Zwei Stundenläufe Meditation. Aufstehen. Nach Leaniel sehen. Nach Rodrik sehen. Nach der Ratte sehen.
So verlief die ganze Nacht über für den Elfen und allmählich merkte er, dass seine Meditation, um den Schlaf seit drei Nächten zu umgehen, langsam nicht mehr seinen Kräften gerecht wurde. Doch schützte er seine unbewegte Miene vor, übte sich im Kopf mit dem Rezitieren von Geschichten, die seine Mutter ihm in seiner Kindheit erzählte, und ging im Gedanken jeden einzelnen Vorgang, jede Beobachtung der Krankheit immer wieder durch.
Doch im Grunde wollte er nicht schlafen, weil er auf eine Antwort hoffte, von der einzigen Person, von der er überzeugt war, dass sie ihm helfen konnte, wenn Janus' Vermutungen richtig waren. Der Brief an sie wurde noch gestern Nacht, nachdem alle schliefen, über einem Boten ihr hinterher geschickt. Sie sollte um jeden Preis sofort erweckt werden und den Brief ebenso umgehend lesen.
Als er leise die kranke Ratte, die er in einen Lederfetzen fest umwickelt im Hospital in einer offenen Truhe neben seinem Bett aufbewahrte, wieder ängstlich fiepen hörte, erfüllte eine erneute Welle von Mitleid den Elfen. Doch konnte der Elf vor allem eines nicht verdrängen: Die Herrin war für ihn nicht erreichbar. Kein Zeichen, dass er richtig vermutete, dass er falsch vermutete. Kein Trost oder Zeichen der Hoffnung.
Er fühlte sich wie in den Zeiten, als seine leibliche Mutter ihn mit Ignoranz strafte, das äußerste Zeichen an Wut, das sie je Tendarion entgegenbrachte. Der Elf legte die Ratte, nachdem er sie wieder mit dem Arznei versetztem Fleisch gefüttert und mit Wasser versorgt hatte wieder in die Truhe zurück und desinfizierte seine Hände. Er begab sich auf das Bett in dem leeren Patientenraum und fühlte allmählich, wie die drei Tagesläufe ohne die Nähe seiner Liebsten, ohne die Gewissheit, dass Vitama ihm Hoffnung ins Herzen legte, sein Herz mit Melancholie füllte. Sie legte Arin eine Prüfung auf, die ihn näher zu ihr führen sollte. Er kam im rechten Moment auf die Insel, und dennoch war das Verhältnis zwischen ihm und Arin angespannt. Viele unausgesprochene Dinge wurden nur von der Seuche nicht im Moment ausgesprochen, doch wusste Tendarion, dass er ihn, trotz seiner Weigerung dem Orden wieder beizutreten, wie einen Schüler sehen musste. Wie ein Onkel, der für den Spross seines verstorbenen Bruders sorgen musste. Ein Hoffnungsfunke, der gebraucht wurde.
Doch er hatte offenbar etwas falsch gemacht, aber er wusste nicht was es war. Sogar seine Liebsten blieben fern. Wie gerne würde er ihre Gesichter sehen, um wenigstens nur ein Lächeln zu sehen, das nur ihm galt, das ihn daran erinnerte, dass er immer geliebt würde. Der Elf legte sich auf den Rücken um sich selbst in den meditativen Ruhezustand für die nächsten zwei Stundenläufe zu begeben.
Inständig hoffte er der Lage Herr zu werden, um wieder in ihrer Gunst zu stehen. Um wieder ein Lächeln auf den Gesichtern anderer zu sehen. Auch wenn sein schweres Herz dafür der Preis sein sollte.
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