Der Dielenboden der Hütte war schon reichlich in Mitleidenschaft gezogen. Er war glitschig und feucht, hier und dort stritten sich Moos und Schimmel um die Vorherrschaft. Die kahlen Holzwände waren übersäht von Kerben und Kratzern, Einstichen und Macken und das einzige Möbel in dem Raum war nun ein langer Tisch.
Es stank nach Schnaps, Schweiß, Fisch und...Blut
Das Gesicht des alten Mannes wurde kreidebleich, als er die leicht bekleidete Frau auf dem Tisch in der Mitte betrachtete...
"Wie Sie wohl an ihre Narben gekommen war? Wo kam Sie her? Sicher ein Banditenweib oder eine Piratenbraut"
Begann Er sich zu fragen als seine Träumerei durch die Stimme der dritten Person im Raume zerrissen wurde
"Stey nech so deppert rum, Alwyn! Hol mey ma liever frisch Wasse´!"Meckerte das dicke Weib, dessen Kleid schon aus allen Nähten platzte.
"Die Kleene wirft gleych!""Mhrm!"Protestierte der Mann, ging aber hinaus an die kalte Morsansluft, bewaffnet mit einem leeren Eimer.
"Noch wenige Zyklen, dann bricht das Dunkel herein" dachte er im stillen und schnaubte verächtlich
"Nur dem Eyn´ seyn Weyb kann se seyn! Bei de´ Vier´, Hoff´nlich jeht det ma jut!"Sprach er dann etwas lauter und stapfte zum Brunnen am kleinen Platz.
Eine andere Perspektive - Solana und was zuvor geschah
Ächzend verließ Sie das Schiff.
Die Besatzung war erstaunlich klein geworden und auch so manchen Passagier hat die "Rote Krähe" verloren. Nicht ganz unschuldig daran war das junge Ding mit dem tiefroten Haar.
Ein Blick auf ihren Bauch hinab und ein drückender Schmerz rief ihr in Errinerung, dass sie sich Sputen müsste.
"Hätte dieses scheiss Schiff nicht so lange gebraucht und wäre es nicht so scheiss langweilig gewesen, hättest du jetzt noch ein paar Dukaten!"
Scheltete Sie sich selbst.
In den Monden auf See hatte sie keineswegs ihre Leidenschaft zu spielen verloren...Lediglich das Glück schien daheim geblieben zu sein.
Daheim...
Wo war das?
Tief im inneren wusste Sie es. Und bereute. Sie fehlten Ihr, allesamt.
Marion, die geliebte Schwester und beste Freundin. Die letzten Ereignisse hatten ihr Sorge bereitet und die Unwissenheit darob, was Sie nun treibt machte es nicht besser.
Laz, wegen der Sie noch länger geblieben war als geplant um ihrer Weihe beizuwohnen.
William, dem Sie blind in den Tod gefolgt wäre, wäre er nur früher gekommen.
Ayleen, Nicht vergessen und doch vermisst. Wo war Sie?
Will, Sie hatte ihn bitten wollen, für Sie zu beten, auf das Xan die Wogen der See ruhig hält
und...
Er...
Sie fand für sich selbst keine Worte, die beschreiben könnten, wie sehr Er ihr fehlte.
Wie sehr sie bereute, Ihn verlassen zu haben und wie unglaublich Leid es ihr tat, ihm all diese Sorgen bereitet zu haben.
Und dann?
"Verdammte Hure! Verpiss dich! Ich bring´ dich um du missgestaltetes Hafenweib! Dich und deinen scheiss Zahnlosen Kerl! Aaargh! AaaaH!"Die Stimme der jungen Frau überschlug sich. Es hatte den Anschein, als sei sie drei Oktaven in die Höhe gerutscht und hatte die Absicht, mit ihrem kreischen das Glas des einzigen Fensters zum bersten zu bringen.
Barbeinig strampelte Sie auf dem Tisch, trat nach der zuvor beschimpften Hebamme und ihrem Mann, Schweiß rann von ihren Schläfen das gesicht herab, suchte sich, Tropfen für Tropfen eine Bahn durch das Narbenmuster und als Sie neuerlich aufschrie und in die Hand des nebenstehenden Mannes biss, der vor Schmerz aufheulte...
War da eine vierte Person...Und eine fünfte...Beide schrien im Kanon, dann wurde Tare Dunkel, die Zeit des Ungenannten...
und es waren nur noch Vier...