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 Betreff des Beitrags: Das Feuer der Sterne
BeitragVerfasst: 1.07.16, 16:18 
Edelbürger
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"Haha! Schaut euch mal die Ohren an, Jungs! Damit kann der bestimmt flieeegeeen!" "Bist du ein Elf oder ein Hase?!"
Maichellis wandte den Blick von den menschlichen Kindern ab, die Enttäuschung verbergend, dass sie auf seine Annährungsversuche mit Häme und Spott reagierten. "Warst du unartig und Mama hat dir die Löffel lang gezogen?"
Er schlenderte weiter über die Brücke des Kanals und spähte durch die Öffnungen im Geländer hinab, beobachtete die Fische, die im vom Felalicht glitzernden Wasser nach den Insekten jagten, die in der flirrenden Hitze über die unruhige Oberfläche dahinschossen. Er selbst blieb von den Tierchen unbelästigt, dafür hatte er ganz andere Plagegeister am Hals!
"He, Hasenohr! Hast du auch Hasenzääähne? Komm, zeig mal!"
Er wurde an der Schulter gepackt, von einer Hand, genauso schmal und klein wie seine eigene, nur kräftiger, und herum gezerrt. Viel Kraft hatte der andere Knabe nun auch nicht, war aber zumindest körperlich reifer und damit überlegen. Und es waren 5, wie Maik noch während er ungeschickt seinen Stand neu suchte feststellen musste, 4 Knaben und ein Mädchen mit sehr kurzem Haar.. Er kniff die großen Augen zusammen, als die Burschen nach seinem Kopf, seinem langen Haar griffen und an seinen Mund gingen, noch ehe er etwas sagen konnte. Finger drangen zwischen seine Lippen, Hände
zerrten an seinen Haar, einer berührte eines der Ohren, packte zu und zog hämisch lachend daran.
Tränen schossen dem jungen Elfen in die Augen - das tat fürchterlich weh!
"Guckt mal, der heult ja! Was für 'ne Memme! Papa hat schon immer gesagt, Elfen sind..."
Was Elfen schon immmer laut des großen Bengels Vater waren, erfuhr Maik nie; Wut packte ihn und er stieß die kleine, harte Faust in den aufgerissenen Mund. Er richtete im Grunde keinen echten Schaden an seinem Peiniger an, dafür hatte er gar nicht die Kraft, aber er quetschte ihm die Lippen über die Zähne und riss sich selbst die Haut an den scharfen Kanten auf. Das blonde Kind landete überrascht mit schwach blutenden Lippen vor ihm auf dem Hintern, der Rest seiner Bande erstarrte mit offenen Mündern. Maik zögerte in seinem Zorn nicht, trat nach dem Standbein eines Mädchens, was herzlich wenig Effekt hatte ausser sie furchtbar zu erschrecken, und befreite sich so aus ihrem Griff, duckte sich und stolperte über ein anderes Bein in dem Gewirr, dass ihn umgab. Er stürzte, fiel mit vor Wut, Schmerz und Enttäuschung verschleiertem Blick auf die anderen Kinder und gemeinsam rollten sie gegen das Geländer. Maik schrie auf, als eine kleine, schmutzige Hand sich in seinem weichen Haar verfing und ihn zur Seite zerrte, trat und schlug um sich, biss sogar schließlich zu, als ihm irgendwas den Mund zuhalten wollte.
"Maichellis Wanderstern! Beruhige dich!" donnerte die Stimme seiner Mutter und sein Gezappel erlahmte, er beruhigte sich im Schrecken, seine Mutter gebissen zu haben, rascher und gründlicher, als hätte sie ihm ein paar Ohrfeigen verpasst. Schweigend stand sie so vor ihm, in ihrem seidenen Magiergewand, hoch geschlossen und eng anliegend in strahlendem, geradezu blendend makellosem Weiß, als sei sie nicht von dieser Welt sondern direkt herabgestiegen von Lothorien.
"Mama.." schniefte er aufgewühlt mit Tränen in den Augen, doch sie sagte nichts, musterte ihn nur prüfend. Dann ging sie in die Hocke und schloss ihn fest in ihre Arme, ohne darauf zu achten, dass sie nach dem Biss tatsächlich blutete.
"Ich bin nicht froh, dass du gekämpft hast.." sang sie in weit zarterer Stimmlage in der feinen Sprache der Fey, "doch hast du sie gelehrt, den Zorn eines Sohns der gefallenen Sterne zu fürchten!" Sie erhob sich mit ihrem Sohn auf den Armen, auch wenn er dafür eigentlich längst zu alt war, und strich ihm das zerzauste Haar aus der Stirn, um dort einen Kuss auf die geschundene Haut zu hauchen. "Ich bin stolz auf dich."

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 Betreff des Beitrags: Re: Das Feuer der Sterne
BeitragVerfasst: 1.07.16, 16:49 
Edelbürger
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Das Bild war neu, auch wenn es alte, bekannte, ja vertraute Elemente wiederholte. Irgendwie schienen in diesen Bildern die Erinnerungen seines Volkes verewigt, zeigten Jassavia, das Licht seiner Ahnen. Natürlich hatte er nur eine sehr begrenzte Vorstellung davon, was das eigentlich bedeutete, für ihn mit seinen gerade mal 15 Bellum waren Dinge die vor einer Woche lagen schon fern und nebulös. Aber diese Türme, der prunkvolle Tempel auf der Anhöhe, die Kuppeldächer, die anmutig geschwungenen, fragil anmutenden Brücken, die er auf so vielene Bildern gesehen hatte, seit er sich bewusst mit Bildern befasste, dass sie ihm vorkamen als wären sie realer als manches Gebäude im heutigen, realen Draconis.
Seine Nase tat noch immer weh, sein Ohr schmerzte, während sein Vater mit einem getränkten Tupfer einen haarfeinen Riss hinter der Ohrmuschel betupfte. Es brannte, aber er war ein Sohn der fallenden Sterne, er würde nicht jammern!
Der Stolz seiner Mutter brannte wohlig in seinem Bauch, während er starr das Bild fixiert hielt, dass sein Vater vermutlich erst vor wenigen Monden fertig gestellt und aufgehangen hatte, hier in der kleinen Kammer, in der die Blessuren der Familie und der Bediensteten behandelt wurden. Sie lag am äußeren Ring des Kernturmes, mit einem großen, den Raum mit hellem Licht flutenden Zugang zur gewaltigen Terasse. Diese war bewachsen mit zahllosen Pflanzen, gezogen in ordentlichem Chaos: jeder Pflanze war mehr als genug Raum gegeben worden, um friedlich sich zu entfalten, aber die Ränder waren mit weißen, runden Steinen abgegrenzt und die Wege sorgfältig gepflastert; saubere Kanälchen führten in verschlungenen, dem Auge wohlgefälligen Mustern durch den über Kopf hoch wuchernden Garten, der nur die Schere oder Pflege bekam, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Maik hatte sich oft gefragt, warum, und war mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass der Grund bedeutungslos war: er liebte den Garten, der in einer vollgestopften Stadt wie Draconis eine Mischung aus Oase der Ruhe und Friedlchkeit und einem Abenteuerspielplatz gleich kam.
"Was ist passiert?" riss ihm die warme Bartionstimme seines Vaters aus seinen mäandernden Gedanken. Er richtete selten das Wort an seine Söhne, noch ungewöhnlicher war es, dass er einen Einzelnen direkt ansprach. "Deine Mutter schien erstaunlich gut gelaunt."
Ah. Natürlich. Es ging um Mutter.
"Ich habe mich mit einigen Kindern aus dem Gerberviertel geschlagen, Vater." gab er ohne Enthusiasmus Auskunft. Seines Vaters schmale Braue erklomm ungewöhnliche Höhen, war er doch sonst nur emotional, ging es um seine geliebte Kunst oder die Gemahlin. Maik fühlte sich unter den sanften grünen Augen genötigt, mehr zu erklären, aber störrisch schwieg er. Soll er ruhig mehr reden! Es wäre schön, einmal mit ihm zu reden, nicht an ihm vorbei.
"Erklärst du dich?"
"Soll ich?"
Das kam patziger zurück als er es gewollt hatte, und er sprang von der anmutig gekrümmten Liege, die während der Behandlung Komfort bieten sollte. "Oder soll ich es dir vor singen?"
"Maichellis...?"
"Was!" nun hatte er eine Grenze überschritten und wusste, dass er nicht einfach zurückkehren könnte. Unbehagen las er in den Augen seines Vaters, und wurde wütend, weil er nicht wollte, dass es ihm leid tat.
"Du redest nur mit uns, wenn es gar nicht anders geht! Warum sollte ich also mit dir reden?!"
Der kleine Elf war schon an der Türe, bevor er überhaupt merkte, dass er sich in Bewegung gesetzt hatte.
"Warte."
Dieses eine, sanft gesprochene Wort band ihn stärker als Eisenfesseln es gekonnt hätten, und er verharrte, halb durch die schwere Goldholztüre gequetscht.
Man kann eine Türe natürlich auch ganz öffnen und hinaus treten, aber das hätte Zeit gekostet!
"Was?" schnaufte er und funkelte seinen Vater zornig an. Er wusste, dass er ungerecht war, aber er konnte sich nicht bremsen.
"Ich spreche doch mit dir. Ständig. Jeden Tag." flüsterte sein Vater und da standen nun Tränen in seinen großen Augen. Warum weinte er nun?
Die kleinen Füße kehrten zu den weit größeren zurück und ratlos, aber auch beklommen legte er die schmalen, noch von der Prügelei verschrammten Hände auf die des Vaters. "Hörst du mich denn nicht?"
"Du.. du redest nie mit uns.."
"Aber ich singe, jeden Tag, manchmal die Nacht, hörst du mich nicht? Bereitet dir das keine Freude?"
Eine Faust ballte sich da, wo sich Maiks Magen befand. Natürlich hörte er seinen Vater, dessen klare, starke Stimme durch die verschiedenen Aufbauten der Drillingstürme und ihrer Anbauten klang, durch die kluge Konstruktion mit all den Schächten und Zugängen, die Wartung und Luftfluss gestatteten. Dass dies aber ihm und seinem älteren Bruder galt, das hatte er nicht gedacht.
"Doch.. ich.. aber.. das ist für uns?" flüsterte er erschrocken und sein Vater nickte, unternahm nichts, um die einzelnen Perlentränen abzuhalten, die nun seine Wangen hinab liefen. Sie erinnerten an fallende Sterne im Schein des Sonnendrachen, der durch die großen, makellos durchsichtigen Gläser des Durchganges leuchtete.
Sein Vater nickte und breitete die Arme einladend aus. "Verzeih.. dass ich das nicht.. begreiflicher habe machen können.. ich singe eine jede Nacht von meiner Liebe zu euch Beiden.. und von eurer strahlenden Zukunft.." flüsterte er, als der Knabe sich in die Arme des Vaters warf, an ihn drückte und vor Entsetzen, ihn so verkannt zu haben, heftig zu zittern begann.
"Schon gut, mein Sohn.. schon gut... lass uns gemeinsam singen.."
Maik nickte, und dann taten sie dies, das erste Mal nicht als irgendwer, der zufällig miteinander singt, sondern als Vater und Sohn.

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 Betreff des Beitrags: Re: Das Feuer der Sterne
BeitragVerfasst: 1.07.16, 20:19 
Edelbürger
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"Iandalas!"
Maik schlidderte um die Kurve, glitt auf den marmornen Fliesen noch ein gutes Stück vorran, bis er seinen älteren Bruder eingeholt hatte. "Ian!" "Was ist denn, du kleine Nervensäge." Das amüsierte Lächeln, das schelmische Funkeln in den silbern umkränzten, grauen Augen seines Bruders nahmen den Worten jede Schärfe. "Mutter und Vater. Sie wollen uns sehen." plapperte der kleine Elf drauf los, kaum, dass er endlich zur Ruhe gekommen war. Der Boden hier war aber auch wirklich wunderbar glatt!
"Was denn, jetzt? Ich wollte gerade zu Eliander.." "Mama sagte, dass du das sagen würdest, und sagte, ich soll dir sagen: Dein Liebhaber kann warten." er äugte kritisch zu dem älteren Elfen hinauf. "Was heisst das eigentlich?"
Iandalas lachte, griff ihn an der Schulter und drehte ihn sanft, aber bestimmt um. "Warte mal noch 20 Jahre, dann erkläre ich es dir gerne." wiegelte er freundlich, aber bestimmt den über hundert Jahre jüngeren Elfen ab und schob ihn den Gang entlang zurück. "Wo sind sie?"
"Sternenkammer!" Maik ließ sich einfach schieben, und kabbelte sich unterwegs mit dem größeren Bruder, der mit Begeisterung mit machte, ohne das Tempo zu verringern.
"Aaah." er sagte das so, als wisse er, worum es ginge. "Stimmt ja, du bist nun 15 und alt genug, alles zu erfahren."
"Was alles?" keuchte der kleinere Elf, mittlerweile im Schwitzkasten seines schlanken, aber drahtigen Bruders, der ihm nun eine leichte Kopfnuss mit den Fingerknöcheln verpasste. "Die Geschichte unserer Familie." "Waaaas, die rufen uns für eine Lektion in Geschichte da runter in die miefige Kernkammer?"
"Die ist nicht miefig." "Aber die Kammern da unten sind alle miefig!" "Du bist auch miefig..!" "Garnich wahr!" "Au! An den Ohren ziehen ist gemein!" "Hab ich von den Menschen gelernt."
Ian hielt inne, seufzte durch seine recht kräftige Nase aus und musterte seinen jüngeren Bruder, den er gerade zu Boden gerungen hatte, um ihn durch zu kitzeln. "Du solltest nicht so viel auf das geben, was die Menschenkinder tun." meinte er leise und ließ ab von seinem "Opfer". "Warum? Sie beherrschen doch alles, sogar uns!" "Nein, das tun sie nicht." Ian half Maik auf die Füßchen und schob ihn sanft vor sich her. "Sie glauben das vielleicht, und die Götter belieben zur Zeit, sie als Anführer aus zu testen. Und manch Menschenkind hat sogar Potential, ist ein großer Anführer oder Dichter oder Philosoph, oder sogar Magier, aber.. sie sind zu wankelmütig und die Masse, unschuldig als Individuum, ist ein immerhungriges Monstrum. Darum lassen wir sie glauben, sie herrschen über uns, während wir dieses Monster in Schach halten und sie sanft anleiten. Höre nicht zu sehr auf sie, aber gib stets gut auf sie acht. Wir sind da."
Von so viel Philosophie anständig erschlagen, kam Maik garnicht dazu, all die Fragen heraus zu plappern, die ihm auf der Zunge lagen, doch dann waren da seine Eltern vor der prachtvollen Sternenkammertüre und lenkten ihn ab.
Mutter trug heute nicht das Gewand, dass einer Hochmagierin zustand, sondern eine dunkelblaue Robe aus feinstem Flachs, die ihr als Matriarchin des Hauses zustand. Sie war über und über mit Sternen bestickt, in silbernen Fäden, umringt von goldenen Mustern, die auf den ersten Blick keinen Sinn ergaben, sich aber bald als Worte auf Auriel entpuppten. Ihre schlanke, hochgewachsene Gestalt erinnerte vage an einen Geier, auch wenn ihr strenges, fein geschnittenes Gesicht heute vom offen fallenden silbernen Seidenhaar umrahmt wurde, obgleich sie es für gewöhnlich hoch gesteckt trug und dies so den Eindruck minderte. Auch ihre Augen waren grau, wie die von Iandalas und Maichellis, und auch bei ihr versilberte die Farbe nach Aussen hin.
In ihrer Hand lag ein Stab aus Tra'avain, der aussah, als hätte der Holzwirker mehrere schlanke Stöcke des Eisenholzes ineinander verflochten. Oben öffnete sich das Holz dünner auslaufend zu einer Fassung, die einen polierten Stein übergingen. Dieser war rund, groß wie ein Kinderkopf, spiegelglatt und schien durchsichtig, jedoch von einer Art grauen, schwach schimmernden Rauches erfüllt. Maik hatte dieses merkwürdige Ding noch nie gesehen und wollte es anfassen, sich die Nase daran platt drücken um in die schwach schimmernden Tiefen spähen.
Sein Vater räusperte sich und lenkte die Aufmerksamkeit auf sich; seine grünen Augen, denen der silberne Ring fehlte, fixierten den jüngsten seiner Söhne. Blond war er, im Gegensatz zu den beiden schwarzhaarigen Jungen, trug sein kräftigeres Haar kurz für einen Elfen, also nur schulterlang, und hatte einen etwas kräftigeren Körperbau als seine Gemahlin, ohne ihre athletische Statur zu teilen. Auch er war in Flachsgewänder gekleidet, die wie das Gewand seiner Gemahlin in den Farben der Familie - Blau, Gold und Silber - gehalten war, auch bestickt mit Sternen und den Worten in Auriel an den Säumen. Bei ihm war es nun aber Hose und Hemd, keine Robe, und der Stab fehlte.
"Wir weihen unseren jüngsten Spross in die Familiengeheimnisse ein." erläuterte er sanftmütig und trat im Einklang mit seiner Iama an das große, zweiflügelige Portal heran. Auch hier fand sich das Muster der Sterne, die Aurielworte, die Maik noch nicht zu lesen vermochte, aber hier waren andere Muster eingeprägt, nicht einfach nur stilisierte Sterne; hier fand sich eine vollständige Szenerie in das alte Tra'avaintor gewachsen:
Ein Meer breitete sich vor dem Beobachter aus, ein Schiff typisch elfischer Bauart tanzte auf den aufgewühlten Wellen, kleine Figuren deuteten in den Himmel oder kämpften mit losgerissenen Tauen. Blitze zuckten über den Himmel, Wolken ballten sich und in der Ferne war eine Insel angedeutet. Das, worauf die Fey des Schiffes deuteten, war klar ersichtlich: ein ganzer Schwarm Sterne fiel aus Rilamnors Mantel hinab auf Tares Leib, auf feurigen Schweifen reitend.
Beide Fey ergriffen die Portalflügel und ein schwaches Leuchten lief entlang der Fugen, ein seltsames Geräusch als schmatze ein Drache folgte, und das Haar der Fey wehte im Wind, der plötzlich in die Dunkelheit hinter der Kammer wehte...

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 Betreff des Beitrags: Re: Das Feuer der Sterne
BeitragVerfasst: 2.07.16, 23:57 
Edelbürger
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Ein feuchter, leicht salziger Geschmack lag in der Luft, als die vier Elfen die dunkle Kammer betraten. Das Licht, dass den leuchtenden Steinen im Gang entströhmte, wagte sich nicht über die freigelegte Schwelle. Maiks Eltern ergriffen seine kleinen Hände und halfen dem Kind, sich in der tintenschwarzen Dunkelheit nicht zu verlieren.
Dies war ungewohnt, dies war fremd: für gewöhnlich sah er auch dann noch etwas, wenn Monde und Sterne hinter Wolken verborgen waren, oder die nächste Fackel weit entfernt war, aber hier.. hier war einfach nichts, absolute Dunkelheit. Seine zögerlichen Schritte erzeugten einen schwachen Hall, der ahnen ließ, wie groß der Ort war, an dem sie sich nun befanden.
Dennoch fürchtete er sich nicht; dafür war er viel zu aufgeregt und obendrein war seine gesamte Familie hier, was sollte schon geschehen, ausser, dass er sich den Fuß stieß?
"Bleib hier stehen, mein Sohn." hörte er Mutters wohlbemessen leise Stimme nah an seinem Ohr, und er gehorchte. Etwas dumpfes pochte auf steinernen Boden und dann glomm vom Kristall auf dem Stab seiner Mutter ein bläuliches Licht auf, dass erst schwach nur Maiks Augen blendete, dann stärker erstrahlte und einem Stein, den man in Wasser warf ähnelnd in hellen Ringen die Dunkelheit Wellen schlugen ließ. Sie wich vor ihr zurück und die überbordernde Fantasie des Knaben ließ ihn an dunkle, verborgene Monster denken, die vor dem Licht flohen, tiefer in die Schatten hinein.
Allmählich legte sich ein Saal frei, der komplett rund verlief, und in dessen ungefährer Mitte sie nun standen. Der polierte Marmor an Wänden, Decke und Boden spiegelte das Licht und verstärkte es so, und auch das brunnenartige Podest in der Mitte war verkleidet mit poliertem Metall, so dass es den jungen Elfen schmerzte, hin zu sehen. So grell!
Es dauerte einige Herzschläge, bis seine Augen sich angepasst hatten und er musste ein paar Tränen fortblinzeln, dann konnte er endlich sehen, was ihn hier erwartete.
Zunächst starrte er auf eine merkwürdig leere, marmorne Wand. Da war gar nichts, auf lange Strecke hin, bis auf Säulen, die in regelmässigen Abständen die hohe Decke stützten. Dann, als er verwirrt zu seiner Mutter sah, fiel ihm auf, dass etwa zwei Drittel der Wände mit Reliefs ähnlich dem auf der Türe verziert waren.
Dort zeigte ein Bildnis zahllose in Tra'avainpanzer gerüstete Fey, die einer Übermacht an Ogern entgegen traten, dort eine einzelne Frau seines Volkes, eine Harfe in den Armen und in fließende Gewänder gehüllt. Sie schien zu spielen und zu singen, und ringsherum war ein Meer an gesichtslosen Zuhöhrern für die Ewigkeit fest gehalten. Ein Schiff folgte, auf dessen Bug ein Fey stand, mit wehendem Haar und verwegener Gewandung, während sein Gefährt eine Welle abritt und in der Ferne irgend etwas angedeutet war, auf dass sie zu hielten; dann, wiederum, ein Bildnis, dass er rasch Jassavia zuordnen konnte, wenn auch wiederum in einer gänzlich anderen Anordnung der vertrauten Elemente, und dort stand ein Fey Wache am Eingang des Tempels, der im Vordergrund stand. Der Krieger war gehüllt in einen ganz ungewöhnlichen Panzer, der jenen ähnelte, die menschliche Ritter heute trugen, wenngleich auch nicht so wuchtig und klobig, sondern eleganter, anmutiger, und sein Gesicht war geschmückt mit einem Spitzbart!
Das war so ungewöhnlich, dass er sich vergewissernd seinem Vater zuwandte. Nein, der hatte auch, immer noch, keinen Bart, wie jeder andere Fey, den Maichellis persönlich kannte.
Doch ehe er etwas sagen konnte, entdeckt er Iandalas, der auf dem Rand des metallen beschlagenen Brunnenpodestes hockte, ein Bein angewinkelt, das hübsche Gesicht dem jüngeren Bruder zugewandt, geradezu lauernd auf dessen Reaktion. Hinter ihm stieg das Podest.. der Brunnen.. mehrere Stufen hinauf, wurde dabei stetig kleiner und die einzelnen Segmente erinnerten an - metallen umhüllte - Blütenblätter, denen weitere, kleinere ihrer Art entsprossen.
Ganz oben auf lag nun etwas, dass Maik von hier unten kaum zu erkennen vermochte, so sehr er sich auf die Zehen stellte.
"Steig hinauf." forderte Ian ihn auf und grinste breit. Ob er sich wieder einen Scherz mit Maik erlaubte? "Schau nicht so, ich musste da auch rauf, nicht wahr, Vater?"
"Oh ja. Deine Mutter ebenfalls." "Du nicht, Vater?"
"ich bin kein gebürtiger Wanderstern. Ich muss es nicht sehen, um zu verstehen."
Diese kryptischen Worte im Kopf erklomm er das seltsam warme Metall und besah sich das Becken darunter. Es war mit Flüssigkeit gefüllt, aber er konnte darin nichts weiter auffälliges entdecken; auf den ersten Blick wirkte es wie Wasser.
Dafür war hier der Salzgeschmack am Stärksten.
Zögernd tippte er in die Flüssigkeit, die wie ihr schmales, nicht all zu tiefes Bassin warm war, und kostete mit der Zungenspitze. Salz. Es war Salzwasser! Warum?
Ein verwirrter Blick zu seinen Eltern, die ihn nur anlächelten, und er erklomm ratlos weiter die hüfthohen Absätze, bis er auf das 4. und Oberste, nicht ganz drei Schritt über dem Boden aufragende Becken blicken konnte.

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 Betreff des Beitrags: Re: Das Feuer der Sterne
BeitragVerfasst: 3.07.16, 00:24 
Edelbürger
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Dieses war erheblich tiefer als die Anderen, trichterförmig und nicht flach, und hielt einer Fassung ähnlich einen .. Stein.
Maik blinzelte.
Auch hier füllte Wasser das Bassin, warm und salzig.
Der Stein war größer als Maiks Kopf, nicht viel, aber deutlich, und hatte die gleiche rauchgraue Färbung wie die Kugel auf seiner Mutter Stab, der noch immer unten wie eine kleine Fela Licht spendete. Tatsächlich ähnelten sich die Steine erheblich, nur dass dieser hier oben eine ungeschliffene Oberfläche aufwies, wie ein Brocken, den man irgendwo aus einem Felsen heraus geschlagen hatte. Allerdings erinnerten die Bruchkanten eher an gesplitterten Schiefer.
Als Maik sich so auf den Stein konzentrierte, konnte er tatsächlich auch erkennen, dass der Stein schwach durchsichtig war, jedoch durch die ungeschliffene Oberfläche war dies deutlich schwieriger aus zu machen. Dennoch hatte er das Gefühl, er könnte fasziniernede Dinge sehen, würde er nur nahe heran gehen und in die Tiefen spähen...
Vorsichtig griff er nach dem Felsen, der sich als ausgesprochen warm entpuppte und damit womöglich die Wärmequelle war, die das Wasser in diesem eigenartigen Salzwasserbrunnen temperierte. Dennoch, die Wärme war angenehm, nicht zu heiß, aber deutlich spürbar, ähnlich einem wohlig warmen Kaminfeuer, dem man nicht zu nahe gerückt war. Sanft presste er die Hände daran, fühlte sich sogleich warm und behaglich, willkommen und erwünscht, und näherte sich, gar nicht mehr auf seine Familie achtend, die ihn aufmerksam beobachtete...

Wind peitschte ihm das Haar aus dem Gesicht, der kräftige Geruch nach Salz und faulendem beherrschte seine Nase. Mühsam gegen die Trägheit anblinzelnd öffnete er die wunden Augen, bereute es sofort, als Sand hinein flog, und mühsam rollte er herum, drehte sich, um der Witterung den Rücken zu zu wenden. Der Boden gab unter ihm nach und er rutschte einen schrecklichen, blinden Augenblick lang eine steile, schmerzhaft unebene Fläche hinab, überschlug sich und knallte mit dem Kopf gegen etwas gnadenlos hartes.
Stöhnend blieb er liegen, gab sich verwirrt und ahnungslos dem Sternentanz vor seinen Augen hin, spürte die Magie in die Wunde ströhmen und den Schmerz betäuben. Intuitiv geschah dies stets von alleine, am besten war es, kümmerte er sich nicht darum!
Das, was immer er getroffen hatte, war schön warm und als eiskalter Regen einsetzte, begleitet von fernem Donnergrollen, schmiegte er sich daran und fand so die nötige Wärme.
Eine Weile dämmerte er so dahin, dann hörte er einen Schrei, gellend und entsetzlich. Rasch war er auf seinen nackten Füßen, hatte das erst Beste in der Hand, was er finden konnte, und das war ein Stück angenehm warmen, sicherheitsspendend soliden Gesteins. Den Sand und auch das Blut von seinem Sturz fort blinzelnd, war er dieser improvisierten Waffe einen flüchtigen Blick zu - rauchgrau war es, hatte Bruchstellen wie Schiefer und glomm in einem eigenartigen, bläulichen Licht. Dann gellte ein zweiter Schrei und riss ihn aus seiner Betrachtung. Wankend erklomm er den trichterförmigen Krater, in dessen Mitte der seltsame Felsen ruhte, der aus Rilamnors Zelt gestürzt war, gerade, als er...
...das Dorf! Die Angreifer!
Er beschleunigte seinen Schritt und stürmte die nasse, glitschige Trümmerlandschaft hinauf, dort, wo er rutschte, floss Magie in seine Füße, seine Beine und erlaubte dem Kampftänzer, große Sprünge zu machen, bis er den Rand überwand und nach seinem Teak'ri Ausschau hielt. Er fand es nicht, doch dafür war auch keine Zeit: die dunklen Gestalten, allesamt Mortai, bösartige Geister, wüteten unter den Seinen.
Wut füllte ihn, als er mit ansah, wie ein Elendur von mehreren dieser Knochenmänner ausmanövriert und Herzschläge später in Stücke gerissen wurde, und noch während das Blut seines Freundes die Luft benetzte, schmetterte er seinen Stein in den Schädel eines Morta. Dieser barst, doch damit war der ungewohnte, fremde, aber gerade überaus willkommene Blutdurst nicht gestillt. Der Untote brach zusammen, schwach zuckend noch, in einer Klauenhand noch einen Arm des toten Elendur, da war er bereits über den Kadaver gesprungen, zerschmetterte mit einem Tritt den Brustkorb eines weiteren Knochenmannes, landete auf einem Dritten und schlug ihm den rauchgefüllten Stein gegen die Wirbelsäule. Die Kreatur brach zusammen, der Fey schlug einen Salto und landete weich im blutgetränkten Gras. Er mochte kein gebürtiger Fey der Auen sein, nicht von Kindesbeinen an den Klingentanz der wilden Brüder und Schwestern erlernt haben, doch er würde ihn nun wie einer der Ihren anwenden, um seine Wahlheimat zu verteidigen, gleich wie wenig noch von ihr übrig sein mochte.
Dass ihn der Stein antrieb und ihm Kraft, jedoch auch Wut verlieh, begriff er nicht.
Noch nicht.

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Zuletzt geändert von Arin: 2.10.16, 09:39, insgesamt 4-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Das Feuer der Sterne
BeitragVerfasst: 3.07.16, 00:36 
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Es dauerte einige Herzschläge, bis er die Spinnweben, welche die Vision in seinem Kopf hinterlassen hatte, vertreiben konnte, und merkte anhand seines schwachen Spiegelbildes, dass ihm der Mund vor Erstaunen weit offen stand. Rasch klappte er ihn zu. Nun konnte er im Innerne des Steines ein Glühen wahrnehmen, als hätte man ein Rudel Glühwürmchen darin eingesperrt.
Unsicher blickte er hastig atmend zu seiner Familie hinab. Bruder und Mutter lächelten traurig, der Vater beobachtete ihn besorgt.
"Komm herunter, kleiner Bruder, mehr erzählt er dir nicht, der gefallene Stern."
Ah!
Daher 'die Kinder der gefallenen Sterne'.. dies hier war ein Sternenstein, herabgestürzt aus den Klauen des Himmelsdrachen, womöglich ein verloschener Stern aus seinem Schuppenkleid?
Vorsichtig wandte er sich von dem nunmehr einfach nur noch warmen, merkwürdigen Stein ab, der seine Geschichte oder was immer das war erzählt hatte, und stieg hinab. "Was.. war das?" platzte es aus ihm heraus, ehe er die letzte Stufe verlassen hatte.
"Unser Ahn hat sein Blut auf diesem Stein vergbossen, als er herabgestürzt war, und sich so mit ihm verbunden. Seine nächsten Erinnerungen sind in diesen gefallenen Stern über gegangen, und dieser hat ihm dafür etwas von seinem inneren Feuer geschenkt. Hast du das Glühen gesehen?" Maik nickte zögerlich, seiner Mutter lauschend. "Es ist auch das, was in unsern Herzen glimmt, in unserem Blut. Er hat es uns vererbt, verstehst du? Und mit ihm die Verantwortung."
"Verantwortung? Sind.. sind wir.. verflucht?"
"Ja und nein, Maik. Diese Wut ist für Fey ausgesporchen untypisch, und es ist an uns, sie zu kontrollieren, denn tun wir das nicht, zerstört sie uns. Gelingt es uns aber, sie zu beherrschen, steht uns die Kraft offen, die der Stern uns mit ihr schenkte...dies ist unsere Bürde, ein Fluch, wenn du so willst, aber auch unsere Verantwortung. Sieh dir die Bilder an.. dies alles sind unsere Ahnen, die großes taten, großes schufen, die über Tare wanderten und das Licht der Sterne verbreiteten." sie wies in einer ausladenden Geste über die endlosen Reliefs.
Ihm wurde das Herz schwer. Wenn all seine Ahnen solche großartigen Dinge getan hatten... wie sollte er da mit halten können? Er war doch nur klein und schwach und hatte zu lange Ohren...
"Ich weiß, so ging es mir auch." nickte Iandalas, der ihn besser kannte als jeder sonst, und lächelte mitfühlend. "Aber du hast Zeit, kleiner Bruder. Du bist erst 15! Du kannst noch nicht mal Lesen! Warte ab, bis du 50 bist, 60, und ein mächtiger Magier oder ein großer Künstler bist!"
"Was.. machst .. du eigentlich großes?" purzelte es aus Maiks Mund, und Iandalas lachte herzhaft.
"Wenn ich dir das sagen würde, müsste ich dich töten."
"W.. was?"
Wieder lachte sein Bruder, sprang lebhaft von seinem Sitz und kniete sich vor Maik ab. "Mach dir keine Sorgen. Sieh, dies wird dir gezeigt, damit du dich selbst kennen lernst. Hast du dich nie gefragt, warum Mutter, du und ich die gleichen Augen haben, samt diesem silbernen Kranz?" "Doch... und wie..!" "Das liegt am Stein. Wir wissen nicht, wieso genau, aber es heisst, unser Ahn hätte nach diesem schicksalshaften Tag, als der Stein ihn knapp verfehlte und ihm half, die Mortai zurück zu treiben, dieses Silber um die Augen getragen, wie eine Kennzeichnung. Natürlich hält die Familie das geheim; wenn die Menschen wüssten, was für eine Macht dem Stein innewohnt, welche Kräfte sie entfesseln könnte, würde man ihrer Soldaten Blut mit dem Staub des Sternensteines mischen, wäre Tare in großer Gefahr, verstehst du?"
Maik nickte hektisch. Er berührte rasch die Stelle hinter seinem Ohr, die längst verheilt war, und biss sich auf die Lippe. So viel begriff auch er schon: das hier durfte nie jemand ausserhalb der Familie erfahren...

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