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 Betreff des Beitrags: Odyssee
BeitragVerfasst: 26.06.07, 23:09 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 21.04.02, 15:13
Beiträge: 88
Endlich, endlich würde sie sich ihr Ansehen verdienen. Sie hatte die Nachricht empfangen – nur sie war wach gewesen, nur sie hatte das prickeln der Magie gespürt, die Worte wahrgenommen. All die Lektionen, all die Demut, endlich ein „Licht“ auf ihrem düsteren Weg. Jetzt würde er sie beachten, vielleicht sogar loben. Waren es nicht gute Nachrichten? Ihre Füße eilten den Gang entlang. Fackeln brannten um diese Zeit, spendeten wenig Licht, so als würde die Finsternis der alten Steingänge den Feuerschein vertilgen. Normalerweise machte ihr dies Angst, normalerweise war es ihr auch nicht gestattet diesen Bereich der Akademie zu betreten. Sie war erst seit zwei Monden hier, da sie aus der Akademie der Grauen Künste unfern von Vandris hinaus geworfen worden war. Nun ja, eigentlich war sie gegangen, nachdem ....

„Was war das Isabell?“, herrschte sie eine strenge unnnachgiebige Stimme an.
„Ich... ich..“, stammelte sie.
„Sag mir – das war keiner der Zauber, die wir in den letzten Monden im Unterricht hatten – und das war auch keine Art der Kräfte die wir nutzen...“, die brünette, schlanke Dame – gekleidet in eine Magisterrobe – trat auf das Mädchen zu. Zorn konnte man in ihren Augen mehr noch als Tadel erkennen.
„... und wie du schon wieder ausschaust. Sieht so eine Dame aus? Mh?! Isabell – ich rede mit dir.“
Isabell hatte sich mitlerweile umgewandt. Ihr Gesicht brannte vor Wut. Wie konnte diese aufgeblasene alte Tattel es wagen... IHRE Magie zu kritisieren. Sie war eine hervorragende Schülerin – auch wenn sie nie das tat was die anderen Schüler fleißig übten – dafür konnte sie das was sie tun wollte. Geister – wer von diesen jämmerlichen Studiosi konnte denn schon einen vernünftigen Geist beschwören. Niemand!
„ Ihr wagt es so mit mir zu sprechen?“, giftig quollen die Worte über Isabells Lippen und sie wandte sich herum. Das würde diese widerwärtige Magistra bereuen. Sie hob die Hände und jene Macht, die sie schon als Kind gespürt hatte stieg in ihr auf. Es fühlte sich an wie ein dunkler Nebel, beißend, schmerzend in jeder Faser und dennoch gab es einem das Gefühl von Macht – unendlicher Macht. Sie hatte es versucht zu verbergen, nicht wirklich darauf zurück zu greifen. Aber das war ein für alle Mal vorbei, jetzt würde sie...
„Das dachte ich mir schon Isabell. Deswegen bin ich hier.“, die Worte der Magristra rissen sie aus ihrer Konzentration. „Mechtrum – ing - Nefra – la – Terzium! Qanta leta – merdum Vektra!“, sprach die Magistra noch ehe sich eine eisige Kälte über Isabell ausbreitete, sie durchforstete ihren Geist, schien sich in ihr fest zu beißen und plötzlich, so schnell wie dieses Gefühl gekommen war, schwand es wieder – mit ihm ebenso das Gefühl der Macht. Es war weg – einfach weg – als hätte es dieses nie gegeben.
Aus den Ecken des Raumes traten Vier Personen, die zu vor nicht dagewesen waren, oder? Hatten sie sich verborgen? Sie kannte sie, es waren zwei Magister und zwei Hochmagier der Akademie. Hatte sie nicht eben auch ihre Stimmen vernommen – und wieso, wieso fühlte sie sich so... so.. anders.
„Isabell, du darfst in diesen Mauern weiter wohnen bleiben, doch das Studium der Magie wird dir untersagt und wurde soeben unterbunden. Du kannst deine Kraft nun nicht mehr nutzen.“ Damit wandte sich die Magstra aus dem Raum und ihr folgten die vier anderen.
Noch in dieser Nacht floh sie aus der Akademie. Sie würde jemanden finden, der ihr ihre Kraft zurück gab – irgendwie.

Zumindest war sie nun hier – es war anders. In diesen Wochen war sie Fußabtreter für alle gewesen, hatte es über sich ergehen lassen, denn sie wusste – hier hatte sie ihre Magie zurück erhalten, hier würde sie lernen sie einzusetzen und würde zu der Macht kommen die ihr allein zustand. Und nun war der Moment gekommen, er, dessen Augen über all dem hier wachten würde ihr Beachtung schenken, wenn nicht mehr.
Keuchend kam sie vor einem großen Portal aus Eisen an. Dunkle Gestalten, Totenschädel, Szenen von Gewalt und Tod waren darauf abgebildet, in das Metall gegossen. Nur die Ruhe. Sie atmete tief durch, hob die Hand zum eisernen Ring und schlug ihn drei Male an. Klonk – Klonk – Klonk. Es dröhnte als würde sich dahinter eine riesige Halle befinden. Erschrocken trat sie von dem Tor zurück, angedeutet nahm ihr Unterbewusstsein wahr, dass sie nicht willkommen sein würde... doch der Übermut, der sinnlose Ehrgeiz verdrängte das Gefühl und sie trat ein als sich das Portal öffnete.
Kein Licht. Der Gang aus dem sie trat hinterließ eine schmale Spur von Fackelschein, ihren Schatten darauf – doch vor ihr befand sich nichts außer Schwärze. Stille. Irgendetwas scharbte weit entfernt, es hörte sich an wie ein Tier und sie erschauderte.
„Ich – ich habe eine... eine Nachricht für Euch...“, rief sie aus und leise Echos ihrer Stimme kamen aus der ferne zurück. Hatte sie doch nie gelernt ihn anzusprechen, dachte sie bei sich – zu spät. Die Worte waren getan.
„Undwürdig.“
Die Toren knallten hinter ihr zu und es wurde dunkel.
Näher als zu vor hörte sie schnaubende Geräusche, weiter links ein Knurren.
Was war das, dachte sie. Ein Tier?! – Panik beschlich sie. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Und diese Stimme – alles in ihr sagte sie solle laufen, weglaufen. Kein Muskel rührte sich. Angst hatte sich in ihre Glieder gefressen und schien sie zu lähmen.
„Sprich – dann stirb.“, dröhnte es auf einmal mitten in ihrem Kopf. Schmerzen durchzogen ihre Schläfen als hätte man ihr zwei Dolche zu beiden Seiten durch den Schädel gerammt und sie fiel, laut aufschreiend zu Boden.
„Eine... magische... Na...nachricht.“, wimmerte sie leise – merkte nicht wie ihr Tränen die Wangen herabliefen, merkte nicht wie das Knurren von vielen Seiten ebenso näher kam.
„Er... - der... gefallene Ritter... er – ist auf dem Weg hier her. Er... hat das Schiff ... be...betre.. -“, krachend wurde sie gegen das Portal geschleudert, knochen barsten ihr im Leib und sie keuchte, Blut spuckend auf.
Später fand man sie vor dem Eingang des Gebäudes. Spuren von Krallen, Wunden am ganzen Körper – in einer Lache ihres eigenen Blutes.


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 Betreff des Beitrags: Zur See.
BeitragVerfasst: 17.07.07, 17:17 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 21.04.02, 15:13
Beiträge: 88
Hätte ich es ahnen können, fragte ich mich nun. Da saß ich, Jonathan Erael Folks, an meinen eigenen Stuhl in meiner Kajüte gefesselt. Wer ich bin – ja ich bin Kapitän dieses Schiffes, zumindest dachte ich das bis zu diesem Zeitpunkt. Seit Siebenwind entdeckt wurde segle ich nun schon über den weiten Ozean, brachte jedes meiner Schiffe an sein Ziel und waren die Gewalten des Meeres noch so ungestüm. Mein Blick schweift zu den Fenstern herüber. Ich befinde mich im Bug des Schiffes, eines der seltenen Viermaster. So schwer und groß, dass es den Stürmen auf hoher See stand zu halten wagt. Durch die große in dunkles Holz eingefasste Fensterfassade, ein handwerkliches Meisterwerk, überblicke ich den ruhigen Wellengang. Vor einem Dunkelzyklus noch hielten wir auf Rothenbucht zu. Vor einem Dunkelzyklus noch unterlagen das Schiff und seine Mannschaft meinem Befehl, meinem Willen. Das ist nun nicht mehr so. Als ein guter Kapitän, der ich behaupte mit meinen 55 Götterläufen zu sein, fällt es mir schwer keinen Fehler auf meiner Seite zu finden. Und während ich meine Fesseln betrachte, die Handgelenke etwas hin und her bewegen und die scharfen Seile in meine dunkle, wettergegerbte Haut einschneiden durchdenke ich das Geschehen.

Wir machten gute Fahrt, hatten Rückenwind, einen gleichmäßigen und kräftig ausdauernden. In einem Tag sollten wir Rothenbucht erreichen, was mich freudig stimmte. Wir würden drei Tage früher im Hafen landen und da unser Koch, der neue Schiffskoch nicht gut mit den Vorräten Haus gehalten hatte gab es schon seit zwei Tagen nur Hafersuppe. Mit der Aussicht auf dies schreckliche Mal für diesen Abend begab ich mich an Deck. Offensichtlich stimmte es niemanden der Mannschaft freudig, denn sie waren alle samt außergewöhnlich still. Als ich langsam zum Bug des Schiffes schritt sah ich dort einen Mann stehen, er war mir schon in den Wochen zu vor einige Male aufgefallen, vielleicht hatte ich sogar ein zwei Worte mit ihm gewechselt, doch von Belang konnte es nicht gewesen sein, sonst hätte ich mich dessen erinnert. Es war nicht seine Statur, die einem Kämpfer glich, die meine Aufmerksamkeit erregte, es war die Art und Weise seiner Bewegungen. Aufrecht, stolz und selbstsicher. Er erinnerte mich an mich selbst, in den Momenten, in denen ich ein Ziel vor Augen hatte und direkt darauf zusteuerte. Bloß wirkte er dabei keinesfalls glücklich, eher sehr bedrückt.
Er drehte sich zu mir um, scheinbar war er in Richtung der Schiffsmesse unterwegs und ich nickte ihm langsam und bedächtig zu.
Ich wollte schon an ihm vorbei gehen, nichts Weiteres erwartend, da sprach er:
"Wir kommen gut voran?"
"Besser als gedacht. Wir sind zwei Tage voraus. Was bedeutet, wir erreichen, wenn der Wind so bleibt, zum morgigen Abend Rothenbucht.“, sprach ich, schob meine Hände hinter dem Rücken zusammen und betrachtete ihn. Das war nicht das, was er sagen wollte, dachte ich noch.
"Das ist gut zu wissen. Aber die Mannschaft scheint heute dennoch sehr schweigsam, dafür dass wir gute Fahrt machen.", sagte der dunkelhaarige Mann in einem feststellenden Ton. Einige Narben zeichneten sich auf seinem Gesicht ab, kurz glitt mein Blick auf seine Hände, die Hände eines Kämpfers, eines Mannes, der versucht alles fest in seinem Griff zu behalten.
Natürlich war es mir aufgefallen, gewiss dachte ich darüber nach, aber nun – da dieser Reisende es mir sagte, befing mich ein unangenehmes Gefühl. Meine Augen suchten das Deck ab, als gäbe es irgendetwas zu erkennen, als würde das Treiben auf diesem die Antwort auf eine ungestellte Frage in meinem Inneren bergen. Ein junger Matrose, Rodric etwa 17 Bellum alt, mit strohblondem Haar machte sich gerade daran eifrig ein Seil aufzurollen. Er war so fleißig, dass er mir schon mehrere Male aufgefallen, obgleich er auf dieser Fahrt das erste Mal mit in See stach. Ich nickte ihm nur zu, worauf meine Gedanken schon wieder bei der schweigsamen Mannschaft waren.
"Ja, ja sie scheinen sehr fleißig heute.", sprach ich noch und wandte mich letztendlich dem Bug zu. Während ich die Hände auf die Reling legte hörte ich die sich entfernenden Schritte des Mannes. Könnte mehr dahinter stecken? Einige Tage Haferbrei hatten meine Mannen noch nicht zu solchem Trübsal gebracht. Ich sollte meinen Sohn, den zweiten Maat um dessen befragen. Er hatte immer einen Blick für solche Dinge.
„Bastean?!“, ich rief einen der Schiffsjungen zu mir. Irgendwie angespannt dreinblickend trat er zu mir heran, der musterte mich schweigsam, irgendwie gebrochener Haltung.
„Wo befindet sich der zweite Maat?“
„Er wollte Euch so oder so noch sprechen Kapitän, bitte folgt mir doch.“
Im ersten Moment grollte es in mir auf, wieso hatte er Bengel es nicht schon vorher gesagt. Nun wer weiß, es wird sich sicher alles klären, sobald mein Sohn einige der Matrosen befragt hätte. So folgte ich dem Jungen bis in meine eigene Kajüte. Als ich die Tür öffnete, zog sich der Junge zur Seite zurück und ich schritt auf meinen Sohn zu. Er wirkte blass, verstört und ich dachte er würde kurz kaum angedeutet mit dem Kopf schütteln. Seine Lippen bewegten sich, worauf ich in der Tür inne hielt und ihn fragend ansah. Was sollte dieses… weiter kam ich mit meinem Gedanken nicht als plötzlich mein erster Maat seitlich aus dem Raum einen Schritt auf mich zu trat. Wilhelm Erastan, ein fähiger Mann, dunkles Haar, hohe Geheimratsecken, ein kantiges Kinn und kleine braun, graue Augen. Doch der Blick, den er nun auf mich richtete gefiel mir nicht. Auch sonst, war er ein arroganter, rücksichtloser Mann, aber das was in nun in seinen Augen erblickte war das süffisante Glitzern der Rache.
„Tretet nur ein mein Kapitän – wir haben Euch schon erwartet.“
Mein Sohn schüttelte neuerlich den Kopf, worauf ich zu ihm zurück sah.
„Wilhelm, was soll das…?“ sprach ich langsam, meine Stimme mittlerweile scharf. Ich sah Angst im Gesicht meines Sohnes, panische Angst. Noch nie zu vor, bei keinem Sturm, bei keinem Leck – bei nichts was sonst Gefahr auf See bedeutete hatte ich ihn je so gesehen. Schweißperlen liefen ihm die Schläfen herunter und ich sah rasch, einen Schritt vortretend durch den Raum. Kurz darauf traten zwei weitere Matrosen von den Seiten heran, sie hatten sich wohl, an die Wand gelehnt verborgen. Wilhelm gab ihnen ein Zeichen, einen kleinen Wink und sie packten mich an beiden Armen. Im ersten Moment versuchte ich die beiden Männer abzuschütteln, mich aus ihrem kräftigen, wie stählernen Griff zu befreien, sah dann aber wie Wilhelm meinem Sohn einen kleinen schmalen Dolch an den Hals hielt.
„Aber Kapitän, ihr wollt doch nicht Schuld an dem Tod eures Sohnes sein.“
Ich erschlaffte und wurde von den Männern zu meinem Stuhl gezerrt. Nur mühsam konnte ich mich zurückhalten, mich nicht zur Wehr zu setzen. Es war erniedrigend. Wie, wie konnte er es wagen Hand an mich zu legen. Damit würde er vor der Mannschaft nicht durchkommen. Niemals. Hestan, mein Sohn keuchte, sah die ganze Zeit über zu mir, die Lippen bleich und zitternd. Er hatte noch nie um sein Leben fürchten müssen, nicht so.
Die beiden Matrosen fesselten mich an den Stuhl, die Arme an die Stützen, die Beine an die vorderen Stuhlbeine und meinen Oberkörper an die Rückenlehne. Wilhelm ließ von Hestan ab, der zitternd auf die Knie sank.
„Nun – Kapitän, mein Kapitän. All die Jahre, stand ich Euch zur Seite, aber alles hat einmal ein Ende. Ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird. Ihr werdet sicher nicht leiden. Habt keine Angst.“, dabei lachte der erste Maat höhnisch und deutete den Matrosen etwas an, eine gewaltvolle Geste in die Richtung meines Sohnes, eh er sich in dem grüngepolsterten Sessel vor der Fensterfassade nieder ließ. Was nun folgte ist mir in Bildern voller Schrecken ins Gedächtnis gebrannt und ich fürchte, vergessen werde ich es nicht. Sie schlugen und traten auf meinen Sohn ein, der ein jedes Mal vor Schmerz wimmernd sich am Boden krümmte, nach und nach mehr Blut spuckte und zitternd ab und an die Hand wie flehend in meine Richtung ausstreckte. Nur ein Mal rief ich…
„Haltet ein Wilhelm, sonst…“ –
„Ein Wort noch und ich lasse ihm vor euren Augen jedes Glied einzeln abtrennen.“
Und darauf schwieg ich. Ich wusste er war dazu fähig. Nach einer Ewigkeit schliffen sie Hestan hinaus, wortlos verließ auch mein ehemals erster Maat die Kajüte.
Nun sitze ich hier. Gefangen auf meinem Schiff, in meiner eigenen Kajüte, gefesselt an meinen Stuhl.


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