Ein paar Schritte, noch ein paar, dann hielt er inne. Irgendwas kratzte in seinem müden Kopf, scharrte beharrlich nach Aufmerksamkeit. Unwillig schüttelte er den schweren Kopf, seufzte und konzentrierte sich. Was war es, dass ihn störte? Gedanklich ging er alles noch einmal durch. Die Piraten betrieben Bergbau. Über den Höhlen der Dämonenanbeter. Gut, sollten sie: wenn das schon solche Beben auslöse, würden sie früher oder später hindurch stürzen. Dann hätten sie zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, nichts, worüber er sich ärgern würde. Gut. Die von Hochwürden Altor erwähnte Präsenz hatte sich nicht gezeigt; das war also auch fürs erste abgehakt. Dass sie obgleich Verhandlungen zu den Piraten angesetzt werden sollten im Schlachtenpass eingedrungen waren, um in die Höhlen zu gelangen.. nein, das hatte er schon durchdacht, aber auf später verschoben und während er den Gedanken nochmals durchging, kratzte das nervige Etwas noch immer an seinem Bewusstsein herum. Was war das nur? Der Vollständigkeit halber ging er im Kopf die Truppen durch, die er das Tor in die eine wie auch die andere Richtung hatte passieren sehen, und da durchzuckte es ihn wie ein Blitz. Vincent fehlte. Ob Caieta ihn mit genommen hatte? Nein, sie war alleine verschwunden, das konnte es nicht sein. Maik warf sich herum und hetzte, obgleich bereits müde von den vorangegangenen Anstrengungen zurück zum Schlachtenpass. Vielleicht war der Knappe ja direkt nach Seeberg weiter... Vor den Toren des Schlachtenpasses fand er keine weiteren, irgendwie hilfreichen Spuren, nur die Verstärkung der Piraten, die unruhig und wachsam hinter den Gittern auf und ab streunte. Eilig lief er weiter, verfluchte die Tatsache, dass Sternfall friedlich auf der Weide stand und vermutlich gerade irgendeinen armen Wallach nervte, beschleunigte seinen Schritt. Lass ihn zur Burg gegangen sein.. Der Elf ahnte allerdings bereits, dass es nicht so sein konnte: er hatte Vincent seit dem die Kreaturen sich aus dem Eis gegraben hatten, nicht mehr gesehen, und die weiß-silberne Gewandung des Knappen war im Schnee und unter den eisbläulichen Monstrositäten leicht zu übersehen. Grimmig verfiel er in Laufschritt und erreichte bald die Festung, trabte den Weg hinauf und sprach die Wachen an. Wie angenommen wussten sie von nichts und hatten den Knappen nicht gesehen. Also blieb nur... Gaisgeachs Stein! Die letzte Hoffnung. Wenn Rodrik da war, würde er Vincent sicherlich helfen, sollte dieser es in das Lager schaffen.. aber was, wenn nicht? Noch während er nach dachte, trabte er wieder von dannen, hielt auf die Kesselklamm zu, die verdutzt dreinblickenden Wachen hinter sich zurück lassend. Licht, war er müde! Erst die stundenlangen Erkundungen und Kämpfe im Ödland, dann der Einsatz in den Höhlen und nun das hier...
Es dauerte fast eine Stunde, bis er sich endlich durch die verstreuten Vogelhexen gekämpft hatte, und lehnte sich für einen Moment um Atem ringend an das verwitterte Holz der Tore. Geschafft. "Gebieter Bellum, bitte lass ihn die Kraft haben, sich bis hierher durch zu kämpfen... Bitte, gnädige Herrin Vitama.. lass mich nicht zu spät sein. Bitte, gnädiger Herr Astrael - lass mich nicht irren und hier meine Zeit vergeuden!" flüsterte er und stieß sich von seiner Lehne ab, strauchelte kurz, blinzelte verärgert und setzte seinen Schritte über den leicht ausgetretenen Pfad fort, erreichte bald die Siedelei. "Rodrik?" rief er, "Vincent?", doch niemand antwortete ihm. Wenigstens hatte er vorgewarnt, öffnete die Türe. Eine Kuh muhte mürrisch, geweckt von seinen Rufen, schwach brennendes Feuer... der Elf hielt darauf zu, sah sich um. Da war Blut im Gras... und dort ein zerlumptes, blutiges Bündel, gleich neben dem Feuer, reglos und zerrissen. "Vincent!"
_________________ Inaktiv.
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