Am allgemeinen Brett in Falkensee und in der Obdachlosenunterkunft im Vitamalinviertel wurde folgendes Pergament aufgehangen:

Wir leben in schweren Zeiten. Nirgendwo im Großgaladonischen
Reich ist die Lage so zugespitzt wie auf dieser Insel. Der
Feind ist hier näher als irgendwo sonst und nicht weniger
als das Schicksal unserer Zeit hängt an dieser Insel. Unter
solchen Umständen sollte man meinen, dass das Volk zusammenrückt
und miteinander gegen die täglichen Herausforderungen kämpft.
Leider ist dies wohl nur ein Wunschtraum. Es gibt bestimmte
Personen in unserer Gesellschaft, die das Vertrauen
untereinander und zueinander immer wieder schwächen. Anders
kann ich es mir nicht erklären, dass jene, die all' ihre
Arbeit in das Gemeinwohl des Volkes stecken auch jene sind,
die immmer wieder von Schurken ausgeraubt werden.

Manch einer wird sich nun sicher fragen: Warum schreibt ein
Geweihter Vitamas solche Zeilen? Brauchen nicht auch Diebe
etwas zu essen? Das ist wahr, auch sie benötigen Nahrung
und Kleidung. Doch wie kann es sein, dass sie immer wieder
bei Heilern und Dienern Vitamas einbrechen und ihnen das wenige
was sie haben noch stehlen? Ist das noch Vitamagefällig? Nein,
das ist höchste Ketzerei und Verachtungswürdig.

Lasst mich dazu konkret werden: Am gestrigen Tage war es einmal
mehr soweit: In unserem Haus wurde eingebrochen. Mit "uns" meine
ich Samira (Heilerin) und Benion (Hochgeweihter Vitamas) Sandelholz.
Jene die uns kennen wissen sicherlich, dass wir dem Orden der
Tränen Vitamas angehören. Der Orden hat sich der Hilfe an den
Hilfsbedürftigen verschrieben. Wir geben Kleidung und Nahrung
kostenlos aus, die aus Spenden finanziert werden - denn wir selbst
haben keine Einnahmen. Zusammen haben wir schon mehreren Personen
das Leben gerettet, einigen Kindern geholfen das Licht Tares zu
erblicken und mehrere Paare in den Bund der Ehe überführt. Für
all' dies haben wir nie etwas verlangt. Viele Freunde haben
wir dadurch bekommen - über was ich sehr glücklich bin. Luxus
ist etwas was wir uns nicht leisten können - und wenn doch, dann
haben wir diese Dinge als Dank geschenkt bekommen. Doch der ganze
Lohn unserer Arbeit besteht daraus, dass diese Geschenke die uns
einst gemacht wurden, langsam aber sicher aus unserem Haus
gestohlen werden. Ist das gerecht?

Es ist ja nicht so, dass Nahrung gestohlen wird - nein, drei
beschriebene Bücher stahl man uns. Eines war ein Geschenk zur
meiner Weihe, ein weiteres war ein Geschenk zur Hauseinweihung
und das dritte war ein ein Geschenk meiner Frau an mich. Was
der Dieb damit will kann ich mir nicht vorstellen, sind sie
doch nur von emotionalen Wert. Ist die Raffgier auf dieser
Insel wirklich so schlimm?

Ich habe immer an das gute im Menschen geglaubt. Nicht zu letzt
deshalb setze ich mich für Arme ein, die am Boden unserer
Gesellschaft leben. Doch wir haben nicht die finanziellen Mittel
diese Hilfe weiter aufrecht zu erhalten sollten solche Einbrüche
noch öfter geschehen. Nur weil wir anderen helfen sind wir nicht
dumm. So möchte ich dem Dieb eins ausrichten: Du hast dich in
dein eigenes Fleisch geschnitten. Sollten die Einbrüche in
unser Haus weitergehen, so werden wir von jeglicher wohltätiger
Arbeit zukünftig absehen - auch wir müssen von irgendetwas leben.
Wäre es nicht Schade, wenn es erst soweit kommen müsste?

Zum Schluß noch eine Bitte: Sollte jemand von euch in der nächsten
Zeit ein Buch über Kräuterkunde, ein Buch mit alltäglichen Sprüchen
oder eine Geschichte des Horwah Meralion angeboten bekommen oder aber
drei Bücher aus denen sichtlich viele Seiten herausgerissen wurden,
so haltet diese Person fest und meldet euch bei mir.

gez.
Hochwürden Benion Sandelholz,
Hochgeweihter Vitamas,
Abt des Orden der Tränen Vitamas.