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So gingen die Winter dahin und die drei Söhne wuchsen zu stattlichen Jungen heran. Und schließlich kam der Tag, an dem die drei ihre ersten Schwerter erhielten, die von gleicher Güte und mit ebenso gleichen, fein verzierten Gurten und Scheiden waren. An jenem Tag ward die Mutter von ihren Pflichten befreit, und es war nun des stolzen Vaters Wunsch und Aufgabe, die Söhne nach seinem Bild zu formen und in der Kampfkunst zu unterweisen. Doch Hieb für Hieb zeigte sich nun auch ihm, dass in den Jungen - so sehr sie sich an Haar, Augen und jedweder Äußerlichkeit auch noch glichen - doch unterschiedliche Seelen dahingewachsen waren. So war der Drittgeborene verträumt und anspruchslos. Tagein und tagaus schliff und schärfte er sein Schwert, aufdass es immer blank und sauber war, und nie zerbrechen sollte. Der Zweitgeborene dagegen nahm auch andere Waffen an, aufmerksam und neugierig, um auch diese zu erproben. Der Erstgeborene zerbrach dagegen ein jedes Schwert, jegliche Axt und sonstige Waffe nach der anderen im Kampfesrausch, begleitet von unmenschlichem Gebrüll.
Der Vater sah dieses mit Besorgnis, hatte er doch alle drei unter Bearúns Augen gezeichnet und aller drei je gleich gedacht - und nun war es allein sein Erster, der sein Herz mit Stolz erfüllte und ihm aus der Seele sprach. Und als der geweihte Tag kam, an dem die Jungen ins Männeralter erwachsen sollten, sprach er zu seinem Stamm und seinen Söhnen: "Seht her, dies sind meine Söhne, vom meinem Blute, welche mir die Götter schenkten. Doch heute werden die Götter entscheiden, welcher von ihnen meine Stelle einnehmen wird - mein wahrer Sohn und euer neuer Führer!". So schnürte er ein rotes Band an den Schwertknauf des Erstgeborenen, zwei an den des Zweiten, drei gab er an den Dritten, und als er sein Schwert mit einem Schrei gen Himmel schnellen ließ, klirrten im Kreise der gesammelten Grimthursen die Klingeneisen der drei Brüder bereits aufeinander. Ein heftiger Kampf entbrannte, trockene Erde wirbelte in dunstigen Wolken auf, während der rotbraune Staub sich über die nur knapp mit Fellschürzen bedeckten Körper der drei Brüder legte. Immer wieder stießen im Zuge des lauten Kampfes Lichtblitze aus dem Dunst hervor, als sich Klingen kreuzten und das grelle Licht der hochstehenden Sonne in sich widerspiegelten - bis eine der Klingen brach. In die Unordnung kehrte mit einem Male wieder Ruhe ein und der feine Staub, der den Umstehenden bereits in Augen und Nase stach, legte sich. Langsam gab er den Blick auf einen der jungen Männer frei, der nun auf den Knien saß, zitternd, in sich gekrümmt, das gebrochene Schwert der drei Bänder vor sich am Boden. Blut lief ihm durch das Gesicht, aus Augen und Mundwinkeln, sammelte sich träge am Kinn und tropfte von dort langsam nieder, ehe der Körper des jungen Mannes zur Seite sank. In diesem Moment knickte wie von unsichtbarer Hand gezogen auch der Zweite ein - ohne jeglichen Laut; ohne erkennbaren Ausdruck von Schmerz, Erstaunen oder Erlösung, schlug sein Gesicht auf dem ausgemergelten Boden auf. Inmitten dieser beiden stand noch einer und ein langer Augenblick verging, ehe dieser sich seinem Vater zuwandte und diesem mit einem vor Staub krächzenden Schrei des Triumphes das Schwert mit dem einen Band entgegenhielt.
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