Nicht das selbe, dennoch gleich!
Schweiss stand dem jungen Kartenspieler Xaver auf der Stirn. Er hatte viel riskiert und bisher auch viel gewonnen... was der Haufen Dukaten vor ihm auf dem Tisch gut wiederspiegelte. Das freche Funkeln stand wie immer in seinen Augen und mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen legte er seine Karten auf den Tisch. Er wusste was sie zeigten und bisher war es nichts gutes. Nichts womit er würde gewinnen können. ,,Ach wie wär es jetzt doch fein, würdens doch vier gleiche sein", mit diesem Reim auf den Lippen deckte er die Karten auf und zeigte vier gleiche Bildkarten, was in einem ärgerlichen Knurren seiner Mitspieler endete. Man sah ihn im schummrigen Licht der wenigen Lampen der schmierigen Taverne schwer schlucken. Er hatte es wahrlich übertrieben... und was noch viel schlimmer war... er hatte nicht darüber nachgedacht das jemand anderes bloß eine dieser Karten würde haben müssen und er wäre aufgeflogen. Aus dem Umstand heraus, dass gerade der Tisch an dem er sass umgeworfen wurde und die drei anderen Mitspieler ihre Dolche zogen, stellte er fest das dies wohl der Fall war. ,,Schatten, bitte weile hier, erst später meine Füße zier!", sprach der Spieler mit einem Unterton von Verzweiflung in seiner Stimme. Hastig sprang der Xaver auf seine Füße, machte einen Satz nach hinten auf seinen Stuhl und einen Salto nach hinten. Elegant landete er, sein hellblauer Umhang umwallte die ansonsten dunkelrote Gestalt und gab ein recht selten buntes Bild in der Taverne ab. Die anderen schien von diesem Kunststück jedoch recht unbeeindruckt und kamen bedrohlich näher. Eilig warf er einen kurzen Blick auf seinen Schatten und seufzte erleichtert als er sah, das er seiner Bitte nachgekommen war und auf dem Boden verharrte wo er zuerst noch gestanden hatte... und auf dem sich gerade seine ,,Freunde" aufhielten. ,,Schatten, los, verschaff mir Zeit!" Nervös blickte er zu den drei Leuten, welche sich ein wenig verwirrt ob der Worte des Mannes ansehen. Nervös zog Xaver seinen hellblauen Hut, der mit einer langen, grünen Feder verziert war. ,,Ich... verabschied mich dann mit Eiligkeit" Grazil verneigte er sich und als seine zuvorigen Mitspieler sich gerade auf ihn stürzen wollten, stellte der Schatten einem von ihnen ein Bein, so das er gegen die anderen stolperte und alle drei zu Fall brachte. Ein scharfer Pfiff erfolgte vom Kartenspieler und der Schatten huscht zurück an seinen angestammten Platz, noch während Xaver anlauf nahm und aus dem geöffneten Fenster sprang. Lauthalt lachend hüpfte er durch die Strassen, er war guter Dinge, denn er hatte seinen Spass gehabt und war entkommen wie immer. Erst als er lauthals Geschrei hinter sich vernahm wurde er langsam nervös und wagte einen Blick über die Schulter. Was er dort sah stimmte ihn keineswegs fröhlich. Eine Gruppe Menschen eilte durch die dunklen Strassen, die Fackeln die sie bei sich trugen erhellten grob ihre Gesichter. Weder ihre Mimik noch die Worte die sie sprachen gefielen dem jungen Dunkelschelm. ,,Hängt den Falschspieler!", drang es an sein Ohr, ebenso wie:,, Tot dem Hexer!". Ehrlich gesagt hatte er völlig vergessen das sie ihm ja nachstellen könnten. Sooo schlimm war ja sein ,,Vergehen" gar nicht gewesen. Gut... vielleicht hatte er es übertrieben... aber nur ein klein wenig! Hastig sah er sich um, in solchen Situationen hatte er die unangenehme Eigenschaft keinen klaren Gedanken fassen zu können. Ein vergnügtes Lachen ertönte zu seiner Rechten und sein Kopf ruckte in die Richtung. Da war zwar eine Seitengasse, doch er konnte niemanden erblicken. ,,Na Xaver, wieder auf der Flucht? Ts, ts, ts...", hörte er eine tadelnde, ihm wohl bekannte Stimme. Er hob den Blick ein wenig an und dort sah er ihn schon mit beiden Beinen von einem Querbalken baumeln. Alte, recht zerlumpte Kleidung, doch noch immer konnte man die bunten Farben gut erkennen. ,,Zandriss! Hey Zandriss.. alter Freund... komm... lass mich nicht so hängen, hm? Hilfst mir doch sicher?" Ein langgezogenes ,,Hmmmmmmmm..." war zu hören, gefolgt von einem vergnügten Kichern und einem leisen ,,Tapp" als der Strassenschelm sich von dem Pfosten fallen liess und wie eine Katze auf allen vieren landete. Weiterhin kichernd winkte er den anderen Schelm mit und lief in die Gasse. Er machte eine einladende Geste zu eine der Türen, die sich dort auftaten, und sprach mit ruhiger Stimme:,, Dies ist wohl eher dein Gebiet, sei bloss schnell, sonst weisst was geschieht!" Mit flinken Fingern (und natürlich einem Dietrich) machte er sich schon an die Arbeit und bloss einige Sekunden später sprang das Schloss mit einem ,,Klick" auf. Rasch huschten sie hinein und drückten die Tür wieder zu. Unglücklicherweise schloss es nicht mehr! ,,W.. was nun?", fragte Xaver recht panisch. ,,Keine Panik, ich tanz für dich, mach du Musik, denn die beflügelt mich!" Ohne Wiederworte begann der Dunkelschelm gegen einen Holzpfosten in dem Haus zu trommeln und dabei zu summen. In fliessenden Bewegungen hüpfte der Strassenschelm durch den Raum, tanzte dann auf der Stelle vor der Tür und sang vor sich hin. ,,Oooooh, eine Mauer muss her, das wünschte ich sehr. In blau wär sie fein, doch grau muss es sein, zu schützen uns zwei, Diener des Allerlei!" Seine Knöchel trommelten immer wieder gegen die Tür und huschten über deren ganze Länge. Für jedes Klopfen schien ein Stein zu erscheinen und einen Teil der Tür zu verbergen, so das sie wie blosses Mauerwerk aussah. ,,Weiter, weiter, immer weiter, Gedanken fröhlich, immer heiter!", sang er vergnügt doch nunmehr mit gesenkter Stimme, als die Klänge des Mobs immer näher kamen. ,,Stein auf Stein, bau ich geschwind, täusch die Augen des Menschenkind!" Kichernd machte er einen Satz zurück als sein Werk vollendet war. Gerade noch rechtzeitig, denn die Stimmen waren nun recht nahe, es schien als würden sie direkt in der Gasse stehen. Grinsend und mit weit von sich gestreckten Armen drehte sich der Strassenschelm seinem Freund zu. ,,Na, wie war das?" Ein anerkennendes Nicken folgte der Frage und dann ein deut des Dunkelschelms auf die Hand von Zandriss. Dieser folgte dem Deut mit dem Blick und schrie leise auf, als er einen Schnitt auf seiner Hand sah aus der frischen Blut tropfte. Er musste bei seiner Schwungvollen kehrt wohl an einem Nagel hängen geblieben sein... und wie das Blut zu Boden tropfte, so geschah es auch mit seiner Konzentration. Man hatte den Eindruck die Mauer würde in rascher Reihenfolge die Farben wechseln. Erst gelb, dann rot, dann blau, dann grün... bis sie schliesslich einem Regenbogen ähnelte und langsam zu Boden floss. Rufe des Erstaunens wurden aus der Gasse laut. ,,Ups..." entfuhr es beiden Schelmen gleichzeitig und sie wanden sich der Tür zu. Schritte kamen rasch näher... Rufe... und dann flog die Tür auf... (Ende Teil 1)
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