Sie muss ein paar mal blinzeln, versucht sich zu orientieren. Im düsteren unheimlichen Licht erkennt sie eine Gestalt vor ihr. Erneut blinzelnd stellte es sich als Shar heraus. Es geht ihm gut! Ihr fällt einiges vom Herzen vor Erleichterung. Shar steht vor einem großen Portal, auf den ersten Blick nichts ungewöhnliches, wenn man mal von der Reise zu diesem Ort absieht. Doch das Portal führt wohl in ein Gebäude, welches vollständig aus Knochen gebaut ist. Die menschlichen Gebeine wurden fein säuberlich zu einer Mauer aufgeschlichtet und bilden so dieses schaurige Gebäude. Das Gebäude erscheint in einem leicht bläulichen Schimmer und neben dem Portal erkennt man zwei Säulen, welche in die Höhe ragen. Ein Paar Schritt zu beiden Seiten führt die Mauer weiter eh sich eine Art Erkerturm sich heraus bildet. In den Wänden erkennt man ab und an Fenster, doch dringt kein Licht aus jenen heraus. Der Anblick lässt Sie erschaudern. Die Luft, die beide umgibt riecht nach abgestandenem Blut und Tod. Kurz ein Blick zurück in die Richtung, aus der sie kamen.
Nichts. Nur das Seil, welches in jenem Nichts zu verschwinden scheint.
Ein Blick zur Seite.
Nichts. Nur Dunkelheit, nichts greifbares.
Wo auch immer sie waren, hier gibt es nur jenes Gebilde vor sich und die Dunkelheit rings herum. »Hmm, lieber kein Lärm machen« nuschelt Shar dann zu sich selbst. Dann hebt sie die Hand mit dem Seil an und blickt darauf. Sie löst den Knoten von den Pfeilen und beginnt das Seil an den Fuß der Statue zu binden. »Was sollte das?« murmelt sie leise in Shars Richtung. Dieser legt seinen Blick nun auf sie und schaut sie fragend an.
»Eine Regel im Kampf, überrasche alles, bevor es dich überrascht« meint Shar mit ruhiger Stimme und mustert jene Tür von oben bis unten.
»Eine gute Regel, doch du hättest noch etwas warten sollen« meint sie schließlich nur mit leiser Stimme und zieht den Knoten um den Fuß der Statue fest.
»Ging doch gut oder?«
Da hat er natürlich recht, doch was folgt nun? Das Gebäude vor den beiden deutet nicht gerade auf etwas nettes hin. Gerade zur dunklen Zeit sollte man mit dem schlimmsten rechnen. Manchmal wünscht sie sich diese unbeschwerte Art und diese Ruhe der Elfen. Doch egal wie sehr sie sich auch immer bemüht, so wird sie niemals eine vollständige Elfe sein. Immer nur einer dieser bösen Menschen.
Ein Surren ist hinter ihnen zu hören und kurz darauf erklingt Salessas erschrockene Stimme »Ach du Schande« Ihr Blick geht zu den anderen zurück und mustert sie kurz. Wäre sie Luft nicht so schlecht, die Stimmung nicht so düster würde sie fast lächeln. Sie sind ihnen gefolgt, weil sie sich sorgten, das ist ihr klar. Shar zieht locker sein Schwert von Gurt und blinzelt auch einen kurzen Moment zurück.
»Igitt« kommt es angewiedert von Leaniel und hinter ihr erscheint nun auch ein Mensch aus dem Nichts. Einer der Augen des Waldes, soweit Sie es erkennen kann.
»Wo sind wir hier?« fragt Salessa dann schließlich, wärend sie nach vorn tritt um den anderen platz zu machen. »He ho, hier wird es langsam eng« bemerkt Shar und richtet den Blick wieder zu jenem Tor vor. Auch Sie folgt seinem Blick und ihre Augen glimmen leicht im blauen Licht auf, sie bereitet sich vor und spürt ihre innere Kraft, ihren Fluch in ihrem Körper. Sie fühlt ihn in ihren Händen und sie wird jenen Fluch nutzen um die anderen zu schützen egal was auch immer kommt.
Feluan blickt sich um und erschaudert als er das Gebilde vor sich erkennt. Dennoch bleibt alles ruhig. Keine Dämonen oder Seelenfresser die aus dem Tor geschossen kommen um die Anwesenden anzugreifen. Immer noch diese Ruhe. Nichts deutet auf irgend eine Aggression oder irgend welches Leben hin. Ihr Blick heftet sich an die Tür, doch traut sie sich nicht jene zu öffnen. Die Ruhe in so einem schauerlichen Raum reißt an den Nerven der Anwesenden. Dem ein oder anderem wäre es vielleicht sogar lieber gewesen, dass irgend etwas sich zeigt. Aber dieses Warten.
»Siehst du was?« Fragt Salessa mit leiser Stimme.
»Schon versucht hinein zu gehen?« Fragt Leaniel, wohl die einzige der Gruppe, die wirklich die Ruhe in sich trägt. Die Frage jedoch bleibt unbeantwortet.
Sie schaut zu Salessa hin und meint sogleich. »Nill, aber wenn es gefährlich wird, greift das Seil und geht zurück«
»Es geht nicht zurück, das Gebilde hat sich aufgelöst. Deshalb sind wir ja hinterher«
Sie schaudert etwas und schluckt »Was?« Sie ist zugleich erschrocken und zugleich irgend wie froh. Wäre sie allein hier, würde sie schwach sein. Doch so ist ein großer Teil der Gemeinschaft hier, was soll ihnen passieren? Zusammen sind sie stark.
»Tja, da bleibt und wohl nur der Weg nach vorne!« Stellt Shar nüchtern fest und wendet sich dem Tor zu. »Klopfen?« Sie schielt zu Shar hin und beißt sich auf die Lippen. Kurz darauf hebt er die Hand an und pocht einige Male gegen den Eingang. Dann lauschen alle.
Doch nicht, keine Antwort, kein Leben, nichts regt sich. Schließlich drückt er gegen die Tür und öffnet sie um hinein zu treten. Mit glimmenden Augen folgt Sie Shar und hört auch die Schritte der anderen, welche den selben Weg beschreiten. Im Inneren sieht das Gebilde auch nicht viel besser aus wie von außen. Nein eher noch deutlich schlimmer. Der Raum ist fast vollständig leer. Auch die Wände hier bestehen vollständig aus den Gebeinen längst gefallener In der Mitte des Raumes stehen zwei Schädelsäulen, am Ende des Raumes erkennt man zwei reglose Skelette, welche auf Knochenstühlen sitzen. Die Luft ist stickig und alles deutet darauf hin, dass die Knochen an der Wand auch hier verwest sind oder noch immer hier etwas totes liegt. Es riecht nach abgestandenem ranzigen Blut und dessen Duft steigt den Anwesenden in die Nasen und schlägt sich bei manch einem auf den Margen und löst so ein flaues Gefühl dort aus. Das Licht ist spärlich geseiht und liegt wohl vor allem um die Schädelstatuen in der Mitte des Raumes.
»Oh nein« flüstert Salessa entsetzt wärend Sie ihren Stab fester umfasst. »Sieht ja schlimmer aus als draußen« fügt Leaniel erschrocken hinzu. »Das wird immer unheimlicher« flüstert Aramis leise. Und sie haben recht. Am liebsten würde sie jetzt wieder zurück gehen, aber, das geht ja nicht. Die Gruppe riecht nach Furcht. Alles um sie herum wirkt so unnatürlich, so kühl und erfüllt vom Tod. Ob alle Anwesenden auch bald hier ihren Tod finden?
»Wir sind an einem Ort der nur Missklang kennt« meint Feluan leise und blickt zu den Säulen auf.
»Nun ja, wer versucht andere mit Totenköpfen noch zu erschrecken« kommentiert Shar schlicht an die Tötenköpfe in der Mitte heran tretend.
»Wir sollten zusammen bleiben« murmelt Sie unsicher und ängstlich, doch vor allem klingt sie besorgt. »Ich seh mal hier drüben nach« kommt von Shar und er wendet sich von den Säulen ab. Plötzlich glimmen die Augen der Schädel auf den Säulen blutrot auf. Leaniel springt von der Säule weg und macht sich kampfbereit. Auch Salessa macht einen Satz zurück. Shar jedoch bemerkt das Glimmen nicht, da es in seinem Rücken ist. Was er aber bemerkt ist das klapprige knirschen der Unterkiefer. Das vernimmt der Kampftänzer und wendet sich rasch um. Sie dagegen erstarrt vor Schreck und weitet die Augen, zu den Schädeln hin blickend. Ihre Augen zeigen eine Mischung aus Neugier, Angst und Sorge. Aramis dagegen macht ein paar Schritte zurück wärend Feluan den Bogen anhebt.
Plötzlich beginnen die Schädel mit rauer und ächzender Stimme zu sprechen.
»Willkommen« spricht der erste Schädel.
»Ja Willkommen Gäste!« kommt es vom Zweiten.
»Also etwas schicker hättet ihr euch schon anziehen können bitte sehr!«
»Guck doch nur was die anhaaaaaaben!«
Ein heißeres und klapperndes Gelächter geht von allen Schädeln im Raum aus.
Ängstlich blicken sich Salessa und Aramis um als sie die Stimmen hört. Sie schließt kurz die Augen und versucht sich zu erinnern. Hat sie die Stimme schon einmal gehört? Doch ihre Gedanken stoßen nicht auf die richtige Antwort. Shars blick wandert im Raum herum, eh er sich wieder auf die Schädel legt. Dann hebt er die Schultern an und bemerkt schlicht. »Immer noch netter als die meisten Begrüßungen die ich sonnst höre.«
»Also zu meinen Lebenszeiten hat es das nicht gegeben, nicht wahr Hubert?«
»Ich sag’s ja, ich sag’s ja, die Jugend verkommt.«
Die Frau mit den roten Haaren öffnet den Mund langsam und atmet tief durch, als müsste sie sich erst einmal sammeln. »Seit nicht so frech, ihr habt nicht mal einen Körper« meint Leaniel dann was Shar mit einem »Genau!« kommentiert. Sie hat sich wohl dann halbwegs gesammelt. Warum fällt ihr eigentlich jetzt in dem Augenblick der Etiketteunterricht bei Solos ein? »Danke für ... die Einladung?« unsicher klingt sie eh die Schädel wieder antworten.
»Heeee! Wir bevorzugen den Ausdruck Kopfbetont, ja?!«
»Freche Bälger«
»Ja ja du hast Recht, kein Benimm!«
Worauf Shar nur meint »Ein Schicker Hut hätte euch auch nicht geschadet.«
Feluan blickt nun eher etwas verwirrt drein. Was wollen diese komischen Knochenköpfe von ihnen? Auch Salessa runzelt verwundert die Stirn und Sie fragt dann leise. »Warum sind wir hier?«
Als einfache Antwort von den Knochenköpfen kommt nur.
»Jetzt frisiert euch wenigstens die Haare bevor ihr empfangen werdet!«
»Und schäutzt euch!«
Die Bögen werden gesenkt und der ein oder andere schüttelt dann auch den Kopf. Die Schädel blicken mit ihren glühend roten Augen die Anwesenden an und die Kieferknochen bewegen sich nach unten als diese wieder anfangen zu sprechen.
»Jetzt starrt hier nicht herum und tretet ein! Ihr seit schon viel zu spät!«
»Ja ja das ist sehr unhöflich!« Kommentiert der zweite Schädel sogleich.
Shar nimmt dann einen Schädel aus der Tasche. »Nagut...« und wirft diesen auf den Boden. »Versuchen wir es anders«
Liliums Blicke landen auf Shar als dieser auf den Schädel auf dem Boden deutet und fragt »Seht ihr den? Beantwortet erstmal unsere Fragen ...«
»WAH! Was macht er nur?! Hubert? Hast du den gekannt?«
»Bestimmt ein Cousin...«
»Oder« kommentiert Shar weiter und zertritt den Schädel genüsslich worauf hin Sie die Augen weitet und sich fest auf die Lippe beißt. Das war keine gute Idee gewesen. Ihre Lippe mag durch ihre Zähne dann aufspringen und etwas von dem warmen süßlichen Blut verteilt sich in ihrem Mund. »Shar das ist sicher keine gute .. Idee«
»Shar lass das lieber« stammelt Salessa sogleich.
Ein aufgeregtes Schnattern geht von den Schädeln aus, vor lauter Empörung über diese Tat.
Doch Shar scheint das ganze recht wenig zu stören und so spricht er weiter »Oder euch widerfährt das Schicksal eueres kleinen Freundes.« Dabei legt er dann den Kopf leicht schief und starrt die Schädel an.
»Ich hab's euch ja gesagt, ladet nie Elfen ein, die wissen nicht wie man sich benimmt«
»Nill, ich bin nur die Ausnahme« antwortet Shar locker.
» Ich glaub wir sollten weiter und sehen wer uns eingeladen hat« schlägt Leaniel vor und bekommt ein zustimmendes Nicken von Salessa »Ja lasst uns lieber verschwinden«
Doch von einem der Schädel kommt dann nur »Entsetzlich, diese Spitzohren, gleich singen sie bestimmt!«
»Neija wenigstens können sie tanzen« Antwortet der andere Schädel.
»Hubert, welchen Weg habt ihr für uns bereitet?« fragt Trielej dann sogleich. Er ist wohl einer der Waldbewohner. Auf jeden Fall ein Bewahrer des Gleichgewichtes.
Doch Shar lässt sich davon nicht stören und fragt weiter »Also Frage eins: Wo sind wir hier?« wird jedoch von den Schädeln einfach ignoriert welche nun nämlich antworten.
»Durch die Tür, durch die Türe, ihr werdet erwartet!«
»Hier gibt es mehrere Türen« nuschels Salessa dann auch und sie hat wohl nicht unrecht. In dem Raum in welchem sich die Anwesenden befinden gibt es vier Türen. Eine liegt hinter ihnen und ist eben die, aus welcher sie gekommen sind. Dann gibt es noch direkt vor ihnen und zu beiden Seiten eine Tür.
»Er isst seine Karotten« »Ja ja sein Augenlicht ist Spitze« meinen die Schädel dann nur. »Sucht euch eine aus!«
Shar lässt den zweiten Schädel auf den Boden fallen und kurz darauf tritt er dagegen, so dass er krachend gegen die Wand aus Schädeln kracht. Im selben Augenblick erlischt das rote Glimmen in den Augen der Schädel und es kehrt wieder die Leblosigkeit ein.
»Die hier« bemerkt Salessa dann und stürmt auf die Tür, die Gegenüber der Eingangspforte war zu. Aramis Frage, von wem man eigentlich erwartet wird bleibt unbeantwortet.
»Sie wollen wohl nicht antworten« bemerkt Sie leise eh sie Salessa und auch Feluan folgt, die sich auf die Tür zu bewegen.
»Tzz Schädel. Ich hab mich gerade erst warm diplomatisiert.« bemerkt Shar nur abfällig. Mit gleichsam ängstlichen aber auch vorsichtigen Schritten bewegt sich die Gruppe durch die Doppeltür in den nächsten Raum. Der Geruch des Blutes liegt dabei unverändert in der Luft und löst im ein oder anderem immer mal wieder ein leichtes Gefühl von Übelkeit aus. Die Doppeltür führt genau auf eine Treppe, links und rechts daneben erkennt man unbewegliche Statuen. Die Geisterhaften Erscheinungen wirken so, als hätte man einfach die Zeit für sie angehalten. Schlimmer noch als würden sie sich jeden Moment wieder regen und auf die winzig wirkende Gruppe zu stürmen. So reicht allein der Anblick der Statue aus um kalte Schauer über den Rücken rinnen zu lassen. Scheinbar aus reinstem Marmor geschlagen, dennoch sehr lebendig wirkend.
»Deine Redegewandheit kann uns den Kopf kosten« ermahnt Feluan ihn nachdenklich und aber dennoch mit bemüht ruhiger Stimme.
»Dha, der steht immer auf dem Spiel« antwortet dieser nur mit ernster Stimme.«
Vorsichtig versucht Sie eine dieser Statuen zu berühren. Kalt und glatt fühlt sie sich an, kalt und tot wie dieser Ort. Auch keinerlei Magie ist in diesem Gebilde zu erkennen, so wird die Hand wieder weg gezogen, der Blick schweift durch den Raum. Dabei fällt es selbst einer Frau die schon viel widerliches gesehen und erlebt hat schwer, den Bauch unter Kontrolle zu halten. Noch immer riecht es hier nach abgestandenem ranzigem Blut. Irgend wo hier hat jemand ein paar Leichen versteckt die vor sich her faulen. Wer weis ob die Anwesenden nicht auch bald von Maden zerfressen und mit grausam verzerrten Gesichtern irgend wo hier vor sich her faulen. Sie spannt sich etwas mehr an und umklammert ihren Stab fast schon panisch, als wäre er eine Art Rettungsseil.
»Wo sind wir hier nur hingeraten« es klingt schon ein klein wenig verzweifelt.
Aber wem kann man es übel nehmen nach dieser skurrilen Schädeln? Irgend jemand oder irgend etwas erwartet also die Gruppe. Nur, wer rechnet schon mit einer freundlichen Einladung ohne Gewalt zum Dunkeltief? Neben den scheinbar versteinerten Kreaturen führt eine Treppe in das nächste Stockwerk. Die Treppe ist aus feinstem Ebenholz angefertigt, sieht jedoch ein wenig rötlich aus. Vielleicht hat jemand noch zusätzliche Farbe verwendet oder es ist hier so viel Blut geflossen, dass das Holz es aufgesaugt hat wie ein Schwamm. Wer weis das schon?
»Ich wette, wir werden oben erwartet« bemerkt Leaniel aufmerksam, lässt den Blick kurz über die Anwesenden schweifen und setzt den ersten Schritt auf die erste Stufe der Treppe. Doch die Treppe ist penibel sauber, als hätte sie jemand geputzt und von Unreinheiten befreit.
»Hoffentlich« kommt es nur von Shar, dessen Körper sich leicht anspannt und auf die Treppe zu geht. Irgend wie will Rotkehlchen nicht mit nach oben, folgt dann aber doch Shars Schritten die Treppe hinauf.