Verschlungene magische Pfade
Mit nachdenklich gerunzelter Stirn schlendert die junge Frau über den Marktplatz von Falkensee, aus Richtung der Königlichen Magierakademie kommend. Sie hält ihren fein geschnitzten, und mit bunten Lederbändern, Perlen und einigen federn geschmückten Wanderstock in der rechten und ihre linke Hand ist um die Kordel geschlungen, an der eine alte Laute über ihrer Schulter hängt. Ihr einst gelber Mantel, mit den unzähligen, farbenfrohen Flicken flattert hinter ihr im Wind. Ihre einst farbenfrohe, vielleicht gar leuchtende Kleidung ist abgetragen, von Staub und Schmutz ermattet und teilweise löchrig oder geflickt. Die aufgenähten, merkwürdigen Symbole und die angebrachten Talismane, Federn und Perlen lassen sie auf sonderbare Weise Aufmerksamkeit erwecken. Trotz ihres Zustandes wirkt die Kleidung passend, auf seltsame Weise "richtig". Dem einfühlsamen Beobachter mag es fast scheinen, als bestehe eine innige Bindung zwischen der Frau und ihrer Kleidung. Ihr nicht ganz schulterlanges Haar, das unter dem braunen, bunt verzierten Wanderhut hervorschaut ist hellgrau, mit einem silbrigen Schimmer und flattert ebenfalls leicht im Wind. Es ist leicht gelockt, zerzaust und teilweise verfilzt. Einige Holzperlen und Federn sind hinein geflochten.
Während ihre zierlichen, in abgelatschten, braunen Lederschuhen steckenden, Füße sie über das unebene Pflaster tragen bewegen sich ihre Lippen als würde sie zu sich selbst sprechen. Jedoch nur wer ihr sehr nahe kommt kann fetzen dieses Selbstgespräches erhaschen.
"...am Unterricht teilnehmen...", murmelt sie nachdenklich den Kopf schüttelnd. "Das tragen von Hüten ist auf dem Gelände der Akademie verboten!", sagt sie spöttisch in einer merkwürdigen Stimm- und Tonlage, als würde sie jemanden imitieren wollen. "...aber interessantes Wissen gibt es dort bestimmt aufzuschnappen...", spricht sie wie um sich selbst zu überzeugen. "Ich kann es mir ja mal anseh'n!", scheint sie letztlich schulterzuckend eine Entscheidung zu treffen, während sie es sich auf einer der Bänke am Falkenseer Brunnen bequem macht.
Nachdenklich bleibt sie auf der Bank sitzen und starrt auf die unruhige Wasserfläche des Springbrunnens. Ihre Gedanken kreisen um die seltsamen Ereignisse, in die sie seit ihrer Ankunft auf Siebenwind verstrickt war. Dann wandern sie weiter zurück, folgen dem Pfad der sie hierher geführt hat. Zu ihrer Zeit als Teil einer Truppe des Fahrenden Volks, da sie viel über die Natur ihrer magischen Begabung erfuhr und allmählich lernte, diese besser zu kontrollieren. Ihr Lehrmeister, Ortmas der Seher, wie ihn alle nannten. Zwilfy wusste nicht wirklich wer oder was der alte Mann war. Nur dass er wohl einmal auf einer Magierakademie unterrichtet wurde, von wo er jedoch floh. Er zeigte ihr wie man Talismane herstellt und als Fokus nutzt um seine magischen Kräfte besser zu lenken und zu kontrollieren. Durch ihn gelang es ihr, ihre magische Seite zu akzeptieren und nicht weiter zu fürchten. Sie lernte über die Jahre, ihr Talent gezielt einzusetzen und für sich zu nutzen.
Als ihre Gedanken noch weiter zurück wandern, zu der Zeit da sie im Heim lebte, verfinstert sich ihr Blick etwas. Die Stirn kräuselt sich in leichten Falten. Damals wusste sie noch nichts über die Magie. Wie ein unzähmbarer Sturm trat die Magie manchmal aus ihr hervor, oder aber sie legte sich wie ein behütender, sanfter Mantel um sie. Scheinbar nur geweckt und gelenkt durch ihre stärksten Gefühle wie Angst oder Wut. Sie erinnert sich an die unendliche Angst, eine Hexe zu sein, oder schlimmeres... an Ihre Flucht...
Während sie schließlich, am ende ihres gedanklichen Weges, kurz über ihre eigene Geburt sinniert, und die Mutter die sie nie kennen lernen durfte, spielen ihre Finger unbewusst an einem kleinen Beutelchen, das an ihrem Gürtel befestigt ist. In ihm befinden sich zwei steinerne Würfel, ihr einziges Andenken an ein zu Hause, in dem sie nie wirklich zu Hause war...
Dann bewegen sich ihre Gedanken in ungewohnte Bahnen. Sie forschen nach dem Kern ihrer magischen Begabung, nach dem Kern ihrer selbst. Scheinbar angeregt durch das Gespräch, dass sie an der Magierakademie mit dem Hofmagier von Brandenstein geführt hat. Sie erkennt, dass sie eigentlich nichts über die Magie weiß. Sie weiß, wie sich die Magie anfühlt, wie sie sie teilweise als leise Melodie wahrnehmen, und manchmal ihre Schwingungen spüren kann. Die Magie scheint eng an ihr musikalisches Gespür gebunden zu sein. Fast gleichzeitig mit dem erlernen der Flöte und Laute trat damals ihr magisches Talent hervor. Jedoch weiß sie nichts über die Magie an sich. Woher sie kommt. Warum es sie gibt. Warum ausgerechnet sie eine magische Begabung hat. Ihr wird bewusst, dass sie sich diese Fragen niemals zuvor gestellt hat. Selbst Ortmas hatte sie nur die praktische Seite der Magie gelehrt. Nützliche Tricks, wie sie es immer nannte...
Ihre Neugier treibt sie letztlich zu dem Entschluss, sich erst einmal am Unterricht an der Magierakademie zu beteiligen, wie Sandir es ihr vorgeschlagen hatte. Zusätzliches Wissen konnte letztlich nur nützlich für sie sein. Und in der Magierakademie gab es sicher unglaublich viele Geheimnisse herauszufinden und magische Dinge zu entdecken...
_________________ Aktive Charaktere: Jazper Gudano - Geschäftsmann und Opportunist
Ehemalige Charaktere: Zwilfy Wyrfel, Tilvoril Lheyafir, Thal Ravik, Trizk Salamandris
Zuletzt geändert von Zwilfy: 3.11.15, 15:58, insgesamt 3-mal geändert.
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