Bisheriges Leben | Der eingeschüchtert wirkende Schiffskapitän hatte ihm nur gesagt das die Überfahrt
bezahlt wurde und ihm dieses Buch in die Hand gedrückt, ansonsten schien er sich an
nichts erinnern zu können.
Also öffnete er den Buchdeckel und begann zu lesen:
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Aranor Selgenis
Dies ist meine Geschichte die ich mit 25 Jahren begann aufzuschreiben.
106 n. Gernod I. Ap Arbam:
In diesem Jahre irgendwann in den Monaten des Morsans erblickte ich zum ersten Mal
das Licht dieser Welt. An meine Eltern kann ich mich nur noch wage erinnern und das
nicht im Guten. Meine Mutter war eine einfache Näherin und versuchte ein paar Münzen
mit selbstgemachten Kleidungsstücken zu verdienen, ausserdem meine ich mich daran
erinnern zu können das mein Vater ein Tischler war, da in unserem Haus der
Duft von frisch gehobeltem Holz ein stetiger Begleiter war.
112 n. Gernod I. Ap Arbam:
In diesem Jahr begab sich die bis dahin schrecklichste Gegebenheit meines gesammten
Lebens, obwohl ich sagen kann das ich dem Ganzen aus heutiger Sicht etwas anders
gegenüberstehe...
Es muss sich zum Ende des Monats Trier zugetragen haben, denn ich erinnere mich bereits
an die ersten Zeichen Astraels. Mein Vater schickte mich zum wiederholten Male Holz-
stücke holen, die er dann mit der Spaltaxt, na was glaubt man wohl, spalten wollte.
Doch wie das nunmal so ist hatte der junge Aranor Anderes im Kopf und so begab es sich
das nach einer kurzen Weile der Tischler Selgenis wutentbrannd vor mir stand, während
ich mit Holzstückchen spielte. Als ich das sah lief ich so schnell ich konnte davon in
Richtung seines Werkzeugschuppens, doch mein Vater holte mich natürlich ein und stellte
mich in einer Ecke. Voller Angst schrie ich das er mich in Ruhe lassen sollte,
denn ich hatte wahnsinnige Angst vor seinen Schlägen und just in diesem
Moment entfuhr meiner geöffneten Handfläche ein grüner Blitz und traf meinen Vater.
Daraufhin verzog er das Gesicht und im nächsten Moment hieb es ihn von den Beinen.
Nichts besonderes für einen Magier mag man meinen, doch für ein Kind ist so ein un-
gewolltes Ereignis ein einschneidendes Erlebnis.
Fortan hatten meine Elter fast panische Angst vor mir und unser Zusammenleben beschränkte
sich auf einen minimalen Kontakt. Ich hasste mich für meine Fähigkeiten, da sie mich von
meinen Eltern entfernt hatten und verfluchte damals insgeheim zum aller Ersten Mal die
Vier da ich sie für den Fluch dieser Gabe verantwortlich machte.
Es dauerte dann auch nicht lang und mein Vater verkaufte mich an einen Reisenden von dem
er dachte das er ein Magier sei. Für ein paar läppische Münzen veränderte sich mein
damaliges noch junges Leben und erneut hasste ich mich, meine Eltern und die Götter.
114 n. Gernod I. Ap Arbam:
Ein paar Jahre gingen in das Land und ich zog mit dem sogenannten "Magier" durch die
Lande immer auf der Suche nach einer Gelegenheit den Menschen ein paar Münzen
aus der Tasche zu ziehen. Ich merkte schnell das mein neuer Meister keineswegs ein
Magier war. Er verstand sich zwar auf einfachste Zauberei, wie das entzünden einer
Kerze, doch im Großen und Ganzen beherrschte er mehr Taschenspielertricks als das
er Zaubern konnte. Auch er hatte als Jüngling ein ähnliches Erlebnis wie ich gehabt
und war dann von zu Hause weggelaufen. Er war ein guter Mann und ich erledigte
für ihn die täglich anfallenden Aufgaben ohne zu murren, denn Abends zeigte er mir
ein paar von seinen Tricks und brachte mir das Lesen bei. So das ich fortan meine
Nächte mit dem Studium allerhand Bücher verbrachte, die mein Meister in seinem
Schaustellerwagen mit sich führte.
116 n. Gernod I. Ap Arbam:
Eines Tages las ich ein Buch über die Götterwelt unseres Landes und fand einige Kapitel
über den Verbotenen oder auch Unaussprechlichen wie ich ihn bis dahin kannte, nämlich
Angamon. Beinahe Ängstlich las ich die Zeilen denn ich mochte die Viere vielleicht nicht
doch gebrochen hatte ich ja nicht mit ihnen und bis dato hatte ich eine tierische
Angst vor Angamon. Doch was ich da las waren zwar schreckliche Dinge, doch in meinem
jugendlichen Leichtsinn verschreckten sie mich gar nicht, sondern ließen mich nur noch
interessierter weiterlesen. Seine Entstehungsgeschichte, das verstoßene Kind - die mich so
sehr an mein Schicksal erinnerte - das dunkle Land Mandor in der zweiten Sphäre, die
Mondsteine und die ungeheure Macht die Angamon besaß, faszinierten mich fortan
ungemein. Mein damaliger Herr hingegen kümmerte sich nicht wirklich um die Götter,
er schickte zwar hi und da ein Stoßgebet zu den Vieren doch lehrte er mir nicht ihren
Glauben und so kam es das ich mich mit meiner damaligen Faszination für Angamon immer
mehr von ihnen entfernte.
117 n. Gernod I. Ap Arbam:
Irgendwann jedoch hatte mein Meister kein Geld mehr, denn es lief eine ganze Zeit
nicht so gut in seinem Geschäft. Also suchte mein Meister einen Käufer für mich,
was mir ganz gut in den Kram passte denn er fing mich langsam an zu nerven, und
fand diesen dann auch. Es war ein dunkel gekleideter Mann der meinen Meister
verängstigte, aber da er bereit war für einen magiebegabten Jüngling eine Menge
zu bezahlen konnte mein Meister nicht wiederstehen. Nie wieder sah ich den Gaukler
doch ich glaube das ihm mein neuer Meister etwas angetan hatte, denn als wir am nächsten
Tag aus diesem Ort, der Name fällt mir nicht mehr ein, in dem der Handel stattgefunden
hatte wegfuhren, taten wir dies in haargenau dem selben Wagen in dem ich schon ge-
kommen war, nur mit anderem Herren. Doch zu Fragen traute ich mich damals nicht...
120 n. Gernod I. Ap Arbam:
Wie sich bald herausstellte handelte es sich bei meinem neuen Meister um einen be-
gabten Schwarzmagier der allerlei dunkle Experimente durchführte und mich dabei
als seinen Gehilfen brauchte. Zuerst wiederstrebte es mir sehr mit
totem Getier und allerhand wiederlicher Reagenz zu hantieren, doch mein Herr und Meister
bleute mir gerne mit Faustschlägen, Tritten und diversen schmerzenden Zauber-
formeln ein das ich zu spuren hatte und er mir keine Wahl ließ. Ebenso drohte er mir mit
einem qualvollen Tode falls ich jemals irgendwem verraten würde was für magische
Elemente er da erforschte.
Natürlich fragte ich ihn auch einmal nach Angamon und mein Meister fing bei der Erwähnung
seines Namens nur hysterisch an zu lachen. Er schien sich darüber zu freuen das ich
diese Frage gestellt hatte und versprach mir auch alsbald ein Ritual abzuhalten.
Jenes fand tief im Wald statt und es kamen auch einige Besucher aus den umliegenden
Dörfern, die ich jedoch nicht zu erkennen vermochte, da mein Meister und die Anderen
schwarze Kuttentrugen die es unmöglich machten diese zu erkennen. Ich durfte an diesem
Ritual ebenfalls teilnehmen, darf jedoch keine weiteren Einzelheiten dazu aufschreiben
falls dieses Buch jemals gefunden werden sollte.
*...Es folgen zig Einträge mit mehr oder weniger schmerzhaften Tagesabläufen und ersten
Lehrstunden des Meister in dunklen Zauberanwendungen...*
0 n. Hilgorad:
Ein neuer König hat den Tron bestiegen und so wahr mir Angamon helfe wird er ihn auch
allsbald wieder verlassen...
*...Mehrere Hundert Einträge folgen, von denen sich einige weiterhin mit dem schmerzhaften
Tagesablauf und dem hassen des Meisters sowie dem fortschreitenderen Studium von
Zauberanwendungen der dunklen Magie beschäftigen und den Ritualen, durchgeführt im Namen
des Namenlosen...*
12 n. Hilgorad:
Mein Herr und Meister ist heute zu der Insel Siebenwind aufgebrochen. Er entließ mich
gestern Nacht aus seiner Knute mit den Worten das ich nun ein eigenständiger Schwarz-
magier sei, er stellte mir frei mit ihm zu gehen, doch ich lehnte ab. Ich habe noch etwas
zu erledigen auf diesem Kontinent.
*...Weitere Einträge die sich mehr und mehr mit Angamon befassen der mittlerweile
eine ausserordentlich große Rolle in dem Leben von Aranor spielt*
14 n. Hilgorad:
Oh Angamon! Heute war es soweit, ich fand meine greisen Eltern in ihrem kleinen Bürger-
haus. Nichts und Niemand mochte sie vor meiner Rache beschützen...
*...die nächsten Seiten sind voll mit Beschreibungen wie und was er mit den leblosen
Körpern seiner verhassten Eltern anstellte und wie er sie, nun da er im Besitz menschlicher
Körperteile war, zu ganz neuen schwarzmagischen Experimenten missbrauchte...*
21 n. Hilgorad:
Irgendetwas ist schief gelaufen, ich weiß nicht ob es Aranor selbst war oder meine
überheblichkeit gegenüber den dunklen Künsten. Ich habe das Gefühl mein Kopf verwandelt
sich gleich in eine große Gewitterwolke. Ich muss hier weg, nur auf Siebenwind...
*der letzte Strich verläuft merkwürdig nach unten weggezogen über das gesamte Blatt*
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Als der alte Mann die Zeilen überflogen hatte schaute er auf und erblickte die Stadt
Falkenstein. So also bist du hier hergekommen... |
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