Mittentag, 14. Dular 21 nach Hilgorad, Ende des 3. Zyklus
Fast zwei volle Tage verbrachten die beiden Männer, Seite an Seite, voller Schmerz und Verwirrung. Erst am Morgen des dritten Tages kamen sie allmählich am Ufer ihres Angelplatzes wieder zur Besinnung. Der Schädel musste ihnen brummen. Kein Wunder, nach den Fieberträumen der letzten Tage. Nach und nach verblassten wohl die letzten Halluzinationen.
Da war die Kerkertür, die sich nach mehrmaligem Augenreiben als kantige Felswand herausstellte. Da waren die Ketten und Fesseln, die nichts weiter als ein Pflanzengeflecht gewesen waren. Da war das Hitzeempfinden des Schwarzhaarigen, der dicht neben dem beinahe heruntergebrannten Lagerfeuer erwachte. Da war der kalte Steintisch, der vielmehr ein großer Stein war, der dem Blonden als ungemütliches Bett gedient hatte. Und schließlich war da noch sie, die Frau in Schwarz. Als sich die letzte Benommenheit der beiden Freunde verflüchtigte, erkannten sie ihr wahres Gesicht. Ein instabiles Konstrukt aus dürren Ästen und einer alten Robe. Eine behelfsmäßige Vogelscheuche, um die gefangenen Fische zu schützen.
Die Männer starrten sich einen langen Moment still an, bis endlich das Schweigen gebrochen wurde.
„Siehst du?! Ich hab dir doch gesagt, dass du den Kugelfisch nicht kochen kannst!“ „Jaja... Na schön, du hattest recht... Hier deine 50 Dukaten.“
Ob sie wussten, was der andere geträumt hatte? Unwichtig. Doch eines wussten sie ganz sicher. Sie hatten die Freiheit alles zu tun. Nach Belieben für ein paar Tage zu verschwinden. Und einfach jeden zum Narren zu halten.
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