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 Betreff des Beitrags: Von Angesicht zu Angesicht
BeitragVerfasst: 28.09.12, 21:50 
Ehrenbürger
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Nur langsam legte sich der milchige Schleier um seine Augen und gab in Ansätzen die nähere Umgebung zu erkennen. Das zumindest, was man sich entfernt unter einer solchen vorstellen konnte. Selbst als seine Sicht vollständig wieder zurückkehrte sah er noch immer wie sich der pechschwarze Korridor vor ihm zu winden schien, gar lebendig war in seiner Erscheinung. Es war eindeutig ein Raum, auch wenn er sich ständig neu zu formen schien. Ein verzerrter Durchgang, aber er war gangbar. Nach nun fast einem Mond war es der einzige Weg. Der einzige, dem zu folgen es ihm überhaupt möglich war. Er hatte sich verirrt gehabt in der Zeit zuvor. Ein Zustand der Losgelöstheit. Sein Körper, so wusste er, war noch immer im Heiligtum. Die Flüssigkeit im Becken durchdrang seinen Leib, verwob sich mit seinem Körper und seinem Geist, ein Zustand der ihm bisweilen zu schaffen machte. So losgelöst irrte er durch den Raum, bis er fand, wonach er gesucht hatte. Kein Gefühl für Zeit, kein Gefühl für Raum. Nun jedoch, da sich der Blick klärte und er langsam wieder zu Sinnen kam, erinnerte er sich an den Grund, weshalb er überhaupt hier war. Das heilige Schwert fest umklammert fühlte er wieder soetwas wie festen Boden unter den Füßen. Aber... war er es wirklich? War dieser Boden überhaupt echt? Doch eine Gewissheit blieb sicher - endlich angekommen. In ihrem Reich.


Die ersten Schritte waren ungewohnt. Er stolperte oft, hatte mühe sich überhaupt auf den Beinen zu halten. Das Schwert in seinen Händen wog unglaublich schwer. Schwarze Schlieren zog es, lechzte scheinbar nach der neuen Umgebung, als wolle es das, was es vorfand, verzehren. Er selbst fühlte sich fast leicht wie eine Feder, doch das Gewicht der Klinge wirkte wie eine Mahnung, fast wie ein Anker, an dem er sich festhalten konnte. Ein wenig blinzelte er noch, hob beide Hände vor sein Gesicht und sah auf seine das Schwert haltenden Hände. Der Blick verschwamm nur noch gelegentlich, er konnte sich jetzt ein näheres Bild von seinen unmittelbaren Räumlichkeiten machen. Seine Füße waren bis zu den Knöcheln in einer dunklen Masse getaucht, die sich um diese herum schlingelte. Die selbe Masse zog sich in alle Himmelsrichtungen von ihm fort und bildete den Korridor um ihn herum. Der Weg nach hinten war versperrt. Vor ihm teilte sich der organisch anmutende Pfad in fünf Abzweigungen auf. Zwei links, zwei rechts. Eine in der Mitte. Die jeweils äußeren Pfade erstrahlten in einem matten Licht, und es war ihm, als sonderten sie eine Ruhe, eine gewisse Ordnung aus. Sie wirkten strukturierter und auch wesentlich sicherer als der Pfad in der Mitte, der dem üblichen Muster des Korridors zu folgen schien. Die Vier Pfade waren die einzigen, die den mittleren überhaupt erkennbar machten. Bis auf das Licht, dass von den Vier Pfaden ausging, war sonst nichts zu erkennen. Der mittlere Weg schien das Licht zu absorbieren, es zu krümmen und in sich aufzusaugen, nur so konnte er ihn überhaupt ausmachen. Auch ihn erfasste dieser Sog, wenngleich nicht so stark, wie er es vielleicht vermutet hatte. Für eine Weile stand er an dieser Kreuzung, die Bedeutung dieser für ihn offensichtlich anmutenden Symbolik bedenkend. Sicher spielte sie mit ihm. Was sonst konnte dieser müßige Ersatz für eine Entscheidung sein, die er schon lange zuvor getroffen hatte.

Zielsicher stapfte er durch die schwarze Masse zu seinen Füßen in Richtung Mitte. Doch zu seinem erstauen kehrte sich der Sog des einen dunklen Pfades um, stieß ihn von sich ab. Ein kalter Schauer durchzog ihn, eine Kälte die ihm nur allzu bekannt war, auch in dieser losgelösten Form. Er strauchelte zurück, ein trotziger Zorn durchfuhr ihn aufgrund dieser unerwarteten Zurückweisung. Es war anders, als er es gewohnt war. Die Momente, in denen sie ihn besuchen kam, sie waren ruhig, fast Balsam für ihn gewesen. Doch nun, als er es sich anmaßte, zu ihr zu kommen - diese strenge, ja härte war ungewohnt. Er kannte sie bisher nur von den Tardukai.

"Wer bist du?"

Ein Hauch einer Stimme. Zweifelsohne die ihre. Die Frage vermisste jegliche spielerische Art oder den üblichen, gewohnten Zynismus. Sie wirkte beinahe naiv, unwissend. Die Antwort kam ihm sofort in den Sinn, doch er ahnte, dass sie nicht genügen würde. Noch bevor er sich Gedanken über das ausformulieren der korrekten Antwort machen konnte, vernahm er ein seltsames, andersartiges whispern. Es war, als würde das Schwert in seinen Händen selbst die Antwort überbringen. In einer Sprache, die ihm fremd schien, und doch, auf einer Ebene die ihm nicht ganz gewiss war, ging er mit dieser Antwort konform. Die Schlieren, die von der Waffe ausgingen, breiteten sich im Raum aus, und die zuvor hell erleuchteten Abzweigungen veränderten sich, wurden, wie zuvor der schwarze Weg in der Mitte zu einer finsteren Masse verwoben, die ihn nun von der erleuchteten Mitte fortzusaugen drohten. Für einen Augenblick schien wieder alles zu verschwimmen, ein nervenzerreisendes Pochen durchzog den formlosen Korridor, dann herrschte Stille. Der Sog war verschwunden. Ein herzhaftes, aufrichtiges Lachen durchbrach die Stille. Als wäre sie von einer unliebsamen Erinnerung peinlich berührt worden.

"Herein! Kind der Viere! Herein! Ach du bist's, mein Liebster! Und du hast etwas mitgebracht!"

Der Raum nahm zunehmend Gestalt an, die Vier Pfade rückten in unerreichbare Entfernung, bis sie schließlich ganz verschwanden. Schließlich bildeten sich Formen heraus, die man mit Mauerwerk gleichsetzen konnte, der übriggebliebene Weg wurde von einer überdimensionierten Türe verschlossen, welche sich nun langsam, bedrohlich und einladend zugleich, auftat. Ernsthafte Zweifel über die Erfolgsaussichten seiner Reise begannen, sich bei ihm einzuschleichen. Es wurde kälter. Als er das Portal durchschritt, stand er wieder an den Stufen, die ihm aus seinem Traum bekannt waren. Weit oben, kaum von hier unten auszumachen befand sich eine Ebene, samt einem Bauwerk. Was es genau war konnte er nicht ausmachen, doch als er begann die Stufen zu erklimmen und sich das schwere Portal hinter ihm schloss gab es keinen Weg zurück mehr. Ein Geräusch von oben drang an seine Ohren. Es war der Klang von Glocken - ein bestimmter, der Situation wohl angemesser, der ihn jedoch schaudern ließ. Sie wusste, weshalb er gekommen war.

"Beeil dich, das Totengeläut hat bereits begonnen."


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 Betreff des Beitrags: Re: Von Angesicht zu Angesicht
BeitragVerfasst: 29.09.12, 13:37 
Ehrenbürger
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Unachtsamkeit


Die Schritte wurden nach und nach immer schwerer. Es war nicht das Schwert, dass ihm den Aufstieg erschwerte - es zog ihn regelrecht wie ein angeleintes Tier, welches die Witterung von Beute aufgenommen hatte, hinauf - doch es half nichts. Es war, als hätte ihn seine eigene Willenskraft verlassen, alleine die Vorstellung noch eine Stufe hinaufzusteigen bereitete ihm unsägliche Pein. Schließlich gab er erschöpft auf, und blieb stehen. Der Blick hinauf verhieß ihm nichts gutes, denn die Strecke, die er zurückgelegt hatte war ein Witz im Verhältnis zu dem, was noch vor ihm lag. Noch immer war nichts zu erkennen. Er stieß einen entnervten Seufzer in das nichts um ihn herum aus und hockte sich auf die schier endlos erscheinenden Treppenstufen. So würde das nichts werden. Was tun? Wäre nur jemand hier, der ihm einen Rat oder Hilfe leisten könnte, irgendetwas. Hauptsache weiterkommen. Er hatte sie noch nichteinmal konfrontiert, da war er schon im inbegriff zu scheitern. Zumindest erweckte dieser ungewollte Stillstand diesen Eindruck. Und wie sollte hier überhaupt ein Sieg möglich sein? Würde er ihr das Schwert über den Schädel ziehen und das beste hoffen? Was würde ihn da oben überhaupt erwarten? Die Aussichten waren wahrlich nicht die besten. Welcher Idiot begab sich auch so dermaßen unvorbereitet in solche Gefahr?

"Schon außer Puste?"

In der Stimme lag ernsthafte Sorge, wenngleich sich auch etwas antreibende Häme in ihr wiederfand. Seine Schultern sanken etwas herab, und ein entkräftetes Ächzen entfuhr ihm. Die Lage war allerdings ein wenig misslich, so blieb ihm nichts anderes übrig als sich unbeholfen durch die Haare zu reiben, und recht kleinlaut zu antworten:

"Mir fällt schon noch etwas ein."

"Oh. Wenn das so ist, ich habe Zeit. Viel Zeit."

Stille. Gedanken drehten sich im Kreis, fanden in absehbarer Zeit keine akzeptable Lösung für das Problem. Frust breitete sich langsam aus, schlug um in Wut.

"Oh wie süß! Ich dachte du hättest etwas mehr... Verstand? Und du hast wirklich angenommen, wir erledigen diese Sache auf Augenhöhe? Du weißt ja nichteinmal, gegen was du überhaupt antrittst. Hast du eine Ahnung wie lächerlich du dich - wiedereinmal - machst? "

Die Ahnung war da, machte es allerdings nicht unbedingt besser.

"Ich kann dir helfen, wenn du möchtest. Aber du musst mir dafür vorher etwas versprechen..."

Allein die Vorstellung war absurd. Es musste sich einfach um eine Falle handeln. Wieso ließ sie ihn nicht einfach hier versauern, so wie er sich im Augenblick fühlte könnte er hier eine Ewigkeit stehen, und würde nicht mehr vom Fleck kommen, weder vorwärts noch rückwärts, oder sonstwohin. Verloren. Dieses verdammte Buch. Dieser verdammte Ort. Wäre er bloß nie auf diese Insel gekommen. Wäre er bloß nie an die heilige Bruderschaft geraten. Was gutes war bisher gekommen? Was gutes konnte überhaupt daraus entstehen? Wie viele mehr würden noch sterben müssen? Arn, Lucienne. Für nichts? Die Bilder schossen durch seinen Kopf, als wäre das erlebte gerade erst eben geschehen. Vielleicht wäre es anders gewesen, wäre er erst gar nicht dagewesen. Vielleicht hätten sie gelebt. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn er gar nicht erst an...

... Angamon geglaubt hätte?

"...oh Junge, das gibt Ärger."


hauchte es von hinten vergnügt direkt an sein Ohr, die Stimme ließ ihm einen kalten Schauer über den Rücken laufen. So unerwartet und plötzlich war ihre Präsenz bei ihm, dass er nicht mehr anders konnte als das Schwert in einer wilden Drehung in die Richtung der Stimme zu reissen. Getroffen? Nichts. Natürlich nicht. Aber... was hatte er plötzlich in Savaro zu suchen? Zumindest erinnerte der Ort ihn an seine Heimat. Und wieso war weit und breit keine Menschenseele zu sehen? Alles wirkte so unglaublich freundlich und angenehm. Nur langsam dämmerte ihm, dass er gerade einen gewaltigen Fehler begangen hatte. Die Jagd war eröffnet.

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"Du solltest dich jetzt wirklich beeilen."


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 Betreff des Beitrags: Re: Von Angesicht zu Angesicht
BeitragVerfasst: 29.09.12, 21:26 
Ehrenbürger
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Am Ende der Welt


Er wollte nur noch die Augen schließen und verschwinden. Nach diesem Moment der absoluten Blamage vor sich selbst gab es nicht mehr viel, was ihn noch am durchhalten hielt. Immerhin wurde er nicht sofort von einem Blitz getroffen oder in den Erdboden gesogen, so wie er sich das beizeiten gerne vorstellte. Andererseits dachte er, wäre das gar nicht so schlecht gewesen in dieser Situation. Einfach aufhören. Dieses vermaledeite göttliche Spiel nicht mehr mitspielen. Aber war das überhaupt möglich? Eher nicht. Alle waren ein Teil, alle hatten irgendwo ihren Sinn und ihre Aufgabe, ihre Pflicht zu erfüllen. Also warum konnte er die seine nicht erfüllen? Wobei... tat er es nicht? Zweifel sind doch etwas menschliches. Gibt es überhaupt einen "richtigen" Weg, um seiner Bestimmung gerecht zu werden? Oder liegt die Erfüllung unseres Schicksals tatsächlich in unseren eigenen Händen? Gibt es keinen vorherbestimmten Pfad? Nur eine aneinanderreihung von Zufällen und äußeren Einflüssen die am Ende unser Sein bestimmen? Woher kamen die Zweifel? Wieso nicht einfach handeln, folgen, so wie es diejenigen taten, die in dieser Hinsicht bereits weit mehr Erkenntnis aufzuweisen hatten als er?

So trottete er eine Weile gedankenverloren dem hellichten Pfad entlang, der direkt zum Schloss auf der Anhöhe führte. Es war ein weiter weg, aber bedachte man die schier endlos wirkenden Treppen von vorher, war dieser Weg hier wesentlich einfacher zu bewältigen. So etwas wie körperlichkeit stellte sich ein, er spürte seine Füße, wie sie auf den steinigen, gut gepflegten Weg auftraten. Schritt für Schritt. Es war ohnehin ein wundervoller Tag. Felas Strahlen blendeten ihn leicht, es musste Morgen sein, zumindest ein früher Hellzyklus. Seine Laune besserte sich, ohne das er es sich wirklich erklären konnte. Er begann sogar leise zu pfeifen, ein altes Wanderslied das ihm noch aus friedlicheren Zeiten bekannt war. Es tat gut, sich einmal wieder Gedanken über diese Dinge zu machen. Die Tardukai, die ihm ins Becken geholfen hatte, hätte ihn vermutlich sofort für diesen Schwachsinn geköpft. Hier fühlte er sich irgendwie sicher. Aber war daran nicht etwas verkehrt? Was machte er überhaupt noch hier? Sollte er nicht wachsamer sein? Warum war es ihm plötzlich egal geworden, was ihn erwarten würde? Hatte er aufgegeben? "In was für einen Mist du immer hineinstolperst." sprach er noch zu sich selbst, mit einem angestrengtem Lächeln im Gesicht. Wenn es wirklich so etwas wie Schicksal gab, hatte es ihm überaus schlechte Karten auf den Tisch gelegt.

Er hob den Blick etwas an, sah gen Himmel. "Du bist schon ein Träu.." noch bevor er den Satz beenden konnte, stutzte er, und blieb stehen, die Hände stemmten sich in die Hüften. Die Zunge wurde im Mund seitlich an die obere linke Zahnreihe geschoben, etwas, dass er selten tat, und ein physischer Ausdruck seines Erstaunens wars, begleitet von einem schnörkellosen, feststellendem "Hah. Seltsam." Der Doyaron hang tief, sehr tief. Und war groß, unfassbar groß. Er legte ungläubig den Kopf zur Seite. Er hätte schwören können - nachdem was soeben vorgefallen war - das ihm der Blick auf den heiligen Mond verwehrt gewesen war, doch da war er. Die üblichen Konstellationen schienen außer Kraft gesetzt, vom Astreyon oder dem Vitamalin war weit und breit nichts zu sehen. Er musste nah sein, verdammt nah an Tare. Ein warmer, starker Wind erfasste das Tal, in dem er sich befand. Eine starke Brise, wie sie sonst nur in Küstennähe vorkam. Doch weit und breit war keine Spur eines Meeres auszumachen. Wieder fiel ihm auf, dass es erstaunlich ruhig war. Kein Vogelgezwitschere, kein Tier weit und breit. Nur Landschaft, Szenerie. Menschenleer, aber malerisch anzuschauen. Wo waren sie alle? Er kam sich zurückgelassen vor. Allein auf weiter Flur. Er sah hinab auf das Schwert in seinen Händen. Nichts - als wäre es das normalste Schwert, dass er je in den Händen gehalten hatte.

Ein ungutes Gefühl machte sich langsam in ihm breit, erst schleichend, doch dann erfüllte es ihn mehr und mehr, wie eine schmerzhafte Erinnerung längst vergangenen Zeiten, die ihn nun wieder einzuholen drohte.

"...zeig mir, wovor du dich wirklich fürchtest.

Ein markerschütterndes Donnergrollen erfüllte die Landschaft, durchdrang scheinbar jeden Stein, jede Faser, die kleinsten Teile - überall auf Tare. der Knall durchdrang sein innerstes, alle Gedanken, alles hadern mit sich war vergessen, schlagartig. Ein süßes Gefühl von Erlösung. Absolute Klarheit erfuhr er in diesem Moment. Es war Zeit. Das Ende der Zeit hatte begonnen. Das vierte und letzte Zeitalter war angebrochen, das ewige. Wie ein steter, langsamer Herzschlag durchbrach das laute Pulsieren die Stille. Der Augenblick, nachdem er sich so sehr gesehnt hatte, war gekommen. Eine Antwort auf all die Fragen, der Kreis würde sich endlich schließen. Was einst getrennt war, würde nun wieder Eins werden. Die einzige Lösung. Alles würde endlich enden.

In unmittelbarer Umgebung des Doyarons woben sich seltsame Luftgewirre auf, arkane Gewebe die Zeit und Raum zu zerfetzen schienen. Hell glimmend brachen die Grundfesten der Gesetzmäßigkeiten dieser Welt auseinander, und der dunkle Mond läutete, den Himmel verdunkelnde, ewige Finsternis ein. Heerscharen an geflügelten Bestien, Kreaturen jenseits seiner Vorstellungskraft - teilweise Turmhoch brachen hindurch. Welch beachtliches Heer. Welche gigantische Macht Gottkönig doch tatsächlich besaß. Dieser Krieg würde nicht lange dauern, niemals. Endlich frei. Endlich eins. Aber etwas stimmte nicht. Ein prüfender Blick an sich herab - und was er sah, gefiehl ihm nicht wirklich. Er stand auf Siebenwind. Irgendwo im Ödland. Über die Kettenrüstung trug er die den Waffenrock des Löwenordens. An seiner Seite Ritter, Geweihte, Regimenter des Königs. Elfen, Dwarschim, Nortraven, gar die Orken. Sie alle waren hier. Ganze Heerscharen. Starren, nur mehr starren. Auf die Katastrophe, die sich vor seinen Augen entfaltete. Das hatte er sich anders vorgestellt.

"...Sieg oder Niederlage?"

Ein lauter Schrei erfüllte seine Schlachtreihe, und die Helden der Viere stürzten sich in ihre letzte Schlacht, bereit, alles Seiende bis auf das letzte zu verteidigen. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit, fest entschlossen, alles, was sie besaßen, dem Einen entgegenzuwerfen. Alles, was sie waren. Bis zum bitteren Ende. Sein Schwert blieb gesenkt.

"Für wen kämpfst du wirklich, Krieger?"


Langsam hob er das heilige, noch immer Stille Schwert. Der rasche Gang wurde zu einem Lauf, die Flecken am Himmel wurden größer und größer. Auch am Boden, wohin man nur schaute, walzte eine Lebendige Masse Unheil in Richtung der Schlachtreihe.

"Wer bist du? Und was suchst du?"

Gewaltige Beben erschüttertenden den wahrhaften Boden des alten Drachen Tare, mit hoch erhobenem Schwert prallte er in die schier unbesiegbar anmutende Horde des Gottkönigs - Ein schwerer Schlag an der Schulter, dann einer direkt an den Schädel. Die Sicht verschwamm, ein lähmender Schmerz durchfuhr seinen gesamten Körper. Können wir überhaupt gewinnen? Im Angesichte des nahenden Untergangs...? Sollten wir nicht... siegreich sein? Wir alle?

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"...niemand wird siegen. Denn dies ist das Ende allen Seins."


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 Betreff des Beitrags: Re: Von Angesicht zu Angesicht
BeitragVerfasst: 3.10.12, 22:43 
Ehrenbürger
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Ordnung


"Der Bruch, der fundamentale Fehler, zieht sich durch die gesamte Schöpfung hindurch. Es gibt nur einen Ausweg. Eine neue Idee, eine neue Welt. Koste es was es wolle. Alle sind verdorben - auch ich. Angamon wird siegen, und dann wird alles Recht sein. Ich bin sein Werkzeug."

"...wer glaubst du eigentlich, wer du bist."

Das Schlachtfeld wandelte sich nach und nach in ein flammendes Inferno. Das atmen fiel ihm immer schwerer. Irgendetwas hatte ihn an den Rippen getroffen, war ihm etwa die Lunge gerissen? Ohrenbetäubender Kampflärm mischte sich mit dem verzweifelten Brüllen von Befehlen. Felas Licht war mittlerweile verschwunden, nur noch der matte, rote Glanz des dunklen Mondes schien zwischen den aufsteigenden Säulen aus Staub und Asche hindurch. Er rieb sich die Finger der freien Hand, etwas schmieriges war zu fühlen. Blut? Hatte es ihn endlich erwischt? Sein Atem stockte. Er hatte das Gefühl sich übergeben zu wollen, aber alles in seinem Körper brannte, jeder Muskel verkrampfte sich. Der Würgereflex verursachte unglaubliche Pein, als würde er sich die eigenen Innereien hinausspeien, doch nichteinmal dazu hatte er noch die Kraft. Sein eigener Leib wog schwerer, er ging allmählich in die Knie. Als auch das zu anstrengend wurde, auf alle Viere.

In der ferne erschütterte ein gewaltiger Knall die Luft, da ging wohl der Falkenwall. Wieder einmal. Der Gedanke daran wollte ihm ein Schmunzeln abringen, doch die Schmerzen verwandelten diesen kurzen Moment der Heiterkeit in grausame Qual. Es war schon verrückt. Er hatte viele Schlachten miterlebt, und immer war er mit dem Leben davongekommen. Oft hatten ihn wildfremde gerettet. Manchmal war es wohl einfach nur Glück gewesen. Er saß schon in einer Zelle, den sicheren Tod vor Augen. Am darauffolgenden Tag war er wieder frei. Als wäre eine Art von Verständnis, eine Art von unaussprechbarer Gemeinsamkeit dagewesen. Ein gemeinsamer Kampf. Die Perspektiven waren unterschiedlich, teilweise extrem sogar. Doch etwas lag dem zugrunde, wie ein Schleier über der eigenen Erinnerung, etwas uraltes. Ein Kampf ums überleben, aber wozu? Wenn der Gottkönig erst gesiegt hatte, würden alle endlich wirklich glücklich und rein sein. Wieso wehrten sie sich alle so verbissen? Wieso waren sie nur so stur? Es gab keinen anderen Ausweg aus dieser göttlichen Komödie.


"...selbst wenn es wahr wäre..."

Er hatte mühe, den Kopf zu heben. Noch während er mit seinem eigenen Körper kämpfte, sah er, wie die schlanken Finger der Gestalt sich einfühlsam um seine Hand legten, um ihm das Schwert sanft, aber bestimmt aus der seinen zu nehmen. Liebenswürdigerweise schob sie ihm stattdessen eine vertrocknete, pechschwarze Morsanrose in die Finger.

"...was es nicht ist..."

In ihrer Stimme lag eine tiefe Trauer, die ihn selbst zu erfassen begann. Ein Gefühl der totalen Niederlage. Das Ende des Weges. Das Glück hatte ihn nun endgültig verlassen. Noch einmal einatmen, noch einmal die Augen öffnen.

"...wärst du nicht stark genug..."

Die Schwertspitze schliff lasch über den Boden, bis sie in die Luft wanderte.

"...um es wahr werden zu lassen. Lass es uns zu Ende bringen."


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