Wer durch Tapferkeit einem Anderen dient, der muss zum Sterben bereit sein. Wer aber, ehe er ans Sterben geht, vom Sterben spricht, der kommt nicht in Betracht, denn obwohl ihn der Herr kennt, ist es doch gerade so, als kenne er ihn nicht.
Ein fürchterliches Poltern und Grollen erfüllte den Talpass als sich an den Rändern des Pfades und der Felswände die kleineren Brocken lösten und hinabstürzten. Begleitend dazu ertönten keifende Stimmen aus der Ferne, die sich zu einem eigenwilligen Singsang vermischten, trotz der fremden Sprache in der sie riefen, falls es überhaupt eine war, konnte der Mann, der versuchte ihnen zu entkommen, sie verstehen. Sie verlangten sein Blut und sie frevelten seiner Götter, die Stimmen schienen sich gegenseitig übertönen zu wollen, in der Hoffnung, die Gunst ihrer Meister mit inbrünstigen Schwüren gewinnen zu können.
Der Verfolgte wusste, dass sie ihn bald einholen würden, das Rüstzeug zog mittlerweile schwer an seinen Schultern, der Helm fühlte sich an wie ein Gefängnis und das Pferd, dass er vorsichtig über den Felspfad voranführte, verlangsamte ihn. Als er die letzte Kurve überquerte und der Pfad breiter wurde, griff er nach dem schweren Speer, der am Sattel hing, und die linke Hand klopfte ein letztes Mal die Seiten des Tiers, ehe er seinen silbernen Umhang, der durch den ganzen Dreck mittlerweile mehr als Grau zu bezeichnen war, an das Saumzeug knotete und einen Befehl brüllte, gefolgt von einem kräftigen Klaps. Mühselig begann es über den unsicheren Boden zu eilen, das Ross würde ihm hier keinen Vorteil bieten und er würde nicht sehen wollen wie es auch stirbt, sechs Götterläufe hatte es ihm gedient, ihn in unzähligen Kämpfen und Ausritten begleitet. Es war mutiger als viele die sich selbst Kämpfer oder Soldaten schimpften. Er selbst entschied sich für einen anderen Pfad, nahe der Felswand. Wenn sie das flüchtende Tier aus der Ferne noch erblickten, würden sie es vielleicht verfolgen, so wäre es ihm noch als Ablenkung dienlich. Schwerfällig und den Speer wie eine Gehhilfe nutzend stolperte er voran, der Lärm hinter ihm wurde immer deutlicher, näher, es nützte nichts. Das Gros des Feindes war ungerüstet, Scharmützler, sie würden ihn einholen. Er suchte eine enge Stelle, den Gebirgsfluss direkt neben sich, der in das Ödland uferte, ein Rückzug war nicht mehr möglich. Fela erhob sich langsam am Horizont, unter anderen Umständen wäre es ein erleichternder, freudiger Anblick gewesen so kurz nach dem Dunkeltief, aber die letzten Tage der Dunkelheit und der Flucht ließen ihm kein Auge mehr für Schönheit oder Hoffnung, es gab nur das Überleben und so war sie nicht mehr als ein strategischer Vorteil. Die Zahl des Feindes würde ihnen nichts nützen, bis er müde werden würde, was dann geschah wusste er zwar es war aber nicht mehr von Belang.
Die gepanzerten Hände umschlossen den Speer als würde sein Leben daran hängen, den Stand festigend richtete er die Spitze nach vorne und erhob seine heisere Stimme.
Unbesiegter Schwertherr, sei angerufen!
Dein Diener steht allein
Des Feindes Macht scheint unbezwingbar
Herz wird bang, Kampfarm erlahmt
Sende deine Kraft, deine Macht und deinen Segen
Stärke stählern Geist und ehern Hand
Es gilt der Bund, den wir einst knüpften
denn unter deiner Hand wird keiner zagen
In deinem Namen streiten wir bis zum Sieg
oder bis wir eingehen in dein Heer!
Mit einem Kreischen stürzte die erste Kreatur, ein Goblin, auf den Felspfad und ein Nebel aus Blut und Stahl legte sich über die Welt.