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„Und nachdem die Orken mit dem Beistand der Viere wieder vertrieben worden waren, sprach der König: ‚Lasst uns ein neues Reichsschwert schaffen, denn ab heute gibt es die alten Königreiche nicht mehr, sondern nur noch ein Einziges’. So traten die Schmiede des gesamten vereinigten Reiches zusammen und wählten unter sich die vier Besten aus. Und diese fertigten in genau vier Jahren Arbeit, von Lichthoch zu Lichthoch, aus Stahl, Gold und Mondsilber das neue Reichsschwert. Und siehe: Als das Schwert geschmiedet war, da leuchtete es, als sei es aus den Strahlen Felas selbst geformt, denn der Segen Bellums lag auf ihm […]“ (Aus „Vom Anbegin der Zeiten“ aus der Reichsbibliothek Draconis, datiert auf das 12. Jahrhundert Ap Erson.)
Gestern…
Die Viere selbst waren es wohl gewesen, die die Schritte des Wanderers in die Einsamkeit geführt hatten. Tage, Wochen, ja Monde waren vergangen, in denen der Schmied bemüht war, etwas Einzigartiges zu schaffen, etwas, das Gnade vor dem Auge des Schwertherrn finden würde. Monde des Forschens nach alten Unterlagen und Berichten, noch in der Zeit im Tempel, und später des immer neuen Ausprobierens neuer Legierungen. Eine Novizin des Bellumordens hatte ihn darauf gebracht, das verloren gegangene Wissen um die Fertigung eines Abbildes eines der edelsten Schwerter der menschlichen Geschichte zu suchen.
Und dann war dieser junge Mann gekommen und hatte mit leuchtenden Augen erklärt, wie er diese Schwerter bewundere, und dass er selber eines von ihnen besäße. Welch ein Schock. Plötzlich erschien die Arbeit von weit mehr als der Hälfte eines Jahres nicht mehr als das, was jeder Schmied der Insel in wenigen Tagen vollbringen konnte. Nicht mehr als ein weiteres ‚Bernsteiner Licht’, wie man sie an jeder Straßenecke kaufen konnte. Fast wären in der Enttäuschung die weiteren Worte ungehört geblieben. Dabei waren doch gerade diese es, die wichtig waren.
„Meins ist ein schönes Schmuckstück… mehr aber auch nicht.“ Das war es gewesen. Erst später war ihm aufgegangen, welche Wahrheit in diesen einfachen Worten lag. Es war nicht wichtig, was man fertigt, um vor Bellum Wohlgefallen zu finden. Es war nichts schlimm, wenn man Monde schuftet, um etwas zu perfektionieren, was andere in wenigen Tagen zusammen klopfen können. Im Gegenteil. Was von Wert war, war eben diese Arbeit, die Aufopferung, die Begeisterung, die Entschlossenheit, der Eifer und der feste Willen, etwas alleine zum Lobpreis des Schwertherrn zu schaffen. Zum Glück hatten die Viere diesen jungen Mann vorbeigeführt. Es ist so leicht, in seiner Eitelkeit fehl zu gehen.
Die letzten Tage seit dem waren damit vergangen, die Klinge zu polieren und zu schleifen, Parier und Knauf zu fertigen und das Heft kunstvoll mit dem Leder zu beziehen, das eben jener Wanderer ihm überlassen hatte. Doch nun war das Schwert endgültig fertig und in ein sauberes Tuch eingeschlagen.
Es war an der Zeit, den Weg weiter zu gehen.
_________________ Rowin Rodeberg
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