Es war im siebten Nachtzyklus. Die Mine nördlich von Seeberg, Ausgangspunkt des Geschehens das die nächsten Stunden über die Insel durchfahren sollte.
Große Steine versperren den Eingang, trügerische Sicherheit steht zwischen den bewohnten, verschneiten Grünlanden und der Höhle, voll von Untoten und namenlosen Schrecken. Nichts regte sich… fast nicht. Ein einzelner Kiesel rollt von dem Steinhaufen, fällt leise in den Schnee. Dann setzt sich, Stein für Stein die gesamte Masse des Erdrutsches in Bewegung. Leise, ungehört von den Wachen des nahen Seebergs schieben sich die Steine zur Seite, und erstes Licht fällt in die dunklen Tunnel. Ein letztes Poltern ertönt und der Eingang ist frei.
Aus den dunklen Tiefen steigt eine Gestalt hervor. Gleichmäßig, rhythmisch tockt der Stab auf den Boden, eine verhärmte, wächserne Miene schiebt sich in das Licht Astraejons und Vitamalins. Kurz blickt sich der Liche um, hebt seine knöcherne Hand, deutet vor sich auf den Boden. Wenige Momente später kriechen hintereinander drei weitere Gestalten, schrecklich anzusehen, hervor. Zombies, Untote deren Fleisch in Fetzen von ihren Knochen hängt. Einer aufgedunsen, was sein ehemals fettes Fleisch noch mehr hervorhebt, eine Kriegerin in schäbiger, verrosteter Rüstung, deren einer Arm fehlt und deren Rippen durch die tödliche Wunde hervor blicken, und zuletzt eine hochaufgeschossene, aber gebückt gehende Gestalt aus deren zerfetzter Kehle ein schauriges Keuchen hervordringt.
Der Liche lacht heiser, schaurig und setzt sich auf den Weg, flankiert von seiner untoten Leibgarde. Seine Schritte führen ihn nach Osten, gen der Lavabrücke. Dann folgen sie weiter dem Weg, die Straßen sind leer, das Volk wohl in der sicheren Stadt, bei der Messe zum Schutze vor der Bedrohung, die näher ist als sie glauben, als die Untoten die Mauer entlang wanken, an Falkensee vorbei. Ein Reiter erbleicht beim Anblick des Trupps und gibt seinem Pferd die Sporen.
Die Untoten überqueren die Brücke westlich Falkensees, wanken weiter durch den Wald auf Brandenstein zu. Niemand sieht sie, keiner hört sie und ihr ab und an klagendes Aufheulen. Auch hinter dem Schlachtenpass und am Tor Brandensteins, niemand. Erst am Bellumsschrein, zwei Gestalten. Eine verhüllte Frau, ein Diener des Bellums. Ein Elf kommt den Untoten entgegen, erstarrt vor Angst während die beiden vom Schrein herbei eilen.
Einmal deutet der Liche umher, seine Diener hören den tonlosen Befehl. Jeder von ihnen wirft sich auf eine der Gestalten während der untote Magier gelassen weiter schreitet, gen Hafen.
Der elfische Bellumsdiener, er erhebt sein Schwert, und sowohl die Klinge als auch seine Augen glühen rot auf. Die Frau zieht ihr Schwert, umgeht den plumpen Angriff des Zombies. Der Elf, er lässt seine Blätter fallen, und nur das Eingreifen der Frau verhindert das er wehrlos von seinem Gegner niedergestreckt wird. Doch als sie den Elf rettet, dreht sie dem Zombie den Rücken zu, und erst als sich die Klauen seiner Hände in ihre Schultern bohren bemerkt sie ihren Fehler. Gleichzeitig ergeht es dem letzten Zombie, dem fetten, schlecht, denn die Klinge des Elfen trennt geschickt Stück nach Stück von ihm ab. Zweigeteilt liegt der Zombie, der es wagte sich einem Bellumsdiener zu stellen, darnieder, während sich die Frau den Klauen entwindet und sich zur Verteidigung bereit macht.
Doch dies ist der Moment, in dem das Schlachtenglück sich wendet, den in diesem Moment kehrt der Liche zurück. Ihm folgen einige grausam aufgedunsene, wächserne Leichen. Manche tragen noch Fetzen von Matrosenkleidung, und mancher der die Geschichte der Insel kennt mag sich denken können woher sie stammen. Sie alle werfen sich gemeinsam auf den Bellumsgeweihten, und trotz seiner geweihten Klinge und seiner Schwertkünste ist er der Übermacht und der Magie des Lichs, der nun Feuer nach den Lebenden wirft, nicht gewachsen. Er geht in verzweifelter Verteidigung zuerst in die Knie, dann zu Boden und bleibt bewusstlos liegen. Zur selben Zeit erliegt auch die Frau ihrem Gegner, nicht ohne ihm Schwerthiebe zuzufügen die jeden lebenden Mann getötet hätten. Doch dies war kein Lebender, und so war eine auf ihre Schläfe heransausende Klauenhand das letzte was sie sah bevor die Welt schwarz wurde.
Die Untoten ließen von den bewusstlos Geschlagenen ab, ziehen sich zurück und erwarten die Befehle ihres Meisters, welcher weiter voran schreitet, denn noch ein anderes Ziel hat er. Hilflos muss der Elf vom Bellumsschrein aus und die wieder erwachende Frau mit ansehen, wie die Schar der Untoten weiterzieht.
Erneut trafen sie niemanden, bis sie halt machten. Die Wellen an der Küste des verwüsteten Westhever brandeten rauschend, ungerührt von dem makaberen Spektakel. Erneut ließ der Liche seine finstere Macht wirken, nach und nach brechen Klauenhände aus dem Boden hervor, klettern verfaulende Wesen ans Tageslicht. Die Untoten erheben sich, gesellen sich zu den Anderen, eine gewaltige Schar aus Ghulen, Skeletten und Zombies hatte sich inzwischen gesammelt. Die drei ersten Zombies, wie Leutnante gefolgt von einem kleineren Trupp ragten aus der Menge hervor, der zweigeteilte aufgedunsene Leichnam wurde von einer der Matrosenleichen getragen. Als das schaurige Schauspiel endete setzte sich der Liche erneut in Bewegung.
Das Tor Falkensees, gewandt zum Süden. Die Wache, die selten mehr Aufregung erlebte als den gelegentlichen Ferrin, ließ fast ihre Hellebarde fallen als sie die Gestalten erblickt welche aus dem Wald wankten. Hastig eilte der Wächter fort, gen Marktplatz während sich die Untoten vor dem Tor formierten. Ein erneuter Zauber des Lichs ließ die Untoten siegesgewiss aufheulen und von einem grünen, unheiligen Leuchten erglühen. Dann wälzte sich die verfaulende Menge vorwärts. Einige Krieger, die zum Tor geeilt waren mussten fliehen oder wurden einfach überrannt. Zuflucht fanden die Leute im Tempel, und kurz nachdem sie sich verbarrikadierten hämmerten schon die Untoten gegen das Tor.
Unendlich lange müssen die Momente den Verteidigern vorgekommen sein, bis endlich die Erlösung nahte. Schlachtrufe tönten vom Tor, vom Wall her hatten sich die Verteidiger des Grünlandes genähert und sogleich drangen sie auf die Untoten die sich sofort herum wandten ein. Alle unheilige Magie half nichts, und wenn auch mancher Verteidiger der Stadt niedergestreckt wurde so waren es am Ende die Untoten die zerstückelt zu Boden sanken. Der Liche selbst beobachtete das Spektakel eher unbeteiligt, fast so als wolle er nicht einschreiten, und tatsächlich, als die Schlacht entschieden war und nur noch einige Zombies mit ihren Gegnern rangen, verbarg sich der unheilige Magier hinter einem Wall von Ebenbildern seiner selbst und floh. Der Hauch des Todes und der Fäulnis lag über dem Tempelplatz… Doch die Stadt war gerettet.
Dieses Mal.
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