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 Betreff des Beitrags: Kleine Elster
BeitragVerfasst: 26.11.07, 13:32 
Einsiedler
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Früh am Morgen erwache das Mädchen im Heilerhaus. Ihr Hals brannte noch immer und schmerzte. Sie wusste, dass sie noch immer kaum sprechen konnte.
Sie setzte sich auf und sah an sich hinunter. Die Fellkleidung, die sie trug, war warm und sehr weich. Es fühlte sich schön, aber auch sehr ungewohnt an. Die Kleidung kam ihr fein vor. Solche Kleidung hatte sie schon öfter gesehen, aber nie an sich selbst. Das Mädchen betrachtete sich eine Weile. Je mehr sie dies tat desto unwohler wurde ihr. Bis sie mit dem Schluss aus dem Bett stieg, das sie nicht in diese Kleidung passte.
Diese Menschen waren sehr nett zu ihr gewesen. Sie hatten ihr die Kleidung schenken wollen. Aber, wollten sie das wirklich? Was würden sie von ihr verlangen?
Sie hatte schon zu viel mitgemacht um daran zu glauben, dass es Menschen gab die freiwillig anderen halfen. Früher oder später würden sie doch etwas verlangen oder sie sogar zu etwas zwingen, schoss es ihr durch den Kopf.
Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend befreite sie sich wieder von der Fellkleidung und schlüpfte in ihre alten, kaputten Kleider. Ihr war nun zwar wesendlich kälter, aber sie fühlte sich auch wohler.
Mit der Fellkleidung auf dem Arm schlich sie auf das Haus in Brandenstein zu, in dem sie noch am Abend zuvor gebadet hatte. Sie hoffte auf eine Kiste oder etwas in der Art, in dem sie die Kleidung ablegen könnte. Doch etwas dergleichen fand sie nicht. Stattdessen stieg sie die Treppe zu der Terrasse hinauf und warf das Bündel über das verschlossene Tor hinweg auf die Terrasse.
Sie war sich immer noch nicht sicher ob es richtig war dies zu tun. Möglicherweise verärgerte sie so die Menschen die so hilfsbereit zu ihr gewesen waren. Vielleicht hatte sie aber doch Recht und entkam ihnen so.

Als sie aus dem Stadttor hinaus trat brannte nicht nur ihr Hals, auch in ihren Augen brannten Tränen. Es dauerte eine Weile, bis sie sich eingeredet hatte, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.


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BeitragVerfasst: 27.11.07, 21:33 
Festlandbewohner
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Zwei Tage lang hatte sie die Kleine gesucht. Zwei Tage in denen sie sich wirklich große Sorgen um sich gemacht hatte und heute hatten sich ihre Bedenken leider bewahrheitet. Die Kleine tat ihr immer noch leid, jetzt mehr denn je. In welche Gesellschaft war sie da nur hinein geraten? Konnte man ihr da überhaupt noch heraus helfen, wenn sie ihm scheints mehr vertraute als den Leuten im Haus? Vielleicht nicht. Es war tragisch. Sie schien soviel mitgemacht zu haben in ihrem kleinen, kurzen Leben, die blauen Flecken die ihren schmächtigen Leib bedeckten, wiesen nur zu eindeutig darauf hin und dann hängte sie sich gerade an diese Art Mensch, gerade an solche, die nichts anderes mehr im Sinn hatten, als ihren eigenen Vorteil.

Armes Kind.

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BeitragVerfasst: 30.11.07, 18:58 
Einsiedler
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Das Mädchen hatte sich zum schlafen wieder in dem alten Schiff unterhalb der Stadt versteckt. Es war der einzige Ort den sie als sicher und trocken genug empfand um dort auch ungestört schlafen zu können.
Früh am Morgen öffnete sie schluchzend die Augen. Sie bemühte sich den bösen Traum, der in ihrem Kopf wütete, abzuschütteln. Oder besser gesagt, die Erinnerungen daran wie sie sich aus Angst die Seele aus dem Leib geschrieen hatte, bis sie ihre Stimme verlor. Ihr Arm erinnerte sie noch einmal schmerzhaft an die Fausthiebe, die sie einstecken musste.
Das Mädchen schüttelte heftig den Kopf, um den Gedanken loszuwerden. Was ihr auch gelang. Doch statt böser Gedanken bekam sie nun Kopfschmerzen. Zu allem Überfluss ergriff ein beklemmendes Gefühl von ihrem Herzen besitz. Sie fühlte sich einsam. Noch vor ein paar Wochen hatte sie mit ihrer besten Freundin zusammen in einem Bett geschlafen und sich wohl gefühlt.
Nun lag sie hier allein und fror. Auf einer Insel dessen Namen sie nicht einmal kannte, in einer Stadt von der sie ebenso wenig wusste wie sie heißt und ohne Stimme. Dann waren hier auch noch diese Menschen, die ihr ständig Dinge schenken wollten. Kleidung, Essen.. eben alles mögliche. Dann noch diese, die nicht verstehen wollten warum sie diese Geschenke nicht annehmen wollte.
Diese Menschen in ihrem riesigen Haus, die einem Mädchen das sie nur seit wenigen Augenblicken kannten sofort teure Fellkleider schenkten. Wie sollten sie verstehen wie schwer es ihr fiel so etwas anzunehmen, weil sie daran gewöhnt war nie etwas einfach so geschenkt zu bekommen. Wie sollten sie verstehen wie gefährlich es sein konnte jemandem Vertrauen zu schenken. Wie sollten sie? Diese Menschen hatten ihre Hilfe aufgedrängt und sie sogar zum Baden gezwungen. Nun waren sie beleidigt und das Mädchen fühlte sich furchtbar schuldig. Es tat ihr weh so jemanden zu verärgern. Aber was sollte sie tun?

Sie konnte inzwischen kaum noch sprechen, denn es tat ihr weh. Die heilenden Getränke und die Bonbons, welche sie erhalten hatte, hatte sie ausgetrunken und aufgegessen. Wie sie es tun sollte. Und Anfangs hatte es ihr auch geholfen. Sogar soweit das sie sehr viel mehr sprechen konnte ohne schmerzen zu haben.
Doch nun konnte sie spüren, dass es schlimmer wurde. Ihr Hals brannte und statt zu sprechen musste sie immer wieder husten.
Dann waren da noch diese, die schon beleidigt waren wenn sie nicht mit ihnen sprach. Aber wie sollten sie wissen, dass sie einfach nicht reden wollte weil es ihr weh tat? Wieder fühlte sie sich schuldig.
Außerdem hatte sie noch diese ganzen Sachen, die sie mit sich herum tragen musste. Dinge die diese Menschen ihr geschenkt hatten. Das Mädchen hatte kein Versteck für die Sachen. Sie wusste nicht wohin damit und alles tragen konnte sie nicht mehr lange.
Aber am meisten Angst machte ihr das Geld, welches ihr die Elfe geschenkt hatte. So viel Geld hatte sie nur selten in den Händen gehabt und sie hatte schon Menschen für weniger Geld sterben sehen. Sie wusste das sie zumindest den größten Teil davon wieder loswerden musste, bevor jemand kam der ihr deswegen wehtat.
Was sie mit dem Geld tun musste, wusste sie allerdings schon. Er würde früher oder später sowieso wieder etwas von ihr verlangen. Sie hatte lange darüber nachgedacht. Er war niemand der mit der Faust wedelte und ihr von vornherein erklärte was er alles mit ihr tun würde, wenn sie nicht tat was er verlangte. Trotzdem hatte sie Angst und wagte es nicht nein zu sagen. Besonders als sie der Frau das Armband nehmen sollte. Ausgerechnet der Frau, die sich so bemüht hatte ihr zu helfen. Ja, sie hätte am liebsten nein gesagt, aber sie hatte nicht den Mut dafür aufbringen können. Auch dieser Frau würde sie nie wieder in die Augen sehen können. Und auch ihr musste sie die Sachen wiederbringen. Vor allem das Kleid, welches sie eigentlich gern mochte. Doch ein Kleid passte einfach nicht zu einem Kind wie ihr.

Aber wie sollten sie das wissen?
Es tat ihr weh. Sie fühlte sich schuldig.

Aber wie sollten sie…

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BeitragVerfasst: 4.01.08, 23:37 
Einsiedler
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Wovon sie erwachte, wusste sie nicht mehr. Sie war sich sicher, dass dort ein Geräusch gewesen sein muss. Aber nun war es wieder still. Still und kalt. Das kleine Mädchen kuschelte sich so eng es ging in den Fellumhang und die Robe. Doch ihr war trotzdem kalt. Aber eigentlich war ihr ja immer kalt. Ob das nun an dem Ort lag, an dem sie schlief oder daran das sie ohnehin ständig erkältet war, wusste sie auch nicht.
Der Gedanke an die vergangenen Tage ließ ein Lächeln auf ihrem Gesicht und ein warmes Gefühl in ihrem Herzen zurück. Sie hätte nie gedacht das backen so viel spaß machen kann. Bisher hatte sie die Hasen aus Kringelteig auch nicht essen wollen. Eigentlich wusste sie, dass sie früher oder später verderben würden. Aber irgendwie waren sie auch zu schade um sie zu essen.
Ihr fröhlicher Gedanke wurde urplötzlich überschattet, als sie das Geschehen in ihrer Erinnerung weiter verfolgte. Diese Fragen, warum tun Erwachsene so was? Warum verstehen sie nicht das es Dinge gibt über die sie einfach nicht sprechen wollte. Dinge die ihr wehtaten. Am liebsten wäre sie aufgestanden und hätte es ihm in sein Gesicht gebrüllt. Ihm seine Fragen einfach lauthals beantwortet. Nein, ich habe keine Familie, ich habe kein zu Hause, ich habe niemanden der sich um mich kümmert und ja, ich werde gezwungen böse Dinge zu tun und lieb hat mich auch niemand.
Wie sie dann wohl schauen würden, alle miteinander. Aber so etwas zu sagen wagte sie nicht. Sie wusste sehr genau das ihr nichts Gutes blühte, wenn sie die Wahrheit sagen würde.
Und so rollte sie sich nur wieder in ihrer Ecke zusammen und versuchte an etwas Schönes zu denken. Doch auch das wollte ihr nicht mehr gelingen.
Sie dachte an ihre Freunde, die Kinder mit denen sie so lange zusammen gelebt hatte. Sie fragte sich ob die Kinder sie vermissten, ob sie sich sorgen machten. Aber wahrscheinlich wurde ihnen genau dasselbe erzählt, was immer erzählt wurde, wenn ein Kind plötzlich verschwand. Plötzlich fragte die Kleine sich, wie viele andere Kinder aus diesem Haus ihr Schicksal teilten. Wie viele ebenfalls so weit fort gebracht und allein gelassen wurden.

Ihr wurde abwechselnd heiß und kalt. Irgendwas stimmte doch wieder nicht. Sie war wieder krank, aber sie wollte diese ganzen ekligen Flüssigkeiten nicht trinken. Einen Moment lang dachte das Mädchen darüber nach aufzustehen und hinaus zu gehen. Doch im nächsten Moment hatte sie schon keine Lust mehr sich zu rühren. Eigentlich wollte sie einfach nur schlafen und ein paar schöne Träume haben.
Mit dem festen Vorsatz von etwas schönem zu träumen schloss sie ihre Augen. Ihr war noch immer furchtbar kalt.
Nur ihre Stirn, die glühte.

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BeitragVerfasst: 10.01.08, 00:30 
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Als die Kleine wieder in ihrem Versteck ankam, kuschelte sie sich so schnell wie möglich in ihrem Nest aus Fellen zusammen. Mit dem festen Vorsatz es nicht wieder zu verlassen, zumindest vorerst nicht.
Eine Woge des Schmerzes durchflutete ihren kleinen Körper. Doch der Schmerz kam nicht von einer Verletzung oder von der Anstrengung des Tages. Es war ein Schmerz der viel tiefer saß, in ihrem Herzen oder ihrer Seele. Wie ein Dorn der sich nach jedem Ereignis immer tiefer in ihr Innerstes bohrte und sie allmählich zu verzehren begann. Je mehr sie sich öffnete und die Fragen beantwortete, desto schlimmer wurde es in ihr. Erst war es die Magd gewesen, der sie ein paar Geheimnisse preisgab. Ein schlimmer Fehler, wie sie hinterher feststellen musste. Denn sie erhielt nur mitleidige Blicke, bevor sie wieder in die grausame Kälte hinaus geschoben wurde. Ja, sie hatte sich mehr erhofft. Doch sie war ja selbst Schuld, denn sie war es auch immer selbst die Hilfe meistens ablehnte. Warum wusste sie nicht einmal selber. Wohl aus Angst.
Am Abend versetzte ihr der Hofmagier einen heftigen Stich, als sie gestand nicht lesen zu können. Er machte ihr daraufhin deutlich klar, dass diese Bildung wichtig sei und das man ohne wohl nicht einmal Liebe erfahren würde.
Warum man dumme Menschen wohl nicht liebte? So was wusste sie nicht, es tat ihr nur weh.
Dann war da noch der Anwärter, der nun keiner mehr war. Der Mann der den Dorn mit jeder Frage tiefer trieb und sie an den Rand einer Schlucht trieb. Er wollte, nein verlangte das sie ihm vertraute, sich berühren lies. Doch sie wusste praktisch nichts über ihn. Ob man ihm nun vertrauen konnte oder nicht. Ob und was er genau von ihr wollte wusste sie auch nicht. Auch ihre Fragen brachten sie nicht weiter. Sie war nur das kleine Mädchen von dem er verlange, dass es gehorsam war und tat was er wollte. Allmählich kam ihr doch der Verdacht auf das er nichts Gutes wollte. Er presste sie bei jedem Gespräch gewaltsam in eine Ecke, wo ihr nur noch die Flucht blieb.

Auch das Gespräch mit dem unsichtbaren Wesen, das sich niemand nannte, ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie wusste nicht was er von ihr erwartete. Was sie an der Geschichte begreifen sollte.
Doch was ihr daran wirklich auffiel war die Grausamkeit der Götter, welche ihre Kinder aufeinander hetzten weil sie, als Unsterbliche, nicht dazu in der Lage waren einen Sieg in diesem Krieg hervor zu bringen. Dieser Gedanke stimmte sie traurig, aber auch ängstlich. Dann das grenzte an Ketzerei oder ging schon darüber hinaus.
Sie würde es nicht mehr wagen diese Geschichte jemand anderem zu erzählen. Insgeheim hoffte sie noch einmal mit dem Wesen sprechen zu können und vielleicht würde er ihr sogar mehr erzählen.

Der Höhepunkt, oder Tiefpunkt, ihres Abends bestand aus einem Besuch bei den Elfen. Sie sehnte sich seit einigen Tagen nach ihren Freundinnen und an diesem Abend traf sie sogar Elfen in ihrem Haus an. Sie wollte nicht stören, wurde aber freundlich zum Tisch gebeten. Die Elfen besprachen Dinge die sie nicht verstand und das Mädchen ging ihren Gedanken nach. Plötzlich zersprang eine Flasche und verteilte ihren grünen Inhalt im Raum und auf den Kleidern. Dies jagte ihr einen gehörigen Schrecken ein. Und kurz darauf stoben die Elfen fort ohne einen Blick oder ein Wort für sie übrig zu haben.
Sie hatte gehofft mit einer von ihnen über das Angebot bei ihr zu bleiben, sprechen zu können. Doch während sie das Haus der Elfen wieder verlies wurde ihr schmerzhaft bewusst das sie auch diese Chance vertan hatte. Denn zuerst hatte sie sie abgelehnt. Und nun war es zu späht dafür.

Das Mädchen rettete sich so schnell sie konnte in ihr Versteck unter der Stadt. In dem zerfallenen Schiff kam es einem fast nicht so vor, als würde man dort unten sein. Wäre der Geruch nicht gewesen.
Sie zog sich um und verkroch sich in den Fellen. Sie wünschte sich – mehr als je zuvor – das nun jemand bei ihr wäre. Eine Mutter die sie in den Arm nahm und ihr sagte, dass alles gut werden würde. Das sie keine Angst haben müsste. Oder das sie morgen einfach in einem großen warmen Bett irgendwo in Galadon aufwachen würde. Dann würde ihre Mutter auf der Bettkante sitzen und ihr erklären, dass alles nur ein böser Traum war, der nun vorüber ist.
Doch keiner ihrer Wünsche erfüllte sich.

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