[Ich weiß nicht, wie oft ich vor den Feiertagen noch spielen kann, darum verzeiht mir bitte den Foren Spam!
Und Arin: Perfekt!
]
Auch heute ist es der Küche der Burg nicht vergönnt, in ihrem üblichen Dämmerschlaf zu versinken.
Der Mann mit der fuchsroten Haarpracht besetzt einen der Hocker dort und scheint wieder sehr geschäftig.
Vor ihm liegen zwei aufgeschlagene Bücher, eines davon offenbar schon recht abgegriffen und oft gelesen, das andere wirkt fast schon wie frisch aus dem Schöpfbottich, die meisten Seiten noch jungfräulich und der schlichte Stoffeinband noch relativ unberührt.
Eine Feder wandert über dessen Seiten, wie von Zauberhand. Nein, offenbar tatsächlich von Zauberhand. In vollkommener Synchronisation mit der Hand des Bartträgers bewegt sie sich, diese allerdings hält nur einen einfachen Zweig umgriffen und bewegt sich etwa zwei Handbreit von der Feder entfernt über das Holz der Theke. Das Schreibutensil imitiert dabei perfekt die Bewegungen des kleinen Holzstückes und überträgt so die Worte des abgegriffenen Buchs auf die leeren Seiten.
Diese doch eher ungewöhnliche Art zu schreiben ist allerdings vermutlich nicht, was einem unbedarften Zuseher als erstes ins Auge stechen dürfte.
Aber auch der Zustand des Mannes dürfte es nicht sein, auch wenn dieser ebenso nicht unbedingt der Norm entspricht. Patschnaß ist er von Kopf bis Fuß, die sonst so sorgfältig gekämmten Haare kleben durchtränkt an seinem Kopf, Umhang und Mantel sind dunkel und vollgesogen mit Wasser, und auch die Stiefel haben sicherlich schon trockenere Zeiten erlebt.
Die Erklärung aber für diesen Zustand ist es, die wohl das Auffälligste an diesem Bild ist, denn über dem Kopf des triefenden Mannes schwebt ein Eimer voll Wasser.
Gefährlich schwankt dieser auf und ab, droht immer wieder komplett das Gleichgewicht zu verlieren, fängt sich dann aber jeweils im letzten Moment gerade noch.
Mit verbissenem Blick und vor Anstrengung leicht gerötetem Kopf sitzt der Karottenbart an seiner Arbeit. Offenbar hat er es sich zur Aufgabe gemacht, gleichzeitig ein Buch zu lesen, es zu übertragen, dafür eine magische Verbindung zu seiner Feder aufrecht zu erhalten und zu allem Überfluß noch den Eimer am Schweben zu halten.
Das viele Wasser in Haupthaar und Kleidung läßt allerdings darauf schließen, daß er wohl nicht sonderlich erfolgreich dabei ist.
Und wieder beginnt sein Blick leicht abzugleiten, den Fokus auf das Buch zu verlieren. Die Bewegungen seiner Hand, und damit auch der Schreibfeder, werden langsamer, stockender. Der Eimer über seinem Kopf destabilisiert.
"
Odal Perdo Yhorn!"
Keine Zeit für ausgefeilte Grammatik, wohlgeformte Anweisungen. Unzeremoniell plärrt er einfach die grundlegenden Worte hervor, die schon den jüngsten Schülern als Fokus eingebläut werden.
Entsprechend rudimentär und provisorisch fällt das Ergebnis aber auch aus. Eine einfache Druckwelle erfaßt die beiden Bücher, bringt sie recht unelegant (aber zumindest effektiv) aus der Reichweite des herabstürzenden Eimers.
Er selbst duckt sich nur seufzend unter dem Holz hinweg und akzeptiert resigniert den nächsten Schwall Wasser. Vermutlich ist er inzwischen schon so durch und durch klitschnaß, daß es ohnehin kaum noch einen Unterschied macht.
Ein gekrümmter Finger weist die beiden Bücher an, sich in sicherer Entfernung auf dem trockenen Teil der Theke zu platzieren, und einen Moment später knallt unter einem frustrierten Aufstöhnen eine Stirn auf den eingewässerten Part. Mehrfach.
Aber ganz nach dem Grundsatz, wenn man hinfalle möge man sich wieder hochkämpfen, springt er einen Moment später auch schon wieder auf, greift sich eines der bereitgelegten Handtücher vom Stapel und wischt Boden und Theke wieder trocken. Nur um dann den Eimer einzusammeln und auch schon die nächste Ladung kalten Wassers aus dem Brunnen im Burghof zu schöpfen.
Die Wachen werden ihn heute noch oft dort mit dem Eimer vorbeilaufen sehen.
_________________
Just like the seed
I don't know where to go
Through dirt and shadow I grow
I'm reaching light through the struggle