Zitat:
...hastig drückte sich Wotan zwischen die fast zwei Kopf größeren Kerle hindurch, bis er direkt vor dem Fund stand und diesen mit glasigem Blick in voller Größe betrachten konnte. Noch bevor die anderen beiden, Frederick und Sieg, ihrer Freude klang schenken konnten, machte sich Wotan bereits über den Fund her. Von seiner Gier geleitet grub er sich energisch durch die vielen Schichten aus Spinnweben vor und schob die künstlich aufgehäuften Knochen zur Seite. Ungehalten wischte er mit seinen Händen das scheinbar über viele Jahr gewachsene Moos vom Deckel einer alten mit Eisen beschlagene hölzerne Truhe. Nach zwei Monden haben sie ihr Ziel erreicht, nach zwei Monden sind sie den Hinweisen der Karte gefolgt und würden in diesem Augenblick endlich für ihre harte Arbeit belohnt werden.“Nun steht doch nicht so blöd herum, helft mir doch!“ keifte Wotan nach hinten ohne dabei auch nur für einen Wimpernschlag den Fund aus den Augen zu verlieren. Diese Worte unterbrachen die dämlichen Grimassen welche die beiden Kerle hinter ihm, wie einstudiert und abgerufen haben. Fast schon sprunghaft bewegten sie sich gleichzeitig einen Schritt weiter vor und zusammen packten alle drei von ihnen gemeinsam an um die Truhe aus ihrem Versteckt zu heben.
Sie müssen wie Kinder ausgesehen haben als sie geeint die schwere Truhe triumphal nach draußen trugen durften, wo zwei weitere ihrer Truppe, Mira und Julius, bereits sehnsüchtig auf auf gute Nachrichten gewartet haben. Die drei Abenteurer stellten die schwere Truhe ab und alle fünf von ihnen reihten sich vor ihr auf. Mit weit aufgerissenen Augen und erwartungsvoller Mine bestaunten sie den Fund und man konnte sehen wie es in ihren Köpfen arbeitete. Was werden sie finden? Wird es wertvoll sein? War es wirklich die Zeit wert? Und wie bekommen sie die Truhe auf?
Es war die Axt die den Schlüssel für diese Antworten liefern sollte. Einer....zwei.....und noch ein dritter Schlag und Frederick brach das verrostete alte Schloss entzwei das die letzte Hürde darstellte. Gierig wie immer ließ Wotan keine Zeit verstreichen, packte kräftig an, und zog den Deckel nach hinten um den Inhalt der Truhe zu offenbaren. „Gold! Seht nur all das Gold!“ begann Wotan zu brüllen. „Und Edelsteine!, schaut doch nur!“ Stimmte in etwa gleicher Lautstärke Mira mit ein. Die Truhe war nicht ohne Grund schwer, sie war fast bis zur Hälfte voll mit Münzen, vergoldeten Kerzenhaltern, Edelsteinen, Falkensteiner Seide und vieles mehr. Es musste sich um die Beute eines ganzen Götterlaufes handeln den Banditen seiner Zeit versteckt haben. Als sich Mira einen Ring aus der Truhe nahm und ihn prüfend über die Finger ihrer linken Hand schob um zu sehen an welchem er am besten passte, zog Frederick neugierig einen schweren verknoteten Beutel der fast vollständig unter den anderen Wertsachen begraben war. Als er diesen öffnete und dort eine Flasche feinsten Gerdenwalder Portweins hervorbrachte, zogen sich seine Mundwinkel um ein weiteres Stück nach oben.“Meine Freunde..“ unterbrach er das frohe Treiben für einen kurzen Augenblick und plötzlich richteten sich alle Augen auf den Flaschenträger.„..heute waren uns die Götter mehr als gewogen, womit wir das verdient haben wissen nur sie allein, doch eines sei gewiss.... heute saufen wir bis wir bis wir umfallen!“ und mit dieser Ansprache köpften sie ungehalten die erste von so vielen Flaschen, wie der Beutel sie hergab.
Es muss ein ganzer Zyklus gewesen sein den die fünf gemeinsam am Lagerfeuer verbrachten und allmählich kehrte ruhe ein in die gesellige kleine Runde. Frederick tastete den Beutel ab und eine letzte Flasche offenbarte sich. Das Etikett, das inzwischen keiner der Anwesenden mehr lesen konnte, hatte keinerlei Ähnlichkeit zum Gerdenwalder Portwein und auch die Farbe war eine Note dunkler. Aber heute war ihm alles recht und so prostete er gen Lagerfeuer, nahm einen gehörigen Schluck dem eine bittere Grimasse folgte und reichte die Flasche weiter. Sieg lehnte ab und setzte aus, er war sternhagelvoll und sah bereits doppelt. Jeder andere bediente sich am Inhalt und verzog auf gleiche Weise sein Gesicht, was in dummes Lachen untereinander ausartete... Doch es dauerte nicht lange und Frederick unterbrach das gesellige Zusammensein mit unerwartetem Husten. Es folgte ein Keuchen von Mira und Wotan. Julius schaute sich um, griff Mira auf die Schulter, bis auch er nur einen Wimpernschlag später von Krämpfen geplagt anfing keuchende Laute von sich zu geben. Sieg richtete sich auf, schaute sich panisch um. Er begriff nicht, konnte es nicht verstehen, um ihn herum passierte. „..S....Sieg“ Sein Name klang wie das Brechen einer Planke. „.....ieg h......hi.....hilf..mir!“ Er schaute hastig neben sich und Frederick lag auf der Seite, vor Schmerzen gekrümmt mit einer Hand seinen den Bauch klammernd. Die andere Hand zog hilfesuchend an Siegs Ärmel. Die Blut unterlaufenden und weit aufgerissenen Augen zeugten von mehr als nur Panik. Der erst weiße, sich dann rosa färbende bläschenartige Schaum der sich nicht enden wollend am Mundwinkel mehrte sprach von mehr, von entsetzlicher Todesangst. Sieg schüttelte den Kopf „nein....nein....nein nein nein!“ Er risse seinen Blick hoch schaute zu den Anderen die sich inzwischen ebenfalls elendig vor Schmerzen um das Lagerfeuer krümmten.“nein...nein..nein ...warum....WARUM?!“ Die Situation nicht wirklich verstehend griff er zu seinem Rucksack, leerte diesen in dem er ihn hastig kopfüber schüttelte. Unkontrolliert durchwühlte er die herausgefallenen Sachen. Hob Tinkturen und Salben abwechselnd an versuchte die Aufschriften zu lesen doch lies sie danach kopfschüttelnd wieder fallen. „NEIN NEIN NEIN!“er konnte nicht mehr hervorbringen, er wusste nicht mit der Situation umzugehen, er war nicht Herr der Lage. Ein nasses Husten ging von Frederick aus und Sieg rückte hastig etwas dichter an seinen Freund heran. Mit Tränen in den Augen und einem Büschel getrockneter Kräuter in der Hand, kauerte er neben ihm und als Frederick unter unvorstellbaren Qualen eine große Menge Blut hochwürgte wurde Sieg Zeuge der letzten Atemzüge seines besten Freundes und seiner Gefährten.
Sieg rüttelte, rüttelte abermals, doch die Augen des toten Abenteurers der vor ihm regungslos im Gras lag, waren inzwischen leer und emotionslos, in einer matten Starre. Ein Schrei löste sich unter Tränen, der den Dunkelzyklus überdauerte, durchbrach die Stille des Sumpfes und sein Echo hallte weit, so weit...
„..Fred....Fre...Fred..erick!“ Der Alte brachte diese Worte unter größter Anstrengung und nur sehr undeutlich hervor denn seine Stimme wurde von einem überwältigenden Zittern begleitet. Er wollte nicht, doch er konnte nicht anders. Er erinnerte sich weil er es musste, weil es das einzige war was ihm geblieben ist, das einzige was er von ihnen noch hatte.
Unter Tränen klammerte er sich an seinen Stock als ihn langsam seine Kraft verließ. Von seinen Emotionen geradezu erschlagen sackte er erschöpft hinter seinem Tresen zusammen und kauerte wie ein Häufchen Elend fernab aller Blicke in seinem kleinen Laden in Brandenstein.
„...nein..nein.....nein“ keuchte der Alte leise und wimmernd hervor, wiederholte es ….wieder.....und wieder....und wieder....
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Die Mandragora – Tränke und Tinkturen