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 Betreff des Beitrags: Irrlicht in der Dunkelheit
BeitragVerfasst: 1.11.16, 00:11 
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Leise prasselte der Nieselregen gegen die Scheiben des Brandensteiner Hospiz. Er lag wach, neben ihm das gleichmäßige atmen der Rothaarigen.
Der Rest des Gebäudes schien ebenso von morsangefälliger Stille umfangen.
Regenprasseln. Nur der Wind der ab und an über da Dach weht und das herabfallende Laub über die Straßen um das Hospiz herum weht.


Namen und Gesichter, völlig ohne Zusammenhang schwirrten ihm durch den Kopf. Bildfetzen aus Gegenwart und Vergangenheit schwirrten wie ein Schwarm Vögel über eine weiße Fläche und huschten durch das löchrige Netz seiner Erinnerungen. Nirgendwo schienen sie sich zu verfangen, nirgendwo ließen sie sich an etwas festmachen.
Es fühlte sich seltsam an. Er war wieder wach, bei Bewusstsein, aber dennoch so weit von sich selbst entfernt.
Er kannte seinen Namen nicht, er hatte ihn zwar genannt bekommen, aber das war nicht das gleiche. Wissen und Kennen müssen nicht deckungsgleich sein.
Wie war er auf diese Insel gekommen? Was hatte ihn hierher geführt? Wo waren seine Eltern? Und.. wer war er?
Sein Blick wanderte von der dunklen Zimmerdecke wieder zu der Rothaarigen im Nebenbett. Vielleicht würde sie etwas Licht in das Dunkel seiner Erinnerung bringen...

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 Betreff des Beitrags: Re: Irrlicht in der Dunkelheit
BeitragVerfasst: 2.11.16, 19:57 
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Stille. Ruhe. Einkehr. Schlaf. 

Die schweren schwarzen Vorhänge spendeten in dem Raum oberhalb des Morsanschreins Dunkelheit und dämpften jeden Laut. 
Ein Ort der ihm erholsamen Schlaf spendete. In seinen Träumen hatte er noch einmal die Stationen des Tages erlebt: Seine Gespräche am Mittag mit Edelmut, der anschließende Marktbesuch am Stand des Tränkemischers, die Schießübungen des Banners und der Plausch mit dem dicken Kalle, und dann natürlich die Unterredung mit dem Morsandiener Philip.

Er wusste noch immer nicht wer er war, Edelmut ermahnte ihn auf Anraten von Tendarion sich Zeit zu lassen.
Aber Geduld schien offenbar nicht eine seiner Stärken zu sein. Am liebsten würde er sich gleich wieder an alles Erinnern, wissen wer er ist, sein Leben wie gewohnt fortführen.
Bei diesem Gedanken musste er innehalten, denn wusste er überhaupt ob er dieses bisherige Leben so weiterführen wollte? Er kannte es ja nicht, warum sehnte er es so herbei?

Er hatte auf einem Pergament angefangen Erlebnisse, Besonderheiten, Personen und Sachverhalte mit einem Schlagwort zu vermerken. Wie eine Spinne ihr Netz baut, so versuchte er nun Fäden zwischen den Notizen zu spinnen, sobald sich ihm Zusammenhänge erschlossen. Von seinen Erinnerungen konnte er bisher nichts beitragen, was er notiert hatte waren nur Erlebnisse und Erzählungen, dazu Namen von Personen denen er wohl trauen konnte und Namen, deren Trägern er wohl besser aus dem Weg gehen sollte.

Das Gespräch mit Philip hatte ihn in gewisser Weise inspiriert, ihm einen Weg gewiesen. Vermutlich war die Annahme richtig, dass er sich umso schwerer tat, je mehr er versuchte sich zu erinnern. Er wollte es jetzt langsam angehen, die Welt um sich herum zunächst verstehen, neu kennen lernen. Vielleicht würde er sich dabei selbst wiederfinden, oder auch neu entdecken. Er war gespannt....

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 Betreff des Beitrags: Irrlicht in der Dunkelheit
BeitragVerfasst: 3.11.16, 09:49 
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Knisterndes Stroh. Kälte. Nässe. Unruhe.

Er wälzte sich die halbe Nacht von einer Seite auf die andere. Er war immer wieder aufgestanden und hatte nochmal kurz nach ihr geschaut. Sie schien jedes Mal zu schlafen.
Er hatte sie einfach so davon gestoßen, wie einen zarten jungen Baum der von einem heftigen Sturm entwurzelt wurde.
War er früher auch so aufbrausend, stürmisch und ungehalten gewesen?
In dem Moment als es geschehen war hatte er die aufbrausende Macht gespürt: Er war in diesem Moment der Sturm gewesen.
Dann lag sie an der Wand, verletzt, vor Schmerz stöhnend, und auch wenn sie es zu verbergen versuchte, er hatte sie sogar schwer verletzt.
Jetzt lag sie im Hospiz und wartete auf einen Heiler. Diesen Tendarion konnte er nirgends finden, er hoffte die Wache am Ordenshaus würde Meldung geben.

Er hatte Angst. Angst um sie. Angst vor seinen Kräften.
War dies bei seinem ersten Erwachen genauso gewesen?
Was hatte er mit dieser Urkraft in sich gemacht? Hatte er später oft Leute verletzt? Vielleicht sogar getötet?
Er wollte nicht wie ein entfesselter Sturm sein.
Ein Erinnerungsfetzen legte sich in diesem Moment still und leise auf eine der klaffenden Lücken in seinem Gedächtnis.
Als er dann wieder auf das Bett im Nebenraum legte und einschlief träumte er von einem kunterbunten Farbenregen der über ihm herabregnete.

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 Betreff des Beitrags: Re: Irrlicht in der Dunkelheit
BeitragVerfasst: 3.11.16, 19:08 
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Konflikte.

"Scheisse, tut das weh!" Sie hatte beinahe schon vergessen wie sich gebrochene Knochen so anfühlen können.
Sie hält in der Bewegung inne und bleibt dann brav auf dem Rücken liegen.
Wäre sowieso keine gute Idee, unbehandelte Brüche zu bewegen.
Sie seufzt einmal leise auf, die Selbstvorwürfe kreisten unweigerlich in ihrem Kopf herum.
Ihn trifft keine Schuld. Es war allein ihre. Sowohl der Ausbruch, als auch die Gefühle die dazu geführt haben.
Ja, sie war nicht seine Mutter. Aber wer soll sich denn sonst um ihn kümmern, in dieser Situation?
Sie hatte offenbar alles falsch gemacht, wenn er sich eingeengt fühlt. Aber gleichsam, ist es ja auch ein Stück
weit beabsichtigt. Ihm ist offenbar nicht klar, in was für einer bedenklichen Situation er sich befindet.
Jeder könnte ihm Märchen erzählen, ohne das er es wüsste, und ihn für seine Zwecke missbrauchen.
Das alles ist doch nur zu seiner Sicherheit, nicht um ihn zu ärgern. Wie soll sie sich denn nun verhalten? Mehr als sagen, das es nicht um Einschränkung sondern Sicherheit geht, kann sie ihm ja auch nicht mitteilen.
Und zwingen sich helfen zu lassen kann sie auch nicht. So wie er sich gestern geäussert hatte, will er diese Hilfe vielleicht auch garnicht.


"Es hat sich angefühlt, als würde ein Damm brechen."
Hätte er einen solchen Ausbruch an einem anderen Ort gehabt, dann wäre das Fatal gewesen.
Allein dieser Satz, zeigt ja schon eindeutig, das es ihm nicht möglich war den Strom zu kontrollieren.
Er wusste nicht mehr wie.
Wie ein Blatt im Wind, als wäre das nichts schleuderte diese Druckwelle sie an die Wand.
"Du Bist nicht meine Mutter!" Und Peng. Wieder ein leichtes seufzen.
Sie würde so gerne einen Rat einholen, aber sie hatte versprochen niemandem davon zu erzählen.
Wie soll sie nun also die Verletzungen erklären?
Langsam fallen ihr die Augen wieder zu. Die Schmerzen lassen sie Müde werden, aber so recht schlafen kann
sie auch nicht. Wenn er nach ihr gesehen hatte, hat sie einfach so getan als würde sie schlafen.
Jetzt aber dämmert sie doch nach und nach weg.


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 Betreff des Beitrags: Re: Irrlicht in der Dunkelheit
BeitragVerfasst: 3.11.16, 22:49 
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Knochenbrüche. Scherben. Offene Karten.

Schweigsam, in Mantel und Kapuze gehüllt verließ er die Stadttore Brandensteins in Richtung des Wohnwagenplatzes.
Noch immer zitterte er innerlich, doch nicht wegen des kalten Windes, der ihm entgegen wehte.
Was ihm Tendarion eröffnet hatte, hatte sein bisher wiedergewonnenes Selbstbild wie eine Seifenblase zerplatzen lassen.
Er wusste nicht wieso, aber wusste ganz genau, dass das, was der Elf ihm mit zerschmetternder Ruhe und Sachlichkeit an den Kopf warf, der absoluten Wahrheit entsprach.
Das Fass zum Überlaufen brachte wohl seine Weigerung, seine neu erwachte Magie zu blockieren lassen, oder sich auf die Magierakademie schicken zu lassen, damit er dort lernte sie zu kontrollieren.
Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit dem verbalen Gewitter das Tendarion auf ihn niederprasseln lies. Innerlich, so vermutete Gwydeon, muss der Novize kurz vor dem Platzen gewesen sein, nach außen hin lies er sich jedoch kaum etwas anmerken. Seine Worte waren präzise und scharf wie ein frisch geschliffenes Messer, das sich in seine Brust bohrte und all die eitrigen Stellen auf seiner Seele herausschnitt.
Und genauso fühlt er sich jetzt auch, das war der Grund für seine innere Unruhe und sein Zittern.

Die Tiere am Wohnwagenplatz schienen seine innere Zerrissenheit und Unsicherheit zu spüren, und mehr beiläufig versorgte er die Tiere, während seine Gedanken beständig um die enthüllte Begebenheiten seiner wohl jüngeren Vergangenheit drehten. Nicht zu letzt die Konfrontation mit seinem, wohl nicht mal durch die Amnesie gebremsten Egoismus.
Seine Gedanken hämmerten in seinem Kopf:
"ich wollte das nicht, ich will nicht das sie verletzt wird, ich will nicht das sie stirbt, ich will nicht, ich will, ich, ich, ich... ICH"

Plötzlich lies er den Futtereimer fallen, fasste sich an die Schläfe, und ein Schmerz schien seinen Kopf zu durchziehen: kurz blitzte das Bild einer Rose in seinem Geist auf, die er wohl neben einer am Boden liegenden Frau ablegt.
Dann sackte er kurz am Schafsgatter zusammen, und begann aus ihm unerfindlichen Gründen zu schluchzen und Tränen schossen ihm in die Augen, die eiskalt seine Wangen herunter rannten... Er wollte nicht an seine Vergangenheit anknüpfen, wollte dem Gwydeon, den ihm Tendarion gezeigt hatte keine Bühne mehr bieten! Egal was es kosten würde, wie schwer es ihm erscheinen würde, er würde Tendarions Hilfe annehmen. Vielleicht hatte Kalle ja recht und sein Leitersturz war ein Segen....

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 Betreff des Beitrags: Re: Irrlicht in der Dunkelheit
BeitragVerfasst: 4.11.16, 14:40 
Edelbürger
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Tendarion brodelte innerlich, als Gwydeon es wagte vor seiner schwer verletzten Gefährtin diese selbstsüchtige Antwort zu geben. Fassungslosigkeit fiel auf den Grund von Tendarions Magen und kalter Zorn kroch wie eine Spinne langsam an seinem Rücken empor und setzte sich auf seine Schulter.

Gib nach. Gib dem Zorn nach. Richte ihn.


Säuselte die groteske Stimme. Die Beine der Spinne bohrten sich in seinen Hinterkopf um deutlich zu machen, dass sie da war und nicht aufhören würde zu bohren und zu nagen, bis er nachgab. Doch der Elf schloß die Augen, bis das bohrende Gefühl nachließ. Bis das Säuseln verstummte. Bis seine Mimik nur noch einer Maske gleich war. Ein stummes Dankesgebet an Morsan und Astrael folgte, dass sie ihm in diesem Moment beistanden. Dass nicht Leidenschaft in Eifer verkam. Dass die Wut nicht zur Ungerechtigkeit wurde.

Und Tendarion nahm all seinen Mut zusammen, die Liebe von Edelmut zu diesem Mann anerkennend, die Ruhe fest umklammernd und sprach die wahren, ungeschönten Worte, die wie Dolchstöße immer und immer wieder auf Gwydeon einstachen. Und erst als der Mann, der in einem Alter war, in dem er es es schon längst selbst erkannt haben musste, vor den Augen und unter den Worten des Elfen zerfiel, erst dann zog Tendarion den Dolch zurück und betrachtete das blutende Herz des Mannes. Tendarion würde es nicht zulassen, dass noch mehr Menschen auf Tare wandeln, die die Loyalität und Gutmütigkeit anderer bis an den Punkt ausnutzten, dass sie dadurch zu Schaden kamen. Keinen Moment wird der Elf diesem egoistischen Wesen nachgeben, bis er selbst erkannte, was er getan hatte.

Gwydeon würde büßen, bis er erkannte, dass seine kindische Selbstsüchtigkeit der Weg war, der zum Einen führte. Er würde solange bluten, bis er erkannte, dass es keinen Grund zum bluten gab, wenn man erkannte, dass das selbstlose und liebevolle Miteinander alle Wunden heilte, während Selbstsucht nur mit Einsamkeit und Ablehnung bestraft wurde.


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 Betreff des Beitrags: Re: Irrlicht in der Dunkelheit
BeitragVerfasst: 4.11.16, 16:09 
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Sie blinzelt ein paarmal, als die Felastrahlen, die an den vorhängen vorbei in den Raum scheinen, es doch noch schaffen sie erst einige Zeit nach den Mittagsstunden zu wecken. Diese Schmerzmittel hatten wahre Wunder bewirkt, und sie hatte es nun endlich einmal geschafft sich halbwegs auszuschlafen. Jetzt waren die Schmerzen wieder da, leider kein bisschen besser als am Vortag. Kurz verzieht sie das Gesicht, als sie sich etwas aufrichtet.
Stille.
Sie schliesst die Augen noch einmal, und atmet tief durch.
Dadurch das sie zur Untätigkeit verdammt war, hatte sie genügend Zeit sich selbst Vorwürfe zu machen.

Rums..!

Das erwartete Donnerwetter, hatte am Vorabend durch Tendarion eingesetzt. Wider erwarten, richtete es sich
aber nicht gegen sie, sondern gegen Gwydeon, das er solch einen Ärger bekommt hatte sie nicht gewollt. Zumal sie sich so sicher war, das alles ihr Fehler, und ihre Schuld war.
Andererseits, hatte sie Dinge erfahren die sie zuvor nicht einmal geahnt hätte.
War er wirklich auf dem besten Wege, dem Pfad des einen zu folgen? Hatte er sich wirklich derart abfällig über die Kirche geäussert? Sie konnte sich nicht einmal im Traum vorstellen, das Tendarion oder irgendjemand anderes dort, absichtlich eine Frau in den Selbstmord treiben könnte. Egal ob sie dem einen Dient oder nicht, nein. Vorallem nicht, wenn sie ein Kind erwartete.
Wieder hatte sie sich täuschen lassen. Erst von Vex, dann von Lucy. Und jetzt auch noch Gwydeon.
Und sie war so Dumm gewesen, sich auch noch alle mühe zu geben ihm zu helfen, wenn er Hilfe benötigt.
Dabei ist ihr nun klar, das er die Hilfe niemals wollte, aber gute Mine zum "bösen" Spiel gemacht hat.
Bis sie eben an der Wand hing.

Ausnutzen..

Auch daran hatte sie bisher keinen Gedanken verschwendet. Natürlich, inzwischen war sie wirklich sehr gutmütig geworden. Aber wirklich so Naiv, das ihr nicht auffällt wenn jemand diese Gutmütigkeit ausnutzt?
Sie wiegt den Kopf hin und her und lässt die Monde, seit sie diesen Mann kennt Revue passieren.
Vielleicht hatte Tendarion recht? Und sie muss lernen sich auch mal durchzusetzen? Klar Ansagen braucht es
schliesslich immer wieder mal, wenn sie jemandem helfen möchte.
Und vielleicht war sie, gerade bei einem Sturkopf wie Gwydeon einfach nicht die richtige dafür.
Das er sie nicht so recht ernst nimmt hatte er oft genug bewiesen.
"Dann sorg ich halt dafür das er mich ernst nimmt! So!" Sobald es ihr besser gehen würde..
Er hatte ja immerhin gesagt das es ihm leid täte, was passiert ist.
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Der Blick wandert an die Decke, ehe sie in Gedanken, wie immer Wortlos ein Gebet an Mutter erdenkt.
Nur ein paar leise, beinahe hauchende Worte spricht sie diesmal aus.

".. Und bitte hilf Gwydeon, nicht komplett abzurutschen. "

Sie schliesst die Augen, als sie wieder in eine Liegeposition rutschen möchte. Kurz atmet sie scharf durch die Nase ein, dann verzieht sie schmerzerfüllt das Gesicht, und schliesst nochmal die Augen. Selbst das Gefühl von Geborgenheit, welches sie im Schrein der Mutter für gewöhnlich hat, schafft es nicht so recht sie von den Schmerzen abzulenken. Geschweige denn, das sie sich wirklich sicher fühlt. Wie ein Blitz schiesst kurz bevor sie einschläft, erschöpft von schmerzen, ein Gedanke durch den Kopf:
" Hätte er mir nicht wehtun wollen, hätte er nichtmal einen moment daran gedacht, das er mich am liebsten an die Wand klatschen wollte. Dann wäre das garnicht passiert. "
Und Blitzschnell, liegt sie hellwach über den Gedanken grübelnd da.
Nein. Diesmal ist es mit einer Entschuldigung nicht einfach getan.
Es mussten taten folgen.


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 Betreff des Beitrags: Re: Irrlicht in der Dunkelheit
BeitragVerfasst: 5.11.16, 13:56 
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Aussprachen. Besinnung. Aufgaben.

Gwydeon hatte das Gefühl einen Kloß im Hals zu haben nachdem er die Glocke am Ordenshaus geläutet hatte.
Es wurde Zeit, das er mit ihm über seine weiteres Leben sprach.
Zuvor war er bei Edelmut gewesen, ihr ging es wirklich dreckig, eine Xan-Dienerin und Rodrik hatten sich um sie gekümmert, aber ohne die Magie eines Weißmagiers oder ein Wunder würde es Wochen dauern bis sie wieder laufen konnte.
Der Regen prasselte auf das Vordach des Ordenshaus und bildete matschige Pfützen. Er blickte gebannt auf die Tür.
Er hatte danach mit Rodrik gesprochen, über den Glauben und er bekam von ihm ein Laudes Dei mit Gebeten an die Viere in jeder Lebenssituation. Zusammen mit einer Kerze, beides hatte er sorgsam in seiner Tasche verwahrt. Er würde es noch brauchen. Später. Doch jetzt lag erst einmal das Gespräch mit Tendarion vor ihm.
Die Tür öffnete sich, und beide blickten sich für einen Moment stumm an, dann trat Gwydeon ein.

Als er gefühlte Stunden später wieder das Ordenshaus verlies fühlte er eine gewisse Erleichterung, nicht weil er glaubte das Tendarion ihm verziehen haben könnte, oder weil er es mit einer einfachen Entschuldigung abgetan hätte. Im Gegenteil. Tendarion forderte einiges von ihm. Dabei waren es nur drei Aufgaben, jede mit ihrer eigenen Schwierigkeit auf einem anderen Gebiet seiner selbst.
Als er hinaustrat schaute er zu dem Fenster im Tempel hinter dem sich im Vitamaschrein Edelmut befinden musste, vielleicht sah sie ihn, das letzte mal als er bei ihr war starrte sie unentwegt aus dem Fenster. Aber was sollte sie auch anderes tun?
Dies würde die schwierigste Aufgabe werden, das Edelmut wieder vertrauen in ihn fasste. Brüche würden irgendwann heilen, mehr oder minder gut, aber Vertrauen... da helfen weder Wunder noch Zaubersprüche.
Gwydeon schlug die Kapuze über seinen Kopf, den Rodrik ihm vor dem Gespräch mit Tendarion frisch verbunden hatte. Die Platzwunde schien gut zu heilen, aber das was darunter lag?

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 Betreff des Beitrags: Re: Irrlicht in der Dunkelheit
BeitragVerfasst: 5.11.16, 14:11 
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Arbeit. Bellum. Erkenntnis

Gwydeon stapfte durch den Regen hinaus über den Marktplatz, durch die verregneten Gassen Brandensteins und kam nach einer Weile Fußweg an den Wohnwagenplatz.
Fremd und Vertraut zu gleich war es hier.
Von Gefahren hatte Tendarion gesprochen. Söldnern die ihnen hier aufgelauert hatten. Söldner die Edelmut und ihn in Gefahr gebracht hatten. Nein, er hatte Edelmut in Gefahr gebracht, dadurch, dass er offenbar weiterhin beharrt hatte bei den Wohnwagen zu bleiben.
Er fühlte sich in einem Zwiespalt. Einerseits hatte er die Auflage von Tendarion bekommen sich um Edelmut zu kümmern, andererseits wollte Sie nichts mit ihm zu tun haben, oder hätte Rodrik ihm sonst ausgerichtet, er solle dafür sorgen, dass die Wohnwagensiedlung für den Morsan gewappnet ist?
Unter lautem Scheppern räumte er ihm Handwerkerwagen ein paar Kisten um und fand was er suchte: Werkzeug.
Das Beil hatte schon bessere Zeiten gesehen und auch die Schermesser könnte einmal geschliffen werden. Vielleicht sollte er ja mal nach einem Schmied suchen...
Er legte das Werkzeug zur Seite, jetzt brauchte er es nicht, aber es war gut zu wissen wo es lag.
Während er die Tiere versorgte und ihnen frisches Stroh auslegte, die Köttel entfernte und frisches Wasser in den Trog gab dachte er über die Aufgaben nach und wie er sie bewältigen sollte. Für die erste Aufgabe wäre der erste Schritt Kontakt zur Akademie aufzunehmen und für die dritte müsste er das Gespräch mit jeweils einem Geweihten der Sahor und der Enhor finden.
Er zuckte zusammen als plötzlich Rodrik auf die Lichtung trat. Genauso tatkräftig wie er ihn bisher erlebt hatte bot er ihm an auf dem Wohnwagenplatz zu helfen, sei es beim Holzhacken, beim Tiere versorgen oder beim Stroh machen. Gwydeon lehnte jedoch ab, er wollte zumindest diese Aufgabe gänzlich ohne fremde Hilfe meistern.
Aber vielleicht konnte der Bellumsrecke ihm ja anderweitig Beistand leisten.
Sie saßen dann eine Weile bei schlichtem Quellwasser in der Gauklertaverne und Rodrik brachte ihm die Prinzipien Bellums näher, immer wieder unterbrochen von Gwydeons Zwischenfragen, doch der Alte blieb, im Gegensatz zu seinem Schüler, geduldig.
Ein wenig brummte ihm nachdem Rodrik dann gegangen war der Schädel.. so viel Namen, so vielfältig die Aspekte... nicht Krieg und Schwertkampf wie er zu Anfangs dachte.
Gwydeon begann zu verstehen, warum Menschen wie der alte Einäugige den Idealen Bellums folgten.

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 Betreff des Beitrags: Re: Irrlicht in der Dunkelheit
BeitragVerfasst: 5.11.16, 16:13 
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Kälte und Pfirischtee. Lichtblicke und Unsicherheit.

Auf dem Weg zurück nach Brandenstein machte er sich Gedanken darüber wie er das Gespräch mit Edelmut suchen sollte. Er spürte ihre Abweisung. Fühlte sich wie ein getretener Hund in ihrer Nähe. Zu recht.
Er wusste, dass auch diese Verletzung lange brauchen würde um zu heilen, vielleicht länger als ein gebrochener Knochen. Man sagt, manche Wunden heilen nie, er hoffte dennoch das Beste.
Als später er die Stufen des Vitamaschreins nach oben ging hörte er keine Stimmen, vielleicht schlief sie, aber sie starrte erneut aus dem Fenster. Reagiert erst gar nicht auf sein Kommen. Dann grüßte sie ihn. Höflich. Offenbar das höchste der Gefühle. Verständlich.
Er erkundigte sich nach ihrem Befinden, hatte gehofft die Behandlung der Xan-Priesterinnen hätten geholfen, sie antwortete jedoch barsch und bat ihn, Tendarion nach einem Schmerzmittel für die Nacht zu fragen.
Gwydeon stand nun abermals an diesem Tag vor dem Ordenshaus. Ein kalter Wind zog um die Häuserecke und der Wachsoldat am Eingang zog den Umhang enger um sich.
Ein Elf - nicht Tendarion machte ihm auf. Gwydeon kannte ihn nicht, er Elf grüßte ihn jedoch wie einen alten Freund.
Er schilderte kurz die Situation und Verwunderung machte sich im Gesicht des Elfen breit. Rasch rief er nach Tendarion. Die Tür flog zu, die aus der Tür strömende Wärme versiegte wieder.
Kurze Zeit später huschte Tendarion an ihm vorbei, mit einer Schale in der Hand, er wolle das Mittel persönlich verabreichen, und ging direkt zum Tempel hin. Der andere Elf hielt ihm einladend die Tür auf. Wärme umfing ihn als er abermals eintrat.

Während Benjamin, der andere Vitamageweihte von dem Edelmut und Tendarion gesprochen hatten, ihnen beiden heißen Tee einschenkte erzählte Gwydeon erneut von den Geschehnissen in die er verwickelt war.
Aufmerksam lauschte der Elf seinen Worte, schien diese abzuwägen und stellte Zwischenfragen.

Schließlich fasste Benjamin noch einmal alles knapp zusammen, jedoch aus einem anderen Blickwinkel. Gwydeon schaute ihn irritiert an. Plötzlich waren da auch gute Seiten erkennbar.
"Es scheint da wäre ein großes, eifriges Herz in deiner Brust", meinte Benjamin dann abschließend.
Benjamins Worte waren wie Balsam für seine Seele, es tat gut, offenbar doch nicht alles falsch gemacht zu haben und den Dingen etwas gutes abgewinnen zu können.

Kurze Zeit später kam dann Tendarion wieder herein und teilte mit, dass es Edelmut besser ging. Gleichzeitig war es für Gwydeon an der Zeit zu gehen, die beiden Elfen schienen ohnehin noch einiges zu besprechen zu haben.
Als er das Ordenshaus zur Tempelseite hin verlies, blickte er abermals zu Edelmuts Fenster hoch. Ob sie wohl schon schlief? Er würde morgen nach ihr schauen.
Während der Regen wieder auf seine hochgeschlagene Kapuze prasselte, lies er noch einmal die Worte Benjamins durch seinen Kopf gehen.

Aber war es wirklich Toleranz, wenn er darüber hinweg sah, dass sie dem Einen gedient hatte, oder eher Naivität?
War es Opferbereitschaft, dass er sich für sie eingesetzt hatte und gegen die Kirche gewettert hatte, oder schlicht Unklarheit über die Konsequenzen?
War es das was man unter gegenseitiger Loyalität verstand, wenn man Menschen die einem womöglich blind vertrauten immer wieder in Gefahr brachte?
Wo beginnt Freiheitsliebe? Was bedeutet es selbstbewusst zu sein? Ab wann ist es einfach nur grenzenloser Egoismus?

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 Betreff des Beitrags: Re: Irrlicht in der Dunkelheit
BeitragVerfasst: 7.11.16, 21:49 
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Gespräche. Ideen. Überraschungen
Er hatte Edelmuts Sachen zusammengesucht, ein paar Röcke, etwas für oben herum. Ihre Kleiderkiste war ein Sammelsurium an unterschiedlichsten Stoffen und Farben, Schnitten und Mustern. Er wunderte sich, dass er nicht wahnsinnig wurde, aber irgendwie schiene sie beide sich gar nicht so unähnlich zu sein, wenngleich er ein wenig mehr Ordnung bevorzugte, zumindest glaubte er das von sich. Aber das sie so viel Auswahl hatte gefiel ihm.
Die Sachen die er ausgewählt hatte waren nicht einfach irgendwelche Sachen gewesen, es waren Kleider gewesen, in denen sie sich einerseits gut fühlte, in denen sie andererseits aber auch gut aussehen würde.
Wie sie wohl darauf reagieren würde wenn er selbst, Benjamin, Tendarion, vielleicht der eine oder andere Bannersoldat nach Dienstschluss oder die Tempelwache, oder wer sonst noch die Aushänge rechtzeitig bemerken würde, plötzlich im Vitamaschrein auftauchen würde um den Abend mit ihr zu verbringen?
Ein paar Aushänge hatte er bereits mit dem Kohlestift angepasst, Götterplausch, heute zur 22. Stunde im Vitamaschrein. Er hoffte inständig, dass ein paar Leute kommen würden.
Als er mit dem Kleidersack vor der Tür stand und mit Edelmuts Schlüsselbund wieder abschloß, überlegte er wo noch Aushänge sein könnten. In der Oberstadt hatte er vermutlich alle Aushänge erwischt, vielleicht gab es noch an der Brücke der Ostmauer welche, und am Handwerkshaus...
Nachdem er einen halben Zyklus durch die Straßen geirrt war, kehrte er zurück, er wollte ja nicht das Edelmut verdacht schöpfte.
Unverhofft traf er zwischen Seeschlange und Hospiz auf Susen. Mit dem üblichen Hallihallo begrüßte sie ihn freudig und er konnte sie überzeugen mit ihm Edelmut aufzusuchen.
Während sie zum Tempel liefen kamen sie darauf zu sprechen, dass Gwydeon unter anderem die Akademie aufsuchen sollte um sich dort unterweisen zu lassen.
Susan war außer sich, und wollte sofort Tendarion sprechen, während Gwydeon versuchte sie zu beruhigen. Sie bot an selbst dafür zu sorgen, dass er seine Gabe wieder unter Kontrolle bekäme, es wäre schließlich nicht das erste Mal gewesen.
Während Edelmut sich dann etwas später über die Kleider stürzte, sprachen die beiden Frauen gedämpft miteinander, während Gwydeon unten vor dem Altar der Göttin über die Worte Susens nachdachte.
Keine Abkürzungen! Hallten Tendarions ermahnende Worte in seinen Ohren nach. War es eine Abkürzung wenn Susen das tat, was sonst ein beliebiger Magier tat? Was sprach dagegen, sie wirkte Magie, sie kontrollierte sie offensichtlich gut genug, dass zumindest bei ihr niemand zu schaden kam.
Er konnte Tendarion nicht darauf ansprechen, zu sehr fürchtete er dessen Reaktion und die daraus folgenden Konsequenzen. Aber war es falsch, Susen nicht davon abzuhalten den Astraelnovizen darauf anzusprechen?
Kurze Zeit später schien Edelmut die passende Kleidung gefunden zu haben, denn er durfte wieder hinaufkommen.
Kurz kamen die drei noch einmal über Susens Vorschlag ins Gespräch, und Gwydeon schlug vor, mit ihr zu Tendarion zu gehen. Als sie sich unten ihre Schuhe wieder anzogen, meinte Susan, sie würde dies ohne hin machen und war wie ein geölter blauer Blitz aus dem Tempel Richtung Ordenshaus unterwegs.
Seufzend zog Gwydeon sich die Schuhe erneut aus, und wusch sich die Hände.

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 Betreff des Beitrags: Re: Irrlicht in der Dunkelheit
BeitragVerfasst: 15.11.16, 22:56 
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Zurückgezogenheit. Einkehr. Einsamkeit.

Zitat:
Astrael zum grusse Gwydeon


Der Dracomagus der Akademie bat mich darum mich um euch zu kümmen und so werde ich euch in absehbarer Zeit aufsuchen und mich eurer annehmen.
Versucht euch derweil bis ich euch gefunden habe im Tempel mit Gebete unter Kontrolle zu halten um schlimmeres zu verhindern.
Solltet Ihr gar keine Kontrolle über eure Kräfte haben so weise ich euch an euch in die Hände des Banners zu begeben damit diese euch einen Kragen anlegen und Ihr somit keine Gefahr
mehr für euch und alle anderen seid.
Ich werde mein bestes tun euch schnell zu finden und mich darum zu kümmern das Ihr keine Gefahr mehr darstellt und Ihr eure Kraft wieder in kontrolle bekommt


Adeptus maior Leirik Schleifer


Stirnrunzelnd faltete er das Pergament, dass ihm Hilamos in die Hand drückte auseinander. Er war die letzten Tage häufiger in dem Bankhaus in Brandenstein gewesen und hatte nach einem Antwortschreiben der Akademie gefragt. Jedesmal hatte der Mann hinter dem Schalter nur mit dem Kopf geschüttelt. Doch nun eine Antwort.
Nachdem er die Zeilen gelesen hatte, blickte er eine Weile nachdenklich drein, setze sich sogar kurz auf die kleine Bank die seitlich an der Wand stand.
Beten und Kontrolle. Ohne Kontrolle der Eisenkragen.
Der Rat des Magiers schien vernünftig, doch war es wirklich sinnvoll sich dafür inmitten der Stadt aufzuhalten? Wäre es nicht sinniger außerhalb der Stadt, wo er wirklich keine Gefahr darstellte?
Aus seiner Tasche zog er sein Notizbuch, riß eine Seite heraus und schrieb hastige einige Zeilen mit einem angespitzten Kohlestift.
Seufzend und mit einem KOmmentar auf den Lippen nahm Hilamos ihm das Schreiben ab und versprach es weiterzureichen, sobald der Adressat vorbeischauen würde.
Als Gwydeon dann mit wehendem Umhang die Bank verlassen hatte faltete er kurz das Schreiben auseinander, während seine Augen über die Zeilen huschten, ehe er es dem Empfänger obenauf in sein Bankfach legte.
Zitat:
Den Vieren zum Gruße Herr Adeptus Schleifer,

Habt Dank für Eure schnelle Rückmeldung!
Ich will mich an Eure Weisung halten und beten und mich betend zurückziehen.
Bislang habe ich keine weiteren Ausbrüche gehabt, versuche aber auch nicht bewusst irgendetwas auszulösen.
Ich werde mich bis ihr mich aufsuchen könnt erst einmal bedeckt halten und mich in meinem Wohnwagen verkriechen.
Da werden am wenigsten Menschen gefährdet.

In Dankbarkeit verbleibend
Gwydeon


Kühle Herbstluft wehte um die Wohnwagen als Gwydeon den Lagerplatz erreichte, das Feuer knisterte nicht, vermutlich schliefen alle oder waren sonst wo unterwegs.
Er würde sich besser etwas rar machen, vielleicht Edelmut auch eine kurze Nachricht hinterlassen, und auch Susen, damit keiner ihn unnötig suchte. Er würde zumindest Herbert Bescheid geben, dass er für eine Weile seine Ruhe bräuchte, und höchstens zum Schlafen im Wohnwagen wäre.
Er packte sich seinen alten Rucksack mit ein paar Vorräten und einem Satz trockener Kleidung, zurrte den Schlafsack fest, und füllte seinen Wasserschlauch auf, und schaute noch einmal ob er das Laudes Dei und die Kerze von Rodrik eingepackt hatte.
Als er im Handwerkerwagen noch etwas unschlüssig nach irgendetwas suchte, was er vielleicht gebrauchen könnte, fielen ihm im wahrsten Sinne des Wortes ein paar Eisenbarren in vor die Füße.
Schwer wog das glänzende Metall und ihm kamen wieder die Worte von Adeptus Schleifer in den Sinn: Eisenkragen.
Er wühlte weiter in der Kiste und förderte etwas Nähzeug und ein paar alte Stoffreste hervor. Es dauerte eine Weile aber er kam mit Nadel und Schere erstaunlich gut voran, vielleicht war er doch eher ein Schneider als ein Zauberer?
Nach gut einem halben Zyklus hielt er einen schweren Stoffschlauch in Händen. Es erinnerte an einen langen ausgestopften Socken, jedoch so lang wie ein Schal und in den Stoff schien etwas eingenäht zu sein: Eisen. Gwydeon wusste nicht ob es etwas bringen würde, aber was sollte schon passieren? Zumindest könnte er diesen Kragen ohne das Banner ablegen.
Den Rucksack geschultert machte er sich auf um den Rest des Wochenlaufes durch die Wälder zu streifen, nachzudenken, das Laudes Dei zu studieren und zu den Vieren zu beten.

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 Betreff des Beitrags: Re: Irrlicht in der Dunkelheit
BeitragVerfasst: 5.12.16, 21:57 
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Münze. Mantel. Schnee.

Einige Wochen waren nun vergangen und Gwydeon war aus seinenm Kurzzeit-Exil zurück gekehrt.
Im Vertrauen auf die Viere hatte er sich mit Hilfe der eulenhaften wunderbaren Zwilfy wieder auf seine Magie eingelassen.
Was ihm erst wie ein Taschenspielertrick erschien, war letztlich doch echte Magie. Geist über Materie, Dinge zu Bewegen ohne sie zu berühren: Telekinese.
Ihm war bewusst, das es genau diese Spielart der Magie war, die Edelmuts Knochen wie gegarte Hühnchenknochen hatte brechen lassen.
Doch diesmal war die Magie nur wie ein laues Lüftchen im Vitama, gerade mal so stark eine Münze wenige Fingerbreit über die Tischplatte zu heben.
Aber es war Magie. Keine Fäden, keine Tricks, keine Spiegelungen: Die Münze wackelte, klapperte, und begann sich langsam zu erheben.
Und im selben Moment wie er die Konzentration verlor, weil er sich über das Ergebnis freute, fiel sie wieder klimpernd auf die Tischplatte zurück.
Die folgenden Tage hatte er es jeden Tag wieder und wieder geübt, hatte versucht Zwilfys Rat zu befolgen sich weniger zu verkrampfen, sich mehr zu entspannen und die Magie einfach fließen zu lassen. Und tatsächlich, es wurde besser. Natürlich musste er sich darauf konzentrieren.
Aber er hatte festgestellt, dass es ihm half wenn er Bilder und Symbole verwendete, teils mit dem Finger in die Luft gemalt, teils mit einem Stück blauer Kreide geschrieben. Wann immer er konnte versuchte er sich anzuschauen, wie andere in seiner Umgebung zauberten, versuchte dies für sich zu verwenden. Am besten, so hatte er es festgestellt, funktionierte die Telekinese wenn er seine Hand als Fokus nahm, und mit Gesten Handgriffe und Bewegungen simulierte.
So schaffte er es bald, dass er eine Münze durch die kleine Wohnwagentaverne fliegen lassen konnte.

Vom Erfolg beflügelt versuchte er es dann auch mit größeren Objekten, erst einem Stück Käse, dann einem Apfel. Einmal "schoß" er Herbert sogar die Bimmelmütze vom Kopf, was diesen dazu veranlasste vor Schreck seinen Besen fallen zu lassen, auf welchen er sich gewöhnlich zu stützen pflegte.

Der Morsan begann auf Siebenwind Einzug zu halten und schwere Wolken kündeten von baldigem Schneefall.
Nachdem er ein paar Tage zuvor seine feierliche Ernennung, quasi seinen Ritterschlag erhalten hatte, galt es nun Die Drei Prüfungen zu bestehen.
Eine davon war die Prüfung des Mutes... er hatte lange geübt dafür, aber er wusste nicht so recht wie er die Prüfung meistern sollte.
Dann, am Felatag auf dem Marktplatz, hatte ein Schneider seine Wintermäntel und Fellwaren feilgeboten, und ein schelmisches Funkeln blitze in seinen Augen als er, ein wenig Abseits an einen anderen Stand lehnend, einen der Mäntel auf der Schneiderpuppe fixierte und seine Finger seltsame Handgesten zu formen begannen.....

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 Betreff des Beitrags: Re: Irrlicht in der Dunkelheit
BeitragVerfasst: 8.12.16, 15:44 
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Erwischt.

Verdammt! Die Frau in dem roten Kleid musste irgendwas bemerkt haben. Sie kam schnurstraks auf Gwydeon und Zwilfy zu. Er musste zugeben, es war vielleicht nicht ganz so schlau mit seiner Magie zu tricksen, wenn die Opfer seines Scherzes der ehemalige Marschall des Banners und eine Banneristin in Zivil waren.
Das war Künstlerpech. Damit musste man leben.
Es folgte ein für beide Seiten wohl unbefriedigender Wortwechsel, bei dem leider von vornherein klar war, dass er unerlaubt in der Stadt gezaubert hatte, und es einfach naheliegend war, dass entweder er oder Zwilfy für den magischen Schabernack verantwortlich zeichnete. Er hatte wohl Glück im Unglück, dass sie nicht im Dienst war, sonst hätte es womöglich richtig Ärger geben können. So belies sie es wohl bei einer mündlichen Verwarnung.
Im Nachhinein waren seine Gefühle jetzt gemischter Natur einerseits war er stolz und froh, dass sein Zauber geglückt war, immerhin war solch eine Kleiderpuppe doch was anderes als eine Münze oder ein Stück Obst. Allein die Größe und das Gewicht. Andererseits hatte er sich eigentlich nicht gleich wieder Ärger einhandeln wollen, befand er sich doch seiner Meinung nach in den Augen Tendarions quasi auf Bewährung.
Unter bunten Funken tauchte Susen plötzlich wieder auf und sprach eine Gratulation aus. Sie war offenbar die ganze Zeit unsichtbar dabei gewesen und hatte die Prüfung beobachtet. Zu seinem Verwundern war die Gratulation jedoch nicht an ihn, sondern an Zwilfy gerichtet, die offenbar erfolgreich Magie an einen Schüler vermittelt hatte: an Ihn.
In dieser Nacht begann es zu schneien und am nächsten Morgen war der Wohnwagenplatz von einer dichten Schneedecke bedeckt. Die Glut im Lagerfeuer war erloschen, auf dem Trog im Gatter war eine dünne Eisschicht und auch die schwarzen Schafe im Gatter waren plötzlich weiß. Mit einem Hammer zertrümmerte er die dünne Eisdecke und holte frisches Wasser vom Fluß. Dann versorgte er die Tiere und überprüfte noch einmal alle Wagen.
So verging der Tag mit Arbeit und als der letzte Zyklus anbrach trudelten nach und nach die übrigen Bewohner des Wagenplatzes ein.

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 Betreff des Beitrags: Re: Irrlicht in der Dunkelheit
BeitragVerfasst: 9.12.16, 09:58 
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Hüte. Spiegel. Kürbiskuchen.

Das kleine Loch im rechten Ohrläppchen war leicht entzündet. Wahrscheinlich hatte Herbert die Nadel nicht richtig ausgebrannt, jedenfalls fühlte sich die Stelle jetzt heiß und leicht geschwollen an. Gwydeon versuchte sich zusammenzureißen um nicht ständig hinzufassen aber wenn er im Freien war schaffte der kalte Morsanwind zumindest etwas Linderung.
Er hatte die erste Prüfung bestanden, darauf kam es an. In der Kleiderkiste wühlte er an diesem Tag sehr lange. Er wolle seinem Künstler-Namen nun alle Ehre machen: so entschied er sich für die neue Hose aus grünem Schlangenleder, gelbe Fellstiefel vom Hirschen, kurze Handgelenkstulpen aus Rothirschleder und auf dem weißen Hemd eine violette Schnürweste. Gegen die Kälte legte er sich seinen alten mausgrauen Fellumhang um und um den Hals band er sich ein Halstuch in obligatorischem Blau.
Die Wahl des Hutes fiel ihm bedeutend schwerer: An dem Haken an der Wand hingen ein Wandershut mit Feder, ein alter Zaubererhut, ein Barett, sein Strohhut und eine Narrenkappe. Für den Strohhut war es in dieser Jahreszeit eigentlich zu kalt, er würde ihn beiseite legen bis im Vitama der Schnee geschmolzen war und Fela wieder vom Himmel lachte. Zwilfy meinte gestern zwar ihr gefiele der Strohhut bei ihm ganz gut, aber dann fielen ihm auch Susens Worte zu seiner nächsten Prüfung ein.
Die kleinen Glöckchen an der Bimmelmütze klingelten leise als er sie sich auf den Kopf setze. Er mochte sie, und irgendwie fühlte er sich damit auch selbstbewusster. Es war ihm manchmal als könne er mit der Mütze auf dem Kopf ein wenig unverschämter sein, sich mehr herausnehmen. War es das, was man allgemein als Narrenfreiheit bezeichnete? Sie war ein Symbol, ein Symbol für das Fahrende Volk, ein Symbol für sein neues Leben, ein Symbol Vitamas?
Er betrachtete sich im Spiegel. Er wirkte ausgeglichener, zufriedener und auch selbstbewusster. Die silbernen Strähnen in seinem sonst braunen Haar und Bart standen wie immer in krassem Kontrast zu der Jugendlichkeit, die seine grünen Augen versprühten.
Es war wirklich so wie er Zwilfy gestern am Marktstand erzählt hatte. Seine Erinnerungen an seine Magie kehrten zurück. Es war aber nicht wie ein Damm, der aufgebrochen die komplette Wassermasse frei ließ. Es war eher wie mit den Schubladen einer alten Kommode: Die einzelnen Schubfächer waren etwas verkeilt und man musste sich anstrengen sie zu öffnen. Manche musste man beim Ziehen etwas nach unten drücken, manche etwas anheben. Bei manchen Schubladen musste man etwas rütteln, und manche Schubladen gingen erst auf, wenn man die Schublade darüber und darunter auch aufzog. Hatte er es einmal geschafft einen spezielen Zauber zu wirken, so lies sich die Schublade immer wieder öffnen, selbst wenn er die Methode die er beim ersten Mal verwendete etwas abwandelte. Und nachdem er gestern mit Susen diese Schublade geöffnet hatte, wusste er irgendwie, dass die angrenzenden Schubladen nur noch eine Frage der Zeit waren.
Genüsslich biss er in das letzte Stück Kürbiskuchen das er vom Glühweinstand noch übrig hatte und ging hinaus auf den Wagenplatz....

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 Betreff des Beitrags: Re: Irrlicht in der Dunkelheit
BeitragVerfasst: 14.12.16, 13:04 
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Bimmelmützen und Schnee

Saukalt war es, überall lag Schnee und Gwydeon hatte die gefütterte Lederweste übergezogen, sogar Handschuhe hatte er tief unten in der Kleiderkiste gefunden und übergestreift. Knirschenden Schrittes trat er aus dem kleinen Wäldchen auf die Straße nach Brandenstein, leise rauschte das Wasser unter den beiden Brücken hindurch an deren Ränder sich kleine Eisschollen festgesetzt hatten. Morsans kalter Griff hatte Siebenwind umfangen und Xan und Ventus zeigten sich von ihrer frostigen Seite.
Als er die beiden Torwachen passierte stellte er fest, dass auch sie sich einen wärmenden Schal umgelegt hatten der nur ihre Augen und Nasenspitzen herausblicken lies, wenn gerade niemand vorbeikam. Ruhig und verschlafen lag Brandenstein unter der weißen Schneedecke und alle Geräusche, seien sie von Zimmerleuten, Schmieden oder durch das geschäftige Treiben am Hafen, kamen nur gedämpft an seine Ohren. Als er die kleine Anhöhe zur Oberstadt emporschritt konnte er sehen, dass in der Seeschlange offenbar Betrieb war, kein schlechter Idee für den restlichen Tag, zumal bei der Kälte ohnehin niemand groß auf dem Markt sein würde. Varus Wertig stand gerade mal nicht an seinem üblichen Platz, vermutlich war ihm auch zu kalt und die Aufträge die er heute an seinem markanten roten Anschlagbrett aufgehangen hatte, fanden nicht seinen Zuspruch. Schulterzuckend machte er auf dem Absatz kehrt und stapfte an den leeren Marktständen vorbei in Richtung Taverne. Als er den Schankraum betrat umfing ihn wohltuende Wärme.

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 Betreff des Beitrags: Re: Irrlicht in der Dunkelheit
BeitragVerfasst: 15.12.16, 03:25 
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Auf dem Weg nachhause begegnete sie Gwydeon. Ihr Gesicht war immernoch Blutverschmiert und sie wollte einfach nachhause. Zu der Sache mit dem Weshran, wollte sie auf seine Frage hin lieber nichts sagen. Ohnehin nagte das gewissen an ihr, eigentlich wollte sie ihm helfen. Und ihn auch nicht verraten, doch kaum war die Lüge gegenüber Maichellis, Tendarion und Vincent, die sie eigentlich auch garnicht belügen wollte, ausgesprochen, wurde der Ballon der ihr schlechtes gewissen war, auch sofort so groß, dass das verlangen sie geradezurücken unerträglich wurde.
Man sollte nicht Lügen, und doch holte sie dieses Verhaltensmuster aus der Vergangenheit immer wieder ein.
"Lieber nichts sagen.." schoss es ihr durch den Kopf, und sie seufzte leicht. Ja. Das wäre wohl besser gewesen. Noch eine ihrer schlechten Eigenschaften, von der sie sich selbst schwor, sie nie wieder zum Vorschein kommen zu lassen. Jetzt musste sie den Wahrheitsgemäßen Bericht schreiben. Die Konsequenzen ihr gegenüber machten ihr weniger Angst als jene, welche Kadir nun drohen würden. Immerhin haben sie sich gut verstanden, als sie noch in der Luth lebte. So konnte sie Gwydeon auch erst recht nicht ins Gesicht sehen, abgesehen von den Schmerzen, war sie ohnehin noch ein wenig sauer wegen der Sache mit dem Magischen Ausbruch. Aber auch jenes war ihre Schuld. Nein.. So könnte sie wirklich keinen Dienst in der Kirche antreten, auch wenn sie es noch immer wollte.
Sie grüßte Gwydeon harsch, und wimmelte ihn eilig ab. Dann verschwand sie in ihrem Haus, um ihren Bericht zu schreiben, den sie sofort, nachdem sie ihre Wunden endlich Magisch heilen konnte, in die Kaserne brachte. Auf dem Weg draussen schaute sie kurz in ein noch nicht gefrorenes Fass. Die Würgemale an ihrem Hals, waren als letzter überrest des ganzen, nun einige Zeit später, deutlich zu sehen. Na toll.


Gwydeon..


Sie legte sich in die Kaserne, und schlief dort in einem der Betten ein. Morgen würde sie ihren Dienst so gut machen wie sie konnte, und sich um Obdachlose oder Verletzte aus der Luth kümmern.


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 Betreff des Beitrags: Re: Irrlicht in der Dunkelheit
BeitragVerfasst: 15.12.16, 13:22 
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Schneepeter

Zitat:
Was hatte das kleine Mädchen sich nur gedacht? Er hatte ein stolzer Schneemann werden wollen. Geformt aus drei Kugeln reinstem weißen Schnee. Mit Kohlestücken auf der Brust für seinen Mantel aus Schnee. Mit einem dichten lachenden Mund aus Steinen. Große Kohlestücke mit denen er freundlich über den Ort wachen konnte an dem er erschaffen wurde. Und natürlich die Karotte!
Was gab er nur für ein Bild ab. Sein Schnee war gräulich, bräunlich. Die Kugeln nicht gleichmäßig geformt. Sein Lächeln war mehr eine gequälte Fratze, und die Augen schauten fast schon traurig. Und weder Hut noch Schal! Es war Morsan und bitterkalt! Er würde sich den Tod holen!
Immerhin stand er auf dem Marktplatz, dem Zentrum dieser Stadt. Ein Tempel, ein Hospiz eine Taverne, der Zugang zur Burg und das Bankhaus. Hier spielte sich das Leben der Menschen und Elfen und Zwerge ab. Doch davon sah er nicht viel. Er stand ja in einer Ecke hinter den Ständen, mit dem Gesicht in Richtung Baustelle. Dort bekam er nichts mit. Konnte nicht sehen, wenn die Händler ihre Waren feilboten, konnte nicht sehen wenn die Gläubigen zur Messe in den Tempel gingen, sah nicht wenn das Banner ausritt um gegen die Feinde Galadons zu kämpfen. Ein kleiner Lichtblick war als der kunterbunt gekleidete Mann kam und ihm eine bunte Bimmelmütze aufsetze und den Schnee um ihn herum tanzen lies, als wäre er in einer Schneekugel.

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 Betreff des Beitrags: Re: Irrlicht in der Dunkelheit
BeitragVerfasst: 21.01.17, 16:43 
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Eins, zwo, drei, vier, eins, zwo, drei, vier, eins, zwo, drei, vier....

Rhythmisch zählte er in Gedanken mit während seine Hände die jahrelang eingeübten Bewegungen wiederholten.

Werfen, fangen, Werfen, fangen, werfen, fangen, werfen fangen...

Die bunten Bälle kreisten vor seinem Gesichtsfeld auf und ab, erst in der rechten Hand, dann hoch in die Luft, dann in die Linke, dann wieder in die Luft, dann wieder in die rechte Hand.

Erster Ball, zweiter Ball, dritter Ball, vierter Ball, fünfter Ball.

Es war mühsam. Ihm fehlte seit über zwei Monden die Übung. Er hatte sonst an jedem Morgen diese für ihn alltäglichen Übungen wiederholt.

rot, grün, blau, gelb, violett,rot, grün, blau, gelb, violett, rot, grün, blau, gelb, violett, rot, grün, blau, gelb, violett

Die Bälle kreisten nun fast wieder gewohnt gleichmäßig auf und ab.
Die mit trockenen Linsen gefüllten Lederbälle waren in seiner Kleiderkiste gewesen, tief unten drin. Es war seltsam, dass etwas für ihn so essentielles wie seine Jonglierbälle, so achtlos darin lagen.
Erinnerungen. Es war schon etwas seltsam: Das man ohne sie überhaupt leben konnte. Existieren konnte.
Er konnte sich wieder an sein bisheriges Leben erinnern. An die Zeit vor Siebenwind, an die Zeit auf Siebenwind, auf die Zeit nach seinem Sturz von der Leiter.
Wie banale Dinge doch solch weitreichende Folgen haben können, wie solche Ereignisse die Dinge, nein das Leben verändern.

Mit einem zufriedenen Lächeln legte er die Bälle in seine Umhängetasche, die während seiner Übung auf den Stufen zum Schlafwagen gelegen hatte.
Ein Schauer lief über seinen Rücken als ihm bewusst wurde, dass er seinen wärmenden Mantel für das Jongliern auch abgelegt hatte, da er nur unnötig behinderte.
Und es war Morsan, und es war kalt.
Aber die kühle Frische des Morgens tat ihm gut. Es war eine gute Entscheidung gewesen die Nacht wieder im Wohnwagen zu verbringen.
Er schlenderte in seinen Umhang gehüllt, die Ledertasche wieder über die Schulter geworfen, zum Tavernenwagen um sich ein Frühstück zusammenzusuchen.
In den Teekessel schaufelte er etwas frischen Schnee und erhitze ihn auf dem Ofen, den er in weiser Voraussicht vor seinem Training entfacht hatte.
In der Kiste fand er etwas trockenes Brot und ein Stück Käse und Hartwurst.
Man merkte das Herbert nicht war und für Ordnung sorgte, auch wenn man ihn sonst nur dösen sah.

Er dachte kauend darüber nach was die letzten Tage so alles passiert war und sein Kopf schwirrte ein wenig. So viele Gespräche, so vieles passiert. Vom Dunkeltief ganz zu schweigen.

Vielleicht, so dachte er sich schmunzelnd, sollte er anfangen Tagebuch zu führen.

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