Der Klang des Eisens – Teil II
Das Hämmern in der kleinen Schmiede Brandensteins war längst zu einem vertrauten Geräusch geworden. Selbst jene, die sich anfangs über den Lärm beschwert hatten, vermissten ihn, wenn er für ein paar Stunden verstummte. Es hieß, solange der Hammer des neuen Schmieds fiel, blieb das Herz der Stadt warm.
An einem kühlen Morgen, als Nebel vom Meer her über die Straßen kroch, verließ der Schmied seine Werkstatt. Über seiner Schulter hing ein grober Lederumhang, und in seiner Hand trug er einen Beutel mit Werkzeugen – Zangen, Hämmer, Schlägel, Feilen. Seine Finger waren von Ruß geschwärzt, die Nägel abgenutzt, aber sein Schritt war ruhig und sicher.
Er ging den gepflasterten Weg hinauf zur Kaserne. Vor dem Tor standen zwei Wachen, die ihn grüßten, wie man jemanden grüßt, dessen Namen man noch nicht kennt, dessen Ruf man aber schon gehört hat.
„Morgen, Meister Hammerfaust,“ sagte einer scherzend. Der Schmied grinste nur, zog die Schultern leicht hoch. „Nur einer, der das Eisen bittet, stark zu bleiben.“
Drinnen, im Hof der Kaserne, lehnten Schilde an den Mauern, geborsten oder gesplittert, Rüstungen lagen auf Bänken, verdellt und verkratzt vom letzten Gefecht mit Banditen aus dem Norden. Der Schmied stellte seinen Beutel ab, legte die Werkzeuge aus wie ein Arzt seine Instrumente. „Wer von euch braucht seine Rüstung zuerst?“ fragte er mit rauer Stimme. Ein junger Wachmann trat hervor, schämte sich fast: „Die Schulterplatte… sie hält kaum noch.“ Der Schmied nickte, nahm das Stück in die Hand, drehte es, wog es, dann lächelte er leise. „Schläge sind wie Worte,“ sagte er. „Wenn du sie richtig setzt, formen sie, was du willst. Wenn du sie sinnlos verstreust, brechen sie nur.“ Die Männer lachten, doch sie lauschten, während er arbeitete. Das rhythmische Klopfen seines Hammers hallte über den Hof, diesmal weicher, gedämpfter als in seiner Werkstatt. Jeder Schlag saß, gezielt, bestimmt, fast zärtlich. Funken tanzten im frühen Licht, und der Geruch von erhitztem Eisen mischte sich mit dem Dunst der Stadt.
Zwischendurch sprach er mit den Wachen über ihre Kämpfe, über den Stahl, über das Gleichgewicht zwischen Kraft und Geduld. Einer fragte, ob er Schwerter schmiede. Der Schmied sah ihn lange an. „Ich schmiede, was Schutz gibt,“ antwortete er schließlich. „Ein Schwert kann das sein… oder eine Mauer, ein Schild, ein Herz aus Eisen. Kommt darauf an, wer’s führt.“
Als er am Abend die Kaserne verließ, trug er seinen Beutel leer, doch sein Rücken schien aufrechter. Hinter ihm glänzten frisch gerichtete Rüstungen im Fackellicht, und das Hämmern seiner Arbeit schien noch in der Luft zu hängen – wie ein Echo, das Brandenstein für einen Augenblick stärker machte.
Und wieder, in der Nacht, wenn die Stadt schlief, begann das leise Hämmern von Neuem. Nicht aus Pflicht, sondern aus Leidenschaft. Ein Herz aus Stahl, das im Rhythmus der Stadt schlug.
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