Ehrenbürger |
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Registriert: 18.02.10, 17:08 Beiträge: 609
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Hoffnung Auf ihrem Bett sitzend blickte die junge Blondine lange Zeit zum Fenster hinaus, auf die nächtlichen Straßen. Es schneite. Schnee war gut. Schnee weckte Erinnerungen. An eine Kindheit in der ihr Bruder und sie Figuren aus Schnee bauten. Es erinnerte sie an das eine Mal als sie versucht hatte aus Schnee ein Einhorn zu bauen, und daran wie ihr Bruder es, als sie fast fertig war, kaputt gemacht hatte. Es erinnerte sie daran wie sie sich darüber stritten. Es erinnerte sie daran, wie Mutter einschritt um den Schuldigen zu bestrafen. Es erinnerte daran, wie sie, Valis und Lumina, beide ihrem Versprechen aus jüngsten Tagen folgten und demnach, immer wenn einer von ihnen etwas getan hatte wofür er von Mutter bestraft werden würde, sie es beide auf sich nehmen würden. Und jede Last zusammen tragen würden. Es erinnerte sie daran, wie es beide vorsichtiger machte, denn je älter sie wurden, desto weniger wollten sie den anderen für ihre eigenen Dummheiten leiden lassen. Es erinnerte sie daran, dass sie so zusammen erwachsen wurden, auch wenn sie jahrelang getrennt waren. Es erinnerte sie daran, dass nur noch sie diese Erinnerung hatte. Es war still in dem kleinen Haus geworden. Ihre Schwester war nur noch seltener Gast und überhaupt hatte sie selten Besuch. Und eigentlich war dieses Haus viel zu groß für sie allein. Aber sie hielt es. Sie hielt es weil diese Tür offen stehen würde. Wenn ihre Schwester zurückkäme, würde die Tür offen stehen. Wenn einer ihrer Freunde vor der stünde, würde sie offen stehen. Wenn... Eilidh würde wahrscheinlich auffallen, dass die Bibliothek fern davon war eingerichtet zu werden und dass sich allgemein nicht viel in dem Haus verändert hatte seit sie aufbrach. Aber...das war nun einmal Lumina. Allein auf sich gestellt war Sesshaftigkeit eine schwierige Sache für sie. Denn sie selbst brauchte letztlich nie viel zum Leben. Alles das was wirklich wichtig war, konnte sie meist direkt am Körper tragen. Und auch wenn ihre Ausbildung zur Weißmagierin diese asketischen Neigungen mit sich brachte, so musste man sagen, und dessen war sie sich vollends bewusst, hatte sie selbst jene schon von anfang an mit sich gebracht. Und so dachte sie noch eine Weile über die Menschen nach die sie liebte. Jene die ihr treu waren. Jene denen sie treu war. Sie dachte oft an sie. Das war ihre Art. Sie war nicht gut im Vergessen. Hass betrachtete sie als ein starkes Wort. Lumina hätte daher gesagt "ich mag es wirklich, wirklich nicht zu vergessen" - und das hätte es getroffen. Denn Lumina war sich sehr wohl bewusst, dass Vergessen für viele Menschen dort draußen ein Segen sein konnte. Und dies respektierte sie. Und so zog sie letztlich die Decke an sich, rollte sich auf der Seite liegend in ihrem Bett zusammen und schloss die Augen, um den Ort aufzusuchen, an dem ihre Sorgen und Bedenken ihr nicht folgen würden. Wenn sie wach war, war sie für Andere da. Beständig und bereitwillig. Das Licht ihres Herzens dazu da, anderen Menschen Hoffnung zu geben. Das Licht in ihren Augen darauf verweisend, dass wir immer eine Wahl haben und alles gut werden konnte. Doch hier in Lifnas Reich, öffnete sich ihr Herz und einen kurzen Moment konnte sie sich an ihrem eigenen Geschenk an die Menschen dort draußen wärmen. Hier in Lifnas Reich, in der zärtlichen Umarmung ihres mutigen Herzens, und ihres wachen, hellen Verstandes, beide alleingelassen von den Belangen der Welt dort draußen, in der Kemenate ihrer Träume, wurde auch ihr jede Nacht das Kind geboren, das so vielen Menschen dort draußen den Weg zeigte - einen besseren Weg zeigte: Hoffnung. Und so war letztlich auch Lumina, selbst in ihrem leeren Haus, nie allein.
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