Felas blasser Schein stirbt im Nahen des Dunkelzyklus und entzieht der in elegantes Weiss gehüllten Insel den letzten Hauch kümmerlicher Wärme. Kalt weht der Morsanwind aus Norden und zerrt an dem schäbigen Kleid einer mageren, namenlosen Gestalt, die in einer der schmutzigen Gassen Falkensees Schutz in einer Nische gesucht hat. Sie hat die Arme um ein graues Stoffbündel geschlungen, als ob sie etwas kostbares bewahren müsste. Ihre Augen sind geschlossen, denn das kostbare, das sie zu bewahren sucht, ruht in ihrem Herzen.
Kaum einen Zyklus zuvor noch hat sie am Markt gekauert und gebettelt. Gewandet in ein jämmerliches Kleid und in bittere Scham, während Ritter und Geweihte achtlos an ihr vorüber gezogen waren. Gegen Hunger und Kälte hat sie gekämpft und gegen die Erkenntnis, dass das Leben die kostbaren Fragmente wärmenden Glücks stets nur für die anderen bereit halten würde. Sie wollte ihre beschämende Wacht gerade aufgeben und die hohen Damen und Herren nicht mehr länger mit ihrer erbärmlichen Erscheinung beleidigen, als er vor ihr gestanden hatte. In seinen Bewegungen lag die filigrane Anmut seines Volkes und in seinen Augen lag die Weisheit von Äonen. Seine Gesten kündeten von dem Zauber des Blutes seiner Abstammung als er ihr seine Hand gereicht hatte. Wie ein plumper Tor im Angesicht strahlender Kostbarkeiten hatte sie gezögert, als ob allein die Berührung ihrer schmutzigen Hand die filigranen Linien seiner Finger besudeln könnte. Doch als sie in einem Augenblick verzweifelter Kühnheit ihre Hand in die seine legte, da verblasste Tarens kalte Ungerechtigkeit und die grimmigen Winde Morsans wichen angstvoll von ihr. Und als er ihr seinen Namen sang, als das tröstliche Lied elfischen Zaubers sie umrankte, da schloss sie die Augen. Und für einen bittersüssen Augenblick schmerzlicher Vergänglichkeit war sie ... glücklich.
Grimmig zischeln die kalten Winde des Morsan von Norden und krallen sich durch die engen Gassen Falkensees. Eine erbärmliche Gestalt, gewandet in jämmerliche Kleidung, kauert in einer Nische. Und in ihrem Herzen lauscht sie dem Lied des Elfen und ist glücklich.
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