Bisheriges Leben | Wie auch schon an so vielen Abenden, saß Mathes Keneth auf der obersten Stufe der großen breiten Holztreppe, die nach oben führte. Hinter ihm war die Tür zu seinem Zimmer einen Spalt geöffnet, sodass ein kleiner Lichtkegel in den dunklen Flur viel. Er klammerte sich an einen Balken, der das hölzerne Geländer stützte und lauschte den Stimmen aus dem Erdgeschoss seines Elternhauses in Galadon genauer gesagt im Grenzland Falkenstein, da seine Familie hier seit vielen Jahren schon die Kontakte zu den unterschiedlichsten Händlern pflegte.
Auch wenn er nur Bruchstücke verstand, so wurde ihm schnell klar, dass sein Vater wieder mit einem Händler aus der Stadt sprach, während seiner Mutter unweit entfernt in der Küche Fleisch anbriet. Während er so konzentriert lauscht, krabbelt ihm eine kleine Spinne über den Handrücken und Mathes stieß einen lauten Schrei aus, während er das Tier von der Hand schüttelte. Bereits einige Sekunden später trat seine Mutter aus dem Türrahmen in den Flur und blickte ihn von unten an.
"Mach, dass du ins Bett kommst, oder willst du erst, dass Vater kommen muss?“
Erschrocken schüttelte er den Kopf und rannte schnell ins Zimmer und sprang in sein Bett, wo er sich unter der Decke verkroch.
...
Mathes ist nun mittlerweile 15 Jahre alt und sein Vater ging vor etwa 2 Monden in die Stadt, um den Händler aufzusuchen, der in den letzten Jahren häufig zu Besuch war. Er hatte stets gespürt, dass etwas nicht stimme, wenn er das Haus betrat. Und nun schienen sich seine Bedenken zu bestätigen, denn er ist noch immer nicht zurückgekehrt.
Ungewöhnlich, denn sonst blieb er selten länger als 3 oder höchsten 4 Zyklen von zu Hause fern. Doch diesmal ist es anders.
...
5 Sommer ist es nun her, dass sein Vater verschwunden ist, und nie verlor seine Mutter ein Wort darüber. Sobald er sie ansprach, wandte sie sich ab und verließ den Raum, während sie ein leises Stoßgebet den Vieren widmete, zu deren Anhängern sich auch die Keneths schon seid Generationen zählen. Doch diesmal sollte er sich nicht davon abbringen lassen zu erfahren, was passierte...
Es war eine milde Vitamanacht, als er das Haus betrat. Er strich sich die Kleidung glatt, ging straffen Schrittes in den Speiseraum und schloss hinter sich die Tür.
"Mutter, ich möchte mit euch reden“
Er nickte entschlossen und deutete auf einen freien Stuhl, der zwischen Ihr und dem Tisch stand, an welchen auch er sich setzte.
Sie setzt sich leise seufzend auf den Stuhl und schaute ihn dann schweigend an.
"Ich habe euch schon oft danach gefragt, aber ihr seid mir immer ausgewichen. Aber ich muss es nun endlich wissen... Warum ist Vater damals verschwunden und niemals wieder heimgekehrt? Hat es etwas mit diesem Mann zu tun, der oft bei uns ein und aus ging?“
Etwa ein oder zwei Minuten verstrichen, ehe seine Mutter sich ein Herz faste und ihm alles erzählte.
Einst war die Familie recht wohlhabend, da sein Vater ein begabter Händler war. Doch eines Tages sollte sich alles ändern, als die Geschäfte nicht mehr so gut liefen. Er versuchte alles, um seiner Familie, alles nötige bieten zu können, doch schien ihm dies einfach nicht mehr gelingen zu wollen. Seine Mutter selbst wusste auch nicht, was genau sein Verschwinden auslöste, aber sie vermutete, dass es die Scham war, die ihn dazu trieb die Familie zu verlassen.
Mathes wollte es einfach nicht glauben.
Nun ist er schon ein erwachsener Mann geworden, der seinem Vater in den Fähigkeiten beinahe schon gleichsteht. Viel lernte er durch den Austausch mit anderen Händlern und im Umgang mit den verschiedensten Handwerkern. Selbst die Grundzüge anderer Sprachen lernte er kennen, um den Nutzen im Handel mit anderen Völkern daraus ziehen zu können. Auch ist er geschickt, wenn es darum geht Preise zu verhandeln oder Waren aufzutreiben, die Andere benötigen. Während seiner Reisen durch das Land hielt er jedoch immer ein wachsames Auge offen, in der Hoffnung irgendwann einmal auf eine Spur oder einen Hinweis auf den Verbleib seines Vater zu stoßen.
Im Alter von etwa 37 Jahren, als er noch immer keine Spur seines Vaters entdeckte, wurde ihm klar, dass auch er seine Heimat verlassen muss, um auch die Orte kennen zu lernen, welche ihm bisher verschlossen blieben. Er sprach also mit vielen Wanderern und schnell wurde ihm klar was sein nächstes Ziel werden sollte. Siebenwind, ja dort musste er hin.
So kam es auch, dass er seiner Mutter von seinem Plan erzählte, die selbstverständlich wenig begeistert davon war, doch musste sie einsehen, dass es keinen Zweck hatte zu versuchen ihn von seinem Vorhaben abzubringen.
Sein erstes Ziel sollte der Hafen Venturias sein. Aus vielen Erzählungen wusste Mathes, dass viele Siedler den Weg nach Siebenwind über das Fürstentum Ossian wählten.
Er begann seine Reise gemeinsam mit seiner Mutter, welche ihn noch zum Hafen bringen wollte. Sie begannen die Reise in Richtung Norden, vorbei am Dabusgebirge durch das Herzugtum Sae. Hier nutzten sie gemeinsam die Gelegenheit die unterschiedlichsten Gedenkstätten aufzusuchen, um den Segen der Vieren für seine große Reise zu erhalten. Aufgrund dieser vielen Unterbrechungen, dauerte die Durchreise knapp mehr als zwei ganze Tagesmärsche.
Nachdem sie das Herzugtum hinter sich ließen, kamen sie in die Baronie Wallenburg. Sie genossen die gemeinsame Reise durch das Land und die Seen. Oft blieben sie an den schönen Orten der Region stehen und verweilten einen Moment. Gelegentlich überkam Mathes ein seltsames Gefühl, wenn er darüber nachdachte, wie lange er diesen Anblick wohl vermissen müsste. In Titanfels machten sie beide eine Rast und verbrachten dort zwei Nächte. Sie sammelten Kraft und füllten ihre Nahrungsvoräte auf. Während das Pferd, welches sie auf der Reise begleitete und das Hab und Gut transportiere, auf einer Weide zur Ruhe kommen sollte, zogen sie durch die Felder und Weiden und bestaunten die Aussicht auf das Gebirge, welches sich ihnen im Westen auftat.
Als sie in Ossian ankamen und Ignes passierten, machte sich ein seltsames Gefühl breit. Beide wussten nun, dass das Ziel nichtmehr fern war, und das schon bald der schwierigste Teil bevorstand.
Der Abschied viel beiden schwer, doch Mathes versprach stets an seine Mutter zu denken, und dass sie sich eines Tages wiedersehen werden.
Noch im Hafen Venturias umarmten Sie sich ein letztes mal, ehe er das Schiff betrat. Lange musste er sparen, ehe er sich die Überfahrt leisten konnte und einen Teil musste er sich auch erst auf dem Schiff erarbeiten. Während der Überfahrt nutzte er jede freie Minute um mit den anderen Reisenden zu sprechen und so möglichst viel über sein neues Ziel zu erfahren.
Mögen die Vier ihm bei seiner Reise beistehen... |
---|