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 Betreff des Beitrags: Ein dumpfes Gefühl...
BeitragVerfasst: 30.09.07, 13:49 
Einsiedler
Einsiedler

Registriert: 11.03.07, 03:17
Beiträge: 61
Ein kurzes Surren in der Luft – die Fensterläden schlagen gegen die Wand. Ein kalter Windhauch bahnt seinen Weg durch das Zimmer und streift die junge Frau, die barfuss auf den Holzdielen steht. Ihre Zehen verkrampfen und krümmen sich schmerzhaft in das Holz. Ihre Augen sind weit geöffnet. Einige dünne rote Adern zeichnen sich darin ab. Der Blick richtet sich auf ein kleines Stück Pergament ohne es wirklich zu sehen. Die Schrift darauf ist längst verschwommen.

Der Wind umspielt die Statue einige Zeit lang, bis er schließlich gelangweilt aufgibt – sie will sich nicht regen. Als er surrend das Zimmer verlassen will, zuckt ihre Hand. Er verharrt. Langsam gleitet das Pergament aus den zarten Fingern. Es schwebt einen Moment in der Luft, bevor der Wind es aufwirbelt und mit ihm verspielt durch den Raum tanzt.

Die Statue sieht ihm eine Zeit lang zu, bis er das Pergament sanft auf dem zerknüllten Bett ablegt. Als sie schließlich die verkrampften Füße hebt, knarrt der Boden. Mit jedem ihrer Schritte hallt es dumpf. Kein Wort – kein hörbarer Atemzug. Langsam schweift der Blick durch den Raum. Wie kann sich Holz so schlagartig wandeln? Jede Diele, jedes Wandstück, alles ist erfüllt von… von… einem Gefühl.

Die zerrissenen, zarten Hände schlingen sich durch die Tasche und greifen. Sie ziehen drei Rosenköpfe heraus, die seit einigen Mondläufen darin liegen – sorgsam miteinander verflochten. Selbst sie wurden davon erfasst. Langsam… schwebend… seufzend… fallen sie aus den Händen… auf den kalten Boden.

Die Luft steht still. Kein Vogel singt vor dem geöffneten Fenster. Kein Sonnenstrahl wagt seinen Weg hinein. Kein Ton, kein Wort bricht die Stille. Gleich wird es zusammenfallen … nur wenige Atemzüge … die Welt wartet … ein sachtes Zittern … eine einsame Träne… gleich … jetzt … bricht es in zwei.

Dumpfe Schritte verlassen den Raum, gleiten die Stufen hinab, durchqueren Tür um Tür, bis auch die letzte zurück ins Schloss fällt. Vögel fliegen auf.





Zurück bleibt ein leeres Haus ohne Worte. Einzig die Tür am Nachbarhaus hält eine schweigende Botschaft bereit: Am Türknauf wurde etwas befestigt: Eine von einer dunkelroten Blume umschlungene alte Feder.


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 1.10.07, 11:54 
Festlandbewohner
Festlandbewohner

Registriert: 22.05.07, 17:46
Beiträge: 475
Gleichmäßig tanzt die geschmückte Feder mit dem Gesang des Windes. Minute um Minute, Stunde um Stunde dreht sie unaufhaltsam Pirouetten, hüpft, gleitet und springt mit der sanften Brise der Nacht. Solang, bis die ersten Sonnenstrahlen auftauchen und die Vögel anfangen zu zwitschern.

Torkelnde Schritte gehen durch das Haus. Das leichte Scheppern von Töpfen und Messern. Das Geräusch der gespannten Bogensehne. Das Knirschen des Leders.

Eine kleine Böe kommt auf und die Feder tanzt bis zur Ekstase, die ein abruptes Ende findet.
Umschlungen von starken, aber zarten Fingern wird sie vom Faden befreit und begutachtet.
Ein Atemgeräusch erklingt im Raum.
Nicht deutbar ob ein seufzen oder aufatmen.
Vermutlich war es irgendetwas zwischendrin.
Vorsichtig wird die Feder auf den Kaminsims gelegt.

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