Nach der ganzen Aufregung um den Brand, trat Sevis in den Ordensraum, legte seine Rüstung ab und legte sich in Gedanken versunken auf das Bett. Seine Gedanken kreisten um die Stunden davor, warum hatten alle versucht ihm zu erklären was eine Familie ist? Warum mussten sie so akribisch nach Bohren. Er schüttelte kurz den Kopf, schloss die Augen und genoss die Schwärze, die Ruhe die von dieser Farbe ausging kannte er zu Gut. Ruhe …
Nach einer Weile erhob er sich wieder, um sich an den Tisch zu setzen. Bedächtig holte er sein Tagebuch hervor und begann darin zu Schreiben. Zitat:
Mondtag, der 16. Seker
Ereignisreich und verstörend, könnte man den Tag heute beschreiben. Nicht nur ein Haus stand in Brand sondern mein ganzer Körper fühlte sich an als würde sich Hitze in ihm entwickeln…. Doch alles nach der Reihe.
Ich lernte eine junge Dame kennen Namens Zwilfy. Sie besitzt weißes Haar und das in ihrem Alter, ich denke, dass es eine Laune der Natur war die ihr diese Haarpracht einbrachte. Dennoch sind ihre Haare nicht das seltsamste an dieser Frau. Ihre Art und Weise, wie sie mich anschaut, angrinst und anlächelt es ist komisch, es pocht leise an das Tor, dass ich verschlossen hatte. Nur leise ohne daran zu reißen. Es ist beunruhigend, dass eine Person die ich kaum kenne, so einen Einfluss auf mich ausübt.
Nunja, Custodias machte mit uns eine Rundführung durch die Tempel der Vier. Über jeden der Vier erzählte er etwas und ihre Aspekte. Es war sehr Aufschlussreich und zugleich Verstörend. Wir fingen beim Tempel Bellums an. Gerechtigkeit, Ehre und Mut sind seine Aspekte. Ich mag jedes einzelne davon und möchte sie in meinen Alltag einfließen lassen, mutig sein, ehrenhaft und gerecht meinem Gegenüber. Es ist mein Bestreben nach dem Vorbild Bellums zu leben, ihn zu ehren und ihm ein guter Diener sein.
Der nächste Tempel war der Tempel der Vitama. Leben, Musik, Kunst und Liebe. Ein Tempel den ich beim Eintreten schon lieber wieder verlassen hätte, aber ich wollte nicht unhöflich erscheinen. Natürlich weiß ich das Vitama ein Teil allen Lebens ist und auch mir das Leben einhauchte, dass sie Teil der Natur ist und des Lebens an sich. Doch der Tempel erfüllte mich mit einem unruhigen Gefühl, ich erinnerte mich an meinen Vater, ich erinnerte mich an seine Worte und diese waren nicht im Einklang mit der Liebe die Vitamas Prediger nennen. Gefühle und Liebe spielten in meinem Leben noch nie eine große Rolle, ich hatte eine einzige Person gerne und die habe ich verloren, für immer. Als wir nach oben gingen, staunte ich nicht schlecht. Kunstvolle Gemälde standen dort und es waren Decken auf dem Boden gelegt, die zum Verweilen einluden. Custodias erklärt für was diese „Gelage“ seien, für die Zusammenkunft von zwei Liebenden, ein Aufenthaltsort für die Zweisamkeit. Ich lebe nicht hinter dem Horizont und wusste worauf er hier anspielte, allerdings war mir das Thema sehr unangenehm. Ich selbst habe mich mit dem Thema Liebe und Frauen bisweilen in keiner Weise auseinandergesetzt, warum auch, ist mein Weg doch der, der Ehre und des Mutes, was kümmern mich solche Sachen….Das rede ich mir ein, in Wahrheit, bin ich jemand der noch nie gelernt hat was Liebe ist, der noch nie gefühlt hat wie es sich anfühlt berührt zu werden. Geborgenheit ist ein Fremdwort für mich und dementsprechend war das alles recht befremdlich. Dazu kam noch der Blick von dieser weißhaarigen Frau der an meinem Gitter pochte…
Schon erschreckend, bevor ich hier her kam hab ich nie darüber nachgedacht ob ich mich allein gefühlt habe, ich hatte viel zu viel damit zu tun am Leben zu bleiben.
Er hob seinen Kopf, blickte nachdenklich zur Türe, erhob sich und streckte seine Glieder. Langsam öffnete er sein Hemd und blickte in den Spiegel. Die große Brandwunde auf seiner Brust zog sich über den kompletten muskulösen Bauch. Vereinzelnd sah man die Narben die wohl fast gleichzeitig wie die Brandwunde entstanden waren. „ Nie wieder …“ murmelte er leise und knöpfte das Hemd zu. Ruhig trat er hinunter in die Küche und überblickte das Angebot in der Vorratskammer. Er griff sich eines der Brote heraus, brach es und zog den Geruch in sich ein, ehe er ein Stück davon zu sich nahm. Seine Augen weiteten sich und ein zufriedenes Lächeln kehrte auf seine Gesichtszüge zurück. „ Der Elf hatte Recht … Es ist köstlich.“ Murmelte er leise, nahm sich ein Stück mit und ging zurück in seine Stube, um mit dem Schreiben fortzufahren.
Zitat:
Der dritte Tempel den wir aufsuchten war der Tempel des Morsan. Ein Gefühl der Ruhe kehrte ein, als ich diesen Tempel betrat. Ich dachte in diesen Hallen und in diesem Moment viel über die Gefallenen nach, wo sie sind, ob sie mir verzeihen. Die Schmerzen, die ich hinter dem Gitter, versiegelt im Inneren, verrotten ließ versuchten nach meinem Herz zu greifen, um es schwerer zu machen, um mich daran zu hindern vorwärts zu gehen. Ich presste sie zurück, kämpfte innerlich mit mir selbst, war Erfolgreich und doch wurde es bemerkt, Schwester Ravenne sprach mich danach an, es würde mir der Tempel immer offen stehen, sollte ich meine inneren Kämpfe nach außen tragen wollen. Im Nachhinein, war es keine gute Idee mich so gehen zu lassen, es zuzulassen, dass dieser Schmerz mich beeinflusst. Doch zu meiner Verteidigung kann ich vorbringen, dass ich durch den verstörenden Besuch im Vitama Tempel etwas geschwächt war.
Der vierte Tempel war der des Astraels – Wissen, Magie und Gleichgewicht zeichneten ihn aus. Eine Waagschale stand auf dem Altar, ein Zeichen für die Argumente, frage ist nur welches überwiegt oder ob sie sich gleich sind. Custodias Führung ging zu Ende es waren einige sehr nachdenkliche Moment für mich aber auch sehr aufschlussreiche.
Nachdem die Führung fertig war gingen wir nach draußen, als wir eine schöne Melodie wahrnahmen, die aus dem Vitamatempel zu stammen schien. Wir begaben und dorthin und lauschten der schönen Musik die wie durch Geisteshand von der Harfe erklang. Ich setzte mich ein Stück von den anderen Weg. Es war keine einfache Melodie, es war eine die den ganzen Körper berührte, jede Faser brachte sie zum Vibrieren, es war überwältigend. Bevor ich merkte wie mir geschah, floss mir eine Träne über die Wange, die ich natürlich ohne das es jemand bemerkte, weg wischte. Das Lied rüttelte ebenfalls an meinem Gitter, warum bei Bellum’s Namen möchte jeder das ich es aufstoße und all die Schmerzen noch einmal durchstehe?
Ich verließ den Tempel, zu viel Gedanken im Kopf machten mir es unmöglich weiter der Musik zu lauschen, ich wollte nicht das Jemand mit bekommt, wie ich mich winde. Ich trat dort ein, wo ich dachte ich könnte alleine sein, weg von den anderen, meinen Gedanken nach hängen, sie sortieren. Dieser Elf Tendarion er ging mir nach. Ich weiß nicht warum aber ich glaube ihm macht es Spaß Leute auszufragen zu analysieren und sie zu quälen. Er stellte mir Fragen über das was ich mich am meisten im Leben freue, ich antwortete, mein Leben. Natürlich ist das nicht die Wahrheit, nicht die Ganze. Es gibt etwas, das mir noch mehr Freude macht, Poesie. So Etwas würde ich aber nie zugeben. Poesie ist bei manchen gleichzusetzen mit Schwäche, Gefühlen und Liebe. Ich selbst Dichte gerne, schreibe mir das von der Seele, was mich bewegt, damit ich nicht damit umgehen muss. Wie auch immer, es stieß Ravenne zu uns und sie fragten mich über Familie, was sie für mich bedeutet, was es für mich ist. Ich antwortete, Verpflichtung. Genau das ist es, eine Verpflichtung. Mein Vater sagte einst“ Familie heißt die Pflicht alles zu tun, damit der andere sich nicht an einem Stört“. So lange ich alles tat was mein Vater von mir wollte, bekam ich zu Essen und konnte etwas Freizeit mit meiner Katze verbringen. Irgendwann war ich Krank und konnte nicht aufs Feld zur Arbeit, er nahm mir die Katze weg und ersäufte sie … Ich wäre Krank geworden weil ich zu viel mit diesem Tier spiele, wenn man Arbeitet würde man nicht krank werden.
Tendarion erhob sich kurz daraufhin und verließ den Tempel, um nach kurzer Zeit mit einer Kette wieder zu kommen. Er legte sie mir um den Hals und ich war überwältigt von dieser Bereitschaft alles über mich herausfinden zu wollen, doch leicht würde ich es ihm nicht machen. Niemand sollte von meiner Vergangenheit erfahren, niemand sollte mich bemitleiden oder mir sagen es sei nicht meine Schuld, es ist meine Schuld. Die weißhaarige setzte sich neben mich, dichter als mir lieb war. Sie wurde aufgefordert etwas über Familie zu erzählen. Nach ihrer Ausführung hörten wir einen großen Knall, der diese Fragestunde glücklicherweise beendete.
Wir eilten nach Norden, woher der Knall kam und entdeckten ein brennendes Haus. Wir löschten das Feuer mit allen umstehenden und Tendarion und ich zerschlugen ein Fenster an der Seite des Hauses, um zu sehen ob im Inneren jemand in Gefahr sei. Wir entdeckten niemanden und so ging ich mit dem Kanzler zusammen zum Lehensbanner um Bericht zu erstatten. Nachdem die Formalitäten geklärt waren, ging ich zurück zum Ordenshaus wo ich die weißhaarige zusammen mit unserem Kanzler in vertrauter Unterhaltung wieder fand. Kurz pochte wieder etwas an meinem Tor, wollte heraus, doch ich ließ es nicht zu, verabschiedete mich und ging in mein Gemach.
Ich denke viel über die Zukunft nach, möchte die Vergangenheit hinter mir lassen, doch scheint sie mein ewiger Schatten. Ein Schatten der mich ab und an zu Boden ringt, der versucht in mich einzudringen, mich zu beeinflussen.
Weg mit dir oh du Dunkelheit,
dringst in jede Ritze in der kein Licht mehr weilt.
Zerstörst die Hoffnung, zerstörst den Mut,
brennst alles schöne aus mir du unersättliche Glut.
Hör auf an mir zu reißen,
Hör auf zu knurren hör auf zu beißen.
Wie eine dreckiger Hund folgst du mir,
sprudelst aus der Oberfläche wie ein brodelnder Geysir.
Ungebändigt würdest du mich verschlingen,
deshalb stach ich in dich meine Klingen,
Klingen aus Hoffnung Klingen aus Wut,
Geh weg du Dunkelheit du unersättliche Brut.