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 Betreff des Beitrags: Verschlingende Dunkelheit
BeitragVerfasst: 28.01.07, 20:25 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 23.11.05, 20:47
Beiträge: 17
Ich lausche meinem rasenden Herzen, dem flachen Atem, spüre, wie die kalte Morsansluft in meinen Rachen und in meine Lungen schneidet. Mein Körper liegt matt auf dem hartgefrorenen Waldboden, während sich meine bloßen Finger in ihn graben. Sanft rieselt der Schnee hinab, durch die kahlen, hohen Bäume und bedeckt alles um mich herum mit einem verlogenen Hauch von jungfräulichen Weiß.
Mein ärgster Feind, das habe ich die letzten Wochen spüren dürfen, bin noch immer ich selber. Meine Schwäche, meine Ängste, die Zweifel, wenngleich sie auch allmählich aus meinem Geist geprügelt wurden.
Ein Tritt in die Seite, ich höre meinen Namen, doch erscheint er so fern. Wieder ein Tritt und Regung geht nun durch meinen Leib, ich erhebe mich, spüre dabei jeden einzelnen Knochen, jeden harten, erbebenden Muskel. Ich zittere, während ich mich abmühe Haltung anzunehmen, meinem Gegenüber jedoch nicht in die Augen blickend.
Befehle werden gesprochen, Worte bahnen ihren Weg durch meinen Geist. Ich nicke, spreche leise "Wie ihr wünscht, Herr", warte darauf, dass er mich entlässt, um mich dann mühevoll zu straffen, Haltung anzunehmen und mich weiter zu schleppen.
Warum, frage ich mich so oft und manches Mal glaubte ich die Antwort verloren zu haben, nur schob sich doch in so manch' einsamen Moment sein Antlitz von meinen Augen, der Grund, warum ich diesen Weg beschreite.
Und doch - ist er es allein? Stärke versuche ich zu erlangen und ich weiss, dass mir auf diesem Pfad nichts geschenkt wird. Der Herr über die Schatten, mein Gottkönig, verschenkt nichts an Schwächlinge. Nur der Starke allein obsiegt, überlebt und ich werde stark sein!
Ich erinnere mich jedes Mal an den Moment, als ich erkannte - ich hatte ein Wildkaninchen beobachtet, wie es von einem Adler gerissen wurde. Wie stark und kraftvoll der Greifvogel aussah, als er sein Opfer erbarmungslos tötete - ganz ohne Reue, ohne zu zögern. Das, so hatte ich erkannt, ist die Natur und so ist auch unser Leben von dem Sieg der Starken über die Schwachen bestimmt.
Waren es nicht mächtige Feldherren mit ihren gewaltigen, waffenstarrenden Armeen, die Endophal oder das Norland besiegten? Nie waren es gnadenvolle Priester der Vitama, die den Menschen in diesen Landstrichen sagten, sie mögen sich doch bitte Galadon unterwerfen.
Gewalt, Kraft, Stärke - allein das zählt, um an seine Ziele zu kommen und allein diese Bestrebung nach Macht fordert auch der Eine von mir.
Ich habe es erkannt und in dem Moment wich jeder Zweifel. Allein die Schwäche, die ich so manches Mal spüre, wenn ich zerschunden am Boden liege, gilt es noch zu tilgen, dafür die Schwäche der anderen auszunutzen, jener, die nicht meinem Pfad folgen.

So wie einst - einst, auf dieser Insel weit im Westen, welche verborgen liegt im Nebel meiner Erinnerungen.


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 21.04.07, 03:53 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 23.11.05, 20:47
Beiträge: 17
Der Wind riss an meiner schlichten, alten Robe, während ich meinen Blick noch einmal zurückwand. Der Weg erschien länger als der reale, den ich ging.

Durch das tiefste Dornengebüsch war ich gekrochen und geflohen, auf der Flucht vor Schwäche und vor Versagen, während meine Haut zerrissen und zerkratzt wurde. Dann fand ich die Schwäche und den Grund des Versagens in mir und nannte es "Vergangenheit".
Durch dunkelste Täler war ich gestolpert, suchend nach einem Licht, was mich leitete, was mir half und mir Geborgenheit und Schutz versprach. Bis ich das Licht in mir selber fand, meine Stärke erkannte und sie "Zukunft" nannte.
Monde vergingen, während ich kämpfte, litt und oft am Rande der Verzweifelung wandelte.
Monde in denen mich nur eine Erinnerung aufrecht erhielt, doch bald war etwas anderes da, was mich selbst auf vor Erschöpfung zitternden Beine wieder aufrichten liess. Ich fand meine Stärke.
Es war eines späten Nachmittags, als ich am Rande einer weiten, sonnenbeschienen Lichtung sass und meinen Gedanken nachging. Darüber, woher ich kam, wohin ich ging und wohin nun mein Weg mich führen würde. Da sah ich im hohen Gras der Lichtung etwas durch das Grün schleichen, still und leise auf Samtpfoten hinüber zu einer Stelle, an dem ein Hase sass und etwas vom frischen Grün frass. Eine wunderschöne, majestätisch wirkende Waldkatze näherte sich ihm, voller kraftvoller Eleganz ihre Bewegungen, doch auch gepaart mit einer unnachgiebigen Stärke und einem unerschütterlichen Selbstbewusstsein in ihrem Auftreten. Sie verharrte unweit von ihm und drückte sich noch dichter an den Boden ran, lauerte einen Moment, ehe sie sich dann vom Boden abstiess, den Hasen riss und ihn sogleich mit einem gezielten Nackenbiss tötete.
Nur der Stärkere überlebt und als ich sah, wie anmutig sie ihr Opfer tötete, kam in mir stille Bewunderung für dieses Wesen auf. Wie diese Katze wollte ich werden - stark, triumphierend über die Schwachen, die den schlichten Versuchungen erlagen. Denn nur die Starken belohnt der Herr.
Später am Abend sprach ich mit meinem Meister darüber, als wir alle zusammen in einer kleinen Runde beisammen sassen und ein einfaches Mahl aus dem, was der Wald hergab, zu uns nahmen. Er nickte, wohl zufrieden, zu meiner Beobachtung und schärfte mir ein, dieses Bild, was ich sah, nie zu vergessen.
Ein Raubtier wollte ich nun sein, kein Hase mehr.

Ein langer Weg war es bis hierher gewesen, ein neuer lag nun vor mir und ich richtete meinen Blick wieder vor. Das Meer breitete sich vor mir aus, Möwen zogen über mich kreischend hinweg und ich zog tief die frische, salzige Meerluft durch meine Nase ein.


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