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 Betreff des Beitrags: Geeint in den Schatten, gebunden durch den Glauben.
BeitragVerfasst: 12.04.12, 18:22 
Altratler
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Stille, unheimlich und nahbar, wäre da nicht das Knistern vom Holz im Kamin. Feuer des Ignis, es brannte stetig und verschlang mit der Zeit das einst lebendige Material. Mit einem Knistern schien sich das Holz dem Schicksal zu erwehren, doch wo es zu spät ist, da bleibt selbst der Hoffnung der Zutritt verwehrt. Grüne, lebendige Augen betrachteten das Schauspiel im Kamin, wie die Flammen allmählich das Holz umschlungen, um sich davon zu nähren. Seine aufgesetzte Mimik, die ihm schon seit über ein Jahrzehnt des Dientes am Vater schützte, verschwieg wie immer sein wahres Gemüt. Warme, weiche Gesichtszüge täuschten über sein Ungehagen hinweg, was durch ein einziges Wort ausgelöst wurde - "Verrat". Verrat an ihm, irgendwann, in welcher Form auch immer. Die rothaarige Frau erzählte in überzeugender Manier dem Alten von ihrer düsteren Vorahnung. Ferner soll der Verrat so schwer wiegen, dass er sein Leben verlieren würde. Er kannte sie kaum und so lösten ihre Worte zwar Unbehagen aus, aber so recht überzeugt war es nicht. Wieso erzählte sie es ihm bloß? Lag ihr etwas an ihm? Wollte sie Aufmerksamkeit - etwas, wonach einsame Menschen ja gerne streben. Nein, er spürte förmlich die Halbwahrheiten in seine Ohren kriechen, aber gänzlich verwehren vermochte er sich dagegen nicht. So nahm er Gesagtes mit einem reizlosen Lächeln hin und widmete sich wieder dem verzehrenden Feuer.
...

Da saßen sie, die rothaarige Frau und der Faltige, auf einer alten, kalten Steinbank auf dem Morsan Acker und er erzählte über die Domäne Moghtor. Ein stimmiger Ort, um über die Ebene des ewig wandelnden Todes zu berichten, ist doch Moghtor dem Gott Morsan entgegengesetzt. Wo alles anders schien, wo statt Ruhe die Rastlosigkeit herrscht, einem eine zweite Möglichkeit eingeräumt wird, dem Vater dienlich zu sein, aufdass sein Wille geschehe und sein Ansinnen Verbreitung finde. Aufmerksam, interessierte lauschte die rothaarige Frau dem Alten und selbst als die Nachteile des Paktierens mit einem Dämon aus Moghtor Erwähnung fanden, schien es, als wäre der Frau der Ekel fremd, oder sie beherrschte schon das Spiel mit unterdrückten Gefühlen und einer kaum deutbaren Fassade.
...

Wo Melina einst eine große Lücke hinterließ, die bisher keine Frau vollständige zu schließen vermochte, da war es die rothaarige Frau, die zunehmend an seine Seite trat und der Einsamkeit ein Ende bereitete. Bislang hatte er keinen Grund, sein unberechtigtes Vertrauen zu bereuen. Denn noch gab es keine Zweifel an ihrer Treue zum Vater und zur Gemeinschaft. Wo er dachte, jeder Arkane des linken Pfades diene ausschließlich sich selbst und der Mehrung von Macht, Wissen und Einfluss, da schien sie so anders, fernab der gängigen Vorurteile. Wo war nur der Haken bei diesem schönen Geschöpf? War der Verrat sogar schon längst an seiner Brust gelangt und lullte seine Sinne ein? Es gab gewiss immer etwas, was später bereut und verdammt wird, aber warum nicht genießen, wo es sich doch zu gut und richtig anfühlt. Denn weitab der Innigkeit und Leidenschaft trieb sie ihn zur längst vergessenen Stärke an, kein Ruhen und Rasten mehr, nur der Angriff gegen die ewigen, unbelehrbaren Feinde.
...

Mit gemächlich, bedachten Schritten näherte er sich dem kalten Tisch und bemerkte gleich, dort liegt ein noch unbekanntes Schriftstück und wartet auf einen aufmerksamen Leser. Welch Zufall es doch war, denn das Schriftstück war unter anderem an ihn gerichtet. Wissbegierig verschlang er die Zeilen und am Ende hingen schlaff die Mundwinkel hinab. Keine Überlegung später saß er auf dem Pferd und ritt ins Ödland und einige Zeit später erreichte er die Burg der heiligen Bruderschaft der Tardukai. Er sprach den Satai auf den Brief an, der eher ungehalten reagierte, denn Feradai Adara hatte diesen Schrieb ohne Einwilligung von oben verfasst und ausgehändigt. Doch blieb sein Angebot zur Hilfe nicht ungehört, aber wurde auch nicht in Anspruch genommen. Eher unzufrieden ging er und ritt wieder zurück in die neue Heimat Brandenstein. Ein Plan müsste her und zusammen mit der rothaarigen Frau fand sich auch einer. Noch immer war auf dem alten kein Haftbefehl zugeordnet, obwohl er den Diplomat Lucius Gropp feige von hinten attackiere und niederschlug. Anschließend nahm er seine Bettwärmerin Awa Aldorn mit nach Brandenstein und billigte die Folter, welche Magistra Suavis mit Freuden ausführte. So ohne Haftbefehl konnte er sich fast unbemerkt in Falkensee bewegen. Die Wachen erkannten ihn sogar, schließlich war er einige Monde der Vogt von Südfall. Die zwei schritten durch Falkensee, und führten eine belanglose Unterredung von weltlichem Wert. Die Tarnung verlangt nach solch trivalem Gespräch. Die Gestalten bogen ab, wollten weiter zum Rathaus, als urplötzlich eine männliche Stimme sprach "Gnaden Degner", die beiden drehten unauffällig die Köpfe und bemerkten erst jetzt einen gerüsteten Templer und eine gut gekleidete männliche Person, letzterer war nun ihr Ziel. Mit dem Ende des Gespräches folgten sie Feydis und unter einem Vorwand lockte er Feydis in den Rosengarten. Es folgte eine kurze Warnung vor der heiligen Bruderschaft der Tardukai und hernach zog er kurz am Schwertgriff, um Feydis die Situation zu verdeutlichen. Dieser folgte mehr oder weniger willig und schweigsam, die holten die Pferde und passierten das Nordtor und waren gerade dabei, wieder in die Stadt zu gehen, als ein Reiter auftauchte und die beiden Kapuzenträger auffällig musterte. Der Alte nahm, um die Situation zu entspannen, ohne lange zu warten die Kapuze ab und offenbarte sein Gesicht. Nach nur kurzen Augenblicken meinte der Reiter knapp "Ihr solltet nicht hier sein". Mit diesen Worten war klar, der Alte wurde erkannt, scheinbar suchte man doch nach ihm, auch ohne offiziellen Haftbefehl. Er fragte Feydis, ob denn alles in Ordnung sei und dieser bestätigte ihm dies, er gehorchte, wahrscheinlich war ihm die eindeutige Drohung vom alten noch im Gedächtnis. Als die Drei weiter schritten und der Alte Feydis fragte, wer dieser Reiter war, kam heraus, dass jeder Reiter Hochwürden Tion Altor vom Ordo Bellum sein. Ein Hochgeweihter, der einen hohen Diener des Angamon erkannte, drei Gardisten hinter sich hat und nicht einschritt? Wenn er das jemanden erzählte würde, der nicht dabei war, er würde den alten für einen dreisten Lügner halten, aber so, was ein feiger Hund. Ein wahrer Held des Bellum. Die Drei kamen über einen kurzen Umweg über die Zuflucht der Schattenhand bei der Burg der Tardukai an und übergaben Feydis einer weiblichen Tardukai, sie so ungläubig wirkte, als wäre sie in Wirklichkeit ein Schaf.
...

Erneut waren die Rastlosen unterwegs und erkundeten den Falkenwall vom Grünland her, doch ihre Tätigkeit als Späher blieb nicht unbemerkt und so sahen sie sich einer Geweihten zur Pferd und einem Streiter der Löwen gegenüber. Der Mann sprach von einem Kapuzen-Verbot am Wall, der Alte reagierte dementsprechend und zog die Kapuze nach hinten ab, als sie weiter trabten, sollten sie plötzlich anhalten und nur kurz danach zog die Geweihte das Schwert und ritt der rothaarigen hinterher und griff sie hinterhältig an. Eine unbewaffnete Frau anzugreifen ist ja schon ein hartes Stück, aber als die Geweihte kurz davor war, gegen den Alten zu verlieren, flüchtete sie todesmutig vor dem alten und verschwand im Wald und obwohl der Alte ihr nachsetzete, war ihr Pferd einfach zu schnell und wurde geradezu meisterlich geschickt durch den Wald gelenkt. Er selbst ritt zurück und harschte die Bewusstlose an, sie solle ja im hohen Grass und hinter de Baum liegen bleiben und sich verstecken, solange noch der Streiter der Löwen herumsuchte. Er selbst zog sich weiter östlich zurück und tarnte sich geschickt, abwartend was die nächsten Momente passieren würde. Als er der Meinung war, lange genug gewartet zu haben, kroch er hervor und ritt zurück, die rothaarige war noch da und so zogen sich beide zurück nach Brandenstein. Sie war auch Tage nach dem hinterhältigen Angriff nicht zu beruhigen, sie schäumte wegen der Geweihte und wegen sich selbst. Immerhin sah sie den Fehler auch bei sich.
...

Als hätte der Alte nicht genug von Geweihten des Ordo Bellum, da tauchte die Schwester von Feydis in Brandenstein auf, Lillien Degner und forderte ein Duell, da sie die Entführung als etwas Persönliches erachte und sie nicht im Auftrag des Ordo Bellum hier sei, sondern nur wegen dem alten. Der Alte war gnädig und ging auf das Duell ein, das noch am gleichen Tage am Hafen abgehalten wurde. Lillien provozierte und bemächtigte sich ihrer Macht als Geweihte, doch es half nichts, es war zwar knapp, aber am Ende war es sein Schwert, welches Lillien zu Boden zwang. Dann täuschte er Frieden vor, steckte das grobschlächtige Zweihandschwert zurück in die Rückenhaltung und zog urplötzlich, ohne ersichtlichen Grund ein Einhandschwert. Der Außenwirkung war er sich bewusst und provozierte sie auch. Er stand mit erhobenen Haupt neben der Liegenden und zeigte mit dem Schwert auf ihre Kehle und sprach wenige Worte; "Wo der Vater gnädig, gütig und barmherzig ist, da werden es auch seine Diener sein. Lebe mit der Schande der Niederlage." Er entfernte sich mit wenig erhabenen Schritten, zerrte doch der Kampf an seinen Kräften, doch als er die Blicke der rothaarigen spürte, war er sich sicher, allein deshalb hat sich der Kampf gelohnt.

Ther Solfei fhom Zelebrei fhur theen Boldares.


Era


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 Betreff des Beitrags: Re: Geeint in den Schatten, gebunden durch den Glauben.
BeitragVerfasst: 13.04.12, 15:32 
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Aus der Sicht der rothaarigen Frau war diese Insel ein zutiefst lebensfeindliches Umfeld und voller Gefahren, die sie wohl erst erkennen würde, wenn sie von ihnen zu Fall gebracht worden wäre und ihren Pfad nicht weiter fortsetzen könnte. Selbst unter den Gläubigen sah sie ihr Leben bedroht, wollte sie doch die steten Forderungen nach Demut und Folgsamkeit nicht erfüllen und sah sich immer mehr den gewaltsamen Einforderungen der vermummten Gestalten ausgesetzt. Eine Nichtigkeit, die simple Zurechtweisung eines Feradai, der sich weigerte sie passieren zu lassen und sie mit Fragen behelligte, hatte zum ersten Übergriff geführt. Später hatte man ihren Versuch sich zu verteidigen umgedichtet und stellte es dar, als hätte sie den Regenten angegriffen. Doch war jedem Beobachter nur allzu klar, dass die Rothaarige ohnehin einen vergeblichen Kampf austrug, sah sie sich doch dem Regenten und seinen beiden Schülern gegenüber - herauszögern konnte sie es, gewinnen aber nicht.

Die Hand des Mannes mit der weißen Maske durchdrang die Bauchdecke der niedergeschlagenen Frau und der eisige Schmerz lähmt ihren Körper, als er scheinbar förmlich nach ihren Gedärmen griff. Wenig drang noch an ihr Bewusstsein, aber das Wort "Demut" hörte sie nur allzu deutlich ... hörte es aus den Kehlen anderer, als der Feradai sie anhob und dem Schüler des Regenten überantwortete, der ihre Wunde behandelte, als wäre sie nicht mehr als ein Stück Vieh. Demut. Der widerliche Beigeschmack dieses Wortes löste in ihr Zorn aus, der fast schon die Intensität von Hass erreichte.
Alleine konnte sie nicht bestehen, so sehr ihr diese Erkenntnis missfiel, von Selbsttäuschung hielt sie noch viel weniger. Doch die Versuche sich mit diesem knabenliebenden Dreigespann um den Regenten zu arrangieren waren vergeblich. Seine Schüler fühlten sich nur dazu berufen die Machtdemonstrationen, die selbst zu erleiden hatten, an jemand vermeintlich schwächeren weiter zu geben. Jeder Schritt der Rothaarigen wurde belauert und jede Gelegenheit genutzt um sie in die Enge zu treiben und zu bedrohen. Dass sie einen einzigen Magus ausschalten könnte, stand außer Frage. Doch was wäre anschließend?

...


Ihre Aufgabe hatte sie auf diese Insel geführt und die Worte die sie aus den Schatten vernahm, bestätigten sie darin, dass ihr Pfad auf dieser Insel eine wichtige Abzweigung nehmen würde. Sprach sie über ihre Eingebungen, so stellten sie sich stets nur als Botschafterin der Schatten dar, aber ihre wahre Überzeugung lag anders. Der Gottkönig selbst hatte sie auserwählt seine Worte zu erhalten, hatte sie zu seinem Sprachrohr ausgewählt mit deren Hilfe er seinen treusten Dienern Weisungen und Warnungen zukommen lassen konnte. Nicht immer waren es nur seine Botschaften, tummelten sich doch in den Schatten auch andere Wesensheiten oder gar Diener, die nach ihrem Ableben darum rangen die Gunst Angamons zu erlangen und sich dazu bereitwillig in den Dienst der Rothaarigen stellten.
Zumindest war es ihre Überzeugung, dass Angamon selbst sie mit dieser Aufgabe betraut hatte und ihr einen Platz an seiner Seite in Aussicht stellte, so sie ihm Erfolge vorweisen könnte.

...


Als sie sich dem Alten das erste Mal bewusst gegenüber sah, beschlich sie das diffuse Gefühl, dass er es sein könnte, dem sie zur Seite stehen sollte. Oder dass er es zumindest wert sein könnte, ihre Worte zu vernehmen. Womöglich zog es sie deswegen zu ihm hin, zumal er es ihr auch nicht besonders schwer machte und außergewöhnlich aufgeschlossen wirkte. Ihm ging es nicht darum, dass sie sich erst beweisen müsse, ehe er ihre Worte als wertvoll erachten würde. Auf seinen Handel ging sie nur zu gerne ein, auch wenn dieser für sie ohne Belang war, da sie nicht sein Wissen suchte, sondern allein an die Erfüllung ihrer Aufgabe dachte. Aber sie hielt es für weiser, ihn im Glauben zu lassen, dass sie aufgrund seines Wissens an seiner Seite stand. Die Bedeutung ihrer Aufgabe würde er nicht verstehen und es hätte nur falschen Argwohn geweckt, wenn sie nichts von ihm gefordert hätte - lieber präsentiere sie seinem Verstand offen einen Grund, als dass er sich selbst einen zusammen reimte.

....


"Bist du etwa so naiv, zu glauben, du seist von großem Wert? Du bist endlich wie ich, du wirst sterben, du wirst nicht ansatzweise so viel geben wie Angamon. Dein Licht wird vergehen, sein Glanz bleibt."
Scheinbar gezielt wählte der Alte seine Worte um die Rothaarige in ihrem Zorn immer weiter anzustacheln. Nur wenige Worte folgten noch, ehe ihre Geduld am Ende angelangt war und sie ihm eine schallende Ohrfeige verpasste. Mehr wie ein Grinsen hatte der Alte nicht übrig, als ihm die zierliche Hand auch schon die nächste Ohrfeige verpasste. Doch die Frau hatte diese Auseinandersetzung auf eine Ebene getragen, auf der sie dem Mann niemals gewachsen sein würde.

Die kräftige Hand des Alten schloss sich um ihre Kehle und sie versuchte verzweifelt ihn mit ihren Füßen auf Distanz zu bringen, aber erbarmungslos drückte er ihr weiter die Luft ab. Sein Gesicht verschwamm vor ihren Augen bereits und ihr Sichtfeld engte sich immer weiter ein, je näher sie der Bewusstlosigkeit kam. Scheinbar angelockt von der Bedrängnis, in der sich ihre Herrin befand, verdunkelte sich der Raum als die schattenhaften Diener sich manifestierten und sich hinter dem Alten positionierten. Die Schatten drängten den Alten ab und endlich löste sich der Griff um ihren Hals. Laut röchelnd und hustend stürzte sie zu Boden und rutschte über den Holzboden in dem Versuch Distanz zwischen sich und den Alten zu bringen. Die Schatten stellten sich zwischen die Beiden, als der Mann auch schon sein Schwert zog und den ersten der Schatten attackierte. Damit hatte er jedoch nun die Auseinandersetzung auf eine Ebene getragen, auf der er der Rothaarigen nicht gewachsen war.
Mit ihrem ganzen Gewicht kniete sie auf seinem Körper ab und legte ihren Dolch an seine Kehle. Er flehte sie fast schon an, sein Leben zu beenden. Doch sie entschied anders.

Diese Lektion hatte der Alte sich für sie ausgedacht und war wohl äußerst zufrieden mit dem Ergebnis. Die Rothaarige war alles andere als begeistert davon. „Du bist wahnsinnig.“, warf sie ihm entgegen, wobei es aus ihrem Mund fast schon wie ein Kompliment klang.



Die Entführung des Geweihten hatte einige Gestalten aus seinem Umfeld auf den Plan gerufen. Am widerlichsten empfand die Rothaarige ohne Zweifel die Anwesenheit dieser Novizin. Mit ihren verdorbenen Fingern näherte sie sich dem Alten und biederte sich ungeniert an das Bett mit ihm zu teilen. Davon zumindest war die Rothaarige überzeugt. Es verschaffte ihr eine ungemeine Genugtuung dieser Dienerin Vitamas ihre angestaute Wut - in Form ihrer geballten Faust - entgegen zu schmettern.

Dem Duell der Geweihten und dem Alten beizuwohnen stellte ihre Selbstbeherrschung erneut auf eine harte Probe. Auch wenn sie vom Kampf nur wenig verstand, war es deutlich, dass er dieses Duell nicht in der Form dominierte, wie es zu ihrer Beruhigung notwendig gewesen wäre. Innerlich hatte sie sich bereit gemacht einzugreifen, wusste aber, dass sie dies nicht wagen sollte, ehe es nicht erkenntlich war, dass der Alte im Begriff war zu verlieren.

Er siegte. Die Geweihte sackte zusammen. Der Alte verschonte die Geweihte und kehrte ihr den Rücken, kam mit bedachten, langsamen Schritten auf die Rothaarige zu. Voller Bewunderung richtete diese ihren Blick auf den siegreichen Streiter in der dunklen Rüstung.

Die Lethargie der Gläubigen in Brandenstein musste enden und allein ihn sah sie befähigt dies zu erreichen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Geeint in den Schatten, gebunden durch den Glauben.
BeitragVerfasst: 2.05.12, 11:55 
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Die bernsteinfarbenen Augen des Spiegelbildes blickten ihrer Besitzerin ausdrucklos entgegen und die Rötungen und Augenringe verrieten nur zu deutlich, dass sie alles andere als erbauliche Zyklen hinter sich hatte. Langsam hob sie ihre linke Hand an und tastet vorsichtig über ihre Wange an den Rändern der inzwischen geschlossenen Platzwunde entlang. Die Hand tastete sich weiter vor zu den Haarspitzen des roten lockigen Haares, das inzwischen bereits auf Kinnlänge endete. "Schrecklich.", hauchte sie leise und wandte sich angewidert vom Spiegel ab.

Der Blick der Rothaarigen wanderte weiter zum Schreibtisch und blieb an den Papieren und Akten haften. Er hatte alles wieder ordentlich an seinen Platz geräumt und das von ihr im Zorn verursachte Chaos beseitigt. Unweigerlich schlichen sich die Worte des Tardukai wieder in ihre Gedanken.

"Sollte wirklich schlimmeres notwendig werden, dann seid Euch gewiss, dass Ihr an seiner Seite weilen dürft, wenn sein Urteil vollstreckt wird."

Die aufkeimende Angst versuchte sie mühseelig zurück zu drängen, gab es doch keinen Grund zur ernsthaften Sorge. Angamon würde diesen treuen Diener nicht aufgrund des falschen Spiels eines unnützen, zweifelnden "Gläubigen" von seinen Aufgaben in dieser Sphäre entbinden - dies rief sie sich immer wieder in Erinnerung. Angestrengt versuchte sie Luft zu holen, doch fühlte sie sich, als befände sich ihr Leib in einem zu eng geschnürten Korsett. Langsam erhob sie sich und ließ sich dann erschöpft auf das Bett sinken. Ihr geschwächter, müder Körper beeinträchtigte auch ihren Geist, eine andere Erklärung ließ sich von der Frau für dieses Mißempfinden nicht finden. Ruhe, sie bräuchte nur ein wenig Ruhe.

...


Vorerst blieb ihr nicht mehr als sich den Pflichten zu widmen. Vor dem Verstreichen der Frist wieder nach ihm zu sehen wagte sie nicht. Die "Versöhnung" des Alten und der Rothaarigen innerhalb der Mauern der heiligen Bruderschaft hatte gefährliche Wellen geschlagen und auf eine weitere Maßregelung wollte sie es nicht ankommen lassen.
Mit dem Mädchen hatte sie eine Aufgabe bekommen, der sie sich vollkommen widmen wollte. Behutsam leitete sie das junge Mädchen an und würde sie auf ihrem Pfad begleiten ... sich ihrer Ausbildung und der Formung ihres Wesens widmen. Den Dienern der Götzen würde sie dieses Kind nicht überlassen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Geeint in den Schatten, gebunden durch den Glauben.
BeitragVerfasst: 25.05.12, 01:23 
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Jederzeit hätte er gehen können, um das ihm vertraut gewordene Umfeld hinter sich zu lassen. Doch er blieb freiwillig bei ihnen, lernte und bezahlte mit Treue.

Fahles Licht schimmerte durch die schmalen Öffnungen der Mauer des Tempels. Gerade noch genug, damit die Anwesenden auch ohne Arkane Gabe etwas erkennen können. Da kniete er, die linke Hand auf der aufgetrennten Kehle und das Blut suchte sich den Weg hinab. Die rechte Hand lag auf einer schlichten Holzbank, stützte den Körper, der frei von Kampfspuren war. Es konnte auch kaum ein Kampf gewesen sein, jedenfalls kein gerechter, denn seine Waffe steckte noch in der Schwertscheide. Die Szenerie glich eher einem Attentat, dem der Alte zu erliegen schien. Allmählich verließ ihn die Kraft, es zog ihn hinab, tiefer in den Schlund Yerrodons. Das Bewusstsein Schwand und mit ihm ging der klare Blick. Der Geist benebelt vom Eindruck des nahenden Todes, des Endes in dieser Sphäre. Doch keine Panik fand sich in der Mimik des Faltigen. Sehnte er dem eigenen Tod gar entgehen, oder wusste er, was kommen wird?
Eine Erinnerung streifte den Geist und es erschien ein kleines Kind, Wido, den sie einst zu dritt entführten und ihn opferten, damit die junge Arkane der Schattenhand ein Ritual der Wiederbelebung durchführen konnte. Wido starb, kaltblütig und geplant getötet, nur um ein Zombie zu erschaffen der eine einfache Nachricht überbrachte. Und als er gerade an Gnade dachte, da fiel ihm die Arkane ins Auge, jene, die Monde später eine Arkane der Tardukai verriet und zurück auf das Festland flüchtete, sich der gestrechten Strafe entzog.

Mit letzter Kraft erhob er seine rechte Hand und schlug die Frau, die darauf vom Alten abließ. Seine Kehle war noch immer Quelle für den blutroten Strom, der sich nun mittlerweise auf dem Boden niedergoß. Doch der Abschied aus dieser Sphäre wurde ihm verwehrt. Der Attentäter streckte die viergliedrige, linke Hand aus und Macht seiner arkanen Gabe schloß sich die Wunde. Es war vollbracht, der Alte war nun durch den Eid an die Schattenhand gebunden. Denn es wurde nachgeholt, was seit drei Dunkeltiefs aufgeschoben wurde.
...

Seine Fassade bröckelte ungesehen von der Frau, die voran zum Attentäter schaute. Sein wahres Antlitz erschien und ließ seine gutmütige, ruhige Mimik, die ihm elf Dunkelläufe vor der Enttarnung im Land der Lichten bewahrte, verschwinden. Kalte Gesichtszüge und ein leerer Blick, der auf dem Hinterkopf der Frau lag. Ein Folterer, ein Mörder, ein Täter wider den Sahor und für Angamon. Würde man unwissenden Personen einen Diener des Angamon beschreiben wollen, so müsste man nur die Mimik des Alten auf einem Bild verbannen. Und in einer gleichgültigen Bewegung der linken Hand wird der Dolch über den Hals der Frau geführt. Blut rinnt sofort aus der entstehenden Wunde und kurze Zeit später sackt die Frau zusammen. Die Beiden Männer unterhalten sich in aller Ruhe über die Verfehlungen der Frau, die mittlerweise auf dem Boden liegt und deren Blut das Holz befeuchtet. Schlußendlich konnte der Faltige überzeugen und erneut war an den Mann mit der viergliedrigen Hand, eine Person vor dem sicheren Tod zu bewahren.
...

Vorwürfe - immer wieder diese verbalen Gefechte. Sie schien ihn nicht zu glauben und erst nach vielen gesprochenen Worten verstand sie, dass sie nicht sterben sollte, aber erst das Verweigern der Befehle, die der Dragomagus gab, brachte sie in die Lage, dass sie sterben sollte. Doch der Alte schützte das Weib, welches nur langsam verstand, wie knapp sie dem Tod entkam. Und endlich kehrte Ruhe ein.


Era


Zuletzt geändert von Era: 29.05.12, 01:10, insgesamt 3-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Geeint in den Schatten, gebunden durch den Glauben.
BeitragVerfasst: 28.05.12, 23:40 
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"Es sind ausgerechnet, oder gerade die Arkanen des linken Pfades, die in der Vergangenheit den größten Verrat verübten. Wo das Unbekannte zum Alltag gehört, wo die Meister den Schülern fast alles abverlangen, ist es nicht verwunderlich, dass einige Arkane des linken Pfades nach verräterischen Lösungen suchen um ihre Meister und ihr Streben nach Macht zu befriedigen. Sie schmiegen sich eng an einen, geben einem das Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und Wärme. Doch in Wirklichkeit benutzen sie einen nur und wenn die Person ihren Nutzen verloren hat, oder gar gefährlich wird ... stirbt die gespielte Liebe, schlägt um in Hass und führt schlußendlich zum Tod." Ruhig sprach der Alte die Worte und nicht die geringste Gefühlsregung zeigte sich in seinem Mienenspiel. Die Lippen der Rothaarigen öffneten sich leicht, doch erst nach einem Augenblick flüsterte sie leise seinen Namen, als wage sie es kaum ihm ins Wort zu fallen.

"Unterbrich mich nicht.", unterband er bestimmend ihren Versuch weitere Worte an ihn zu richten und legte seine große kräftige Hand über ihren Mund. Wie versteinert saß sie auf dem Stuhl und blickte zunehmend ängstlicher herab zu dem Alten, der neben ihr kniete. Die Präsenz seiner Hand auf ihrer Schulter verlor die sonst beruhigende Wirkung und unterstrich stattdessen die unterschwellige Drohung die im Raum lag.

"Folge mir ... bis in den Tod hinein."

...

"Sodenn es weiterhin Euer Bestreben ist den verschlungenen Pfad zur Linken zu beschreiten, wäre ich bereit Euch auf diesem zu führen, solange Ihr den Gehorsam haltet." Mit einem simplen Handschlag wurde der Pakt zwischen Meister und Schülerin besiegelt und die Rothaarige wähnte sich im Glauben den richtigen Entschluss gefasst zu haben. Erneut begab sie sich in die Hände eines Meisters, erneut geschah was sie für sich seit dem Tod ihres ersten und bisher einzigen Meisters ausgeschlossen hatte. Doch die Worte waren verlockend gewesen, sie weckten eine alte Sehnsucht in ihr und den Erfahrungen zum Trotz konnte sie sich ihrem eigenen Verlangen nicht entziehen. Wie schnell der leichtfertig versprochene Gehorsam doch nur wenig später bröckeln sollte.

"Zeigt mir seinen Hals, ich will wissen ob der Schnitt gelang." Mit einem süßlichen Beiklang durchdrangen die Worte des Meisters die Stille im Inneren des Tempels. Doch die Worte erreichten nicht das Gehör der Rothaarigen, die Worte wollte sie in diesem Moment wohl auch gar nicht wahrnehmen. Die Aufmerksamkeit galt einzig und allein dem Sterbenden vor ihr. Dem Sterbenden, der ihre Hilfe überhaupt nicht wollte. Unter all den wirren Gedanken bahnte sich ein Verdacht seinen Weg in ihr Bewusstsein - wusste er um sein Schicksal, hatte er sie versorgt wissen wollen ehe es soweit sein würde? Hatte er sie darum dem Meister als Schülerin empfohlen? Schwer irrte sie in diesem Moment. Mehr noch ... sie versagte.
...

"Sie ist gescheitert, sie muss den Preis zahlen. Es ist an Euch, Bruder." Die Ereignisse überschlugen sich und der Rothaarigen gelang es nur noch schwerlich zu verstehen, was der Meister und der Alte in ihrem Beisein besprachen. Es blieb nur die Flucht nach vorn. Sie stand mit dem Rücken zur Wand und ihr einziger Ausweg stand blutbesudelt vor ihr.

"Folge mir. Du wirst diesen Schritt nicht bereuen."


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