"... da standen sie die drei stolzen Nortraven mitten in ihrem Dorfe. Die Gelegenheit nutzend tauchte Frau Gignoskein, sitzend auf der Schulter Beremars auf. Erst war sowohl er als auch Halgar und Isbeorn äußerst misstrauisch, als sie dieses kleine, grünliche Wesen erblickten, doch konnte Frau Gignoskein die Riesen von sich überzeugen. Allerdings war es ein hartes Stück Arbeit und kostete sie fast ihre Stimme, weil sie die ganze Zeit über so laut schreien musste, damit man sie überhaupt wahrnahm und hören konnte."
"Riesen? Waren die drei denn soooo groß, Großmutter?" "Für uns sind sie schon groß, aber für die kleine Frau Gignoskein waren sie so groß, als würde sie vor einem mehrstöckigem Haus, oder vielleicht sogar als würde sie vor einem Berg stehen, groß und breit, fast so als würden sie kein Ende finden, so weit ragten sie über ihr empor."
*Das Quietschen des Schaukelstuhls verstummt für einige Zeit, als sich die alte Frau von einem kleinen Tischchen ein Glas nimmt und einen Schluck Wasser trinkt, um die trockene, fast schon lederartige Zunge zu benetzen, ehe sie, unter den wartenden Blicken der beiden Kinder wieder ansetz und unter dem begleitenden Quietschen des Schaukelstuhls weiter spricht.*
"Ich glaube, es war Isbeorn der schließlich davon eilte und mit einem der von ihr heiß begehrten Explosionstränke zurück kam. Er stellte die Flasche direkt vor ihr ab und fast schon hätte sie sie gehabt, ohne sie zur Höhle zu bringen, doch noch bevor sie sie erwischen konnte, hob er sie wieder an und ließ sie wie ein großes Pendel langsam vor ihr hin und her schwingen. Frau Gignoskein war gerade zu gebannt von dem Anblick der Flasche, sie wollte sie unbedingt haben und so brachte sie die drei zu dem Abstieg. Jener, den die anderen Halgar nannten, traute ihr jedoch immer noch nicht und wollte vor ihr und den anderen allein hinab klettern, was er dann auch tat. Die kleine Frau Gignoskein war so aufgeregt, was würde sie machen, wenn er es für zu unsicher dort unten befand? Was nur? Sie wollte diesen BUMM-Trank, wie sie ihn so gern nannte, doch so sehr. Endlich, es schien ihr schon Ewigkeiten gedauert zu haben, kletterte der große Kerl wieder hinauf und gab das Einverständnis, dass nun alle hinab steigen konnten."
"Und dann? Hat sie ihnen den Sprengtrankt wieder abgenommen? So sag doch schon!" "Ja, saaaag!" "Ssscht, lasst mich doch erzählen." die alte Frau entblöste grinsend ihre hölzernen Zähne und strich den Kindern über die blonden Haarschöpfe.
"Also, sie kletterten also hinab, wobei Frau Gignoskein auf der Schulter von einem der Drei hinab getragen wurde. Jetzt durfte sie nur keinen Fehler machen, dann würde alles gut gehen, doch sie war so aufgeregt, schließlich stand sie kurz vor ihrem Ziel. Sie sprang und hüpfte wie ein .... wie ein Floh zwischen ihnen herum und plapperte, dass manch Wasserfall hätte neidisch werden können, ob ihres Wortschwalles. Der Explosionstrank wurde an die passende Stelle gestellt, dort wo es so metallen schimmerte in der Steinwand. Dann waren es nur noch Momente. Sie versicherte, dass sie die Explosion viel besser herbeiführen könnte und sagte, dass es wohl besser wäre, wenn die anderen etwas Abstand nehmen würden und so folgten sie ihren Worten. Kaum, dass sie auch nur zwei Schritte weit von ihr weg waren, hüpfte sie auf die kleine Flasche, so dass sie praktisch darauf thronte. Mit einem leisen Seufzen brachte sie noch ein "Tschuldigung" hervor, ehe sie samt Flasche einfach so verschwand. Augenblicke lang geschah gar nichts, doch dann raschelte es leise von oben und das Seil wurde gelöst und fiel raschelnd in das Erdloch."
Erschrocken sogen die beiden Kinder Luft ein und machten große Augen. ".. aber sie kamen wieder frei.. oder?" Fast schon vorsichtig blickte das kleine Mädchen zu ihrer Großmutter auf, welche ihren Blick mit einem lächeln erwiederte.
"Wisst ihr, unten in der Höhle lagen sowohl ein Hammer, als auch einige Kletterhaken, keiner wunderte sich darüber, eher dankbar nahm man es einfach so hin. Beremar wurde dazu verdonnert sich einen Weg über die Kletterhaken zu bahnen, weil er derjenige war, der von ihnen am geschicktesten war und so machte er sich daran die einzelnen Haken in den Stein zu treiben und so Stück um Stück weiter hinauf zusteigen, bis er es endlich geschafft hatte.
War es nun die Wut, oder auch einfach pure Neugier, die die Beiden antrieb, die zurück geblieben waren, aber sie wollten nun auch wissen, weshalb sie überhaupt hier unten saßen und so machte sich Halgar, welcher in den letzten Augenblicken so überaus ruhig gewesen war, mit dem Stil seiner Axt daran den Stein um das glänzende Etwas herum heraus zu schlagen. Immer wieder gingen die Schläge auf den Stein hinab, mit einer Wucht, die selbst ein Ork nicht besser hinbekommen hätte. Als der Stein schließlich nachgab und das enthüllte, was er verborgen hatte, purzelte ein uralter, metallener Eimer vor ihre Füße. Er war dreckig und völlig zerdrückt, was für ein Reinfall. Damit hatte man sie also hinter das Licht geführt und das obwohl sie doch nichts anderes im Sinn gehabt hatten, als zu helfen. In der Zwischenzeit hatte Beremar das Seil oben wieder festgemacht und hinab geworfen, so dass die beiden anderen nunmehr auch wieder hinauf steigen konnten. Fluchend und murrend machten sich die drei schließlich mit ihrer Errungenschaft, dem alten Eimer auf den Weg zurück in ihr Dorf.
Aber nicht dass ihr meint, dass das Unwesen der Gignoskein damit ein Ende gefunden hätte...."
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