In den späten Nachtstunden des 2. Trias dringen leise Schreie aus einer der dunklen Seitengassen Brandensteins zum Marktplatz hin - eine Frauenstimme, gedämpft und unverständlich. Einzig die leisen Gespräche der Wachen am Tor zur Burg sorgen wohl dafür, daß die weibliche Stimme ungehört verhallt.
Die Quelle der leisen Schreie sitzt mit dem Rücken zur Wand auf dem Boden, ihren Körper fest gegen den kalten Stein gepreßt und ihre Augen panisch auf den Mann gerichtet, der über ihr kniet.
"LASS MICH!" ruft sie schrill und versucht nach der Gestalt des Mannes zu treten, mit beiden Fäusten wild auf ihn einzuschlagen. "Nicht anfassen!"
Doch der Blick in den Augen des Mannes ist von Entschlossenheit und unnachgibiger Härte erfüllt. Kraftvoll und harsch sind seine Bewegungen, mit denen er einerseits ihre Angriffe abzuwehren versucht, andererseits mit vom eigenen Blut besudelten Fingern nach ihr greift.
Rücksichtslos nutzt er das eigene Körpergewicht, um die hilflose Frau unter sich gefangen zu halten, während er fest eine Hand auf ihren Mund drückt - noch scheint niemand die Schreie vernommen zu haben, oder zumindest nicht gewillt zu sein, zugunsten einer Wildfremden die schützenden Mauern des eigenen Heims zu verlassen.
Nur noch unterdrückte Laute der Panik sind zu hören, begleitet von wilder Gegenwehr. Ein kräftiger Biß in die Hand, welche weiterhin gnadenlos ihre Schreie zum Verstummen bringt, erweist sich als nutzlos. Obgleich ihre Zähne sich schmerzhaft durch den Handschuh bohren, deutet nichts darauf hin, daß der Angreifer sich davon beeindrucken lassen würde.
Die blutigen Finger legen sich auf ihren Körper, zeichnen gleich lange Linien auf das teure Kleid - das unheilige Kreuz des Gottkönigs, das sich nun in dunklem Rot von ihrer Kleidung abhebt. Dann legt sich die blutverschmierte Hand flach darauf und keuchend rezidiert der Mann Worte.
"Arkan... eth Modh, krin ta arn," spricht er mit harter Stimme, unnachgibig die Handfläche gegen den Stoff des Kleides gedrückt. Dabei ignoriert er gänzlich ihre weiterhin heftigen Versuche, sich von ihm loszureißen, das panische Funkeln in ihren Augen.
"Arkum eth Vegehk vara onach." Begleitet werden die Worte weiterhin von ihren unterdrückten Schreckenslauten - dumpf nur mag man sie am Rande des Marktplatzes noch hören, doch scheint sich dort ohnehin niemand mehr aufzuhalten. Wer den Abend bei der Messe zu Ehren der Viere verbracht hat, ist längst schon wieder nachhause zurückgekehrt, und niemand scheint sich um das Wimmern der hilflosen Frau zu kümmern.
"Rahtar ta arn ve dih Talfar." Angst und Entsetzen liegen unvermindert in ihren geweiteten Augen, doch langsam beginnt sie die Kraft zu verlassen, und ihre Gegenwehr nimmt ab. Keine Chance hat sie gegen den so viel größeren und stärkeren Angreifer.
"Onach... Thul veh... Nekrum..." Ein letztes Keuchen, und dann ist es vorbei, so plötzlich, wie es begonnen hat. Mit dem Ende des kleinen Rituals löst er die blutige Hand von ihrem Körper, ebenso wie er die Hand von ihrem Mund nimmt, und sie ist wieder frei.
Unversehrt, zumindest scheint es so nach außen.