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 Betreff des Beitrags: Des Malers Rosentanz
BeitragVerfasst: 29.10.06, 13:07 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 3.10.05, 17:14
Beiträge: 183
Die schlanken Finger glitten wieder und wieder über die Gitterstäbe. "Er blutet nicht. Ich blute noch." Bin ich wahnsinnig...? Noch während er sich das fragte, antwortete die Stimme ein sanftes "Weit, weit entfernt davon", und auch wenn sie nur in seinen eigenen Ohren Erwiderung gab, beruhigte es ihn.

Selten war Unfähigkeit in dieser Art vorgeführt worden. Er hatte nicht nur nach den Regeln des Feindes gespielt; er hatte sich vielmehr selbst unterworfen und beste Karten gehabt, nicht nur sich selbst in den Tod zu führen. Alles war so unwirklich gewesen, und dennoch würde es nicht zu übergehende Konsequenzen nach sich ziehen. Ein Mitwisser mehr ... und keiner, den er sich gewünscht hätte. Aber er hatte sie gewarnt. Sie würde sich fürchten, und das war der Sinn der Warnung.

Es war nicht unbedingt Mitleid, das er empfand. Das empfand er nicht einmal für sich selbst in diesen Augenblicken. Es war eher das Entsetzen darüber, dass dies kein Dämon war, wie er ihn erwartet hatte. Dass er ihm nicht nur ähnlich war.

Seine Schwester blieb ihm im Gedächtnis. Warum, wusste er nicht, aber er wollte sie in ein Gemälde bannen - allein ihrer Schönheit wegen, die ob ihres gewöhnlichen Blutes atemberaubend war. Auch wenn er sie nicht hatte genießen können. Merkwürdigerweise schien Anna, der er so sehr verfallen war, ihm dagegen wie ein kleiner Stern neben dem Vitamalin. Vielleicht war es die Geste. Dutzende Male geübt. Bittersüße Erinnerungen.

Die Gedanken verloren sich salzig. Es war vorüber, es war Vergangenheit. Er hatte einen Schutz um sich, der ihnen gewachsen war. Etwas an dem Gefühl schmeckte merkwürdig. Ungewohnt. Erst nach einer Weile verstand er, was ihn so verwirrte.

In dieser Nacht schlief er unruhig. Die wunderschönen Züge der Schwester wanden sich mit dem makellosen Körper durch den Raum, dessen Boden von blutroten Rosenblüten bedeckt war. In jedem Augenblick sah er darin die Maske des Dämonen, und er wusste nicht, ob es Abscheu oder Mitleid war, wenn er zu fühlen versuchte, was er dafür empfand. Während er mit der blassen Schönheit über den Blätterboden mehr schwebte, getragen von der donnernden Sinfonie einer Orgel, die den Raum flutete wie das farblose Licht aus den Fenstern unter dem Dach, sah er immer wieder das zweite Paar, seine Schwester und seine Geliebte, zwei wundersam unnahbare Schönheiten, die sich unter dem gleißenden Klang wanden. Vor dem dritten Tanzpaar verschloss er die Augen. Der Dämon und das Mädchen. Es war kein Tanz, es mutete mehr an wie eine Jagd, bei der niemand wusste, wer wen über den Rosenblätterboden verfolgte. Das Glänzen ihrer Augen, das tote Lächeln seiner blutleeren Lippen, er fürchtete, mehr darin zu sehen, als er sehen wollte.


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BeitragVerfasst: 29.10.06, 15:18 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 14.04.06, 23:40
Beiträge: 28
Zu den Klängen der traurigen Musik wirbelte sie herum. Das lächelnde Gesicht zog sie in ihren Bann. Die Arme hielten sie in schmerzhafter Umarmung gefangen, als würden sie, sie nie mehr entlassen.
In der Traumwelt vermischte sich der dunkle Stoff seiner Kleidung mit ihrem hellem Kleid.
Färbte darauf ab und nach wenigen Umdrehungen schien ihr Kleid grau, fast schwarz zu schimmern.

Bild Bild

Er ließ sie für einen Augenblick frei, die Finger fest um ihre Hand geklammert so dass nur wenige Handbreit Entfernung zwischen die Körper kam.
Das Gefühl der Hilflosigkeit mischte sich mit Rachedrust und sie legte den freien Arm wieder auf die schlanken Schultern.
Bohrte die Fingernägel in die Haut, doch unter dem Druck löste sich die Schulter auf... verschwomm und wie Dunstwolken bei einer starken Briese trieb die Gestallt auseinander, entfloh ihren Armen...

Das Zweite Paar wirbelte weiter auf der Tanzfläche umher. Beide Gesichter benetzt von Tränen.
Mitleid in Ihrem, Schmerz und Erkenntnis im Gesicht des anderen.
Während das Paar immer weiter von ihr sich entfernte tratt sie selbst in den Schatten, welcher die Umgebung der Tanzfläche umhüllte zurück.

Der Stoff ihres Kleides kaum mehr zu unterscheiden von der gestalltlosen Dunkelheit, so verriet nur das leise Geraschel des schweren Stoffes ihre Bewegungen.

Annas Gesicht, ein heller Fleck in der Düsternis, um sie herum das Blut der Familie.
Die geschriebenen Worte schlängelten sich um die totenbleiche Haut der Schönheit.
Wie kleine Schlangen leckten sie an den wachsweißen Wangen um sich dann als Kranz auf das Gesicht zu legen, der mit all der Bitterkeit und Bosheit der Worte, die Umgebung nun erhellte.

Die letzen Töne des Rosentanzes verklangen, und die Dunkelheit verschluckte selbst das traurig anmutende Lichtlein der Wörter.


Zuletzt geändert von Luca: 29.10.06, 16:37, insgesamt 1-mal geändert.

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