Es begab sich einst in einer kalten Winternacht...
Arisea stapfte durch den tiefen Schnee. Die Schneeflocken, durch die Luft gepeitscht vom Wind, raubten ihr fast vollkommen die Sicht. So waren es doch nur einhundert Fuss bis zum Fluss, der das kleine Dorfe stets mit Wasser nährte, doch in der eisigen Kälte kam ihr der Weg vor wie fünfzig Armspannen. Vor dem Fluss kniete sie sich hin und zog den rostigen Dolch aus seinem kleinen Lederhalfter. Sein Griff war eingewickelt in ein dickes Stofftuch und sie trug ihn immer bei sich. War man doch nie sicher vor den Gefahren, die die Nacht mit sich brachte... Fest nahm sie den Dolch zwischen beide Hände und rammte ihn in den vereisten Fluss. Immer wieder, in der Hoffnung ein Stück des Eises herausbrechen zu können.
Sieben Tage war Tar nun schon auf Reisen. Das Verlangen nach Abenteuer hatte ihn gepackt. So hatte er beschlossen durch das Land zu streifen, üble Kreaturen zu vernichten und holde Jungfrauen zu retten. Doch die einzigen Heldentaten, die er zu tun vermochte waren das säubern verstaubter Keller von Ratten oder diverse Botendienste von Stadt zu Stadt. So musste er sich nun sein brot verdienen nachdem er beim Elternhaus keinen Einlass mehr fand. Er befand sich gerade auf dem verschneiten Weg gen Vitamafeld, einem kleinen Bauerndorf. Als litt er nicht schon genug unter der Last, der schweren Kettenrüstung so fing es auch noch am zu regnen. Schnell hatte sich der kleine Regen zu einem Schneesturm ausgeweitet, die dem jungen Krieger fast komplett die Sicht raubte. Nach einiger Zeit Zeit war der Weg nicht mehr von Feld und Stein zu erkennen und die Dunkelheit der anbrechenden Nacht ließ ihn die letzte Orientierung verlieren. Mit vorgehaltener Hand spähte er durch das Schneegestöber bis er die Umrisse einer Person erkannte. Mit aller Kraft kämpfte er sich vor bis zu der Person. Bei genauerem hinsehen erkannte er, wie die Junge Frau versuchte Eis aus dem vereisten Fluss zu schlagen. Ein warmes Gefühl kam in dem zugeschneiten Krieger auf, so hatte er doch nun die Chance eine wahre Heldentat zu vollbringen. "Kann ich euch helfen, junge Maid?", so sprühte es aus ihm heraus. Erschrocken hob sie den Kopf. Ohne auf eine Antwort zu warten zog Tar das seine Schwert aus der Scheide. Das fett hatte die Klinge daran gehindert in der Scheide festzufrieren. Mit aller Wucht rammte er es in das Eis. Ein weiteres mal und das fliessende Wasser unter dem eis kam zum Vorschein. Mit einem Tritt brach er eine grosse Eisplatte ab. Ein leises "Danke" war von der Frau zu vernehmen. Alleine hätte sie es wohl einen halben Zyklus dafür gebraucht oder wäre gar in der Kälte erfroren. "Wie kann ich euch danken?", so sprach sie, die Augen zusammengezwickt und bemüht das Gesicht des Kriegers zu erkennen. Die Kälte hatte ihm wohl den letzten Funken Anstand geraubt so schoss es aus ihm hervor: "Ich suche ein Lager für die Nacht."
Gesagt getan, so stapften sie beide in die kleine Bauernhütte. Arisea warf den grossen Eisklumpen in den Topf über dem Feuer. Ihre Eltern saßen an einem alten Holztisch, dessen Beine aus notdürftig zusammengeschnürten Holzschindeln bestanden. Überascht sahen die beiden den Krieger, der neben ihrer Tochter stand. Während Tar nach Worten suchte erklärte Arisea ihnen die Situation. Gastfreundlich nahmen sie den jungen Krieger auf und Ariseas Mutter kochte die Suppe aus dem geschmolzenen Eis besonders dick.
Am nächsten Morgen war der Schneesturm einem Hagel gewichen und es blieb nichts anderes als in der Hütte zu bleiben. Tar nutzte die Zeit um den Tisch vollends zu reparieren und half auch sonst so gut er kann.
Am Tag darauf war der Regnete es als würden die Götter vom Himmel weinen. Tar reparierte das Loch, dass die dicken Hagelkörner am vorigen Tag in das Stalldach geschlagen hatten.
Am folgenden Tag war zum ersten mal seit Tagen wieder die Sonne zu sehen. Der junge Krieger hatte keine Zeit mit einem traurigen Abschied zu verlieren, so dachte er, und schlich sich am frühen Morgen davon. Doch er hatte Arisea etwas hinterlassen und neun Monate später brachte sie ein gesundes Kind zur Welt. Und es sollte den Namen Simeon tragen...
Er hatte die Abenteuerlust das Vaters und die Gewitztheit seiner Mutter doch auch den Aberglauben des Bauerndorfes in dem er aufwuchs trug er mit sich. Schon früh tollte er mit seinem Freund Iduran durch die Wälder und trug mit ihm Stockkämpfe aus. Eines Tages war es auch für sie an der Zeit. Das Verlangen nach Abenteuer hatte sie gepackt und sie zogen in die Welt hinaus. In einer Haventaverne sprach man vom Königreich Galadon-Heredon. Man sprach von Elfen und Zwergen, von Dämonen und Drachen. Ohne lange Überlegungen kauften sich die beiden Recken Nahrung von ihrem letzten Gold und versteckten sich als Blinde Passagiere auf dem nächsten Schiff Richtung Siebenwind.
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