Am Endtag, den 10. Carmer des Jahres 18 nach der Krönung Hilgorads ap Mea, zur Mitte der Dunkelheit des fünften Zyklus reitet ein durchschnittlich großer Galadonier durch die Tore Brandensteins.
Falls ihm wer begegnet ist, so könnten sie sich an einen Mann erinnern, der im Galopp den Weg aus Falkensee gen Brandenstein bestritt, mit edlem, weißem Hemd sowie Schwarzbärfellweste und Schwarzbärlederhose bekleidet. Sein Gesicht dürfte größtenteils von einer tiefen Fellkapuze unkenntlich gemacht worden sein, im Fackellicht war ein Spitzbart zu erkennen.

Mit großen Schritten ging der Mann voran, seine Fackel zeigte ihm dabei seinen Weg, er bog gleich nach dem Tor nach links ein, zum Felahof, dem Hause der Tiefwasser.
Mehrere Male blickte sich die Gestalt scheinbar vergewissernd um, dann betrachtete sie das Nachrichtenbrett am Haus, anschliessend ging sie zurück und machte beim Briefkasten am Wegesrand Halt.
Aus einer Innentasche im Umhang zückte die Gestalt ein schlichtes Blatt aus Hadern, sauber und unzerknittert, welches in Windeseile im Briefkasten landete, noch ehe die ersten zehn Regentropfen die saubere und geübte Schrift des Kohlestifts verunstalten konnten.

Hohe Vogtess Tiefwasser,
mit viel Neid sehen Wir Euer unbeschwertes und glückliches Leben.
Ihr habt es weit gebracht seit Ihr auf der Insel seid, von der Blumenfrau zur Vogtess!
Damit dies auch so bleibt, was außerordentlich wünschenswert wäre, bieten wir Euch die einmalige Gelegenheit zu beweisen, dass Euch etwas an Eurer Sicherheit - die Ihr Eurer Gesundheit zu Liebe, besser nicht ausschliesslich der Brandensteiner Wache anvertrauen solltet - liegt.

(Für Euch lächerliche) Eintausend Dukaten werden ausreichen, damit alles so bleibt, wie es ist.

- Drei Tage Zeit, Euch Gedanken über unser Angebot zu machen.
- Übergabetermin sowie Übergabeort wird Euch mitgeteilt.

Da wir von Eurer Intelligenz überzeugt sind, wird es nicht nötig sein Euch mitzuteilen, dass Ihr dies hier für Euch behalten, sowie vom Hinzuziehen Dritter absehen solltet.

Eurer eigenen Sicherheit zu Liebe haben Wir es Euch doch mitgeteilt.

Denkt an Eure Sicherheit!

Bis dahin verbleibe Ich hochachtungsvoll,

Milan

Am 18. Carmer zu Beginn des 5. Hellzyklus geht eine adrett gekleidete Frau zum Osttor Brandensteins hinaus. Nach einer kurzen Biegung sieht man jene am Rande der verbliebenen Mauerreste knien und etwas in ein kleines Behältnis legen. Zum einen einen ledernen Beutel, zum anderen ein beschrifteter Lederstreifen.
Die Schrift auf dem Streifen mit schwarzer Tinte geschrieben. Fein säuberlich, ohne großartige Schnörkel gesetzt. Das Geschriebene wie ein Zitat in Anführungszeichen gesetzt.



Danach klappt sie den Deckel zu, drückt sich auf und schreitet eher gut gelaunt wieder in die Siedlung zurück in Richtung Rathaus..

Noch am selbigen Tage, und auch nur kurze Zeit später, genauer gesagt zum fünften Dunkelzyklus, sieht man einen Reiter den Weg von Falkensee nach Brandenstein bestreiten.
Das flackernde Licht der Fackel gibt immer mal wieder einen kurzen Blick auf die Gestalt frei - enganliegende, eher dunkle Kleidung, dazu eine Kappe.
Sein Pferd stellt die Gestalt an der Kreuzung der Wege, die entweder nach Brandenstein hinein- oder weiter zur Mine führen, ab. Die Fackel erlischt, und im Schutze der Schatten führt die Gestalt ihren Weg fort zum Osttor der Siedlung.
Nachdem er sich einige Augenblicke lang ausgiebig umgesehen hat tritt er aus dem Dunkel hervor und geht zielstrebig zu den verbliebenen Mauerresten, um dort im Gras nach einer kleinen Schatulle zu suchen.
Einen kurzen, prüfenden Blick durch die Umgebung später, greift sich der - durchschnittlich große, mit schwarzer Lederhose und edlem, dunkelgrünem Hemd gekleidete - Galadonier das kleine, ins Schloss gefallene Kästchen und öffnet es mit einem Schlüsselchen vom Hosenbund.

Zufrieden grinst er auf, sofort wandert die Schatulle in seine Umhängetasche...
"Eigentlich Schade, dass alles so reibungsfrei von Statten ging - dabei habe ich doch schon solch tolle Pläne entworfen...Naja, beim Nächsten dann."
...und dann zieht er weiter in die Siedlung hinein.
Es hat den Anschein als würde er mit bester Laune auf den Markt ziehen, wohl um dort einige Einkäufe zu erledigen.

Zu Beginn des sechsten Hellzyklus wandert der Mann dann mit einem Korb unter dem Arm aus Brandenstein heraus und beginnt seinen Ritt gen Falkensee, überaus zufrieden, wie manche, die ihm begegneten, wohl an seinem glücklichen Lächeln erahnen konnten...