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 Betreff des Beitrags: Ein Hundeleben
BeitragVerfasst: 22.10.14, 16:24 
Ehrenbürger
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Zum Beginn des fünften Hellzyklus spielt sich unter Seebeerg sonderbares ab.. Kampflärm, doch dazwischen immer wieder lautes Knallen von Leder und ein bellendes Geschreih " ERKENNE! BEKENNE! BEREUE!"nach einiger Zeit läst der Kampflärm nach, das Knallen und das Bellen jedoch nicht... immer wieder " ERKENNE! BEKENNE! BEREUE!".. Erst nach einigen Minuten kehrt bedächtge Ruhe ein. Wieder einige Minuten später tritt ein Gardist mit grauen Haaren und blutigen Händen aus der Miene und kehrt in die Burg zurück.

Danach mag man folgendes in der Miene finden: Einen toten Banditen. Doch ist er nicht einfach nur tot, nein! Vielmehr ist er kaumnoch zu erkennen, so böse wurde er zugerichtet. Überall weißt er Rote Striemen am ganzen Körper auf, seine Kleidung sowie auch Haut und Fleisch hängen ihm in Fetzen vom Körper. In dünnen Halbkreisen ist sein Blut über den Boden um ihn herrum verteilt. Es sieht ganz so aus, als wäre der Bandit zu Tode gepeitscht worden. Bei genauerer Betrachtung mag man das Kurzschwert des Banditen noch in seiner Hand vorfinden, offensichtlich hatte er gekämpft, wenn auch nicht sehr erfolgreich. Das Gesicht des Mannes weist jedoch keine verzerrte Miene auf, vielmehr wirkt er erlöst und seine Augen sind ruhig und leer. So der Finder des Körpers nun auch keine Angst vor den Ratten hat, welche sich schon an dem Mann laben und den Mund des Banditen öffnet, mag er dort eine Dukate unter der Zunge finden, welche dort fast schon symbolisch platziert wurde.



Nun mag sich der Finder des Körpers sicherlich fragen, was da blos passiert ist.. Und sich vielleicht bei den Burgwachen erkundigen...
Er mag eventuell folgendes herrausfinden:
Wer Tomnia und Grimlock am Haupttor fragt, der mag vielleicht folgendes dazu mitbekommen:

Versteckter Inhalt bzw. Spoiler :
T:" Das klingt nach dem 'neuen Hund' der Sire Seregis..."
G:" Hrmpf... Nur der Hofmeister hat hier doch einen Hund..! Und der schwingt keine Peitsche"



Olaf Karmir, der Mann mit den Herderer Armschonern, bei der Treppe zum Hauptsaal weiss vielleicht folgendes zu Berichten:

Versteckter Inhalt bzw. Spoiler :
O:" Ich hörte, dass man in Morthum Banditen und Mörder oftmals Häutet oder zu Tode peitscht... Auch ein paar fanatische Orden und Sekten sollen dies heute noch tun.. Es soll die Seele wohl läutern, damit sie nich nach Mandor einfährt..


Und Diago mag vielleicht hinzufügen:
Versteckter Inhalt bzw. Spoiler :
D" Das mit der Münze hab ich schonmal gehört, dass soll Galtor ,den Raben, anlocken, damit er die Seele sicher in Morsans reich bringt..

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„Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“
– David Ben-Gurion


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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Hundeleben
BeitragVerfasst: 19.12.14, 14:21 
Ehrenbürger
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In einer Höhle, einem dunklen, nach Tod stinkendem Loch voller untoter Wesen..

.. Ein alternder Streiter steht auf einer schmalen Brücke über einen tiefen Graben, bedrängt von Untoten. Schmatzend durchbohrt seine Klinge einen Zombie und bringt diesen zu fall, doch kaum ist der eine Untote erschlagen, drängen weitere auf die schmale Brücke und greifen den alternden Krieger an. Ein gepanzerter Fausthieb schickt das nächste Skelett in den Graben, wo es krachend zerschellt. Das Morthumer Schwert wieder erhoben, hackt sich der Streiter durch die Untoten. Der Kampf dauert lang, zäh kämpft er sich durch den Strom der Untoten, bis die Brücke geräumt und die lebenden Knochen nun zerschmettert am Boden liegen. Schnaubend räumt er die Knochen auf einen haufen, schüttet Lampenöl darüber und entfacht die Knochen und modrigen Leichen. Danach setzt er sich auf einen größeren Felsen und betrachtet sein brennendes Werk. Als plötzlich ein Schemen neben ihm erscheint, nur für seine Augen sichtbar. Ein prächtiger Streiter, der den alten Morthumer noch schäbiger wirken lässt, obwohl es nur ein Schemen ist. Der Flügelhelm des Schemen lässt diesen nun über zwei Schritt messen. Wäre es nicht nur die Ausgeburt des morthumer Geistes..

"Bruder Rodrik, was tust du hier? Untote erschlagen? Hast du nichts besseres zu tun?"
"Großmeister..? Auch der geringste Untote ist eine Sünde wider der Vier und muss vernichtet werden."
"Doch warum dienst du nicht der Kirche? Du fastest seit Wochen, geißelst dich fast täglich, betest demütiger als sonst... Doch worauf wartest du? Denkst du, die Kirche brauch keine Männer? Was hindert dich?"
"Ich kann Nichts unbeendet lassen. Die Ritterschaft braucht mich, zumindest noch eine Weile..."
"Du sorgst dich um den Jungen und das Rittermädchen, nicht wahr? Dein Sohn starb in Vandrien, weil du ihn nie hättest zeugen dürfen. Kein Bund, ausser der zu Bellum. Du warst einst mein Primus Pilus, der verlässlichste meiner Männer, der Hüter der Standarte. Wer bist du heute, Bruder Rodrik? Papa Rod? Oder noch immer der rote Hund?"
"Ein Mann aus Asche.. "
"Dann übergib dich Bellum! Er wird dich aus der Asche deines Lebens erheben, wie einst in alten Tagen. Bekenne dich zu deinem Mal, zu deinem Eid...!"

Mit diesen mahnenden Worten verschwimmt der Schemen und verschwindet. Kaum das dies geschehen ist, verlässt auch der alte Streiter den düsteren Ort.

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Hundeleben
BeitragVerfasst: 7.01.15, 15:33 
Ehrenbürger
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Zum Dunkeltief vor Seeberg...

..ein alternder Gardist setzte seinen Helm auf sein graues Haupt, er umschloss den Knauf seines schweren Zweihänders und trat kraftvoll die Tür auf. Kaum trat er hinter der, nach einem Eiskolossangriff notdürftig verstärkten, Palisade hervor, da ströhmten sie herbei, die Untoten aus der Dunkelheit. Blutgierig stürtzen sie auf den alten Streiter zu, welcher im Gegenzug sein Schwert erhob. Doch kaum, dass sie das Licht der Fackeln und Leichenfeuer erreicht hatten, da durchzog ein stechender Schmerz seinen Kopf. Er blinzelte, doch als er die Augen wieder auf die Wesen richtete, waren es keine abgenagten Knochenmänner und verwesende Frostleichen mehr. Er erblickte die dunkelhäutigen Gesichter von wütenden Endophalies, die bärtigen und bemalten Fratzen von wilden Kalahandriern und auch die grimmigen Mienen der vandrischen Ketzer. All jene Männer, die er in den Kriegen für den wahren Glauben und das Reich getötet hatte... Sie kamen nun erneut auf ihn zu. Er spürte wieder die alte Wut, wie sie sich einem Feuer gleich in seinen Gliedern ausbreitete. Der Morthumer Zorn, namensgebend für Schwerter wie das seine, hatte ihn fest im Griff. Und in seinen Ohren hörte er donnernd die Stimmen längst gefallener Ordensbrüder und Freunde

"Gibs den Ketzern, Rod!"
"Für Bellum! Für den Orden! Für das Reich"
"Hack sie in Stücke, Bruder Rodrik!"
"KALA-HACK! KALA-HACK!"
"Rächt uns, Hauptmann!"
"Standarte vor! Nieder mit den Feinden des Reiches!"
"Für Bellum, Reich und König!"
Doch immer lauter wurden die Rufe, verworrener bis sie in einem einzigen Ruf, voller Hass und Leid, einmündeten...
"MOOOORTHUUUUUUMMM!MOOOOOORTHUUUUUUUUMMMM!MOOOORTHUUUUUM!"

Ein wütender Schrei des alten Streiters beendete alles, ein langes wütendes Schlachtgeheul: MOOOORTHUUUUM!
Und der Spuck war vorbei, zu seinen Füßen lagen Knochen und zerhacktes fauliges Fleisch... Die Untoten waren tot, durch seine Klinge gefällt. Doch erst jetzt erkannte er, dass sie keine alten Feinde, sondern nur seelen- und gesichtslose Untote waren. Müde zog er sich zurück, hinter die Palisade und setzte sich auf eine Bank und setzte den Helm ab. Da erschien, sibrig glänzend ein Schemen neben ihm. Ein Mann von geringem Wuchs und feiner Gestalt. Seine sanften, noblen Gesichtszüge lassen den alten Morthumer noch hässlicher wirken, lediglich die Nase des Schemens scheint etwas deformiert und hat einen sichtlichen Knick nach Links in ihrem Wuchs. Denn der Schemen war so prachtvoll wie der alte Streiter schäbig war. Wo der alte Krieger nur eine zweckmässige Rüste trug, da trug der Schemen einen kunstvoll verzierten Brustharnisch übereinem Rüchenhemd, vermutlich aus Seide, doch war er nur ein Schemen und wer könnte es sicher sagen? Geschlitzte feine Hosen und prächtige Pelzverzierte Stiefel trug der Schemen. Selbst der weiße Umhang mit dem schwarzen Schwertkreuz hatte eine aufwendige Pelzborte. Alles an dem Schemen scheint nobel und übermässig protzig zu sein. Mit einer wohlfeinen und lieblichen Stimme sprach der Schemen dann zum Alten.

"Die Wut des einfachen Frontsoldaten. Wie erheiternd!"
"Bruder Bernard.... Warum muss es umbedingt eine Erinnerung von euch sein, die mich Besucht?"
"Wohl weil ihr mich insgeheim stehts geliebt und bewundert habt, Bruder Kaltenfels?"
"Das wird es sein, ganz sicher... Doch wenn es sein muss, dass ich mit euch reden soll.... Dann fasst euch wenigstens kurz, Bruder."
"Spüre ich da eine gewisse Feindseeligkeit? Gegen einen geliebten Bruder des Ordens? Euren lieben Bruder Bernard von Güldenberg? Oder ist es der Neid?"
"Ich habe euch bereits gesagt, dass ich euch verachte. Ich habe euch die Nase gebrochen und mehrfach für eure Entlassung gestimmt. Ihr seid der inkompetenteste, verlogenste, schlimmste und verwerflichste Mann den ich je in meiner Gegenwart ertragen musste. Ihr habt Männer durch eure Inkompetenz getötet, dem Orden durch eure Prunksucht und Feigheit Schande bereitet und noch dazu euer Gemach mit Lustknaben geteilt. Ich nenne euch nur Bruder, weil man sich diese nicht aussuchen kann, Bernard von und zu Güldenschiss. Wenn ihr mir nur Zeit und Nerv rauben wollt, verschwindet wieder in die dunkelste Ecke meiner Gedanken und verrottet."
"Oh! Wie biestig! Ich habe fast vergessen was für ein Heuchler ihr seid, Bruder Kaltenfels. Rodrik, Vater von Rodrik dem Jüngeren. Habt ihr vergessen, dass auch ihr euch versündigt habt? Und ein Kind daraus enstand? - Ihr habt dafür ja gesünt... Ich hab mir die Sühne erkauft, so einfach ist es. Aber ich bin hier um zu fragen, was ihr gedenkt zu tun, oh großer ehrwürdiger Bruder Kaltenfels. Werdet ihr die Kirche nun ersuchen euch aufzunehen? Oder wollt ihr ewig in der Garde bleiben? Euch nochmal eine Frau nehmen? Vielleicht das Rittermädchen? Oder die heidnische Magd? Ihr hattet doch immer so viel übrig für strauchelnde Gestalten? "
"Schweigt Bernard, tut mir den Gefallen. Ihr seid tot, warum könnt ihr es nicht einfach bleiben? Ich werde in die Reihen der Kirche zurückkehren, wenn mein Dienst erfüllt ist. Doch es ist noch nicht so weit..."
"Dann eile dich, sonst wird es irgendwann zu spät sein.. Du bist nicht mehr der Jüngste..."

Nach diesen Worten, welche nur im Kopf des alten Kriegers gewechselt wurden, verschwindet der Schemen wieder... Der Alte sitzt wieder allein, wenngleich für fremde Augen auch nie ein Anderer da war..

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Hundeleben
BeitragVerfasst: 29.01.15, 14:59 
Ehrenbürger
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Dicker Staub liegt auf dem Kleiderschrank, Spinnenweben in den Ecken der Gardistenkammer. Die Weinflecken, Überbleibsel trinkfreudiger Kartenspielrunden der Rittergarde - Längst vertrocknet. Das Bett sieht aus, als hätte seit Wochen niemand mehr darin gelegen. Es wirkt fast so, als wäre der rote Hund kaum noch in Seeberg wohnhaft. Es scheint ihm etwas die Ruhe zu verwehren, denn seit Wochen verbringt er keine Nacht mehr in seinem Bett. Die Gardisten sagen, dass irgendetwas an ihm noch sonderbarer geworden sein soll. Die meiste Zeit, wenn er überhaupt noch eine Nacht in Seeberg verbringe, wäre er in der Kapelle, meist verbrächte er dort die ganze Nacht, kniend vor dem Altar. Einer der Stallburschen mag vielleicht sogar behaupten, er habe durch das Fenster gesehen, wie der alte Gardist sich mit seiner eigenen Peitsche den ganzen Rücken blutig schlug. Doch die meisten Nächte verbringt er ausserhalb,wo genau? Niemand weiss es so recht...In einer kleinen Hütte? Einem Lager? Irgendwo im Wald, das will so mancher wissen. Von Brandenstein ist die Rede, denn dort gäbe es ja immerhin die besten Wildschweine der Insel. Und sehr oft brächte der alte Gardist am Tage ein solches mit nach Seeberg.


...in besagtem Lager, irgendwo in einem Wald findet derweil folgendes statt. In einer dicken Fellrüste und ohne Uniform stapft der Alte durch den tiefen Schnee, kalt pfeift der Wind zwischen den kahlen Bäumen hindurch. Er schleift einen toten Hirsch mit sich, zieht ihn an einem Seil am Baum hinauf und weidet ihn daraufhin in der Art eines Wilderers aus. Das Fell wird auf einen zusammengeschusterten Holzrahmen gezogen, das Fleisch von den Knochen Geschnitten und in eine Kiste voll Eis gelegt. Danach greift er seine Axt und hackt Holz um sein Feuer, welches unweit seiner kleinen Hütte brennt neu anzuheizen. Es ist harte Arbeit, doch dann brennt das Feuer wieder eine gute Weile. Doch nicht das Fleisch gönnt er sich, vielleicht gebraten oder gekocht, sondern nur etwas altes Brot und in einem alten Topf gekochten Schnee mit ein paar lumpigen getrockneten Kräutern. Das wochenlange Fasten, der Schlafmangel und die stehte Selbstgeißelung haben deutliche Spuren hinterlassen. Dunkle Augenringe unter den noch tiefer eingesunkenen Augen, das Gesicht schon als fast abgemagert zu bezweichnen und sein bereits karges Haupthaar hat ebenfalls deutlich an Fülle verloren. Dann tritt ein silbriger Schemen zu ihm ans Feuer, ebenso sehnig und von gleichem Wuchs wie der alte Morthumer. Auch die Kleidung des Schemens ist eine schäbige abgewetzte Rüste aus Fell und Leder, doch trägt der Schemen den typischen weißen Mantel der Schwertkreuzbrüder. In seiner Hand ein langer Spiess, am Gurt ein altes Kurzschwert. Das Gesicht des Schemen ist vor lauter Bart kaum zu erkennen, die buschigen Augenbrauen und das dichte Haar tun ihr übriges.

"Wie oft Bruder Rodrik, haben wir gemeinsam für unsere Brüder gejagd? Wie oft reichte es kaum um sie Alle satt zu bekommen?"
"Gerre, mein liebster Bruder! Es war zu oft! Viel zu oft!"
"Hachja, oder als wir auf den Feldern irgendwelcher Bauern für einen Sack Rüben uns den Rücken zerschunden haben? Wieso jagst du für die Ritterschaft und gönnst dir selbst nur Brot? Sie bedürfen deiner Wohltat nicht!"
"Ich faste, darum esse ich es nicht. Und ich jage, damit ich bei Kräften und Sinnen bleibe. Die Jagd schärft den Verstand und stählt den Körper. Ausserdem würde ich ohne etwas Abstand wohl verrückt werden... Seregis macht mich noch Wahnsinnig .. Und dieser schwächliche Baron, was ist nur aus dem Reich geworden, mein Bruder?
*der Schemen setzt sich zum Alten und klopft ihm auf die Schulter*
"Das Reich wird vom Unglauben geschwächt! Wenn nichtmal mehr ein Baron zum wahren Glauben hält. Der Kirche den Rücken zudreht und sein Haupt vor Heiden und Ketzern beugt, dann ist es an Männern wie dir, etwas zu ändern. Bellums Schwert wird mit den Bekennern sein und die Zweifler werden fallen."
"Das klingt bei dir ganz schön einfach, gerade wenn man bedenkt das du nur meine Erinnerung bist."
"Wenn sich die Standarte erhebt, wird sie Beachtung finden. Bring den Menschen, was sie wirklich brauchen!"
"Den Glauben, Aye. Es war stehts unsere Aufgabe den Glauben zu verbreiten. Der Rechte Glauben wird die Verräter im Körper unseres geliebten Reiches entlarven.. Und die Glaubenschwachen werden Fallen vor Amrosas, dem Richter. Den Gläubigen wird die Gnade zu teil werden."
"Und das Kind wird erkennen, wer du bist, Bruder. Sie wird dich loslassen, denn es ist Bellums Wille. Sie wird es müssen. Dann wirst du im Schoße der Kirche dein Fasten brechen können..."

Dann verschwimmt der Schemen und der Alte sitzt wieder allein am Feuer. Wenngleich er es für alle Anderen die ganze Zeit schon tat.

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Hundeleben
BeitragVerfasst: 20.03.15, 11:07 
Ehrenbürger
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Mit geschorenem Kopf steht der Alte auf einem Felsen, die Rechte umpackt den Speer mit festem Griff. Suchend wandert sein Blick durch den Wald von Brandenstein. Dann ertönt ein Bellen, lautstark kläffend hinter den Büchen. Stinker, der treue Köter, hat einen Braunbären aufgeschreckt und springt kläffend vor diesem herum. Der Bär erhebt sich, die Pranken hebend um den Köter mit einem mächtigen Hieb zur Strecke zu bringen. Doch dann durchstösst der Speer des Alten den Brustkorb des Bären, das Blut spritzt als er den Bären einmal durchbohrt. Könnte das Gesicht eines Bären Überraschung darstellen, so wäre das der richtige Moment. Anstelle des Hundes, sinkt der Bär tot zu Boden. Kaum das er am Boden liegt, trennt der alternde Streiter ihm die Kehle durch,das Blut in einer Schüssel sammelnd. Die Tunika des Anwärters, welche er trägt, ist vom Blut gesprenkelt, ebenso der silbrige Umhang. Stinker, kommt näher um sich an der Schüssel zu laben, als der grimmige Mann dem Bären den Wanzt öffnet und ihm das Fell abzieht. "Hast du dir verdient, Stinker...", brummt er zu dem Hund und lässt ihn trinken. Das Fell spannt er auf dem Boden auf, die Fleischreste mit einer scharfen Klinge abziehend. Als ein silbriger Schemen aus dem Dickicht tritt. Ein goldgelockter Jüngling, dem nur ein kleines flaumiges Bärtchen die Oberlippe ziert, in einer zerschlissenen Kettenrüste und in der ebenfalls zerschlissenen Tracht des Schwertkreuzes tritt vor.

"Hauptmann? Darf ich euch etwas fragen?"
"Sicher mein Junge, hab ich dich je abgewiesen?", brummt der Alte und blickt von der Arbeit auf
"Seid ihr nun keiner mehr von uns? Ihr tragt eine fremde Tracht!", der Schemen deutet auf die Tracht des Alten
" Ich trage noch immer meine alte Tracht. Das Schwertkreuz auf meiner Hand. Ich schwor den Eid, im Leben geschlossen, endet er erst im Tod. Diese Tracht, ist eine weitere, doch steht sie dem, was wir schworen nicht im Weg, mein Sohn. Auch der Großmeister gehörte einem anderen Orden an, lange bevor er das Schwertkreuz gründete. Er war bereits Geweihter, als er mich aus dem Gefängnis von Necris holte."
" Werdet ihr nun anderen Lehren folgen? Es ist sicher anders als bei uns.. Oder?"
" Ich werde den Lehren folgen, die mit denen des Schwertkreuzes vereinbar sind. Wir stehen treu zu Bellum, der Kirche und dem Reich. Die Kirche hier, mag lehtargisch, verkopft und viel zu nachsichtig sein, doch steht sie nicht im Konflikt mit unseren Lehren, mein Sohn. Im Gegenteil, wir sollten nicht fürchten, das unsere Lehren verwässert oder verworfen werden, sondern sie in den leeren Raum werfen, den das Fehlen von Glauben und Geweihten hier auf der Insel eröffnet hat. So wie sie mir tieferes Verständnis in die Theologie lehren, will ich ihnen von uns lehren."
" Doch wie? In diesem Orden seid ihr nur ein kleiner Anwärter... wie wollt ihr das tun, mein Hauptmann?"
"So wie ich dich und deinen Bruder lehrte. Ich will ein Beispiel des Glaubens sein. Ein Bekenner braucht keinen Rang und Namen, sein Glauben ist die höchste Zier. Sie können ihre Augen nicht vor dem tiefen Glauben verschliessen, der einst das Schwertkreuz formte. Ebensowenig werden es die Bewohner der Insel können. Ich habe den Eid verbreiten lassen, wir werden sähen und schauen was uns die Ernte bringt."
"Glaubt ihr, dass diese Insel reiche Ernte bringt? Es wirkt nicht so, als wäre die Kirche hier beliebt.."
" Ich bin kein Narr, mein Sohn. Auf dieser Insel ist die Häresie und der Unglauben so tief in die Herzen der Menschen eingedrungen, dass sie kaum noch zu retten sind. Wären es andere Zeiten, so würde die heilige Inquisition hier für Ordnung sorgen. Es sind fast allesammt Abgefallene! Der große Teil der Bewohner widert mich an, ihre Glaubensschwäche, ihre Unloyalität gegenüber Kirche und Krone. Doch sehe ich, dass diese Krankheit das ganze Reich befällt. Bald wird der König sich im Krieg mit seinen Untertanen wiederfinden. Doch von all den Verrätern an der Krone und Kirche, die im kleinen Zweifeln und denken es wäre rechtens die Krone in Frage zu stellen, bedarf wohl Siebenwind am meisten der Zuchtrute. Aber wie einst mein Vorvater Arthur der Starrsinnige, habe ich vor den kargen Acker zu bestellen, bis er Ernte abwirft oder mein Leben endet. Wenn die Viere so viele Horwah schicken, so viele Wunder auf dieser Insel wirken, heißt es zwar, dass die Menschen ihrer Wundertaten mehr als Andernorts bedürfen, doch auch, dass die Viere sie noch nicht aufgegeben haben."
" Ihr meint..?"
" Das hier mein Weg endet."
" Dann kommt ihr endlich zu uns? Auch mein Bruder vermisst euch, Hauptmann. Doch die Erinnerungen an ihn, seinen Tod, trüben euren Blick zu sehr, als das er euch schon im Leben besuchen könnte."
" Ja... Ihr wart wie Söhne für mich. Es ist schwer, wenn man einen Sohn richten muss, auf diese Art. Doch Bald mein Junge... Bald..

Als der Schemen verschwindet und das Gespräch versiegt ist nur noch lautstarkes Schmatzen zu hören. Stinker hat bereits Teile des Bären verschlungen und frisst weiter am toten Bären herum. " Stinker! Geh da weg! Du hattest deinen Teil! Du Köter!", knurrt der Alte grimmig und jagd den Hund mit einem kräftigen Klaps beiseite. Als das restliche Fleisch herausgetrennt wurde, die Kleidung am Fluss vom Blut befreit wurde, gehen Herr und Hund wieder gemeinsam nach Falkensee zum Tempel.

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Hundeleben
BeitragVerfasst: 20.11.15, 10:04 
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Schwer atmend liegt der alte Streiter aúf dem Bett im Krankenzimmer des Hospizes. Der Torso ist mit Bandagen umwickelt, er wirkt schwer angeschlagen. Es ist früh am Tage und die Fela durchbricht erst so langsam die Dunkelheit des letzten Zyklus. Im fahlen Licht erscheint ein sonderbarer silbriger Schemen neben dem Alten. Der Schemen wirkt wie ein prächtiger Streiter in weißem Ornat und schwarzen Umhang. Sein Haupt ziert ein an beiden Kopfseiten mit prächtigen Flügeln geschmückter Helm, am Gurt ein schweres Langschwert. Als der Alte aufblickt, spricht der Schemen zu ihm.

"Nun, Bruder Rodrik, bin ich mit dir böse. Du warst schon immer ein Hitzkopf. Deine Treue zu Rorsa brachte dich auch so manches mal fast in Galtors Arme. Immer wirfst du dein Leben in die Waagschale. Dennoch bist du es, der uns alle überlebte. Warum diesmal?"
"Großmeister. Was soll ich tun? Diese Menschen mussten ihre Chance zur Abkehr bekommen. Ihre Seelen aus eigener Kraft zu retten, wäre das Beste für sie. Sie sind fehlgeleitet, doch wenn nur Einer durch meine Tat zurück zum wahren Glauben findet, dann wäre es ein Sieg für uns."
"Dich nieder schießen lassen? Nun, du hattest schon bessere Einfälle um ehrlich zu sein. Warum bist du nicht wenigstens der zweiten Salve ausgewichen?"
"Nun sollen sie eine Gnadenfrist bekommen, damit jene von ihren Sünden abfallen können, die es wünschen und Vergebung suchen, doch der Rest.. Sie haben einem unbewaffneten Diener in den Rücken geschossen und danach versucht ihn mit einer zweiten Salve zu töten.. Doch erneut wurde mir mein Martyrium verwehrt. Dennoch, auch wenn ich lebe, haben diese Menschen ihr Leben und jedes Recht auf Gnade oder Mitleid verwirkt. In dem sie mir in den Rücken schossen, verdammten sie sich selbst. Ihr wisst selbst, dass wir nun keine Gnade mehr mit jenen haben müssen. Läuterung allein soll Ihnen wiederfahren."
"Du meinst also, dass nun mit gutem Gewissen jede Härte angewendet werden darf? Die Hunde des Krieges freigelassen und die Flammen der Läuterung geschürt werden sollen? Doch können wir nun darauf verweisen, dass sie sich selbst verdammten..? Meinst du wirklich, dass dies auf Siebenwind Zustimmung finden wird?"
"Ob es funktioniert, so wie ich es erhoffte? Das weiss ich nicht. Doch manchmal ist es notwendig, ein solches Risiko einzugehen.. Wir werden sehn, was die Zukunft bringt, Großmeister."
"Wahrlich! Du bist ein Narr, Bruder. Doch einer, von dem ich so manches lernen konnte. Mögest du weiter deinen Dienst tun, bis deine Zeit endlich gekommen ist und du zu deinen Brüdern stoßen kannst. Bis dahin, möge dein Feuer nie erlöschen."

Kurz darauf verblasst der Schemen und der alte Streiter bleibt wieder allein im Raum. Doch war, ausser für Ihn, wohl auch nie jemand anderes in diesem Raum. Kurz darauf überkommt ihn wieder die Müdigkeit und er schläft erneut ein..

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Hundeleben
BeitragVerfasst: 14.12.15, 16:18 
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Mit einem Brummen stützte sich der alte Streiter auf den Zinnen der Burg von Seeberg ab. "Der neue Burgkaplan", raunte er mehr zu sich selbst. Die Aufgabe war schwerer als sie auf Anhieb wirken könnte. Es war mehr als nur das Reinigen des Kirchenraums, ein wenig Seelsorge und ab und an ein geistreicher Spruch. Seeberg war mehr als die alten Mauern einer Burg, die kaum mehr waren als ein Grab der ehemals großen Ritterschaft der Siebenwinde. Seeberg war dieser Tage im erneuten Aufschwung. Politisch hatte es durch die Ritterschaft und die Ansiedelung des Kanzlers an neuer Bedeutung gewonnen. Doch die Bedeutung Seebergs war nicht allein politisch, vielmehr war es die letzte Trutzburg der Ordnung auf einer Insel des Chaos und der Wandlung. Seeberg musste gegen das Dunkel bestehen und als Hort des Glaubens aus dieser Zeit des Wandels hervorgehen. Brandenstein hatte Tion Altor, der ehrgeizig seine Bauprojekte vorantrieb, um Brandenstein wieder für die Kirche bedeutsam zu machen. Falkensee hatte Tendarion und Custodias, welche keine Mühen scheuten um Kirche und Kult in Falkensee weiter erblühen zu lassen. Für die alte Feste Seeberg blieb dieser Tage wenig übrig.
"Dieser Tage müssen wir zu einer neuen Härte im Glauben finden...", raunt der Alte und mehr zu sich spricht er weiter: ".. Fest wie die Mauern Seebergs muss auch der Glauben in unseren Herzen sein. Nur so können wir der List des Bösen trotzten."
Ruhig blickte er über die Schulter in den Burghof. Die Männer und Frauen der Rittergarde, seine ehemaligen Kameraden, was würde nötig sein um ihre Leben und Seelen in der kommenden Dunkelheit zu schützen? Nur ein fester Glauben in die Viere und eine gute Schulung in deren Lehren, würde ihnen als Schild gegen die Lanze des Bösen nützen können. Nicht nur den Leib bedroht der Feind, auch die Seele müsse vor seinem Einfluss geschützt werden.
"So will ich mein Bestes geben... Denn Dunkelheit bekämpft man mit Licht, das Chaos mit Ordnung und das Böse mit der Tugend", mit diesen Worten wendet sich der Alte von den Zinnen und schreitet zurück in die Kapelle.

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Hundeleben
BeitragVerfasst: 19.01.16, 13:13 
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Über den Mauern des Torhauses von Seeberg erheben sich kleine Rauchwölkchen in die Lüfte. Kurz tänzeln sie empor, ehe der kalte Wind des Morsan sie zerreisst. Der Urheber dieser kleinen Wölkchen entpuppt sich als der alternde Kaplan von Seeberg. Sein grauer, bald zwergisch anmutender Bart weht bei jedem Windzug mit, die Pfeife hängt stets im Mundwinkel des Streiters. Halb auf einer Zinne sitzend, schleift er mit einem Schleifstein eines seiner beiden Schwerter nach. Ständig hört man das monotone "Zssrpp! Zrrspp!" des Schleifsteins. Er sitzt am äußeren Rand der westlichen Plattform, fernab der verbliebenen Wachmänner, so dass auch Niemand dem alten Mann größere Beachtung schenkt. Neben ihm erscheint ein alt bekannter Schemen, die schäbige und abgerissene Gestalt des Schwertkreuzbruders Gerre, ein schon vor Jahren verstorbener Freund.

"Rodrik...." brummt die Gestalt mindestens so grimmig wie der Alte
"Gerre...", kommt es brummend zurück.
"Wie ist die Lage, Bruder?"
"Schlecht. Also, noch schlechter als sonst." erwiedert der Alte nachdenklich. "Dennoch haben wir noch nicht verloren."
" Es heißt der König sei tot, Bruder. Es heißt das Licht der Viere würde schwinden.", orakelt der Schemen betrübt.
" Was nützt es die Hoffnung zu verlieren? Der Viere Licht wird nicht vergehen, solange wir es in uns tragen.", brummt der Alte bestimmt.
" Und was hast du vor? Dich allein gegen die Dunkelheit stellen? Ein Duell mit dem Anführer der Dunklen?"
"Zum Beispiel. Wenn es denn einen Nutzen hat."
" Du wirst alt, Bruder. Du kannst keine Duelle mehr bestreiten. Die Wetten stehen gegen dich. Der Grund warum du überhaupt noch lebst, ist wahnsinniges Glück und der Umstand, dass du die besten Heiler der Insel gerade greifbar hattest. Verhalte dich deinem Alter entsprechend und.. "
"... Und leg dich zum Sterben hin? - Nein. " unterbricht der Alte den Schemen; "Ich bin mir durchaus bewusst, dass meine Chancen schlecht stehen, aber wenn es dem Schutze der Gläubigen dient, will ich tun, was in meiner Macht steht."
" Du wirst nicht nur älter, sondern noch starrsinniger, Bruder", tadelt der Schemen den alten Streiter, " Die Männer sagen schon, du wärst selbst zum Sterben zu stur. Doch vermutlich bist du eher zu stur zu Leben."
" Warum sollten wir weiter junge Männer, fast noch Kinder, sterben lassen,wenn es doch alte Hunde gibt, deren Zeit schon am ablaufen ist..?" raunt der Alte und blickt gen Falkensee, " Ich habe geschworen, dass Reich und die Gemeinschaft der Gläubigen zu schützen, selbst wenn dies mein Tod ist. Und wenn dies mein Tod ist, bin ich bereit... Dies schwor ich beim Feuer des Herrn. Lieber den Tod zu wählen, als den Verrat."
"Lieber den Tod als den Verrat. Es ist gut, dass unser Credo mit dir weiter lebt. Auch wenn ich fürchte, dass es das kaum mehr lange tun wird.", mit diesen Worten schwindet der Schemen und der alte Streiter bleibt allein an den Zinnen zurück.

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Hundeleben
BeitragVerfasst: 31.03.16, 23:00 
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Nun saß er wirklich im Misthaufen. Eigentlich wollte er nur Hirsche und Waldwölfe jagen.. Eigentlich, sollte es keine große Sache werden. Darum hatte er auch sein Ornat, seine ganze Ausrüstung und eben auch die Tränke und Bandagen zurück gelassen. Im Schatten der Dunkelheit hatte er den Pass durch den geheimen Tunnel durchquert. Durch den tagelangen Regen war der Rückweg jedoch unmöglich, der kleine Abhang war schlicht zu glitschig und rutschig. Aber er hatte ja auch nicht vor, Streit zu suchen. Er würde einfach den beiden Schützen ein paar Würste und Felle überlassen, dann würde man ihn wieder durchlassen. Am anderen Ende des Tunnels waren auch keine Piraten zu sehen. Kaum hatte er sich aber einen Schritt hinaus gewagt, da griff ihn ein Pirat an, begleitet von einem Troll. Er erschlug beide im Tunnel, danach herrschte Stille. Scheinbar hatte es niemand gemerkt. Dann ein zweiter Versuch. Wieder stellte sich ein Pirat in seinen Weg. Diesmal ein erfahrener Kerl, der ihm auch ordentlich zusetzte. Dennoch gelang es, ihm im Tunnel den Gar auszumachen. Soviel zu "Kein Streit suchen". Immerhin schien der Weg nun frei und es war ja bisher niemandem aufgefallen. Also zog er im Bogen am pass vorbei. Unauffällig.. Leider nicht unauffällig genug. Als hätte er in ein Bienennest gestochen, stürmten gleich 20 oder mehr Piraten auf ihn zu. Es gab wohl nur die Möglichkeit gen Norden zu entkommen. Zum Erstaunen des alten Streiters, war das Lager der Piraten wie leergefegt. Er zog durch das Lager und begab sich nach Lilienwall.
In Sicherheit. Aber nachdem er zwei Piraten erledigt hatte und der Rest nun nach dem "grauen Jäger" Ausschau hielt, war der Weg über den Schlachtenpass wohl oder übel Geschichte.
Zum Glück fand sich hinter einem kleinen Berg ein altes verfallenes Lager. Ein verfallener Orkenturm, mit einem kleinen Gatter indem noch ein paar abgemagerte Tiere dahinsiechten. Er hatte schon schlechter gehaust, dachte er so bei sich. Er verschaffte sich Zugang zum Turm, welcher schon seit geraumer Zeit verlassen schien. Die armen Tiere waren sich selbst überlassen worden, die meisten überlebten diese Vernachlässigung offensichtlich nicht. Nur zwei kränkelnde, vor Wolle überquellende Schafe und eine alte Kuh waren noch am Leben. Das Lager des Turmes war in ähnlich schlechtem Zustand. Die wenigen Felle, welche als Schlafplatz dienten, waren muffig und halb verschimmelt, das gesammte Fleisch war grün und stank zum Himmel. Was an Ausrüstung zu finden war, war wohl höchstens noch als minderwertig zu bezeichnen. Lediglich ein Beil und ein paar Dolche waren noch zu gebrauchen.
Zwar hatte er nun ein Dach über dem Kopf aber Nahrung und Feuerholz waren nicht vorhanden. Wenn er also überleben wollen würde, müsste er etwas tun.
Doch dieser alte Morthumer war keineswegs ein Stadtmensch und er wusste, was zu tun war....
Bewaffnet mit dem alten Orkenbeil und seinem Jagdmesser zog er los..Und kam zurück mit Taschen voller Fell, Fleisch, Beeren und Holz. Für die Tiere brachte er Beeren und frisches Gras. Die alten Fleischreserven und das schimmlige Fell wurde kurzerhand entsorgt. Das frische Fleisch geräuchert und aufgehängt. Mit einer alten Pfanne gewann er Salz aus dem Meer, Trinkwasser fand er an einem Fluss im Süden. Schlafsäcke wurden gereinigt und neue Felle zu einem Schlafplatz aufgetürmt. Binnen Kürze füllte er das Lager mit Feuerholz, guter Nahrung und frischem Trinkwasser. Die Tiere wurden versorgt und so gut es ging aufgepeppelt. Die Wolle gereinigt und eingelagert, die Milch zu Käse verarbeitet. Der graue Jäger hatte den verkommenen Turm wieder zu einem Heim gemacht.
Nun konnte er hier zwar einige Tage, Wochen oder gar ewig ausharren, doch der Rückweg war immernoch unmöglich. So musste er nun die Lage auskundschaften, Fluchtpläne schmieden und seine Chancen ausloten. Doch da war noch etwas... Unter dem Turm hatte er die übereste eines Altars gefunden, im Lager selbst einen sonderbaren gravierten Stein auf welchem geschrieben stand: "Gaisgeach schütze diesen Ort der Tapferen".
Was hatte dies zu bedeuten? Stand hier vielleicht einst ein Schrein?
Stundenlang brütete er über dem Stein? Worauf könnte er jetzt hoffen? Würden seine Ordensbrüder nach ihm suchen? Sie würden zwar seine Jagdhütte leer vorfinden, doch war seine Abwesenheit ja nicht soo ungewöhnlich. Gut, dass er Fremder zurücklies und sich auch sonst nicht abmeldete, könnte Aufmerksamkeit erwecken, doch die Chance, dass er auf diesem Wege gefunden werden würde, war gering.
Eine Flaschenpost? Er hatte bereits welche verschickt, doch wie hoch waren die Chancen, dass sie wirklich ankommen würden? Und das wirklich jemand Hilfe schicken würde?
Er fühlte sich dennoch sicher, allein schon, weil er den Stein gefunden hatte. Dies konnte nur ein Zeichen Bellums sein. Vielleicht sollte er ja sogar hier sein?
Es war ihm sowieso eigen, dass er stets versucht war, das Beste aus misslichen Lagen zu machen. So ging er weiter Holz hacken, Wurst räuchern und die Lage betrachten. Am Abend des zweiten Tages, setzte er sich dann vor den Stein und dachte angestrengt nach..


"Hrmmm" brummte er nachdenklich, "Hrmm Hrmmmmm!"
"Die Lage ist verzwickt. Der Weg zurück über den Pass, erscheint mir wie Selbstmord. Die Piraten waren wenig diplomatisch gestimmt", der Alte fuhr sich durch den Bart und brummte, "Für einen Zermürbungskrieg fehlen mir die Bandagen, zumal der Rückzug begrenzt ist."
"Hilfe von Seiten des Grünlandes... Wird wohl auch nicht kommen... Also muss ich selbst fliehen.." fuhr er nachdenklich fort.
"Die Piraten haben ein altes Boot zurückgelassen.. Damit könnte ich die Passage gen Südwesten nehmen, dann käme ich bei der neuen Burg der Tesaner an Land. Aber wäre in Reichweite ihrer Turmgeschütze. Nachher schießen sie mich ab, weil sie es können." nachdenklich betrachtete er den Stein vor sich.
"Hrmm Hrmm" Brummte er erneut, "Ich könnte den Pass freiräumen und den Harpyienpass nehmen, es sind vielleicht 30-45 Schritt bis zum Eingang zur alten Binge.. von da käme ich in die Seebergmine.. Aber ohne ausreichende Bandagen, ist auch das sehr Riskant."
"Oder.. ich bleibe hier. Asket war ich ja schon immer..."
er hob einen Mundwinkel, schüttelte dann aber den Kopf, "Das kann ich den Brüdern nun wirklich nicht antun.. Was sollen die bloß ohne mich machen?"


Die Entscheidung würde also zwischen dem Boot und dem Gang durch Kesselklamm fallen müssen... Doch es musste gut überlegt sein, also entschied er sich, erstmal auszuharren und vor dem Stein ein kleines Gebet zu sprechen. Auch in der Isolation, war es dennoch die Pflicht des Priesters, seinem Herren zu huldigen. Zumal er scheinbar nicht der erste Gläubige war, der es an diesem Ort tat..

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„Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“
– David Ben-Gurion


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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Hundeleben
BeitragVerfasst: 1.04.16, 11:14 
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Rodrikson Crusoe

Angebratener Luchsschinken in Pilzrahmsoße. Es war ein plumpes Vorurteil, dass gestrandete Männer immer nur üblen Fraß essen würden. Der Alte hatte sogar für eine Nachspeise gesorgt: feinste getrockenete Himbeeren. An sich, ging es ihm wirklich gut. Sein Turm war mitlerweile wieder wetterfest, Feuerholz gab es mehr als ausreichend. Er hatte sich eine alte Kohlenpfanne in den Turm gestellt, so dass jener nun auch beheizt war. Er würde locker ein.. gar zwei weitere Monde auskommen, allein mit dem Lager, dass er sich binnen der wenigen Tage angelegt hatte. Wenn er nur ein Spinnrad und einen Webrahmen hätte, dann hätten sich auch seine Bandagen-Probleme schnell erledigt. Er hatte einen alten Schmiedehammer gefunden, wenngleich er noch nicht sicher war, was er damit tun sollte.
Für einen anderen Mann, wäre dieses Leben sicherlich ein grausames Leben, doch für einen Morthumer? Für einen Morthumer war ein zügiger Turm und ein zäher Luchsschinken mehr, als er in seiner Heimat erwarten könnte. Es war ein Segen, dass er sich nie an den Luxus des Ordenshauses gewöhnt hatte, so musste der alte Streiter auch keinen Luxus vermissen. Gepriesen sei die Armut, denn wer wenig hat, muss auch nicht viel vermissen, dachte der Alte und lehnte sich auf dem Baumstamm zurück. Er zog seine alte Pfeife aus der Tasche und stopfte sie mit etwas Kraut, dann entzündete er sie mit einem Glimmspahn. Dichter Rauch stieg auf, der alte Streiter seufzte. Ein Schemen eines alten Streiters in prunkvoller Rüste und dem Ornat des Schwertkreuzes trat zum Feuer hinzu.

"Kraut geht zur Neige..." brummte er seufzend, "Schnaps ist aber noch da..."
"Was machst du überhaupt hier, Bruder? Saufen, Holzhacken und Pferdewurst fressen?" , fragte der Schemen tadelnd.
"Nein. Ich plane meine Rückkehr.. und.. scheinbar habe ich sowas wie ein Kloster hier gegründet.", antwortete der verwilderte Alte mit einem Schmunzeln.
"Ein Kloster? Soll das ein Witz sein? Du hast einen alten Stein mit einer Inschrift und einen verfallenen Orkenturm. Was macht das denn bitte zu einem Kloster?" erwiederte der Schemen des Streiters grimmig.
"Ach Bruder Olaf, es ist nicht der Stein, der das Kloster formt. Ich lebe hier, bete und Arbeite... und übe mich in Bellumsgefälligem Fleiße. Wenn es nicht der Glaube und die demütige Arbeit ist, die ein Kloster ausmacht." der Alte lehnte sich zurück und bließ einen Schwall rauch in die Luft, "wenn du aber meinst, ein Kloster brauch eine Gemeinschaft und all dies. Dann habe ich eben kein Kloster, sondern eine Einsiedelei gegründet."
"Eine Einsiedelei... Aha." der Schemen schüttelte sacht den Kopf." Du weißt aber, dass noch Arbeit auf dich wartet, oder Bruder? Willst du wirklich ein einsamer Eremit werden?"
"Sicher.. Ich habe ja auch nicht vor, ewig hier zu bleiben... Vermutlich bin ich also kein Eremit. Aber Bellum hat mich hier her geführt... und ich werde solange bleiben, wie es sein muss." erwiederte der Alte stoisch.
"Aber du erwartest nicht, dass ein Horwah deinen faltigen Hintern hier rausträgt, oder?" meinte der Schemen daraufhin recht scharf.
"Sicherlich nicht, die Viere gaben uns Stärke, Mut , Geschicklichkeit und Scharfsinn, dass wir uns aus solchen Lagen selbst befreien können. Aber es wird wohl noch etwas dauern, bis ich alle Möglichkeiten ausgelotet habe. Derzeit glaube ich, dass es am Besten wäre, die Harpyien abzulenken und dann zu versuchen den Pass frei zu legen um über die Mine zu entkommen." erklärte der Alte dem Schemen.
"Und warum machst du es dann nicht einfach?" fragte der Schemen kritisch.
"Nun, wenn ich in dieser Sache einen Fehler mache, kann es mein letzter Fehler gewesen sein." Der alte Streiter blickte nachdenklich gen Himmel, "Manchmal muss man sich eben die Zeit nehmen, seine Möglichkeiten ordentlich zu betrachten, bevor man sich in den sicheren Tod stürzt.. Nach all den Jahren des Krieges, solltest du das doch mitlerweile Wissen, Bruder Olaf.", erwiederte der alte mit gleichbleibender Ruhe.
"Sicher.. vermutlich hast du recht.. Dein langes Leben gibt dir durchaus Recht.." Sprach der Schemen und löste sich langsam auf.." Möge Bellum dich stets behüten, alter närrischer Bruder."


Als das Kraut der Pfeife verraucht war, erhob sich der alte Streiter und zog sich zu dem Gaisgeach-Stein zurück, um eine Weile zu meditieren und zu beten.

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Hundeleben
BeitragVerfasst: 28.07.16, 12:34 
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"Hrmm" brummte der Alte und blickte von seinem Turm zum Meer hinaus.

Nun war es wohl amtlich. Egal wie sehr er sich bemühte, wie energisch er versuchte etwas aufzubauen, auf dieser Insel war es nicht möglich, dass er auch nur den kleinsten Lohn dafür bekäme. Stets schien eine unsichtbare Macht bemüht ihn aufzuhalten, ihn zu gängeln und wirklich alles was er aufbaute zu zerstören. Es war wie ein Kampf des Schwimmers gegen die schäumende See. Er verausgabte sich um endlich auch nur zur kleinsten unbedeutensten Insel in Reichweite zu kommen, doch die See zog ihn wieder und wieder davon weg. Das schlimme daran war, dass diese See vermutlich gar nicht verstand, was sie da tat. Er diente Bellum aufrichtig, sein ganzes Sein und Wesen, war nach diesem Ideal aufgebaut. Er hatte die Einsiedelei errichtet um hier ein Leben in harter Arbeit und tiefem Glauben zu errichten. Er hatte den Stein gefunden und um diesen herum eine Kapelle gebaut. Er wählte diesen Ort um weit weg zu sein vom Geltungsbedürfnis Anderer und von politischen Intrigen derer, die nach Macht strebten. Er versuchte einen Jungen vor der Dunkelheit zu bewahren, scheinbar war das Grund genug, ihm auch jedes noch so kleine Glück rücksichtlos zu zerstören. Nur hatte man ihm auch das letzte wichtige genommen. Sein Gesicht hatten sie ihm genommen- Ohne den Anstand zu haben ihn gleich zu töten. Ein Leben war auf dieser Insel kaum mehr möglich, das war die Stimme der Vernunft. Die Grundlage für irgendein erfülltes Leben hier, wurde ihm genommen. Von wem? Von der Ungerechtigkeit der Insel höchstselbst.

Jeden Tag an dem er vor das Lager trat, erschien dieser nervtötende Wurm. Er konnte nichtmal seiner Arbeit nachgehen, ohne dass dieser verdammte wurm käme und ihn beim Jagen oder Holzfällen angriff. Er lockte den Wurm jedesmal weg.. egal wie weit ... Kaum war er wieder an der Arbeit, da war er wieder da. Es war schlicht entnervend.
Bis vor kurzem war es immerhin noch möglich, dass er sich zum Gebet in seine kleine Kapelle zurückzog. Ein letzter Ort der Zuflucht. Doch nun war ihm auch dieser genommen. Nachdem er einige Würste geräuchert hatte und erneut zum Gebet gehen wollte, da fand er seine Kapelle versperrt zu. Eine unüberwindbare, nicht weiter definierbare schwarze Energiebarriere. Das war nun wirklich ein Tiefschlag. Nicht nur, dass er ständig von diesem bescheuerten Wurm, gegen den scheinbar nichts half und der einen Mann mit einem Happs verschlingen konnte, belagert wurde... Nein, nun hatte man ihm sogar noch seinen Rückzugsort unter dem Hintern weg entwendet. Die Demütigung zu wissen, dass seine Novizenweihe und alle Gebete an diesem Ort, alle Demut und selbst der reinste Glaube nichts wert waren, wenn irgendetwas einfach kurzerhand in sein Heim kommen wollte um ihm seinen Rückzugsort nehmen wollte. Was auch immer da kam, es kam, sah und zerstörte. Und er konnte nichts dagegen tun, absolut gar nichts. Er wurde einfach aus seinem Haus des Glaubens geworfen und ausgesperrt. Es war ja nicht so, als hätte er nicht seit geraumer Zeit vollwertige Geweihte darum gebeten ihn bei der Weihe zu unterstützen, aber denen war es offensichtlich so egal, wie es diesem Was-auch-Immer-Wesen egal war.
Collnaid wollte oder konnte dazu auch nichts sagen. Ob es seine Schuld war? Wenn die Ab und Zu- Anwesenheit des Jungen ausreichen würde um das Werk eines Novizen derart zu untergraben und zu negieren, wäre nur die Demütigung nur noch größer.
Da wäre es ja schon angenehmer zu glauben, dass Tion Altor nun auch noch mit Dämonen im Bunde wäre um ihn endgültig von der Insel zu vertreiben. Vermutlich wäre dies auch nicht die abwegigste Theorie.

Was sollte er nun tun, nach diesem Stich ins Herz? Er könnte sich in sein eigenes Schwert stürzen, sich den Bauch aufschlitzen oder sich von seinem Turm werfen. Es war ihm offensichtlich nicht vergönnt seinen Glauben zu leben. Doch dieser Ausweg war nicht sein Weg, er würde wenigstens versuchen sein Heim wieder einzunehmen, egal ob es sein Ende sein würde.. Aufopferung. Wenn man ihn nicht im Glauben leben lassen will auf dieser verdammten Insel, dann würde er eben wenigstens dafür sterben... So nahm er sein Schwert, einen Schleifstein und den letzten Rest Weihwasser, um auf den Augenblick zu warten, der hoffentlich bald kommen würde. Hingabe für Bellum, bis in den Tod.

"Für Bellum... und für das Licht der Viere.." sprach der Alte mit fester Stimme

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Hundeleben
BeitragVerfasst: 15.02.17, 13:23 
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Eine volle Kelle. Eine Kelle aufgekochten, groben Maismehls, mit Kräutern und etwas Gemüse - dampfend am warmen Morsansmorgen. Mit dem Löffel stocherte der Alte in der Schüssel herum bis etwas Dörrfleisch an die Oberfläche emporschwamm, dann blickte er in das lodernde Feuer. Die Hunde waren am Holzverschlag damit beschäftigt sich über die Innereien eines frisch erlegten Bären her zu machen, auch jene dampften in der frischen Luft.

"Hrmm....", brummte der Alte nachdenklich und schaute zu seinen Sandalen herunter, "erstaunlich mild, für die Jahreszeit"

In der Abgeschiedenheit Lilienwalls gab es wenig, was die Ruhe in Gaisgeachs Stein zu stören vermochte. Da war das Schmatzen der gefräßigen Hunde, das Meeresrauschen, ein paar Vögel in der Ferne und das Knistern des Feuers - mehr nicht. Ruhe. Ruhe war wohl die beste Beschreibung für das monastische Leben, welches der Alte dieser Tage in seiner Einsiedelei führte. Harte Arbeit und viele Zyklen im demütigen Gebet dominierten seit geraumer Zeit seinen Alltag.

"Das Leben im Schweiße, die Tiefe im Geiste...", raunte der Alte, während er seinen Maisbrei aß.

Sein Schwert trug er am heutigen Tage nichtmal bei sich. Nur einen alten Speer und seinen alten Pugio, welcher treu am Gurt seiner Tunika hing. Früher war dies seine Bewaffnung gewesen. Er vermisste die Kameradschaft, die Brüderlichkeit. Doch auf dieser Insel gab es keine Gemeinschaft mehr, die sich mit dem heiligen Schwertkreuz vergleichen könnte. Die Leute lebten in Häusern, genährt von Sold und dem Reichtum der Insel. Weder gab es noch Männerbünde, welche auch in Friedenszeiten zusammenhielten, noch Feldlager die sich autonom halten mussten. Gaisgeachs Stein kam diesem Leben am ehesten nahe. Die Notwendigkeit harter Arbeit, sich selbst versorgend. Ihm fehlten die alten Kameraden, doch in seiner Erinnerung waren sie alle da.

"Warum gehst du nicht in die Stadt?"
erhob sich eine tiefe Stimme, "Denkst du nicht, dass du dort besser aufgehoben wärst?"

"Nein, das denke ich nicht. In der Stadt herrscht nicht der Glaube. Umtriebig sind die Leute dort, begierig einander auszustechen.", erwiederte der Alte und stellte die halbleere Schüssel beiseite; "Das Leben eines Mönches, die Askese, all dies ist Besser, als mich diesem schlechten Einfluss auszusetzen. Ich gehe in die Stadt, wenn es notwendig ist. Wenn die Gläubigen mich brauchen, werde ich zu ihnen kommen. Ansonsten, bleibe ich fern von diesem Moloch."

"Bruder, warum bist du so hart zu den Städtern?"
, ein silbriger Schemen tratt zum Feuer und setzte sich zu dem Alten. Der Schemen eines einfachen Streiters, in billiger Ringrüste und dem zerschlissenen Ornat des Schwertkreuzes. "Denkst du nicht, dass sie es einfach nicht besser wissen?"

"Es sind nicht die einfachen Städter, zu denen ich hart bin, Samson." raunte der Alte dem Schatten zu, "Der Fisch stinkt vom Kopf her. Schau, wann immer ich meine Brüder dort besuche, wirken sie auf mich.... ermattet. Die Augen frei jedes Glanzes. Schwermut und Seelenleiden scheinen sie gefangen zu haben."

"Und du hast vor sie daraus zu erretten, Bruder?", der Schemen legte ruhig die Hände auf den silbrig schimmernden Knien ab.

"Nein. Wie sollte ich? Ich würde mich ins Unglück stürzen, versuchte ich mich an der Arbeit der Götter." erwiederte der Alte ruhig, " Es ist nicht an mir, sie zu führen, es ist nicht an mir sie zu retten. Allein der Macht der Viere gebührt es, ihre Ketten zu sprengen. Ich kann ihnen nur einen Weg aufzeigen."

"Du überlässt sie also ihrem Schicksal?" der Schemen schüttelte den Kopf, "Du bist so kaltherzig?"

"Kaltherzig? Nein, keineswegs. Ich stehe ihnen als Freund und Bruder zur Seite. Wenn sie mein Ohr brauchen, gebe ich es Ihnen. Wenn sie meinen Rat brauchen, gebe ich auch jenen. Wenn sie meine Hand oder mein Schwert brauchen, brauchen sie bloß zu fragen. Aber eines... das werde ich ihnen nicht geben."

"Und was ist es, Bruder?", fragte der Schemen nun neugierig.

"Die Knute.", erwiederte der Alte knapp.

"Die Knute?", die Brauen des Schemens hoben sich sacht.

"Die Knute.", meint der alte mit kräftigem Nicken; "Ich werde sie nicht in eine Richtung treiben. Sie nicht zu dem treiben, was ich für mich als Glück gefunden habe. Denn ich kann ihnen nicht helfen ihren Weg zu finden, wenn ich sie auf meinen Zwinge. Das ist nicht der Wille der Viere."

"Aber was würdest du tun, wenn sie nun alle zu dir nach Gaisgeachs Stein kämen..?",
fragte der Schemen erneut neugierig.

"Das wäre schlecht." brummelte der Alte; "Sehr schlecht sogar. Ich müsste viel mehr Brot backen.."

Die beiden lachten auf und so verschwand der Schemen wieder. Der alte Streiter griff die Schüssel neben sich und löffelte weiter seinen Maisbrei. Er musste sich eilen, es war bald wieder Zeit für das Morgengebet...

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 Betreff des Beitrags: Re: Ein Hundeleben
BeitragVerfasst: 14.03.17, 13:39 
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Ruhig ruhte die schwere Hand auf dem Stein, gefühlt bereits seit Ewigkeiten. Dieser Stein, der zur Gründung der Einsiedelei führte und so oft schon Stein des Anstoßes für allerlei Streitereien war. Der Alte kniete vor diesem Stein in tiefer Demut und hatte seine Hand auf ihn gelegt. Wie einen Herzschlag spürte er das Pulsieren des Steins. Vielleicht war er der Einzige der dieses Pulsieren wahrnehmen konnte, doch seit der Weihe der Kapelle, fühlte er hier eine starke Verbundenheit zu Bellum selbst. Es war, als wäre seit diesem Tage ein Hauch Leben in die alte Höhle gefahren, der das Licht jeder Kerze heller erstrahlen ließ als zuvor. Wenn er das Gebet sprach, da spürte er den Widerhall, als wäre noch jemand an diesem Ort - wenngleich natürlich kein Mensch an diesem Ort der Abgeschiedenheit verweilte. Unter seinen Fingern fühlte sich der sonst so kalte Stein warm an, doch ihm war bewusst, dass es genausogut seine eigene Körperwärme sein könnte, die er da spürte. Doch warum sollte er sich einreden, dass die Weihe nichts gebracht hätte, wenn er doch offensichtlich deren Wirkung wahrnahm. Es war schade, dass lediglich Diana an diesem Tag da gewesen war. Doch es war erfreulich, dass überhaupt jemand gekommen war. Gaisgeachs Stein, die Einsiedelei, war nie ein Ort zudem Scharen an Menschen gekommen wären. Eine Schwester die dennoch kam, das war ein Gewinn.

Gaisgeachs Stein war nun endlich geweiht. Endlich, trotz aller Widerstände und Rückschläge, war es vollbracht. Doch war er nun am Ende seiner Reise? Nein. Es war nur ein weiterer Schritt getan. Bellum hatte ihn erwählt und nun hatte er ein Heim auf dieser Insel in dem er ungestört die Tiefe des Glaubens erkunden könnte. Harte Arbeit, die den Körper stärkte und Einkehr, Gebet und Meditation als Nahrung für den Geist. Gaisgeachs Stein würde irgendwann in den Archiven der Kirche Erwähnung finden, als Trotzburg gegen Unglaube und Dekadenz der Weltlichkeit. Und wenn nicht? Wenn die Geschichte mit diesem Ort so ungnädig sein würde wie mit so vielen hier auf der Insel? Auch dann hätte alles seinen Sinn und Zweck gehabt. Denn für jeden Moment der Einkehr und des Gefühls der Verbundenheit, spürte der alte Streiter unendliche Dankbarkeit. Selbst wenn irgendwann die Dunkelheit den Ort niederwerfen würde, der Zahn der Zeit die Reste seines Schaffens zermalmen würde, so könnte ihm keiner dieses Gefühl aus der Seele reißen, diese Glückseligkeit.
Wenn er nun da kniete, seine Hand auf dem Stein, da erfüllte ihn eine innere Ruhe. Doch keine Ruhe, die einen von allen Dingen entleerte und in diesem gähnenden Nichts ruhen ließ. Sondern etwas stärkendes und kräftigendes, eine Stabilität, welche ihn jedes Mal aufs neue mit Kraft erfüllte.

"Was hast du nun vor alter Mann?" , dachte er in diesem Augenblick, "Das Feld muss bestellt werden, die Zäune erneuert und das Loch im Dach willst du stopfen, ja?"
Er nickte nur stumm zu sich selbst. "Das muss gemacht werden.. Ja.. Doch müss ich eine Rüste schmieden. Ein Kettenhemd aus Tugend und Glauben. Ein Schild aus Ehre und Gerechtigkeit. Eine Rüste für die Seele - nicht nur für den Leib! Wenn das Feld bestellt ist, werde ich wohl wieder auf Wanderschaft gehen um die Rüsten zu verteilen.."

Es dauerte noch einige Zeit, bis der alte Streiter sich aus der Kapelle bewegte um sich der Arbeit zu witmen, denn es viel ihm an manchen Tagen schwer, diesen Ort der Einkehr zu verlassen..

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