Das matte Licht einer Fackel erhellte wankelmütig die Höhle und zeichnete auf den Felsen ringsherum, so manche scheinbar Lebende Gestallt welche nunmehr über die aus dem Fels geschlagene unebene Fläche tanzte. Ein leichter Windstoß fuhr hinein, durchströmte die Gitter und sammelte sich unter dem Umhang des Knappen um jenen ein Stück anzuheben und die frische kühle Luft welche im Vitama noch so manche Nacht durchstrlömt und still vom vergangenen Morsan kündete darunter zu verteilen. Dessen ungerührt saß er weiter, an die Wand gelehnt, mit eben jenem Umhang bedeckt da und schien in sich zu Ruhen. Die Augen geschlossen und das Gesicht ungewohnt Weich, fast wie gezeichnet von einem Elfen, ganz anders als es sonst war. Die sonst so charakteristische Härte und die Ablehung welche dem Gegenüber zumeist ins Auge fiel schein gewichen. Arrogant und Überheblich, dafür hielt man Ihn von Zeit zu Zeit, so hatte er gehört, doch war er denn dies? Nein, er war ruhig, in sich gekehrt und hatte es geschafft über die Jahre eine Hülle aufzubauen, nach Außen hin, welche Ihn abgrenzen sollte, von allem und Jedem. Besonders nachdem Marie Ihm seinerzeit das Herz brach hatte er jede Hoffnung in die Liebe und die Zweisamkeit verloren.
Unwillkürlich zuckte ein Muskel und die Lippen schienen sich zu einem Lächeln zu verziehen. Weiter aber schien der Schlafende nicht den Anschein des Erwachens zu machen. Er träumte, träumte von der Messe von Hochwürden Benion. Liebe, hatte er gesagt, ist das was uns antreibt. Aber ist es wahrlich die Liebe? Mag es nicht ebenso sein das Machtgier, Hass und Neid uns antreiben? Warum sonst täten die einen den anderen so oft ein Leides? Weil Sie jene liebten? Wohl kaum. Er warf sich hin und her im Schlaf, doch dann hatte er das Gefühl etwas berührte Ihn, er dachte an die Dunkelberobte Gestallt. Wohlige Wärme und Frieden durchflossen Ihn. Der schweigsame Mann hatte es geschafft die Gedanken und die Unruhe zu Ordnen, er hatte Ihn an Dinge erinnert die so weit fort schienen, so weit wie die Vergangenheit auf Galadon und das Festland selbst. Der Hüter der Träume war immernoch da, und so sehr er auch anders sein wollte, er würde immer ein Schaf eben jenes Schweigsamen Hirten sein.
Er erwachte sanft aus dem Traum und schaute sich suchend in der Höhle um, streifte den Umhang von sich und richtete sich sodann langsam auf. Er streckte sich und senkte dann das Haupt. Die Augen schließend formte er mit den Händen einen geschlossenen Kreis und ließ die rechte dann eines Stabes gleich vor seiner Brust herniederfahren. Anschließend sah er wieder auf, streckte sich erneut und trat heraus. Die Finsternis lag immernoch über dem Land, es musste wohl mitten in der Nacht sein und so hörte er von Südosten her das stetige Schlagen des Wassers welches auf das Ufer traf. Er hörte eine Eule welche irgendwo drüben im Westen gerade auf einem Wipfel nach einer, den Hunger stillenden, Beute ausschau hielt. Kleine Schatten stießen durch die Luft, nur vage im Schein des Mondes auszumachen. Fledermäuse schienen es zu sein welche Ihren Tanz am Himmel vollführten. Für wahr, die Nacht war ein geheimnissvoller und doch interresanter Teil des Tages, und so machte er sich dann auf durch das neuerliche Lager der Ritter und Soldaten zu schreiten. Wohl aufmerksamst darauf bedacht, keinen zu wecken, zu dieser Nachtschlafenden Stunde.
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