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 Betreff des Beitrags: Im Hafen zu Brandenstein
BeitragVerfasst: 22.08.15, 00:13 
Einsiedler
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Musik

Seit gut einer Woche schallt immer mal wieder Musik aus dem Hafen Brandensteins herüber in die Stadt. Manchmal sind es Töne, die man eher als experimentell bezeichnen könnte, dann wiederum richtige Lieder, bisweilen auch vom Gesang einer Frauenstimme - Mezzosopran würde der Kenner sie nennen - begleitet. Stets wird dabei die Laute gespielt und manchmal geht das Spiel und der Gesang bis in die Nacht hinein. Würde man in den Hafen gehen und sich nach der Quelle umsehen, würde man wohl eine junge, schlaksige Frau mit kurzen, schwarzen Haaren in einem der freien, leeren Zimmer finden. Auf dem Boden liegt meist ein Fell nebst Wolldecke, eine Laterne spendet ein wenig Licht und neben einer Tasche, in der sie wohl allerlei Krimskrams verstaut, liegt da auch eine Lautentasche. Das Zimmer jedoch wechselt immer mal wieder und es deutet daraufhin, dass sie dort nicht wirklich wohnt.

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Dylanda_Carribas


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 Betreff des Beitrags: Re: Im Hafen zu Brandenstein
BeitragVerfasst: 10.09.15, 00:03 
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Musik

Nachdem die Anwohner des Hafens von Brandenstein mal für ein paar Tage ihre Ruhe hatten, kehrt nun die Musik wieder zurück. Die Laute hört man erneut, dann und wann aber auch eine Geige - mal ruhige, schmelzende, bisweilen sogar melancholisch anmutende Weisen, dann wieder fröhlich und eher wild. Offenbar hat die Bardin wieder ihr Quartier im Hafen bezogen, gerade da, wo Platz war und es nicht allzu merkwürdig roch. Für etwaige Mitbewohner lag etwas abseits meist ein Stückchen Käse.

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Dylanda_Carribas


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 Betreff des Beitrags: Re: Im Hafen zu Brandenstein
BeitragVerfasst: 18.09.15, 13:09 
Einsiedler
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In den letzten Tagen war es, wenn es um die Bardin geht, ruhig geworden im Hafen von Brandenstein. Die Zimmer lagen wieder so verlassen da, wie sie es schon vorher taten und lediglich die üblichen Geräusche waren hier zu hören. Dafür konnte man ein paar Mal in der entgegengesetzten Richtung in Brandenstein Musik hören, aber auch das scheint nun wieder verstummt zu sein.

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Ein tiefes Dickicht aus Bäumen, Büschen und hochgewachsenen Farnen und Gräsern sowie einen unebenen Boden aufgrund umgestürzter und überwucherter, teils zersetzter Bäume galt es erstmal zu überwinden, ehe Dylanda an der Furt zu Avindhrell stand. Ein paar Kletten fischte sie von ihrem Umhang, während der alte, blinde Wolf sich schon wieder an ihre Seite drängte. Sie war froh darum, dass er ihr Begleiter war, denn nach all den Berichten über die Anhänger des Ungenannten und ihre Art der Rekrutierung, waren ihr die Reisen über die nicht selten einsamen Straßen Siebenwinds alles andere als genehm, auch wenn das Reisen etwas war, was so sehr zu ihrem Ich gehörte, dass sie sich ohne dies eher rastlos und unzufrieden fühlte.

Nun aber war sie wieder auf der Straße ... oder eher im Wald, in den Auen und vor ihr tat sich ein Ort auf, wie sie ihn bisher noch nie gesehen hatte. Friedlich, grün, vom leisen Plätschern der vielen kleinen Bäche durchzogen, begleitet vom Rufen der Vögel und anderer Tiere, die hier offenbar friedvoll ihr Dasein genießen konnten. Zwei Wachen standen an der Furt und Dylanda zeigte ihnen, dass sie nichts Böses wollte, sondern nur die Auen besuchen und vielleicht sogar manche von Tendarions Schwestern und Brüdern, die hier leben, kennenlernen. Waffen trug sie sowieso keine, lediglich ihren Wanderstab, an dem ein Kleiderbündel hing und auf ihrem Rücken ihre Lautentasche. Sie durfte passieren und ließ sich dann unter einer großen Trauerweide nieder. Ein passender Platz für ihr Vorhaben.

Es blieb ruhig in Avindhrell, lediglich Dylanda spielte auf ihrer Flöte, während sich Hell- und Dunkelzyklen abwechselten. Noch war das Wetter milde genug, um draußen nächtigen zu können und auch der Regen blieb glücklicherweise aus. Zusätzlich spendete der alte Wolf, der sich dicht an sie schmiegte, etwas Wärme. Erst sträubte sich etwas in ihr, das zu tun, weswegen sie hergekommen war. Aber je länger sie gedankenverloren auf ihrer Flöte spielte und je länger sie über diese Melodien das hinaus ließ, was sie für fast 3 Götterläufe gefangen gehalten hatte, desto mehr stellten sich vor ihrem geistigen Auge Bilder ein, kehrten all die schönen oder lustigen Erinnerungen zurück und sorgten dafür, dass die ein oder andere Träne über ihre Wange lief. Aber sie fühlte auch, wie sie das allmählich befreite.

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Er war moppelig und verweichlicht und überhaupt nichts weiter als ein sesshafter Trottel aus einer Handwerkerfamilie, der meinte, er könnte große Abenteuer erleben, wenn er von zu Hause ausbüxt und sich dem fahrenden Volk anschließt. Heinrich. Allein schon dieser Name! Dylanda hatte für solche Knalltüten mittlerweile nur noch kindliche Verachtung übrig und mit einem solchen Blick versah sie den braunhaarigen, im doppelten Sinne blauäugigen Burschen. 10 Götterläufe war er alt, hatte er ihrem Vater gesagt und dabei das runde Kinn gereckt, als wäre das eine besondere Leistung gewesen, so alt geworden zu sein.
"Ich bin auch 10 und du bist doof!"
Das hatte sie ihm um die Ohren geworfen, die Zunge rausgestreckt und war dann zurück zu ihren jüngeren Schwestern und den anderen Mädchen gegangen. Jungs waren generell doof, da war sich die weibliche Rasselbande einig und wenn die ältere und schon reichlich große Dylanda das sagte, dann musste das natürlich stimmen!

*

Liandros also. Dylanda schaute ihren Vater düster an, als er sie fragte, ob das ein guter Name für den Jungen wäre. "Der Junge" - das war sein Name für einige Monde gewesen. Heinrich fand jeder irgendwie unpassend und Außenstehende hätten gleich gemerkt, dass das ein Kind wäre, was nicht zu ihnen gehört. Dann hätte es wieder diese üblen Gerüchte über "Kindesraub" gegeben und so war aus Heinrich eben "Der Junge" geworden. Anders als die anderen, die sich ihnen immer wieder mal angeschlossen hatten, war er aber geblieben und hatte sich gemausert. Dylanda hasste es, aber sie musste sich eingestehen, dass dieser "Junge" tatsächlich mit anpacken konnte und was taugte. Er lernte rasch, was das Spielen auf den Instrumenten anging und auch das konnte sie nicht leiden. Eigentlich hatte sie sich immer als die Erbin ihres Vaters gesehen, der so virtuos mit der Laute, aber auch so vielen anderen Instrumenten umgehen konnte. Und nun war dieser Junge da und sollte Liandros heißen. Mit so einem Namen war auch klar, dass er zu ihnen gehörte.
Es hatte so viele Diskussionen und Streitereien in letzter Zeit gegeben. Aber es war eben nicht zu ändern. Liandros gehörte nun zu ihnen und Dylanda war eines klar - sie musste sich nun besonders anstrengen, um zu zeigen, dass sie weiterhin die Erbin ihres Vaters war.

*

*knack*
Es war ein hässliches Geräusch, aber für einen kurzen Moment fühlte Dylanda ein wunderbar warmes Gefühl der Zufriedenheit, als sie mit wutentbrannter Miene auf den jungen Kerl hinabblickte, der zu Boden gefallen war und sich mit schmerzverzerrter Miene die Nase hielt, während sie ihre rechte Hand noch zur Faust ballte und den pochenden Schmerz in dieser ignorierte. Erst, als das Blut lief, wachte sie aus diesem Gefühl auf und merkte, dass das gerade ein großer Fehler gewesen war.
Sie waren 15, sie hatten sich verändert. Aus dem moppeligen Heinrich, dem Jungen von einst, war der gar nicht mehr so moppelige, allmählich stattlich heranwachsende Liandros geworden und auch wenn ihm gerade das Blut aus der Nase lief - er sah irgendwie gut aus.
"Du ...", begann sie rasend klingend und wollte noch einmal gegen das ankämpfen, was sich da in ihr aufbaute, aber sie verlor an Schwung. Stattdessen tat es ihr leid. Schrecklich leid.
Er blinzelte und sah mit vor Schmerz verzogener Miene zu ihr hinauf. Die blauen Augen schimmerten verräterisch vor Tränen des Schmerzes und er schwieg ausnahmsweise.
Sie biss sich auf die Unterlippe, verzog das Gesicht und murmelte: "Es tut mir leid ... Liandros."
Und rannte schnell weg.

Erstaunt liegen bleibend musste er feststellen, dass sie ihn das erste Mal mit diesen Namen angesprochen hatte.

*

Vorsichtig rieb einer ihrer Zeigefinger über seine Nase.
"Zum Glück ist die Nase nicht so geworden, wie die von Onkel Brecheisen."
"Ich sehe ja auch allgemein besser aus als er!"
"Und du bist eingebildeter."
Er lachte auf und sie musste unweigerlich lächeln, dann schlossen sich seine Arme um sie und sie versanken in einen von vielen Küssen in dieser lauen Astraelsnacht.

*

"Verstehe."
Ein feines Lächeln umspielte die Mundwinkel des Vaters, der Blick ihrer Mutter wiederum sagte nur etwas in der Art wie "Ich habe das schon länger kommen sehen!" aus.
"Dann geht hinaus, lernt die Welt kennen, sammelt ihre Melodien und kehrt irgendwann zurück, wenn ihr möchtet. Gerne auch zu dritt, ne?"
Das Zwinkern des Vaters, das Lachen der Mutter trieb ihnen beiden, die gerade erst ihren 17. Götterlauf vollendet hatten, die Röte ins Gesicht.
"Magro! Es ist nicht so!"
Er lachte wiederum nur wohlwissend und winkte ab.

*

Die Welt stand ihnen offen und sie nahmen all ihre Eindrücke in sich auf. Sie lauschten den Melodien der Elfen, dem fröhlichen Spiel der Hobbits und dem brummenden Chor mehrerer Zwergenkehlen in den Gaststuben dieser Welt. Sie staunten über die Instrumente und die Kultur Endophals und Liandros bewies dummerweise, dass zumindest ein Gerücht über das fahrende Volk nicht ganz aus der Luft gegriffen war, als er versuchte eines davon zu entwenden. Es ging glimpflich aus und die beiden genossen weiterhin ihre Freiheit, traten gemeinsam auf und verdienten damit ihr Geld - mal mehr, meistens aber weniger.

Und dann, vor 3 Götterläufen, näherten sie sich Venturia ...

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Seufzend rutschte Dylanda vom Baumstamm hinab und legte einen Arm um den Wolf herum. Wehmut, aber auch das Gefühl, dass es nun nur noch besser werden konnte, erfüllten sie. Ja, es war eine schöne Zeit gewesen, bis sie Venturia erreicht hatten. Gemeinsam hatten sie so viel von der Welt sehen können, so viel erlebt und so viele schöne Momente zusammen gehabt. Liandros' Tod hatte sie aber auch selber für eine Zeit vom Leben getrennt. Die Zeit im Tempel zu Venturia hatte sie zumindest soweit aufgebaut, dass sie weitermachte, doch es fehlte der Sinn, so glaubte sie. Dafür setzte sie sich die Maske der Freude und das Frohsinns auf, denn wer mochte schon einem traurigen Barden lauschen? Und wer würde so einem Barden etwas für sein Spiel zahlen?
Das offene Gespräch mit Tendarion und all die wie von Vitamas Hand geführten Entwicklungen der letzten paar Wochen hatten jedoch zu einer unerwarteten Wende geführt.
Nachdenklich sah Dylanda über die im Dämmerlicht liegenden Auen, ließ ihre Gedanken nun einfach frei treiben, während eine Hand sanft durch das warme, struppige Fell ihres Begleiters strich.


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 Betreff des Beitrags: Re: Im Hafen zu Brandenstein
BeitragVerfasst: 15.10.15, 01:19 
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Ambiente

Es war still im Haus und Dylanda war allein. Auch diese Momente genoss sie durchaus. Dann widmete sie sich der Malerei und konnte sich, ihre Umgebung ganz und gar vergessend, ganz dieser Kunst widmen, bis der Punkt erreicht war, in der sie nur noch die Farben vor sich und das Bild in ihrem Geiste wahrnahm und fast das Gefühl hatte, Tare würde sich einzig um diesen Pinsel bewegen, den sie führte und sie würde ganz eigene Welten auferstehen lassen. Sie war dann im Fluss, wie man so schön sagte. Oder sie spielte ebenso selbstvergessen auf eines ihrer Instrumente, ohne ein bestimmtes Stück im Kopf zu haben, einzig ihren Gedanken und Gefühlen in dem Moment Freiheit zu schenken und sie frei zu lassen. Nach solchen Momenten fühlte sie sich wunderbar ruhig und mit sich und der Welt im Reinen.
Nun jedoch wollte sie etwas spielen, was durchaus Hand und Fuß hatte. Das Stück würde ein Ziel haben und an jemanden gerichtet sein - an einen Mann sogar.
Dylanda schritt durch das Schlafzimmer und öffnete die Fenster, sah hinüber zu dem Anwesen nebenan, während es allmählich dämmerte und sich ein neuer Dunkelzyklus ankündigte. Sie wusste nicht, ob Erynnion Comari anwesend war. Wenn nicht, dann hätten eben die übrigen Anwohner in der Nähe etwas Musik und wenn sie allein war - auch gut. Aber sie wollte gerne Tendarions Ratschlag befolgen, denn recht geben musste sie dem sanftmütigen Elfen schon.
So ließ sie sich auf dem Fensterbrett des offenen Fensters nieder, griff zu ihrer mit Vogelschnitzereien und bunten Bändern verzierten Flöte, schloss ihre Augen, als sie die Flöte an ihre Lippen ansetzte und lauschte noch einen Moment dem Gesang der Vögel, ehe sie sanft und eher dezent begann, eine Melodie zu spielen. Entspannt klang sie, manche Töne etwas getragen spielend und länger haltend, doch das Lied blieb von der Stimmung her eher positiv. Sanft verwoben sich ihre Flötenklänge mit dem Gesang der Vögel, ab und an trillerte auch sie ähnlich einer Nachtigall.
Nach einer Weile jedoch verebbte das Stück wieder und sie atmete die feucht-kühle Luft des Dunkelzyklus ein, sah einen Moment auf zum Sternenhimmel, ehe sie aber wieder von der Fensterbank rutschte, das Fenster schloss und den Raum verließ, um sich wieder ihrem Gemälde zu widmen, an dem sie arbeitete - diese ruhige, friedliche Stimmung, die Dylanda in sich spürte, wollte sie nun gut nutzen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Im Hafen zu Brandenstein
BeitragVerfasst: 4.01.16, 03:17 
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Zur Untermalung

Erschöpft lag Dylanda seitlich auf dem Bett, die warme Bettdecke verhüllte sie größtenteils als Schutz vor der Morsanskälte, die trotz der festen Wände in das Haus drang. Ihr linker Arm lag angewinkelt unter ihrem Kopf, die Hand des anderen Armes auf seiner Brust, jedem seiner Atemzüge folgend, als wolle sie keinen mehr davon verpassen. Sie wagte es nicht, ihren Blick von ihm zu nehmen, wollte jedes Detail in sich aufnehmen, um es nie zu vergessen. Ihre Augen brannten - vor Müdigkeit, aber auch vor Tränen, die sie still vergossen hatte, nachdem der Schlaf ihn überwältigt hatte. Irgendwann jedoch spürte sie die bleierne Schwere der Erkenntnis, dass ihre Tränen auch nichts daran ändern konnten. Vielmehr wollte sie ihn noch so lange betrachten, wie es ging. Jeden Moment so sehr lebend, auch wenn er bloß schlief und sie still wachte. So lebend, wie noch vor wenigen Zyklen, als auch er noch wach war und er sich diesen gemeinsamen Moment mit ihr so sehr hingab. Seltsam, dass man erst richtig zu leben anfing, wenn man sich der Endlichkeit des Lebens wieder bewusst wurde.
Sie war nun müde, kämpfte jedoch erfolgreich gegen ihre schweren Augenlider an, indem sie ihre Gedanken kreisen ließ. Er war ein hervorragender, erfahrener Kämpfer - daran hatte sie keinen Zweifel. Aber dass irgendwann der Zeitpunkt kommen könnte, dass er aus dem Leben durch die Waffe eines anderen treten würde, stand auch im Großen und Ganzen fest. Da hatte sie sich nie großartige Illusionen gemacht, aber diese Gedanken möglichst weit weg verbannt. Nochmal den Tod eines geliebten Menschen hätte sie erst erleben wollen, wenn sie auf eine lange, gemeinsame Zeit mit ihm hätte zurückblicken können. Mit Kindern, vielleicht gar Enkeln an ihrer Seite, die Trost und Halt gaben und die Erinnerung an diesen Menschen weiterleben ließen.
Das Lachen klang fröhlich und unbeschwert und kleine, zarte Hände streckten sich einem Schmetterling entgegen, Fela tauchte alles in ein sanftes Vitamalicht ...
Leicht keuchend schreckte sie etwas auf und seufzte still. Einen Moment nur hatte sie die Augen geschlossen, war kurz in Lifnas Arme gefallen. Sie atmete tief durch und drückte sich dann so leise wie nur möglich auf und trat still heran an eines der Fenster. Seit dem Umbau lebten sie nahe der Küste. Sie hatte so manches Mal das Rauschen des Meeres genossen, den Geräuschen der Brandung an den Felsen gelauscht. Ein Lied, gespielt von Xan und Ventus, und manches Mal hatte sie auch an die wunderschönen, verspielten Sirenen gedacht und dass vielleicht manch eine hier vorbei schwimmen mochte. Nun lag das Meer fast schon ruhig, dunkel und scheinbar ohne Leben da. Ein Leichentuch für diese Insel, dachte Dylanda düster, versuchte dann aber diesen Gedanken abzuschütteln, was nicht einfach war. Es stand schlimm um Siebenwind.
Ein Licht. Tions Worte an Halgrim hatte sie wohl vernommen. Es musste noch Licht auf dieser Insel geben. Müde sah sie herum zu dem schlafenden Mann, während sie unbewusst eine Hand auf ihre Bauchgegend legte. Sie würde morgen versuchen, eines davon zu sein - im Schrein Bellums würde sie beten und hoffen, dass er zurückkehrte. Ja, auch für Toran Dur wollte sie beten. Für den Tempel und dessen Reliquie. Ein kleines Licht, wenn überhaupt. Aber irgendwo, durch irgendwen musste es ja entzündet werden.


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 Betreff des Beitrags: In der Burg Morgenroth
BeitragVerfasst: 9.01.16, 13:37 
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Übernächtigt sah Dylanda aus nur halboffenen Augen durch das Fenster hinaus in den Burghof und in Richtung Tor. Cortanische Wachen schoben dort ihren Dienst und bisweilen glaubte sie in der Finsternis eine Regung vorm Tor auszumachen. Ein Blick hinaus, den sie vor Stunden gewagt hatte, hatte ihr gezeigt, dass auch Burg Morgenroth, wo einst der Baron residiert hatte, nun aber der Feind besetzt hielt, umzingelt war von Skeletten, nur griffen diese die Bewohner der Burg nicht an. Immer wieder hatte sie Fluchtpläne im Stillen geschmiedet, seit sie hier angekommen war, aber sie führten alle ins Nichts. Mochte das Verlassen der Burg vielleicht nicht das Schwerste sein - die Flucht über die Insel nach Falkensee würde es werden.
Es war ruhig in der Burg und das konnte nur eines bedeuten - sie griffen eine der Städte an. Im Stillen hatte Dylanda mehrmals zu den Vieren gebetet. Darum, dass die Viere auf die Bewohner in Brandenstein, Falkensee und Seeberg achtgeben und sie schützen würden. Manche Gebete schlossen bestimmte Personen ein, andere wiederum die unter Schaudern gestellte Bitte, dass dieses Scheusal von einem Schwarzmagier, der sie hierher entführt hatte, in einem Angriff sterben würde.

Seit dem Vorabend zum Dunkeltief saß sie hier fest. Lange? Sie konnte das schon nicht mehr sagen. Es fehlte das Licht der Hellzyklen, um verlässlich bestimmen zu können, wie lange sie hier schon festsaß. Dylanda wagte es noch dazu kaum, zu schlafen, hatte sie doch Angst, irgendwer könnte ihr im Schlaf etwas antun. Am Anfang hatte sie es nicht mal gewagt, einen Schluck Wasser zu trinken oder einen Happen zu essen, aber sie wollte hier lebend rauskommen und so hatte sie sich überwunden und etwas zu sich genommen. Nicht viel, denn der Appetit war ihr vergangen, aber genug, um diese dunklen Tage halbwegs zu überstehen.
Einmal war sie tatsächlich eingeschlafen. Es war, als er, dieser Schwarzmagier, das Gebäude betreten hatte. Sie hörte unten seine Stimme und eilig hatte sie den Kohlestift und das Pergament fallen gelassen und den ihr zugewiesenen Schlafplatz aufgesucht, um sich schlafend zu stellen. Vermutlich ein paar Stunden später stellte sie dann erschrocken fest, dass sie doch geschlafen hatte. Doch statt sich ausgeruht zu fühlen, fühlten sich ihre Augenlider schwer an und sie hatte das Gefühl ein noch schlimmeres Nervenbündel als vorher zu sein. Eigenartige Träume hatten sie heimgesucht und wenn sie gedacht hätte, sich schlafend zu stellen, würde sie vor dem Schwarzmagus schützen, so belehrten die Träume sie eines Bessseres. Hier war sie ihm nicht entkommen.

Und ihrem Lied nicht, was sie schreiben sollte. Resignierend ließ sich Dylanda wieder an dem Tisch nieder und starrte aus müden Augen hinab aufs Pergament. Ein Lied zu Ehren Yerrodons forderte dieser Magier. "Yerrodon" war ihr durch Tions Unterricht nicht mehr so unbekannt, wie noch vor wenigen Tagen, doch schon der Unterricht bei ihm, den Menschen, dem sie auf dieser Insel am meisten vertraute und bei dem sie sich sicher fühlte, hatte ihr bisweilen Angst eingejagt. Wie könnte sie so etwas mit Musik und Gesang ehren? Wie könnte sie überhaupt die Taten dieser Unmenschen ehren? Davon ab, dass sie um ihr Seelenheil fürchtete, sollte sie es doch wagen, ein solches Lied zu verfassen, auch wenn alles sich in ihr dagegen sperrte. Keine einzelne Zeile war ihr eingefallen bisher. Stattdessen hatte sie nur sehr, sehr dünn eine große Raute auf ihr Pergament gezeichnet. Die Raute - ein mächtiges Symbol als Hilfe im Kampf gegen Dämonen, hatte Tion in dem Unterricht zu ihr und Halgrim gesagt.
Müde starrte sie weiter auf das Pergament vor ihr, ließ den Kohlestift leise auf den Tisch ticken, während die Gedanken schweiften, sich kreisten, um den Wunsch sich besser wehren zu können ...

Es war einmal ein Paar, dessen Familien Feinde waren und es war ihnen nicht vergönnt, ihre Liebe öffentlich zu leben.
(...)
Und so schrieb er für die Bibliothek eine Geschichte auf seine Pergamente, ganz unverfänglich verfasst, doch die Anfangs- und Endbuchstaben jeder Zeile ergaben die wahre Nachricht an seine Liebe.


Blinzelnd sah Dylanda einen Moment auf das Pergament vor sich. Eine versteckte Botschaft in einem harmlosen Text. Wieviele Barden, Lyriker, Geschichtenerzähler haben im Laufe der Jahrhunderte nicht genau das getan, wenn sie widrigen Umständen, wie beispielsweise Despoten, ausgesetzt waren? Vielleicht ...


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