Die Hafenstadt Brandenstein
Direkt im Westen Siebenwinds gelegen, an der Küste des Meeres der Sieben Winde liegt die Hafenstadt Brandenstein, dicht gedrängt an eine natürliche Bucht liegt das Hafenviertel der Stadt, das mit seinen gedrungenen Häusern und den vielen Stegen und Anlegestellen, den Schiffen, Booten, Lagerhäusern, Holzkränen und der Werft ein Bild gibt, das vielen Häfen des Festlandes nicht unähnlich ist. Betritt der Besucher den Steg zum Hafen hin, und schafft er es, sich an den vielen Kisten und Fässern vorbei zu schlängeln, so wird man alsbald einen hübschen, aber doch recht überschaubaren Markt vorfinden dessen einfache Holzstände für den groben Umschlag von Waren aller Art sicherlich mehr als geeignet sind. In direkter Nähe findet sich tatsächlich sogar ein Kampfring in dem hin und wieder Duelle zwischen den Hafenbewohnern ausgetragen werden, nicht ohne den Jubel und das Gebrüll des Hafenvolkes, das sich um den Ring versammelt. Hier werden Wetten geschlossen und kleine Betrügereien versucht und so manches mal scheint sich der Kampf auch außerhalb des Ringes auszuweiten.

Auch die kleine Hafentaverne "Zum ollen Walross" befindet sich direkt am Hafen und ist im Bauch eines ausrangierten Schiffes gelegen. Besucht wird sie sowohl von zwielichtigen Gestalten, als auch von Söldnern und Hafenarbeitern, aber auch von Händlern und Handwerkern der Stadt. Ein gutes Bier wird man hier immer trinken können, und selbst einen abgeschlossenen Raum für Gäste die eher endophalische Bequemlichkeit vorziehen ist vorhanden.
Im Zentrum der Stadt findet sich die Burg Brandensteins wieder. Hier residiert die Regierung des Lehens, das unter der Verwaltung des Paktes der Viereinigkeit steht. Die schweren Doppeltore und dicken Mauern vermitteln den Eindruck, dass hier, in mitten der Stadt, kein Feind seinen Weg weiter finden wird als bis zu diesem Portal. Auch die Kaserne der Malthuster Wacht, der Armee und Schutzmacht des Lehens auf der Insel befindet sich im Inneren der Burg. Zumindest sollte sie sich dort befinden, doch sah ich weder Soldaten noch Wachen innerhalb der Burg oder außerhalb. Ein Nachrichtenbrett, angebracht vor dem Tor der Kaserne, war gänzlich leer und schien völlig ungenutzt. Auch das Malthuster Kabinett, das seinen Sitz ebenfalls innerhalb der Burg haben soll, scheint dort nicht erreichbar zu sein. Wohl fand ich einen Briefkasten, vor dem eine kleine Kerze in morsanschwarzer Farbe brannte. Vielleicht ein Zeichen für den Besucher, dass in dieser Burg seit Monden keine Regierung mehr residiert.
Man erzählte mir, dass die Stadt vor einigen Monden noch von Dienern des Einen besetzt war. Obgleich sie zurück erobert wurde und das Leben in den Hafenvierteln wieder so deutlich zu Tage tritt, wie man es für eine solche Stadt erwarten würde, ist es doch schwer, eine tatsächliche "Regierung" anzutreffen. Einzig eine Elfe verwaltete zu der Zeit in der ich in der Stadt auf der Suche war, die Liegenschaften. Und obgleich sie sich um die Häuser und Pachteinnahmen kümmert, scheint es mir doch recht schwer eine Gelegenheit zu finden mit der Verwaltung der Stadt in Kontakt zu kommen.
Tatsächlich berichtete man mir in der kleinen Taverne am Hafen sogar davon, dass die Verwaltung ohnehin keinerlei Einfluss hätte. Wahrlich, beinahe sieht es so aus als hätten sich Tagelöhner, Söldner, Hafenarbeiter und allerlei einfaches Volk eine kleine Existenz geschaffen in einer Stadt, die von ihrer Obrigkeit recht verlassen scheint. Umso erstaunlicher und umso stolzer können jene Bewohner auf sich sein, dass sie aus der Not eine Tugend machten und sich zusammen taten. Obgleich viele der Raubeine hier eher düstere Gesellen sind, scheinen sie doch aufeinander Acht zu geben und füreinander da zu sein. Der Umgangston ist grob, und doch nicht herablassend.
Der Tempel der Stadt findet sich im Westen und ist für eine Stadt dieser Größe recht klein ausgefallen. Nichts desto trotz hat er eine, ihm eigene, Gemütlichkeit die man nicht so schnell wieder findet. Ein kleiner Garten in dem Gemüse und Obst angebaut wird, rundet das Bild der dörflichen Atmosphäre ab. Hier finden sich die einzigen Bewohner der Stadt, die eine gewisse Grundordnung des Reiches aufrecht erhalten. Doch scheint es, dass dies nur in einem geringen Umkreis um den Tempel möglich ist.

Folgt man den Wegen aus der Stadt, so wird man rund um Brandenstein weite Felder und Graslandschaften finden. Hier und da wurden kleine und große Bauernhöfe ins Land gesetzt und sogar ein ausgeprägtes Weingut ist im Westen der Stadt zu finden. Man sagte mir, dort würde man den besten Wein der Insel finden. Ein größerer Festsaal findet sich weiter abseits der Höfe und dient der eher bäuerlichen Bevölkerung der Stadt offenbar zu kurzweiliger Zusammenkunft bei der Ernte und dem frischen Bier aus eigener Erzeugung. Auch sind hier Reste eines offenbar niedergebrannten Herrenhofes zu finden. Ein Indiz vielleicht, auf den Niedergang eines Adelsgeschlechtes, wie es in Malthuster Gebieten nicht selten der Fall war in der Vergangenheit.
Die Wege um die Stadt laden zu ausschweifenden Wanderungen ein und führen den geneigten Besucher alsbald zu einem kleinen Morsanacker im Norden vor der Stadt. Gleichsam findet sich dort auch die Küste und viele friedliche Plätze in Wald und Wiese die scheinbar oft von den Bewohnern der Stadt aufgesucht werden. Ein großer Leuchtturm befindet sich im Südosten der Stadt, direkt an der Küste auf einer eigenen kleinen vorgelagerten Insel. Der gesamte Osten der Stadt ist selbst innerhalb der Stadtmauern eher ländlich geprägt. Höfe und Felder, Tierhaltung und Gatter scheinen hier alltäglich zu sein und die Bewohner der Stadt weder in Geruch noch Geräuschen zu stören.
So friedlich das beschauliche Städtchen an der Küste liegt, so unscheinbar und still, so sehr kann man sich hier wohl fühlen wenn man bereit ist, sich einigen Dingen unter zu ordnen. So scheinen in den Straßen zwar ab und an die Templer der Kirche der Viere zu patrouillieren, doch wahrlich für Ordnung zu sorgen, das scheint eine Aufgabe die zu groß ist für die wenigen Templer. Hauptsächlich sind es Söldner, auf die man sich hier verlässt und die, gegen einen gewissen Obolus, für die entsprechende Sicherheit von Händlern und Handwerkern sorgen. Hält man sich aus Streit heraus, hat man jedoch auch gewisse Freiheiten, die in den Städten des Festlandes vergeblich gesucht werden. Auch der Genuss von Nachtschatten scheint hier keinesfalls auf Misfallen zu stoßen und der ein oder andere Ausgestoßene findet hier ein neues Zuhause. Ein Umstand, der offenbar gerade wegen der Abwesenheit der Ordnungsmacht eintreffen konnte und gegenüber dem in dieser Stadt offenbar niemand einen Groll hegt. Tatsächlich hört man in den Gassen sogar manches Mal Stimmen, die besagen dass selbst eine neu gewählte Patrizierschaft keine Macht in der Stadt hätte ohne die Söldner, Hafenschläger und Ausgestoßenen die sich am Hafen der Stadt angesiedelt haben. Und gleichsam will man es ihnen glauben, wenn man das Treiben in der Stadt nur einige Tage beobachtet.
Alles in allem verbringe ich meine Tage durchaus gern in der Stadt. Es finden sich hier außergewöhnliche Gestalten, eine Mischung all der Abenteuer, die man auf dem Festland, wie es scheint, nur erleben kann, wenn man sich die Zeit nimmt Monde durch die Lande zu reisen.