Auf dem steinigen Boden der Halle kauernd schaute der Jüngling mit angstverzerrtem Gesicht auf. „Meister, ich vermag Euch nicht zu sagen, warum jener Magister Kreytz noch nicht hier in diesen Hallen Euch…“
Ein ersticktes Röcheln war noch zu vernehmen eine Weile, während der Körper sich wand, dann im Todeskampf die Gliedmaßen zu zucken begannen. Schließlich erschlaffte der Körper und blieb regungslos auf dem Steinboden liegen.
„Schneidet das Herz ihm heraus und bringt es mir. Ich will mich laben daran.“ Blut floss aus dem Mundwinkel des kleinwüchsigen, fettleibigen Greises; etwas Blut tropfte herab und befleckte den Steinboden.
„Ihr dort, kommt her!“ Der Mann, dem diese Worte galten, trat vor und kniete vor dem Greis nieder. „Tuet Ihr, begebt Euch nach Seeberg und suchet auf diesen Magister Kreytz. Sorget dafür, dass jener erscheine und verrichtet besser, was diesem Jüngling aufgetragen wart zu tun“.
Die Blicke der beiden auf dem Turm stehenden Männer schweiften über das Wasser.
„Ich bin unzufrieden mit Euch, Jorge! Ihr habt mich enttäuscht in letzter Zeit, habt eine unglückliche Hand bei Eurem Tun in letzter Zeit. Ich würde es bedauern, Euch damit helfen zu müssen, indem selbige Hand ich Euch abhacken lassen müsste.“ „Ich werde mich noch mehr mühen in kommender Zeit, Meister, auf dass Ihr mit mir zufrieden sein werdet.“
In dem fahlen Licht erstrahlte das metallene Stück, das an einer Kette am Hals die Brust zierte, in einem matten Glanz auf. Einen kurzen Moment blickte der Greis, der Jorge genannt wurde, aus den Augenwinkeln zu diesem Metallstück.
„Was ist mit diesem Horatio, Jorge? Habt Ihr es geschafft nun endlich, dass er Euch zu Willen ist?“ „Es ist noch nicht vollbracht, Meister, denn er begab sich auf das Festland und erst seit kurzer Zeit weilt er wieder auf dem Eiland.“ „Verliere ihn nicht aus den Augen, Jorge, denn er mag uns noch von großem Nutzen sein.“ „Gewiss, Meister, gewiss!“
„Wie ist es bestellt mit den Recken der Legion, welche sich am Lilienwall finden?“ „Ich muss Euch sagen, Meister, dass es nicht gut darum steht. Lasst etwas Zeit uns, auf dass wir bessere Nachricht Euch dazu überbringen können, dass diese Legion wieder ihre Kräfte gesammelt hat.“ „Es scheint, Ihr wollt mich vertrösten und Zeit herausschinden, Jorge!“ „Gewiss nicht, Meister! Nie würde ich es wagen, Euch zu täuschen!“
Mit zittriger Stimme sprach jener Jorge die letzten Worte und unüberhörbar war es, dass furchtbare Angst den Greis in diesem Moment erfüllte.
„Wie steht es um die Sache, die zu geschehen hat auf dem Morsanacker zu Falkensee?“ „Es wird wohl bald der Zeitpunkt kommen, an welchem ich Euch berichten kann, dass die Tat vollbracht und damit die Falle gestellt sein wird.“ „Ich hoffe es, Jorge. Ich hoffe es für Dich!“
„Und du bist Dir wirklich gewiss, dass auf diesen Diener des Morsan Du Dich verlassen kannst. Jorge? Wird er vielleicht nicht doch Dein Spiel durchschauen?“ „Ich bin mir sicher, dass er dieses nicht vermag, Meister. Er wird mir erzählen, sich mir anvertrauen und mich die Schriften lesen lassen. Es wird sicher für unsere Sache von großem Nutzen sein zu wissen, was auf diesen Pergamenten niedergeschrieben wart von diesen Geweihten.“ „Gut Jorge. Dann gehe jetzt, denn Vieles hast Du zu tun!“
|