"Doch wer Flügel hat und sie nicht nutzt,
wird nie wahre Freiheit kennen"
...
...vernahm sie in ihren Ohren, als Taitla ihr einen Vortrag über dunkle, nicht blutende Wesen hielt. Litizia war verwirrt. Sie stand im Baderaum der Burg. Der Hochelf war im Wasser anwesend, sowie Taitla und Andakor stand mit Litizia neben der Tür. Sie schaute jeden einzelnen an, während sie die Worte vernahm. Vier Personen standen in diesem Raum aber keiner regte sich und Taitla sprach einfach weiter, als ob sie auch nichts gehört hätte. Sie lies sich auch nicht unterbrechen.
Litizia erkannte die Stimme, es war die Stimme des Grafen Tarrant. "Sei gewiss, wir werden uns wiedersehen." Kann das sein? Er sprach mit ihr, obwohl er nicht anwesend war. Und keiner hörte ihn. Es muss die Magie in ihm sein. Taitla berichtete ihr bereits, dass er magiebegabt sei und sie deutete auch darauf hin, dass sein Körper nicht echt war. Sie redete von einer menschlichen "gebackenen" Hülle, die nicht bluten kann.
Die Stimme verstummte mittlerweile wieder. Sie spürte wie ihre Wangen wieder heiß wurden. Sie zwang sich Taitla weiter zu lauschen. Doch ihre Gedanken waren irgendwie woanders. Sie waren bei dem Grafen Tarrant, der Ort wo sie ihm begegnet war.....
......
es war der Beginn des Dunkeltiefs. Die kleine Truppe am Osttor von Brandenstein, war gerade damit fertig gewesen einige Dutzende von Skeltten und Zombies zu erlegen. Zum Schluss wurde der stinkende Koloss getötet. Ätzendes schwarzes Blut trug er bei sich. Die junge Jägerin kannte all das noch nicht. Auf dem Festland, in ihrem Kleinen Dorf, war die Bedrohung bei weitem nicht so schlimm wie hier auf der Insel. Sie musste sich wirklich zusammenreißen, nicht vor Angst und Panik die Flucht zu ergreifen. Zudem machte ihr der stundenlange Kampf wirklich zu schaffen. Der Arm schmerzte und fühlte sich wie wackelpudding an. Schließlich hatte sie noch nie im Leben mehrere Stunden hintereinander den Bogen gespannt.
Sie war froh, dass der erste Ansturm vorrüber war. Und dann, wie scheinbar aus dem Nichts, tauchte eine dunkel gekleidete männliche Gestalt auf der Brücke des kleinen Teiches auf. Litizia blickte ihn sofort gebannt an! Er sah jung aus, mit makellosen Gesichtszügen und schneeweißen Zähnen. Nun ja, seine Kleidung entsprach nicht ganz, der aktuellsten Mode, aber genau das machte ihn auf eine besondere Art und Weise schick und attraktiv. Er sah nicht nur schick und attraktiv aus. Er war verdammt gutaussehend und irgendwie wirkte er anziehend auf sie.
So etwas hatte sie noch nie gespürt. Diese ungeheure Anziehungskraft. Was war das nur gewesen? Er sah wirklich atemberaubend aus, und sie vergaß sogar zeitweise zu atmen. Aber da war noch mehr, etwas tiefgehenderes, etwas mysteriöses, was sie nicht beschreiben konnte. Ihr Herz klopfte und schien ihr die Brust zu sprengen. Stets musste sie sich daran erinnern noch weiter zu atmen.
Er sprach die gemeine Sprache aber mit seltsamen altertümlichen Akzent. Er stellte sich als Graf Tarrant vor. Litizia lauschte seinen Stimme und die Stimmen der anderen wie aus einem Nebel, sie konnte nicht jedes Wort genau verfolgen. Zwischendurch vernahm sie einige Drohungen von beiderseiten, doch war der genaue Sinn eher im Nebel verschleiert.. bis... Bis er plötzlich direkt mit seiner Hand auf sie zeigte.
Sie blinzelte ihn an und vernahm seinen Wunsch, dass er sie mitnehmen möchte. Dass er mit ihr gehen kann! Oh bei den Herren, wie sehnlichst sie sich das grad wünschte, obwohl sie ihn doch erst seit ein paar Wimpernschläge kannte. Nun, eigentlich kannte sie ihn überhaupt nicht. Und drohen tat er der Truppe auch. Aber vielleicht war er im Herzen ein guter Mensch und sie würde ihn um eine Entschuldigung bitten können?
Doch ihre Pläne zerplatzten als die Kämpfer protestierten und sie nicht mitgehen lassen wollten. Sie wollte doch so gerne! Aber ihre Kräfte versagten, als sie sich verzweifelt trotz Gegenwehr versuchte auf die Brücke zu bewegen. Sie wurde sogar von zwei Männern gepackt, an Schulten und Füßen gefasst und weggetragen. Sie konnte nur noch aus den Augenwinkeln erkennen, wie sich hinter dem Grafen ein Elf heranschlich und ihn mit einem Dolch angriff. "Passt auf! Hinter euch!" Konnte sie nur noch rufen und wurde dann schließlich weggetragen. Sie konnte nur noch aus der ferne ein kämpfendes Getümmel erkennen und dann war der Graf auch schon verschwunden.............
............... Nun das war vor einigen Stunden und jetzt stand sie im Baderaum der Burg in Brandenstein. Der Andakor schien wirklich sehr erpicht darauf zu sein, dass ihr nichts passierte und Taitla belehrte sie in Dingen, die Litizia langsam Angst machten. Mittlerweile wusste sie nicht ganz genau, ob es richtig war, wie sie sich verhalten hatte. Aber als sie direkt vor dem Grafen stand, war dieses unbeschreiblich starke ziehende Gefühl. Das ziehende Gefühl in seine Richtung.
Und dann die Stimme eben von ihm, wo ihr wieder das Herz zu pochen begann. Sie müsse einfach abwarten und die Nacht über schlafen. Der Graf hatte außerdem mit seinen Worten Recht, wenn sie nichts riskieren würde, würde sie vielleicht nie eines der größten Glückserlebnisse erfahren. Vielleicht stimmt das mit der Hülle auch nicht. Taitla kann sich sicher auch einmal irren. Auf jeden Fall sah er verdammt männlich und echt aus.
Als Litizia sich gerade verabschiedete und sich zur Tür umwand fragte Taitla, "Sag mal, bist du noch Jungfrau Litizia?"
Litizia erschrak und wurde wieder mal knallrot im Gesicht, schließlich war noch der splitternackte Hochelf da und Andakor ebenso.
"Ich glaube das geht hier niemanden etwas an!"
"Naja doch, Jungfrauen sind sehr wertvoll für die Schwarzmagier. Jungfrauenblut hat eine eigene Art von Magie. Deshalb würde ich noch einmal sehr genau darüber nachdenken."
Litizia hob die Nase an. Na Klasse. Seit einiger Zeit suchte sie den richtigen Mann, und hatte bisher noch keinen an ihre intimsten Stellen gelassen. Für sie war es immer sehr wichtig, auf den richtigen Mann zu warten. Besonders deshalb, weil sie früh eine Familie gründen wollte. Und jetzt sollten ihre guten Vorsätze, sie vielleicht auch noch zum Ziel für die Schmarzmagier machen. Naja.. Es muss ja keiner die Wahrheit wissen. Dann gäbe es auch keine allzugroße Gefahr.
"Vielleicht bin ich es ja nicht mehr. Also Gute Nacht und schlaft wohl."
So verabschiedete sie sich und ließ sich von Andakor zum nächsten Schlafraum bringen. Er organisierte für sie eine Wache, so dass sie nicht selbst auf die Idee kommen würde, hinaus in die Dunkelheit zu stürmen. Was denken sie sich nur! Dass sie völlig den Verstand verloren hätte! Nun. Alle warnten sie, er würde von der Macht des "Einen" beherrscht. Das mag vielleicht sein, vermutete sie. Aber vielleicht ist es möglich, diese Macht aus ihm zu vertreiben...Vielleicht gibt es einen Weg. Und vielleicht gibt es einen Weg, diese Nacht von ihm zu träumen....
... Und so wirbelten ihre Gedanken noch länger um den Grafen herum, bis sie langsam und schlummernd einschlief.
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Leyadhia, Fey'simîl - Waldelfe
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