Was nichtig ist, vergehe vor dem Herrn, denn er ist die Wahrheit.
Reglos lag sie dort, jung, hilflos in ihrem Sein. Reglos ihr Körper, der Speer durchstieß ihr Fleisch, ihre Schulterblätter und ein langsam quälender Tod war ihr zum Geschenk. Ein Tod für den Herrn, ein gerechter Tod für das Versagen ihrer selbst, für den Verrat an ihm, der ihr ein würdiges Leben schenkte.
Oftmals schon berichteten sie, vom Tode wenn er kommt, wenn der Herr seine Schwingen sich über uns ausbreitet, und Bilder seines seins, seiner Gaben wir vor unseren Augen haben, ehe wir hinab schweifen in sein Reich.
Doch schwärze war ihr vor Augen, wie ein undurchdringlicher Schleier, und einzig Tränen füllten sie.
Grausam scheint es, dem Vergangenen anzugehören, doch erlösend das Wissen, nicht alleine zu sein in jenem Moment, da wir uns nach Geborgenheit sehnen.
Aus einer Unendlichkeit entfernt erklang die Stimme des Mannes der ihr Herz gewann. Erschüttert, doch leise und sanft, wie ein Wiegenlied, dass sie in den Tod wiegte. Ein letzter Klang seiner Stimme, so furchtsam dass er sie verlieren würde und doch so stolz, um sie zu umkämpfen.
Tränen rannen aus geschlossenen Augen, Dunkelheit vertrieben von vergangenen Bildern.
Ein bitteres lächeln verlierte sich auf ihren Zügen. Ein junger Mann, einer dem die Gabe der Magie war, der wie ein scheues Reh vor ihren Augen auf und ab ging. Obgleich er wusste, dass sie, deren Körper wie ein Schatz behütet, unberührbar schien.
Doch auch Eis bricht, und Eis vergeht im warmen Glanz.
Gefühle die ihr zum Verrat wurden, Liebe, die ihr das Ende nahe brachte. Und so stieg sie hinab in des Herren ewiges Reiche...um ihrer Sünden endlich geläutert zu werden. In seinen Armen der Tod, durch seinen Kuss doch errettet.
So weine nicht an meinem Grabe, denn dort ruhe ich nicht. Ich knie bei meinen Brüdern und Schwestern in des Herren Gemach und wache über jene die vereint mit uns im Tode einst sind.
Sie sagten, man solle daran denken wie schmerzhaft die Wahrheit sein könne,
doch sie konnte nicht schmerzhafter sein wie dieser Sumpf aus Lügen.
Ich hatte vor ihre Konsequenzen zu tragen, ihren Preis zu zahlen.
Und ich weinte über das, zu was der Mensch sich macht und was er versäumt zu sein.
Ich sah Sünde in jeglicher Gestalt, die er auf Tare annimmt.
Ich sah die Unbeständigkeit jedes Glückes, und den Betrug jeder Hoffnung, und ich erkannte die Nichtigkeit Aller Viere und die Ewigkeit Eines Seins.
Ich begann die Wahrheit in mir selbst zu suchen und ich sah
ein unbeschriebenes Blatt Papier,
ein ungemaltes Bild,
eine tonlose Melodie,
ein ungesagtes Wort...
Die Wahrheit hatte mir die Luft zum Atmen nicht genommen, sie hatte mir Leben eingehaucht.
[Im Auftrag gepostet]
Zuletzt geändert von Rotanius: 13.08.04, 03:51, insgesamt 1-mal geändert.
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