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 Betreff des Beitrags: Ein Zwiegespräch
BeitragVerfasst: 10.02.12, 11:32 
Edelbürger
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*der Raum, so hell und sauber er ist, wirkt auf ihn abweisend. Kalt. Es ist nicht Hass, nicht einmal (mehr) Verachtung. Das Gefühl, das ihn hier, an diesem Ort, fest im Griff hat in diesem Moment ist Trotz. Er ist nicht stolz darauf, weiß er doch darum, dass Eigensinn das Gegenteil von Demut ist. Und doch hat ihm sein Eigensinn den Weg hinaus gezeigt. Sein Selbsterhaltungstrieb.

Die Geweihte hatte vorhin ins Schwarze getroffen. Sein Weg hinaus war noch nicht abgeschlossen. Nicht weil er es nicht wollte – nein. Weil er noch an IHN gebunden war. Sein Schwur haftete ihm an, wenngleich er ihn Tag für Tag verriet.

Verrat. So nannten es seine „Brüder“. Er hatte ihnen geglaubt, in den Tagen direkt nach seiner Erkenntnis. Er hatte sich zerstört gefühlt, voller Scham für seine Schwäche, hatte, als das Adrenalin nach seinem Sieg über den Angriff des Morotai abklang, Reue empfunden über seinen Weggang. Doch das lag hinter ihm. Was ihn dort hinaus gelenkt hatte, das war nicht Verrat, sondern Vernunft.
Und doch spürte er noch täglich das Band seiner eigenen Worte, das sich wie eine Seidenschlinge um seinen Hals anfühlte. Wenn der Morotai Recht behielte, wäre nur ER in der Lage, dieses Band zu durchtrennen. Er würde diese Trennung nicht überleben - der Knoten in der Schlinge vermochte nur in eine Richtung zu rutschen.

Doch hier, jetzt, an diesem Ort, eine andere Aufgabe. Es hatte ihn große Überwindung gekostet, ihn überhaupt zu betreten, aber man hatte ihm keine andere Wahl gelassen. Ihn vor vollendete Tatsachen gestellt. Als das Possenspiel mit Darkaan (sollte er nur auf seinem hohen Ross bleiben und ihn verachten. Trotz all seiner begangenen Fehltritte war er immer noch besser als dieser einzig von sich überzeugte Triebtäter, der selbstherrlich über ihn zu richten beliebte) vorbei war, ließ man ihn allein. Allein mit jenem, von dem er in seinem Leben am allerwenigsten erwartete. Anklagend seine Worte schließlich, die er unfokussiert in den Raum wirft.*


„Warum hast du mein Leben zerstört? Das meiner Mutter und das meines Vaters?“

*Stille daraufhin. Selbst das Gespräch draußen vor dem Tempel schien beendet, doch niemand machte Anstalten, zurückzukehren. Missmutig blickt er umher, auf die polierten Rüsten, das blinkende Schwert, den hellen Marmor. Er erwartete keine Antwort. Er… kannte die Antwort!*

„Wie wagst du es, hier vor mir zu stehen, lebend, denkend, fühlend, eben erst ins Leben zurückgekehrt und doch zu behaupten, ich hätte es zerstört? War ich es, der dich gezwungen hat, IHM zu dienen? Die fehlgeleiteten Schergen des abtrünnigen Fürsten zu verehren, bis du selbst deinen Weg zu ihnen gefunden hast? Hatte deine Mutter nicht auch einen Eid geleistet, als sie den Rosenbund mit deinem Vater beging... damals vor langer Zeit, als man selbst in Vandrien noch nicht so genau wusste, was Krieg ist? Hat sie diesen Eid gebrochen oder etwa ich? Nicht einmal mein Diener war es, das weißt du ebenso gut wie ich. War ich es, der deinen Vater hernach in den tiefsten Pfuhl des Selbstmitleids trieb, statt aufrecht das zu tun, was viele Männer zuvor schon geschafft haben und sich nach ihrer aufrechten Trauer wieder dem Leben zuzuwenden? Glaubst du, er war oder ist der erste Mann Tares, der von seiner Frau betrogen wurde? Der sein Weib verlor? Auch meine Diener sind nur Lebewesen von Tare. Ob Elf, Zwerg oder Mensch – sie alle machen Fehler.“

„Warum hast du es nicht verhindert?“

„Soll ich jeden Menschen – ob er mir dient, oder nicht – an die Hand nehmen und durch das Leben führen? Soll ich jedes Lebewesen auf Tare lenken wie eine Marionette, ihm zeigen, wie er sich jederzeit zu verhalten hat, wann er den Löffel in den Mund zu schieben hat und wann er zuvor den Mund öffnen sollte? Was wäre DEIN Leben, wenn ich dir keine freie Entscheidung zugestehen würde? Wenn ich nicht auch Dir Fehler zugestehen würde? Was wäre jenes meiner treuen Diener, wenn ich sie für jeden Fehltritt sofort zur Rechenschaft ziehen würde? Aus Fehlern kann man nur lernen, wenn man sie selbst erkennt und nicht, weil man wie eine Welpe von seinem Herrchen mit der Nase in den Kot getunkt wird, den sie in der Zimmerecke hinterließ. Fehler sind vorhanden. Sie gehören nun einmal zu den Sterblichen! Und somit sind sie fest mit Tare verbunden. Es ist an jedem Einzelnen, daraus zu lernen und nicht daran zu verzweifeln.“

„Aber das ist Schwäche!“

„Natürlich ist es das! Was erwartest du? Das du dein Leben lang immer nur stark bist? Immer alles richtig machst? Nie zurück blickst und feststellst, dass es da Dinge gab, die du besser hättest machen können? Immer stark zu sein, ist noch viel mehr Schwäche, und das weißt du! Das mündet in Selbstüberschätzung, Einbildung und Selbstherrlichkeit. Und in Trotz!“

*Betroffenes Schweigen. Dann senkt er sein Haupt, die Stimme verliert ihren anklagenden Ton*

„Ich schaffe es diesmal nicht allein. Wenn du mich nicht hasst, hilf mir.“

„Warum sollte ich dich hassen? Weil du IHM folgtest? Weil du schwach warst? Oder weil du es bist? Weil du hier vor mir stehst und Forderungen stellst? Ansprüche erhebst? Erwartest du meine Hilfe oder bittest du darum? Dann leg endlich deinen Trotz ab.“

*noch etwas mehr wird der Kopf gesenkt*

„Jah. Ich bitte darum.“

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Zwiegespräch
BeitragVerfasst: 16.02.12, 20:05 
Edelbürger
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Am nächsten Tag

Der Anfang war gemacht. Der schwerste Schritt getan. Noch immer war es für ihn eine Herausforderung, dem ersten auch weitere Schritte folgen zu lassen. Doch er fühlte sich nicht mehr unbehaglich dabei, spürte keine anklagenden Stiche im Nacken, wenn er einen der Vieregeweihten Schreine betrat.

Wie ein Fremder fühlte er sich dennoch, als er am nächsten Tag, nach einer weiteren Nacht des erholsamen Schlafes mit erfreulichen Träumen, aus dem Morsanschrein ins Freie trat, und seine Schritte nach einem Besuch des Badehauses gen Astraelschrein lenkte.

Was er vor ihren Dienern nicht konnte, fiel ihm vor den Vieren selbst nicht mehr schwer. Demütig senkt er das Haupt, dankt dafür, dass er hier sein darf. Trotz allem, was war. Hier, an diesem Ort, fühlte sich seine Vergangenheit schwer an. Kaum hatte er den Schrein betreten, drängte die Erinnerung in den Vordergrund.

Wie schon tags zuvor erhielt er auch hier Antworten auf seine Fragen. Antworten, die sich als Gedanken in seinen Kopf setzten, er wusste nicht woher. Vielleicht aus seinem eigenen Verstand. Vielleicht von anderer Stelle. Er wusste in diesem Moment jedoch nicht, wie er beginnen sollte. Was er fragen sollte. Da erinnerte er sich an Worte, die er vor kurzem gehört hatte.

„Jeder Krieger des Lichts hat bereits einmal gelogen oder jemanden verraten.
Jeder Krieger des Lichts hat schon einen Weg beschritten, der nicht seiner war.
Jeder Krieger des Lichts hat schon gemeint, er sei kein Krieger des Lichts.
Jeder Krieger des Lichts hat schon wegen bedeutungsloser Dinge gelitten.
Jeder Krieger des Lichts hat bei seinen spirituellen Verpflichtungen schon einmal versagt.
Jeder Krieger des Lichts hat schon einmal ja gesagt und nein gemeint.
Jeder Krieger des Lichts hat schon einmal einen geliebten Menschen verletzt.“


„Ich bin kein Krieger des Lichts“. Dieselbe Antwort. Trotz allen Grübelns seitdem. „Ich weiß ja nicht einmal, wer ich bin. Wie ich heiße. Wie kann ich dann ein Krieger des Lichts sein?“

„Ist es das, was dich umhertrieb in all den Jahren? Die Unfähigkeit deiner schwachen Eltern, dir einen Namen zu geben? Sie waren schwach, und das weißt du. Sie beide. Du aber bist schon jetzt weit über sie hinausgewachsen. In allen Belangen. Warum kannst du Ihnen noch immer nicht vergeben?“

„Ich könnte. Wenn ich nur endlich wüsste, wer ich denn nun bin.“

„Solange du darauf eine Antwort von außen erwartest, wirst du es nicht erfahren. Es ist an DIR, es herauszufinden. Mehr als das. Dich zu entscheiden. DU hast die Wahl. Wenn du noch immer glaubst, dass du keinen Namen hast, dann irrst du. Es liegt nur an dir, zu akzeptieren, dass du aus ihm etwas Besonderes machen kannst.“

„Ich bin dennoch kein Krieger des Lichts. Jah, ich will nun, da ich das Dunkel kenne, jenes meiden. Aber ich will frei sein. Frei von allem.“

„Sogar frei von Verantwortung? Dann bist du feige.“

„Nicht frei von Verantwortung. Nur von Fesseln!“

„Und darum bist du nun…. Söldner?“

*ein Seufzen entrinnt ihm*

„Es sind gute Jungs. Ich kann auch dort meine Ehre wahren. Ich muss nicht alles mitmachen. Ich finde dort…“

*er wird jäh unterbrochen*

„Du zweifelst längst selbst daran. Distanzierst dich. Wie viele Wege willst du noch gehen, auf denen du bereits bei den ersten Schritten spürst, dass das große Ganze nicht stimmt? Nicht DEIN Weg ist?“

Dieses wiederholte Gefühl der Nähe ließ ihn schaudern, aus dem Innersten heraus. Diese Antworten waren so selbstverständlich. So direkt. So unbestreitbar. Und doch mehr, als nur seine Gedanken.

Wovor hast du Angst?"

"Vor dem nächsten Fehler."

"Du willst dich nicht festlegen. Dir immer ein Hintertürchen offen lassen. Du hast dich verbrannt beim letzten Versuch und gemerkt, daß es dich angreifbar macht, sich festzulegen. Aber hast du schon darüber nachgedacht, wie es dich von innen auffrisst, deinen Weg nicht zu kennen? Deine Fahne in den Wind zu hängen?"

*Schweigen*

"Warum bist du hier?"

"Weil ich um Vergebung bitte. Weil ich die Augen geöffnet habe. Weil ich erkannt habe, dass das allein nicht reicht. Weil ich Hilfe benötige. Deine Hilfe. Und ich dich darum bitte."

"Dann lerne, mit deinen offenen Augen auch zu sehen".

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