Musik für den gesteigerten LesegenussTränen sind die Perlen der Seele.
Sprichwort aus Ossian
Irgendwo auf Siebenwind gibt es eine kleine Halle, die kaum jemand kennt. Ein alter Schrein Xans vielleicht, durch den Strom der Zeit freigelegt, seine Weihe seit langer Zeit verblasst. Ein Becken war in seiner Mitte, und aus einer großen Vase, welche wirkte als sei sie vor langem zerbrochen, floss klares Quellwasser in dieses hinein und füllte es immer mit frischem, kühlen Nass.
Eine einzelne Laterne steht auf dem Rand des Beckens und beleuchtet die Wände etwas flackernd. Ihr Strahl fällt auf eine Gestalt, die ruhig auf einer der alten Steinbänke am Rand der Kammer sitzt, regungslos und mit den Gedanken ganz weit fort von den Wirren der Insel. Ihr Licht fällt auf das schwarze Seidentuch, welches die Frau auf ihrem Schoß ausgebreitet hat, und zu dem sie den Blick senkte. Ihr Schein erleuchtet eine große, helle Perle, die wie der Astraeyon am Himmelszelt leuchtet auf der dunklen Seide.
Nithavelas Augen blickten ruhig hinab auf die Perle Xans, die Perle der Sirenen. Noch immer hatte sie sie nicht mit bloßen Fingern berührt. Nach all den Jahren auf Siebenwind hatte sie gedacht, nichts mehr erblicken zu können, welches ihr etwas wie Verblüffung und Ehrfurcht entlocken würde. Sie hatte es im Astrael schneien sehen, die Erde beben, eine Wüste gefrieren, hatte Dämonen erblickt, Kraken, Blutregen, Sirenen, Seelenfresser, das Königspaar, Feen und mächtige Elementarwesen, und, was noch viel verblüffender war, sie hatte all dies überlebt. Und dennoch, diese große, hell leuchtende Perle war etwas Besonderes. Vielleicht, weil sie sie selbst errungen hatte und sie nun, wenn auch wohl nur für einen flüchtigen Mond, in ihrem Besitz war. Vielleicht, weil sie Erfolg hatte, wo so viele scheiterten, den Feinden der Völker mehr als nur ein Patt abzuringen in diesem miserablen Jahr.
Ihre Gedanken gingen zurück zu den Geschehnissen der letzten Wochen, des letzten Tages, den Handlungen, die dafür sorgten, dass sie nun dieses Artefakt Xans in Händen hielt.