Bisheriges Leben | Stille...
Endlich Ruhe finden, das war sein Ziel.
Geboren am 14. Triar im Jahr 3 nach der Thronbesteigung Hilgorads und aufgewachsen in Draconis, wurde Noah schon von Klein auf dem geschäftigen Treiben der großen Stadt ausgesetzt. Sein Eltern, Franz und Elvira waren beide Apothecarius. Mitten im Zentrum der Hauptstadt hatten sie ihren Wohn- und Geschäftssitz. Das Geschäft mit dem Leiden und der Krankheit anderer florierte. Und so musste er schon früh seinen Eltern aushelfen. Bestellungen mussten ausgeliefert, Nachschub an Kräutern besorgt werden. Und nebenher musste er ja auch noch die Schule besuchen. Damit er eines Tages nicht auf der Straße landen würde. So hatte es ihm sein Vater wieder und wieder, im wahrsten Sinne des Wortes, eingeprügelt. Eine richtige, unbeschwerte Kindheit war ihm somit nicht vergönnt.
Wenigstens im Bezug auf die anderen Lebensumstände hatte er nichts auszustehen, schafften seine Eltern doch mehr als genug Geld heran. Es war immer genügend zu essen da, das Haus strotzte nur so vor Prunk und weltlichen Annehmlichkeiten. Doch der Preis dafür war: Ruhe.
Immer ging es hektisch zu. Arbeit hier, Schule da und zwischendrin musste der Haushalt auch noch erledigt werden. Seinen Eltern schien das nach Außen hin nichts auszumachen. Doch innerhalb ihrer 4 Wände sah die Welt anders aus. Oftmals mussten er und seine Mutter den Launen seines Vaters standhalten. Franz jedoch sah das alles nicht sehr eng. Schließlich konnte er ja bei den Vieremessen, die sie als Familie regelmäßig besuchten, um Vergebung bitten und das Spiel begann erneut.
Die wenigen Freunde, die er fand, wurden von seinen Eltern nicht akzeptiert, da sie in ihren Augen nur hinderlich für die Entwicklung ihres Sohnes waren. Schließlich sollte er einmal in seines Vaters Fußstapfen treten und die Apotheke übernehmen.
Doch sollte dies wirklich alles im Leben sein? Stress, Hektik, Arbeit?
Noah wuchs zu einem jungen Mann heran, der sich von seiner Außenwelt mehr und mehr abzuschotten begann. Freunde hatte er dank seiner Eltern keine. Und selbst wenn... Was würden ihm diese nützen? Er hätte doch sowieso keine Zeit für sie.
Die Jahre strichen ins Land. Und Noah lebte weiter sein hektisches Leben, das er von Kindheitstagen an gewöhnt war.
Bis eines Tages die Träume anfingen. Träume, die ihn des Nachts nicht mehr schlafen ließen. Träume, die ihn auch tagsüber verfolgten und ihn noch unruhiger werden ließen.
Und er wusste: Wenn er es nicht endlich schaffen würde, sich aus dem elenden Alltagstrott zu lösen, würde auch er seine Unzufriedenheit an anderen auslassen. Ganz wie sein Vater.
Und das war etwas, das er nie wollte. Zu sehr hatte er über lange Zeit unter der Willkür seines Oheims gelitten.
Daher suchte er den städtischen Tempel auf. Denn in den vielen besuchten Messen hatte er eines gelernt: Wenn es einen gäbe, der ihn von seinen Lasten befreien könnte, dann Morsan. Er musste zu ihm finden, auf dass er endlich wieder ruhig schlafen könnte.
Nach vielen Gesprächen, welche er in Unwissenheit seiner Eltern, mit dem hiesigen Geweihten führte, begann er zu verstehen: Um wirklich frei sein zu können, müsste er sein bisheriges Leben aufgeben, allem weltlichen Besitz entsagen und sich ganz auf die Lehren Morsans einlassen. Und genau das war es, was er wollte.
Doch wie würde sein Vater darauf reagieren? Vermutlich würde es eine ordentliche Tracht Prügel setzen. Also die Reaktion, die er immer an den Tag legte, wenn es ihm zu viel wurde.
Seine Bedenken wegen des Vaters äußerte er auch gegenüber dem Geweihten. Und genau dieser war es, der den für ihn rettenden Einfall hatte.
Es gab eine Insel. Siebenwind ihr Name. Diese Insel war weit genug weg, um sich seines Vaters Willkür dauerhaft zu entziehen. Und doch bot sie ihm die Möglichkeit dem hektischen Treiben Draconis' zu entfliehen, um der dortigen Kirche als Diener Morsans seinen Dienst zu erweisen.
Nur mit dem, was er am Leib trug, bestieg er das Schiff im Hafen, welches heute noch auslaufen sollte. Das Ziel war Siebenwind.
Und so kam er nach einer langen Überfahrt endlich in Brandenstein an, um hier hoffentlich die langersehnte Ruhe und seinen Frieden im Dienste der Kirche zu finden.
Leben auf der Insel und Abreise:
Eine Weile verbrachte er nun schon auf dieser ominösen Insel. Die ein oder andere Bekanntschaft hatte er gemacht und auch so einiges für seinen erwählten Weg gelernt.
Doch die erhoffte Ruhe bliebt aus. Die Ereignisse überschlugen sich regelrecht, in einer Art, die ihm Angst zu machen vermochte. Dämonen suchten wieder und wieder die Insel und deren Bewohner heim. Ein Angriff einer dieser Kreaturen hatte seinem geschätzten Lehrer beinahe das Leben gekostet. Und dann war da noch Edelmut. Eine Dienerin Vitamas, die ihm gehörig den Verstand vernebelte. Sie machte ihn zum Mann und kurz darauf schien es, als hätte sie ihn schon wieder vergessen. Die Ereignisse nagten an ihm, so dass er sich mehr und mehr zurück zog. Schließlich verließ er dann die Insel wieder in Richtung der alten Heimat. Um Abstand zu gewinnen, wieder klar im Kopf zu werden und sich zu besinnen.
Wieder auf dem Festland angekommen, wanderte er ziellos umher. Seine Eltern besuchen? Nein. Der Gedanke an seinen mit Sicherheit sehr wütenden Vater versetzte ihn in Angst, so dass er diese Option nicht wahrnehmen wollte.
Er verweilte hier und da, packte an, wo er gebraucht wurde. Doch richtig befreit fühlte er sich auf der Wanderschaft nicht. Sollte sein Schicksal am Ende doch auf Siebenwind seine Erfüllung finden?
Erstaunlich oft träumte er in den letzten Tagen von der Insel. Und
der Gedanke daran und auch die ins Gedächtnis gerufenen Erlebnisse dort versetzten in auf jeden Fall nicht mehr in Angst.
Und so fasste er den Entschluss, Siebenwind erneut zu besuchen. |
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