. Umso tiefer er in das unterirdische Gewölbe eindrang, umso mehr schien auch das Licht von den Wänden zu weichen. Als würde jemand danach greifen, sich an den Flammen des Feuers nähren und ihm all seiner wärmenden Kraft berauben. Er spürte wie sich zuerst seine Nackenhäärchen aufstellten, ehe jenes klamme Gefühl seine Gliedmaßen umnebelte. Mit jedem Schritt schien sich die Kälte ein kleines Stück mehr in seine Knochen zu schleichen. Die Kälte war ein unnahbarer Feind, still und leise kroch sie in einen hinein. Bald würde der Schmerz, der sich langsam in ihm ausbreitete der süßen Gleichgültigkeit weichen, er würde zu Boden sinken und den sanften Schlaf der Erlösung empfangen, ihn willkommenheißen, sich dem betäubenden Gefühl der Kälte hingeben. Stoßartig entwich eine diffuse Kondenswolke seinen trockenen, aufgerissenen Lippen. Er warf einen sich vergewissernden Blick zur Seite. Stille Erleichterung durchflutete seinen Körper als er dem schwachen Glimmen des Feuers am weit entfernten Ende der Halle gewahr wurde, die wie er jetzt erst bemerkte trapezförmig auseinanderzulaufen schien.

Er kniete vor dem sichelmondförmigen Tisch. Eines der wenigen Überbleibsel, derer die vor Äonen diesen Ort bewohnt hatten. Nun war es der Sitz des Konzils, die Heimat dunkler Schemen geworden. Zu spät hatte er die Wahrheit erkannt. Seine Augen waren vom Schleier der Tränen noch immer benetzt. Er spürte wie sein mittlerweile steifes Handgelenk, das ihm einst ein grobschlächtiger Nortrave zetrümmert hatte, im Takt seines Herzschlages pochte. Trotz der Finsternis um sich herum konnte er die Blicke der anderen Schatten spüren, wie ihre gierigen Blicke auf ihm lagen … oder war es doch nur Gleichmut? Er fühlte wie ein warmer Rinnsaal seine Oberschenkel in die Kniekehlen herunterlief, Gedanken an längst vergangene Moment überschlugen sich. Er hörte das Knacken seiner Rückenwirbel nicht mehr, als die Klinge sein Genick durchbrach. Noch ehe der Leichnam beseitigt war, trat bereits die Silhouette eines anderen Mannes hervor.

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i hate for the glory


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